Kapitel 25 • "bicycle accident"
‼️Trigger-Warnung: Erwähnung von Gewalt‼️
Singapur, 19. September
,Ich habe heute Morgen mit Alex geredet und er hat mir versprochen, dass er dich nicht weiter ignoriert. Er ist gerade in sein Motorhome gegangen, du kannst jetzt also zu ihm.' Kaum hatte ich diese Nachricht von Lando empfangen, sprang ich auch schon vom Tisch auf, an dem ich mit ein paar Mitarbeitern einen Kaffee trank. Aleix zuckte erschrocken zusammen und blickte mich perplex an. Auch meine Ingenieure, die mit uns am Tisch saßen, unterbrachen ihr Gespräch, um sich zu mir zu drehen.
„Was machst du denn da?", wollte mein Trainer wissen. Peinlich berührt über meine Euphorie ausgelöst durch Landos Nachricht räusperte ich mich: „Ich muss dringend wohin. Kann das Teambriefing noch eine halbe Stunde warten?"
Flehend schaute ich in die Runde und sah, wie manche belustigt ihre Augen verdrehten. „Nur, wenn es dann dafür am Sonntag Donuts bei der Analyse vom Rennen gibt", meinte mein Renningenieur.
„Abgemacht!", stimmte ich sofort zu. Donuts konnte ich gerne mitbringen, jetzt musste ich unbedingt mit Alex reden, solange er Zeit hatte, und hoffentlich herausfinden, von wo er seine blauen Flecken hatte. Auf Fotos und in Videos waren mir bisher noch keine neuen aufgefallen, was aber wohl daran lag, dass er gestern und heute einen Pullover trug. Bei 30° Celcius trug er ernsthaft einen Pullover, also wenn das mal nicht auffällig war, dann wusste ich auch nicht. Niemand trug bei dieser Höllenhitze einen Pullover, vor allem nicht beim Trackwalk, wo keinerlei Schatten war. Niemand, außer eben Alex.
„Na gut, aber bei jeder weiteren Minute Verspätung, verdoppelt sich die Anzahl an Donuts, die du mitbringen musst. Halbe Stunde!", warnte mich mein Performance-Ingenieur und ich lachte: „Jaja, ist gut. Halbe Stunde."
Damit lief ich schnell aus dem Gebäude bis hin zum RedBull Motorhome. Zum Glück teilten sie sich diesen ja mit Toro Rosso, sonst wäre ich sicherlich aus Gewohnheit ins falsche Motorhome gelaufen. Da fiel mir auch ein, dass ich Alex noch gar nicht zu seiner Beförderung gratuliert hatte. Zwar hatten wir uns ja in Spa theoretisch gesehen, aber da hatten wir beide andere Gedanken gehabt als seinen Teamwechsel. Zu dem Zeitpunkt wäre es mehr als nur unpassend gewesen, wenn ich ihm gratuliert hätte, also würde ich das heute tun.
Aufgeregt betrat ich das große Gebäude und fragte nach Alex. Eine Mitarbeiterin beschrieb mir den Weg zu seinem Zimmer, wo ich mich dann auch direkt hin begab. Nervös klopfte ich an die Tür. Wie würde er reagieren? Ich meine, nur weil er nicht vor mir weglaufen würde, hieß das ja nicht, dass er unbedingt mit mir reden wollte.
„Ja?", gewährte mir dann Alex den Eintritt. Sofort öffnete ich die Tür und erstarrt bei dem Anblick. Er zog sich gerade ein frisches Shirt über, wodurch ich den riesigen blau-lilanen Fleck auf seinem Bauch sehen konnte. Der Kragen vom Oberteil verdeckte nur halb etwas an seinem Hals, was wie ein etwas zu gut gemeinter Knutschfleck aussah. Sag mal, war das getrocknetes Blut?
„Oh, hey", flüsterte Alex unsicher und trat einen Schritt zurück, während er nach einem Pullover griff, den er sich zusätzlich eilig überzog. Nun war sein Hals komplett verdeckt. Trug er deswegen diesen dicken Pulli? Damit niemand seinen Hals sehen konnte? „Sorry, ich dachte, du wärst Patrick."
„Uhm, alles gut", stammelte ich und zwang mich dazu, ihn nicht direkt mit meinen Fragen zu seinem Aussehen zu überrumpeln. Daher fragte ich erstmal vorsichtig: „Wie geht es dir? Herzlichen Glückwunsch auch zur Beförderung."
„Danke und mir geht es gut, ja, gut", meinte er und in dem Moment verfluchte ich mich dafür, dass ich ihn so gut kannte. Seine Augen, die nervös zur Seite huschten, das Kratzen am Nacken und das leichte Schulterzucken - er log. Ich erinnerte mich jedoch an das Versprechen, das ich Lando gegeben hatte. Heute würde ich mich nicht mit ihm über die blauen Flecke streiten, heute mussten wir uns aussprechen und wieder zueinander finden.
„Und dir?", stellte er dann die Gegenfrage. Ich lehnte mich an die geschlossene Tür und lächelte etwas: „Naja, es geht so. Im Prinzip ganz gut, aber du fehlst mir."
