Kapitel 4 • suspicion
Bahrain, 1. April 2019
„Ich kann mich an nichts mehr erinnern von gestern", gähnte Lando, als er sich in unserem Privatflieger nach England niederließ.
„Das liegt daran, dass es gar nichts gäbe, woran du dich erinnern könntest. Du hast nur mit Carlos geredet und bist dann eingeschlafen", schmunzelte ich und verstaute meinen Rucksack über den Sitzen, ehe ich mich extra umständlich an Alex vorbei quetschte, um zu meinem heiß geliebten Fensterplatz zu gelangen. Ich stieg mit einem Bein über seine, auch wenn ich eigentlich genug Platz dazu gehabt hätte, es nicht zu tun. Manchmal machte es eben Spaß, seine Freunde zu ärgern.
Lachend drückte mich der Thailänder in die richtige Richtung. „Gott, du bist so ein Idiot. Jetzt hock dich endlich hin!"
Mit einem Grinsen auf den Lippen ließ ich mich auf den Sitz fallen und blickte kurz hinaus, allerdings war die Aussicht auf den Flughafen nicht wirklich spannend, weswegen ich mich zu Carlos richtete, welcher uns heute zurück nach England begleitete.
„Kannst du mir das Foto von gestern schicken?", fragte mich der Spanier dann und ich nickte sofort.
„Klar." Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und öffnete die Galerie, um das Foto herauszusuchen.
„Welches Foto?", wollte Lando verwirrt wissen. Alex, Carlos und ich teilten einen wissenden Blick, was ihn nur noch mehr verwirrte.
„Leute, was für ein Foto?", wiederholte er mit ernsterer Stimme, aber wir blieben stumm. Ich schickte derweil Carlos das Foto.
„Danke", kommentierte er diese Handlung und tippte auf seinem Handy herum.
„Carlos!" Jeglicher Scherz war nun aus Landos Stimme verschwunden, als er sich zu seinem Teamkollegen beugte, um ein Blick auf sein Handy zu werfen. Schnell reagierte dieser und drehte sich von ihm weg.
„Das ist nicht fair!", beschwerte Lando sich. „Zeigt mir das Foto!"
„Wird das Baby jetzt sauer?", neckte ich ihn amüsiert und zog eine Augenbraue hoch. Er warf mir einen brennenden Blick zu, bevor er auffordernd seine Hand in Carlos' Richtung ausstreckte.
Der Spanier blickte auf Landos Hand, dann auf sein Handy und schließlich in Landos Gesicht. Mit einem unschuldigen Lächeln legte er seine Hand in Landos, woraufhin Alex und ich in Lachen ausbrachen.
Natürlich wollte der junge Brite eigentlich Carlos Handy haben und nicht seine Hand, weswegen er jetzt rot anlief und seine eigene Hand zurückzog. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust. „Ach, ihr könnt mich mal", murrte er bloß beleidigt.
Mein Blick glitt zu Carlos, der ihn mit einem liebevollen Lächeln beobachtete. Dabei strahlten seine Augen so viel Zuneigung aus, dass ich mich wunderte, wie Lando das noch nicht bemerkt hatte. Dann wiederum...es war Lando. Es würde wohl etwas dauern, bis er verstehen würde, warum Carlos ihn so anblickte.
„Ich bin mir sicher, dass Carlos gerne auf deinen Wunsch zurückkommen würde", kommentierte ich seine Aussage. Jetzt war es der Ältere, welcher mir einen empörten Blick zuwarf.
Alex neben mir schüttelte den Kopf und seufzte: „Ich glaube, es reicht jetzt, George."
Er nahm mir mein Handy aus der Hand und entsperrte es. Alex war der einzige, der mein Passwort wusste. Durch unsere lange Freundschaft musste ich vor ihm nichts verheimlichen oder mich unsicher fühlen, dass er private Nachrichten las, wenn er mein Handy benutzte. Ich konnte ihm einfach vertrauen, dass er keine scheiße machte.
Er öffnete erneut das Foto und streckte das Handy dann Lando entgegen, damit er es nehmen konnte. Kurz wollte ich protestieren, ließ es unter dem warnenden Blick meines besten Freundes jedoch.
Als Lando das Foto sah, wurde er erneut rot und biss sich auf die Lippe. Er gab mir das Handy zurück, während sein Blick stets Carlos mied, wofür ich ihn verfluchen könnte, andererseits auch nichts mehr dazu sagen wollte. Wenn er Carlos' liebevolles Lächeln gesehen hätte, wäre es ihm vielleicht nicht mehr so peinlich gewesen. Ich war mir zumindest sicher, dass der Spanier es gestern ziemlich genossen hatte, Lando so nah zu sein.
Das Flugzeug fing irgendwann an sich zu bewegen, weshalb ich mir meine Kopfhörer in die Ohren steckte und wieder aus dem Fenster schaute. Währenddessen legte Alex seinen Kopf auf meine Schulter. Kurz blickte ich zu ihm herunter, seine Augen waren fast geschlossen und sein Atem ging flach.
Natürlich wusste ich, dass Alex unter leichter Flugangst litt und dann gerne Mal Schutz bei anderen Personen suchte. Ich drehte meine Hand um 180°, sodass meine Handfläche nach oben zeigte und mein Handrücken auf meinem Bein lag. Somit gab ich ihm die Möglichkeit, nach ihr zu greifen, wenn er es brauchte.
Tatsächlich dauerte es nur wenige Sekunden, bis er seine Hand in meine legte und ich unsere Finger miteinander verschränkte. Kurz drückte ich sie, dann legte ich meinen Kopf auf seinem ab. Wieder sah ich nach draußen, da das Flugzeug mittlerweile abhob.
