Ein endloser Kampf
Hoffnung war wie die Sonne. Wenn du nur an sie glaubst, wenn du sie sehen kannst, wirst du niemals die Nacht überstehen.
Sonnenlicht.
Sie spürte es auf ihrer Haut und schmeckte es auf ihren Lippen. Die Wärme drang durch ihre Haut, sirrte durch ihre Adern und setzte sich in ihren Muskeln und Knochen fest. Verwirrung machte sich in ihrem Kopf breit, der sich anfühlt wie in Watte gepackt. Ihre Lider flatterten, als sie durch die Oberfläche der Schwärze drang.
Langsam öffnete sie die Augen, versuchte sich zu orientieren, wo sie war. Eine Gestalt, die sie nur schemenhaft wahrnahm, beugte über ihr. Ihre Hand berührte ihren schmerzenden Kopf, was das unangenehme Pochen noch verstärkte. Mit einem Ächtzen hievte Tami ihren sich wund und kraftlos anfühlenden Körper vom Erdboden hoch. Jede einzelne noch so kleine Faser ihres Körpers schmerzte. Mit jeder Sekunde würde die Umgebung klarer. Endlich begann sich ihr Blick wieder zu fokussieren. Zuerst glaubte sie Itachi über sich zu sehen, doch mit Enttäuschung stellte sie fest, dass es Kisame war, der über ihr beugte. Die Besorgnis in seinen Augen erschreckte sie und bescherte ihr ein ungutes Gefühl.
,,Gott sei Dank, du lebst. Itachi hätte mich getötet, wenn ich zugelassen hätte, dass du hier stirbst."
Erleichtert atmete er aus, dabei musterte er Tami noch immer mit dieser Besorgnis. Sein Blick huschte über ihren Körper. Wahrscheinlich suchte er nach Verletzungen.
Sie atmete tief ein, und ein Beben ging durch ihren Körper. Es tat weh. Nur langsam drangen Kisames seltsame Worte zu ihr durch, brachten die verrückten Erinnerungen in ihr Gedächtnis zurück, die ihr einen mordlüsternen Itachi zeigten. Eine Seite an ihm, die sie nicht geglaubt hätte, dass er sie besaß. Schmerzhafte Eindrücke, die sie am liebsten vergessen wollte.
Doch so einfach war vergessen nun mal nicht, also begann das Leugnen.
,,Dieser Mann ... Das war nicht Itachi", brachte sie fast panisch hervor, was ihr einen mitleidigen Blick von Kisame einbrachte.
Allmählich schaffte Kisame etwas Abstand zwischen ihnen. Sein Blick wanderte ins Nichts.
,,Wenn du wirklich glaubst, was du da sagst, kennst du Itachi kein bisschen", gab er ungerührt und ohne ihr in die Augen zu sehen zurück. Es war nicht schwer zu erraten, warum er ihr nicht in die Augen sehen konnte. Er konnte es schlicht und ergreifend nicht, weil es wahr war, was er sagte.
Es traf sie hart, dass sie tatsächlich für einen winzigen Augenblick geglaubt hatte die tiefsten Abgründe Itachi Uchihas durchschaut zu haben, denn dem war nicht so. Wie dumm sie doch gewesen war. Angst kroch schleichend ihr Herz empor, um es mit eisernem Griff gefangen zu nehmen. Das Atmen fiel ihr plötzlich schwerer. Sie wagte es kaum die Worte auszusprechen, die ihr auf dem Herzen lagen.
,,Warum verbirgt er diese Seite von sich vor den Menschen, die er liebt?"
Als Kisame nicht sofort antwortete, begannen in Tami schlimme Zweifel zu wachsen, die sie so manche Entscheidung überdenken ließ, die sie in Bezug auf Itachi getroffen hatte. Diese quälenden Augenblicke brachten alles ins Wanken.
,,Weil er es selbst hasst, wenn er die Kontrolle über sich verliert. Es liegt an seinem Bluterbe, an dem Namen, den er trägt. Der Fluch der Rache. Liebst du ihn deswegen weniger?"
