Der Mann, den ich nicht lieben sollte
Nach wie vor stand Tami wie angewurzelt im Flur und starrte ein wenig verloren auf die Stelle, an der eben noch der Uchiha gestanden hatte. Ihr Herz hämmerte unangenehm gegen ihren Brustkorb. Unwillkürlich zitterte ihre Hand.
Der Ausdruck in seinen Augen, als er allmählich zu realisieren begann, dass ausgerechnet sie seine unfreiwillige Begleitung werden würde, war eine wahre Beleidigung. Genauso gut hätte man ihr einen Eimer Eiswasser über den Kopf gießen können. Was hatte sie diesem verfluchten Uchiha nur getan, dass er sie wie Luft behandelte? Zu allem Überfluss würde sie auch noch Fuu begleiten, dem sie seit ihrem Treffen auf dem Hokage Felsen aus dem Weg ging. Super oder?
Was dachte sich Tsunade eigentlich dabei? Sie wusste um den anhaltenden Konflikt in ihrem Clan, weil deren Meinung nach, sie Itachi zu nahe stand. Oder zu viel in ihm sah. Was in den Augen der Ältesten dem Ansehen des Clans erheblichen Schaden zufügte.
Und dennoch hatte Tsunade ausgerechnet sie ausgewählt. Warum?
Das unbändige Gefühl von Wut packte Tami, während sie so darüber nachdachte, sodass sie sich wieder dem Büro zu wandte. Die Tür war noch offen, doch Danzo und Fuu waren fort. Ohne Umschweife betrat sie den Raum, wobei Tsunade fragend zu ihr aufsah. Urplötzlich fühlte sich ihr Mund trocken an und die Wut, die sie sich hatte mutig fühlen lassen, war wie weggefegt. Ihr Kopf war auf einmal leer.
,,Tami?", fragte Tsunade nach einigen Sekunden.
,,Warum?", brachte Tami mühsam hervor.
Sie zuckte zusammen, denn sie hatte nicht erwartet, dass Tsunade sich erhob. Sie kam näher, um ihre Hände zu umfassen. Der Blick, mit dem sie Tami bedachte, war warm, beinah weich. Es hatte so gar nichts mehr von der strengen Tsunade.
,,Weil nur du ihn zähmen kannst."
Verwirrt zog Tami ihre Brauen zusammen. Ihre Worte ergaben keinen Sinn für sie. Tsunade ließ ihre Hände los, um sich wieder ihrer Arbeit zu widmen. Und sie stand einfach mit leicht geöffneten Lippen da, bis sie sich aus ihrer Trance befreit hatte. Es gab nichts mehr, was sie sagen oder tun konnte. Abrupt wandte Tami sich ab, um mit schnellen Schritten dem Büro zu entfliehen. Beinah achtlos stürzte sie durch die Gänge bis ins Freie, wobei sie ein paarmal einige Shinobis anrempelte. Diese starrten Tami verwundert oder verärgert an. Schwungvoll riss sie die Eingangstür auf.
Ihr Blick schweifte wie von selbst zum Hokage Felsen - ihrem Zufluchtsort. Mit zielstrebigen Schritten hastete sie förmlich den steilen, felsigen Weg hinauf. Im Moment wusste Tami nicht, ob sie weinen oder Lachen sollte. Oben angekommen brannten zwar ihre Lungen, doch ihre Gedanken waren noch kein bisschen klarer. Beinah verzweifelt sog sie gierig Sauerstoff in ihre schreienden Lungen. Nun stand sie über den Felsköpfen und ließ ihren Blick unschlüssig über das Dorf schweifen, das sie so liebte.
Eine Weile stand sie so da, bis unerwünschte Schritte näher kamen. Ihr Herz begann zu rasen, ihr Puls sich zu beschleunigen. Ihr Magen verkrampft sich unangenehm. Doch nicht die Person, die sie erwartet oder gewünscht hatte, trat nun neben sie.
,,Hey, ich dachte mir, dass ich dich hier oben finden würde", sagte Fuu mit überschwänglicher Freude in der Stimme.
Jeder noch so kleine Teil seines Körpers drückte diese erwartungsvolle Vorfreude aus. Er strahlte über das ganze Gesicht. Warum er sich so freute, war ihr schon bewusst. Diese Freude konnte Tsmi nur nicht teilen. Hastig schenkte sie ihm ein gezwungenes Lächeln, damit er ihren Schmerz nicht bemerkte, obwohl sie sich diese Mühe hätte sparen können. Denn Fuu war, so mit reden beschäftigt, dass er ihrem Gemütszustand keinerlei Beachtung schenkte.