Alex verkrampfte sich etwas und drückte meine Hand fester, weswegen ich sanft mit dem Daumen über seinen Handrücken fuhr. Nach einer Weile schien es zu wirken und er entspannte sich merklich.
Erneut drehte ich meinen Kopf leicht, sodass ich zu ihm schauen konnte. Er hatte sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben und die Augen nun ganz geschlossen. Lächelnd betrachtete ich ihn. Er sah so unfassbar unschuldig und süß aus, dass es mein Herz schneller schlagen ließ.
Dann besann ich mich aber des besseren und wandte meinen Blick von ihm ab. Stattdessen fiel er auf Lando. Er hatte seine Beine auf Carlos Schoß gelegt, wie ich Kopfhörer in den Ohren und beobachtete gespannt seinen Laptop, der auf seinen Beinen ruhte. Vermutlich schaute er eine Serie. Carlos war währenddessen am Handy und warf hin und wieder einen Blick nach draußen.
Somit folgte ich seinem Beispiel und betrachtete die vorbeiziehenden Wolken, ehe die Musik aus den Kopfhörern mir immer entfernter vorkam und die Dunkelheit mich umhüllte.
—
Ich erwachte, als mein Kopf plötzlich gefühlt ins Nichts rutschte. Sofort war ich hellwach und richtete mich verwirrt auf. Was war gerade passiert?
Verschlafen blinzelte ich und erkannte jetzt Alex und Lando, welche mich mit einem Schmunzeln betrachteten. Beide standen im schmalen Durchgang, welcher auch zur Tür nach draußen führte.
„Was zur Hölle?", murmelte ich noch mit rauer Stimme und fuhr mir durchs Gesicht. Alex musste einfach aufgestanden sein, wodurch mein Kopf keine Stütze mehr hatte.
„Guten Morgen, Süßer", begrüßte mich Lando, während er seinen Rucksack schulterte. Alex runzelte bei seinen Worten die Stirn und warf ihm einen undefinierbaren Blick zu. Auch Carlos schien nicht wirklich glücklich mit seiner Wortwahl zu sein.
„Ich hoffe, du hast gut geschlafen, aber wir sind da, also los, aufstehen!", forderte der Brite mich auf und klatschte in die Hände.
Ich verzog mein Gesicht. „Okay, kein Grund so einen Lärm zu machen", murrte ich und stand langsam auf, bevor ich wie Lando meinen Rucksack nahm. Zu viert verließen wir das Flugzeug und wurden von einem kleinen Shuttlebus in den Flughafen gefahren.
„Home Sweet Home", seufzte Lando zufrieden, als wir den Flughafen verließen und atmete mit geschlossenen Augen tief durch. Carlos beobachtete seine Handlung und fing an zu grinsen, ehe er den Mund öffnete, um etwas zu sagen. Allerdings schien er sich dagegen zu entscheiden, es laut auszusprechen. Stattdessen lehnte er sich zu Landos Ohr und flüsterte ihm etwas zu, was ihn leicht schlucken ließ. Mit hochrotem Kopf blickte er seinen Teamkollegen an, welcher immer noch breit grinste.
„Wir gehen dann mal", räusperte sich Lando verlegen und wandte sich an Alex und mich. Die beiden mussten die nächste Woche öfter Mal in ihr MTC, weshalb sie einfach zusammen bei Lando schliefen.
Zustimmend nickte ich und wir verabschiedeten uns von ihnen, ehe sie zu einem Taxi gingen.
„Was zur Hölle?!", wandte ich mich sofort geschockt an den Älteren. „Was war das denn?"
„Keine Ahnung", murmelte er schulterzuckend und schien genauso verwirrt wie ich. „Was auch immer Carlos ihm da zugeflüstert hat, es hat ihn auf jeden Fall aus der Fassung gebracht."
„Vor allem wollte er plötzlich sehr dringend gehen", bemerkte ich und verzog mein Gesicht. „Ich will mir eigentlich gar nicht vorstellen, was er gesagt haben könnte."
„Glaubst du, die haben was miteinander?" Alex legte den Kopf schief und zog seinen Koffer nun hinter sich her, als wir uns ebenfalls ein Taxi suchten. Ich würde heute noch bei Alex' Familie schlafen, bevor ich morgen weiter zu meinen Eltern fuhr.
„Ich könnte es mir vorstellen...aber hätte Lando uns nicht davon erzählt?", zweifelte ich.
„Vermutlich hätte er das", stimmte er mir zu und seufzte. „Wir müssen dringend mit ihm reden, wenn wir ihn das nächste Mal sehen."
„Aber mal ernsthaft, hast du gesehen, wie Carlos ihn anschaut?", lachte ich nun. „Wenn sie nichts miteinander haben: wie kann es Lando noch nicht aufgefallen sein?"
„Keine Ahnung", kicherte der Toro Rosso Fahrer und steuerte geradewegs auf ein Taxi zu. „Selbst ein Blinder hätte es schon gesehen."
Grinsend nickte ich. Wir redeten kurz mit dem Taxifahrer und verstauten unser Gepäck im Kofferraum, bevor wir einstiegen und losfuhren.
Ein wirklich verwirrender Tag ging somit zu Ende.
Ich bin mega glücklich, dass George derjenige ist, der Lewis ersetzt🤭 trotzdem wird der Champ hoffentlich bald wieder gesund und kann in Abu Dhabi wieder fahren (bitte?🥺🥺)
Kommentar von dreaming_t :
[Meine Lieben, selbst ein Blinder hätte auch schon bemerkt, dass ihr sie ganze Zeit miteinander turtelt, but okayyy. Carlos und Lando sind mega cute.🥺 Das Kapitel ist total süß und schön geschrieben.💘]
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