Kisames Frage löste etwas in Tami aus. Nachdenklich schweifte ihr Blick auf den Erdboden unter sich. Ihre Finger vergruben sich darin. Dunkle, beinah schwarze Erde, verbrannt durch die erbarmungslose Hitze oder erfroren durch die eisige Kälte. Kein Gras würde hier je wieder wachsen. Es mag ein seltsamer Vergleich sein, aber in diesem Moment verglich sie ihre Gefühle für Itachi mit den Jahreszeiten.
Flammend heiß oder eisig kalt.
Änderte es etwas an ihren Gefühlen für Itachi? Verschiedenste Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf. Sein seltenes Lächeln, das jedes Mal ihren Puls zum rasen brachte, seine zärtlichen Berührungen, die sie dazu gebracht hatten, sich lebendiger zu fühlen und seine dunklen Augen, die sie zu kennen schienen, wie es niemand sonst tat.
Wie könnte sie sich von dem Mann abwenden, der Licht in ihre Dunkelheit gebracht hatte?
,,Nein, es ändert rein gar nichts", entgegnete Tami mit fester Stimme, während sie sich vom Boden erhob, um sich den Staub von der Kleidung zu klopfen. Ihr Blick glitt in die Ferne. Sie gab sich selbst ein Versprechen. Sie würde nicht eher aufgeben, bis sie den Mann, den sie liebte aus den Fängen seiner eigenen Dunkelheit befreit hatte. Sie würde sein Licht sein.
Ihre Füße bewegten sich mit zielstrebigen Schritten. Tami trat die Reise an, die sie zu ihm führen würde. Das war ihre Bestimmung, das war gewiss. Instinktiv wusste sie wohin sie gehen musste, um ihn zu finden. Keine Zweifel hielten sie mehr zurück. Tami spürte tief in sich, dass ihre Liebe zu Itachi nur gewachsen war. So lange hatte sie dafür gekämpft, um von ihm gesehen zu werden und nun, wo sie sich auf Augenhöhe begegneten, würde sie sicher nicht zulassen, dass irgendeine dunkle Seite in ihm diese Bindung zueinander zerstörte.
Hinter sich vernahm sie Kisames schwere Schritte, die ihr zusätzlich Sicherheit gaben. Schritt für Schritt. Er war nah, sie konnte es spüren. Es war ihr beinah so, als würde er auf sie warten, um es zu beenden. Um das auszulöschen, was er als Schwäche ansah.
Ein langer Schatten verbarg sich hinter einem der Bäume, fest umklammerte Tami ihr Kunai. Langsam senkte sie den Kopf und stand still. Unwillkürlich beschleunigte sich ihr Puls. Jeden Moment würden sie aufeinander treffen, wie Feuer und Eis. Es würde ihre einzige Chance sein Itachi zurückzuholen, dessen war sie sich bewusst.
,,Ich wusste, du würdest kommen", sagte seine ihr all zu vertraute Stimme, als er aus den Schatten trat, um sich mir in den Weg zu stellen. Doch Itachi klang so anders, so kalt und abweisend.
,,Warum kannst du mich nicht einfach vergessen."
Als Tami kurz den Blick hob, um einen Blick auf seine Gesichtszüge zu erhaschen, erstarrte sie bei diesem Anblick. Das Blut gefror ihr in den Adern. Er sah so fremd aus, obwohl es Itachis vertraute Gesichtszüge waren. Doch dieser Itachi, der nun dicht vor ihr stand, hatte nichts mit dem gemein, den sie liebte. Seine sonst so wunderschönen Züge waren von Hass verunstaltet. Selbst in seinen Augen glühte der Hass und kein Fünkchen Mitgefühl. Sie öffnete die Augen weit, um deren besondere Wahrnehmung einzusetzen. Was sie sah, brach ihr Herz. Ein kalter Schauder lief über ihr Rückgrat. Das Kunai fiel geräuschvoll aus ihren Händen zu Boden und ließ sie schutzlos zurück.
In Itachi vibrierte eine Energie, die den ganzen Planeten zerbersten lassen könnte. Er besaß keinen Bruchpunkt mehr. Er war der Bruchpunkt. Itachi schien mit etwas in seinem Inneren zu ringen. Er erweckte den Eindruck, gegen ein Ungeheuer zu kämpfen, das sich seinen Weg aus seiner Brust bahnen wollte. Tami konnte das Ungeheuer in Itachi fühlen, ein tatsächlich existierendes Monstrum, zu real, das ihn von innen her verschlang.