Fuu redete und redete, sodass ihr bereits der Kopf schwirrte.
,,Ich muss packen!", unterbrach sie seinen Redefluss schroff. Verwirrt sah er sie an. Klappte den Mund auf und zu, als wolle er irgendetwas sagen, doch am Ende blieb er stumm.
Abrupt drehte Tami sich um. Ihre Füße rannten den steinigen Weg in einem Tempo hinab, sodass sie beinah über ihre eigenen Füße gestolpert wäre, wenn da nicht plötzlich Itachi vor ihr aufgetaucht wäre. Unsanft prallte sie gegen seine Brust, wobei sie an den Armen packte und festhielt, damit sie nicht beide den Halt verloren und zu Boden stürzten.
Sein fester Griff auf ihrer erhitzten Haut löste erneut geheimen Sehnsüchte aus. Ein wohliger Schauer, der sich in ihrem gesamten Körper auszubreiten begann. Tami wollte nicht, dass die Berührung endete, sie wollte mehr von diesem Gefühl. Unwillig hob sie den Blick, um ihn anzusehen, was sie besser nicht getan hätte, denn schon war Tami wieder in seinem Bann. Ihr Blick verschmolz mit seinem. Die Welt schien in dieser Sekunde still zu stehen, bis Fuus Stimme sie in die Realität zurückbeförderte. Hastig ließ Itachi seine Finger von ihren Armen sinken, als hätte ihre Haut ihn verbrannt.
,,Da hattest du noch mal Glück, dass Itachi zufällig vor dir aufgetaucht ist, Tami."
Natürlich hatte Fuu ihr Missgeschick mitbekommen. Aber was Tami noch weniger gefiel, war die Tatsache wie Fuu das ,,zufällig" betonte.
,,Was willst du damit andeuten?", knurrte Itachi, dem die Anspielung ebenfalls nicht entgangen war. Sein Blick vollkommen auf Fuu fixiert.
,,Ach komm schon Uchiha, gib doch zu, dass du Tami gerne in deinem Bett hättest. Oder meinst du, ich kenne die Gerüchte nicht, die über Tami und dich in Umlauf sind?", blaffte Fuu viel zu eifersüchtig für Tamis Geschmack zurück.
Welche Gerüchte?
Sie hatte keinen blassen Schimmer, wovon Fuu sprach. Noch nie hatte Tami Derartiges gehört. Aber woher auch, sie machte sich nichts aus Gerüchten. Perplex blickte sie von einem zum anderen. So wie es aussah, wusste Itachi wovon Fuu sprach. Plötzlich lag eine Spannung in der Luft. So als ob ein Streichholz auf den aus getrockneten Boden fallen würde, um ein unkontrollierbares Feuer zu entfachen. Tami konnte es förmlich Knistern hören. Noch immer starrten die beiden sich an, als wäre sie gar nicht anwesend.
,,Sag das noch mal!", entgegnete Itachi mit einer Stimme, die ihr Angst einjagte. Sie war plötzlich so kalt, wie ein Schneesturm im Winter.
Jedes noch so kleine Härchen auf ihrem Körper stellte sich auf. Sie wagte es nicht, einmal ihn anzusehen, doch als er einen bedrohlichen Schritt auf Fuu zu machen wollte, legte Tami ihre Hand auf seine Brust. Die Berührung ließ ihn innehalten. Ihre Blicke begegneten sich. Erst jetzt bemerkte sie, dass Itachi sein Sharingan aktiviert hatte. Diese rot glühenden Augen übten eine noch nie da gewesene Faszination auf sie aus. Tami schluckte unter der Intensität dieses Blickes.
Sein Gesichtsausdruck wurde etwas weicher, während er sie mit einem Blick, den sie nicht deuten konnte betrachtete. Langsam, beinah wie in Zeitlupe beugte er sich vor. Sein Atem kitzelt an ihrer Halsbeuge, als er in ihr Ohr flüsterte.
,,Keine Sorge, ich tue ihm nichts", flüsterte er so leise, sodass sie sich anstrengen musste ihn zu verstehen.
,,Ich wollte euch nur ausrichten, dass wir aufbrechen", sagte Itachi nun wieder lauter.
Fuu gab nur einen grunzenden Laut von sich, als er an Itachi und ihr vorbei stürmte, wobei er Itachi absichtlich an der Schulter anrempelte.
,,Ich entschuldige mich für Fuus Verhalten", sagte Tami, wobei sie den Boden unter ihren Füßen studierte, nur um Itachi nicht ansehen zu müssen. Ihre Fingerspitzen brannten noch immer wegen der winzigen Berührung seiner Brust.
Ihre Gedanken fuhren gerade Achterbahn, denn sie stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde Itachis nackte Brust zu berühren. Wie definiert wohl seine Muskeln sein würden? Hatte er dort vielleicht einzelne Härchen? Wärme schoss ihr in die Wangen und ließ sie rot glühen. Die Scham, die sie über ihre schmutzigen Gedanken empfand, musste ihr deutlich anzusehen sein.
Kurz verzogen sich Itachis Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln.
,,Du bist nicht für seine Handlungen verantwortlich", erwiderte Itachi nun in lockerem Ton, während er sich bereits zum Gehen wandte. Anscheinend hatte er ihre Verlegenheit gar nicht bemerkt oder absichtlich ignoriert. Der flüchtige Moment war vorbei, der unnahbare Uchiha war zurück.
Noch immer völlig durcheinander kam Tami zuhause an, und versuchte ihre Sachen zu packen. Bei jedem Kleidungsstück, das sie in die rote Tasche fallen ließ, zitterten ihre Finger. Sie war so zerstreut, dass sie ein paar Anläufe brauchte, um sich wirklich sicher zu sein alles eingepackt zu haben. Mit einer tiefen inneren Unruhe huschte ihr Blick zur Uhr an der Wand. Erschrocken stellte Tami fest, dass sie zu spät kam. Hastig angelt sie nach ihrer Tasche, um aus dem Haus zu joggen. Ihr Herz hämmerte im Rhythmus ihrer Schritte. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass diese Mission etwas verändern würde. Ob zum Guten oder Schlechten vermochte sie nicht zu sagen.
Voneinander abgewandt warteten Fuu und Itachi bereits am Eingang Konohas auf Tami. Die Stimmung schien angespannt. Viel zu sagen würden sich die beiden wohl auf der Mission nicht haben, das stand fest. Als sie am Tor ankam warf Itachi ihr nur einen flüchtigen Blick zu, bevor er sich wortlos in Bewegung setzte, während Fuu auf sie wartete.
,,Weißt du das Ziel?", fragte sie Fuu.
Dieser schüttelte den Kopf. ,,Er redet nicht."
,,Nichts Besonderes", entgegnete Tami trocken, dabei entlockte sie Fuu ein Lächeln, was die Stimmung zwischen ihnen auflockerte.
,,Warum beschäftigst du dich so mit ihm?", fragte Fuu mit hochgezogenen Augenbrauen, während sie hinter Itachi herliefen.
Ihr Blick klebte an Itachis Rücken, als sie versuchte Fuus Frage zu beantworten.
,,Er ist kein schlechter Kerl, auch wenn er es behauptet."
Angewidert verzog Fuu das Gesicht, wobei er nun ebenfalls zu Itachi sah. ,,Er ist ein Clan Mörder. Was soll an so einem Kerl noch gut sein?"
Sein Herz. Die Menschen sahen immer nur das, was er getan hatte. Nicht das, was ihn wirklich ausmachte. Doch anstatt es auszusprechen, blieb sie stumm. Fuu würde ihre Gefühle nicht verstehen. Niemand tat das. Es war nur sie, die Itachi mit anderen Augen sah. Vielleicht auch, weil sie etwas für ihn übrig hatte.
Langsam begann die Sonne hinter den Baumwipfeln zu verschwinden. Wie lange sie wohl bereits liefen? Wahrscheinlich schon einige Stunden, denn allmählich Taten ihr die Füße vom Laufen weh. Ein stechender Schmerz kroch ihren Knöchel empor, je weiter sie liefen. Der Schmerz kam unerwartet, doch Tami versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie versuchte einfach weiterzulaufen. Eine Weile schaffte sie das tatsächlich, mit dem Aufgebot all ihrer Kräfte. Doch kurz darauf strauchelte sie, bevor sie keuchend auf ihre Knie sank. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding.
Augenblicklich war Itachi an ihrer Seite, sehr zum Missfallen Fuus. Er brauchte nur einen Blick auf den Fuß zu werfen, wobei er bereits missbilligend die Mundwinkel verzog.
,,Zieh den Schuh aus! Ich schau mir den Knöchel mal an", befahl er.