Alles hing jetzt von ihr ab. Alles. Wie Tsunade einst in weißer Voraussicht sagte.
Blitzschnell war er bei ihr, um ihr sein Kunai gegen die Kehle zu pressen. Ihre Mundwinkel hoben sich, als eine ähnliche Begegnung ihr in den Sinn kam. Seine Bewegungen waren nur mit dem Byakugan wahrnehmbar gewesen.
,,Ich hätte nicht gedacht, dass du es mir so einfach machst", flüsterte er gefährlich leise, während sich seine Mundwinkel zu einem diabolischen Grinsen verzogen, das ihr augenblicklich die Nackenhärchen aufstellte.
,,Empfindest du gar nichts für mich?" In ihrer Stimme lag eine bittere Schärfe. Ihre Frage brachte ihn zum Lachen, als hätte sie einen Witz erzählt. Er verhöhnte sie mit diesem für sie schmerzhaften Geräusch. Kraft glühte in Itachis Augen und warf einen düsteren Schein.
,,Der Teil, der dich vergöttert ist gerade verhindert, Süße", gab er ihr zur Antwort. Entsetzen packte Tami. Es war schlimmer als ein Würgegriff. Ihr fehlte die Kraft gegen Itachi zu kämpfen, um gegen das Kunai, das gegen ihre Kehle drückte zu kämpfen. Er war zu stark für sie.
,,Du würdest es nicht wagen!", knurrte Kisame ein paar Schritte hinter ihnen, was Itachi dazu veranlasste das Kunai fester gegen die empfindliche Stelle ihres Halses zu drücken. Seine Augen wild und kalt. Sie glühten wie die eines Raubtiers.
,,Doch ich kann. Zwar würde mich mein anderes Ich dafür hassen, aber was solls. Er wird keine Chance bekommen zurückzukommen."
Die grimmige Gewissheit in seiner Stimme sagte Tami alles, was sie wissen musste. Dieser Itachi würde sie töten. Es gab daran keinen Zweifel, aber anstatt Angst zu verspüren, fühlte sie sich mutig. Mutiger, als je zuvor. Furchtlos sah sie ins Gesicht der Dunkelheit und erkannte darin ihre Zukunft.
Ein wirrer Gedanke blitzte in dem Gedankenchaos in ihrem Kopf auf. Kurz schloss sie die Augen, bevor sie sie wieder öffnete, um den Blick auf Itachis groteske Züge zu richten.
Jetzt sah sie nur noch eine Chance. Das Schicksal stand auf Messers Schneide. Ohne darauf zu achten, wie weit das Kunai bereits in ihr Fleisch schnitt, überwand sie die Distanz zu seinen Lippen. Er schmeckte gleich. Das Gefühl noch genauso berauschend, wie zuvor. Eine Welle von Emotionen überrollte sie, je länger sie den Kuss andauern ließ. Die Luft um sie schien in Flammen zu stehen. Ihre Knie wurden Butterweich. Stolpernd wich Itachi zurück und unterbrach somit den Kuss. Seine Augen waren weit aufgerissen.
War sie mit dem Kuss zu ihm durchgedrungen?
Als würde er unerträgliche Schmerzen leiden presste er sich die flache Hand gegen die Stirn. Der Ausdruck seiner Gesichtszüge veränderte sich. Der Itachi, den sie liebte begann endlich zu kämpfen. Vorsichtig tat sie einen Schritt auf ihn zu, doch sofort hob er abwehrend die Hand.
,,Nicht, ich könnte dich verletzen", presste er unter schweren Atemzügen hervor. Sein Blick huschte zu der Wunde an ihrem Hals. ,,Noch mehr verletzen."
Unwillkürlich wanderte ihre Hand zu ihrem Hals, dort wo etwas Warmes hinab lief.
,,Du bist es", flüsterte Tami, wobei sie die freie Hand nach ihm ausstreckte.
Er starrte erst die Hand an und danach sah er ihr in die Augen.
Was würde Itachi nun tun?
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