Zuerst kam Tami der Gedanke in den Sinn, zu widersprechen, weil sie es hasste, wenn er so mit ihr sprach. Aber der Schmerz pulsierte nun in Wellen in ihrem Fuß. Ihr fehlte nun einfach die nötige Stärke sich zu widersetzen. Also tat sie, was Itachi verlangte, ohne zu Hinterfragen. Während sie behutsam ihren Schuh abstreifte, schien Itachi überrascht, dass sie tat, was er gesagt hatte. Nun kniete er sich zu ihr auf den Boden, damit er vorsichtig ihren sichtbar geschwollenen Knöchel abtasten konnte. Bei der ersten Berührung zuckte Tami zusammen. Bei jeder weiteren federleichten Berührung ihrer langen Fingerspitzen stöhnte sie vor Schmerz leise auf.
,,Und Doktor Uchiha?", fragte Fuu sarkastisch.
Fuus Stichelei ignorierend sagte Itachi: ,,Tami kann so keinenfalls weitergehen, also machen wir eine Pause."
,,Es tut mir leid", wimmerte Tami, als Itachi sie in seine Arme hob.
,,Braucht es nicht, auch ich brauch eine Pause", erwiderte er, ohne sie dabei anzusehen.
Log er, damit sie sich besser fühlte? In seinem Gesicht war keine Emotion zu erkennen, was sie nur noch mehr verunsicherte.
,,Ich werde mich etwas in der Gegend umsehen", rief Fuu, als er schon in die weiten, dunklen Wälder verschwand.
Ohne Hast sammelte Itachi kleinere umliegende Äste und entzündete geschickt ein Feuer. Die warme knisternde Luft ließ Tami etwas entspannen. Oder war es doch seiner Nähe geschuldet?
,,Tut es noch sehr weh?", fragte Itachi mit Blick auf den Knöchel.
Einen Moment dachte sie über die Frage nach. Verspürte sie Schmerzen?
,,Wenn du bei mir bist verspüre ich seltsamerweise keinerlei lSchmerz."
Kurz flackerte eine Emotion über Itachis Gesicht, bevor sich seine Gesichtszüge verhärteten. In der Hoffnung etwas schlauer aus ihm zu werden, streckte sie ihre Fingerspitzen nach seinen aus, um sie zu berühren. Doch, bevor Tami seine Hand erreichen konnte, zog Itachi sie fort.
,,Nicht!"
Am liebsten hätte Tami geschrien ,,warum nicht", aber sie akzeptierte sein nein stumm und betrachtete nun wieder das Feuer. Wie die Flammen sich tänzelnd zum dunkler werdenden Himmel streckten. Die orangeroten Flammen erhellten sein Gesicht, das ansonsten in den Schatten lag.
Eine Weile saßen sie schweigend beisammen, bis Itachi das Wort ergriff.
,,Wusstest du von den hässlichen Gerüchten über uns?"
Wie kam er jetzt darauf?
Ruckartig wandte sie ihm ihr Gesicht zu. ,,Nein, und wenn ich es gewusst hätte, wären diese dummen Gerüchte mir auch egal gewesen."
Ein tiefer, beinah frustrierter Seufzer kam von Itachi.
,,Es sollte dir aber nicht egal sein. Warum kämpfst du meinetwegen gegen deinen Clan?"
Ah, er wusste davon. ,,Du bist heute aber ganz schön neugierig", entgegnete Tami mit einem breiten Grinsen. Es war so untypisch für ihn. Normalerweise redete er nicht sonderlich viel, selbst mit ihr nicht.
Abrupt erhob er sich und kniete sich nun dicht vor sie. Viel zu dicht. Sein Gesichtsausdruck blieb ernst, während Tami versuchte sich nicht durch den Geruch Itachis ihre Sinne vernebeln zu lassen. Itachi roch nach frischer Minze. Dieser Duft verführte ihre Sinne, sodass ihr das Denken immer schwerer fiel.
,,Hör mal Tami, ich verdiene dein Mitgefühl nicht. Es wäre zu deinem Vorteil, wenn du dich von mir fernhältst."
Was? Dachte er wirklich sie handelte nur aus Mitgefühl? War es das, was ihn zurückhielt?
,,Dummkopf, ich empfinde weit mehr als nur Mitgefühl für dich."
Urplötzlich herrschte Totenstille. Mist! Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie die Worte wieder zurückgenommen, doch nun war es zu spät ...
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