Bei meinem Geständnis wurde sein Blick weich und er erwiderte sogar für kurze Zeit mein Lächeln, bevor er dann betreten zu Boden schaute. „So ging es mir auch, als ich damals Kontakt mit dir abgebrochen habe. Irgendwie können wir nicht so wirklich ohne einander, was?" Auch wenn er versuchte, es locker herüberzubringen, hörte ich das Zittern seiner Stimme, als würde er am liebsten losheulen. Was war denn nur los mit ihm?
„Ja, vermutlich können wir das nicht", stimmte ich ihm zu und nickte in Richtung seines Sofas, das etwas größer war als meins. Alles war hier irgendwie etwas größer als bei uns. „Setzen wir uns? Ich muss dir was sagen."
„Okay", hauchte er und wir setzten uns zusammen hin.
„Ich habe eine Freundin, sie heißt Eileen", rückte ich mit der Sprache heraus. „Schon seit dem Rennen in Silverstone."
„Du hast...oh." Etwas verwirrt schüttelte er den Kopf und verschränkte seine Finger auf seinem Schoß. „Also war das in Ungarn nur eine Ausrede und du hast eigentlich unsere Freundschaft abgebrochen, weil du in einer Beziehung warst?" Er blickte wieder zu mir und ich konnte sofort erkennen, dass ihn das schwer traf. Oh Gott, was sollte ich denn jetzt sagen? Natürlich war das nicht so gewesen! Vielleicht war es ein Teilgrund gewesen, aber vor allem hatte ich es getan, weil die Vorstellung von Alex und Jack in einer Beziehung einfach zu verletzend war.
Sprachlos musterte ich ihn und nach einer Weile nickte er verstehend. „Ist okay, ist ja vermutlich sogar besser so", murmelte er leise.
„Vermutlich?", wiederholte ich überrascht. Gab es denn irgendein Szenario, in dem es nicht besser so war?
„Es ist besser so", verbesserte er seine Worte schnell und fuhr sich einmal durchs Gesicht. „Es ist definitiv besser so."
So ganz kaufte ich ihm das nicht ab, nickte aber trotzdem wortlos. „Ich werde mich aber von Eileen trennen, denke ich", fuhr ich also fort, um ihm zumindest auch noch das zu sagen. Ob es irgendwas zwischen uns ändern würde, wusste ich nicht, aber vielleicht brachte es ja was.
„Das tut mir Leid." Er rang sich ein mitfühlendes Lächeln ab, auch wenn es mehr wie eine Frage klang, als wäre er sich nicht sicher, ob es ihm wirklich Leid tat. Er verhielt sich wirklich merkwürdig. Er war ein ganz anderer Mensch als noch vor der Sommerpause. Lag das an seinem Umzug und somit auch an Jack?
„Warum?", wollte er schließlich wissen.
„Ich habe keine Gefühle für sie", nuschelte ich. „Manchmal muss man einfach ehrlich zu sich sein. Und so Leid es mir auch für sie tut, am Ende wird es das beste für uns beide sein."
„Das stimmt", antwortete er und schluckte bei meinen Worten leicht. Jetzt wäre der perfekte Moment gekommen, um ihn auszufragen, immerhin hatte ich ihm nun von Eileen erzählt. Allerdings sollte ich es wohl lieber langsam angehen.
„Wie ist es in Monaco? Lando hat mir erzählt, dass du dorthin gezogen bist?", fragte ich interessiert nach. Seine Schultern spannten sich an, als er zustimmend nickte.
„Ja, die Stadt ist wirklich schön. Ich kann zwar kein französisch, aber die Leute sind trotzdem total nett und offen für alles", fing er zögerlich an. „Es lässt sich ganz gut dort wohnen, aber ich vermisse England und vor allem meine Familie schon oft."
Natürlich war mir nicht entgangen, dass er kein Wort über Jack und das Zusammenwohnen mit ihm verloren hatte, weshalb ich möglichst beiläufig nachsetzte: „Und wie läuft es mit Jack so? Alles gut?"
Er zuckte unter meiner Frage merklich zusammen. „Interessiert dich das wirklich?", ging er sicher und legte den Kopf etwas schief.
„Ja, klar", meinte ich, auch wenn es nur die Halbwahrheit war. Ich wollte nicht wissen, wie es zwischen den beiden lief, ich wollte einfach nur wissen, ob Jack ihn schlug oder schlimmeres.
„Um ehrlich zu sein, läuft es nicht so gut", gab der Ältere zu. „Ich habe das Gefühl, dass wir uns etwas auseinander leben und öfter so kleine Streitereien haben."
„Geraten sie manchmal außer Kontrolle?" Ich lehnte mich etwas vor, um ihn eindringlich zu mustern und sofort rutschte er etwas von mir weg.
„Wie meinst du das?" Unsicher erwiderte er meinen Blick und runzelte die Stirn.
„In Monza hattest du blaue Flecken an den Armen. War das Jack?", fragte ich also direkt. Alex riss die Augen auf und für einen kurzen Moment war es still, dann schüttelte er schnell den Kopf.
„Nein! Nein, sowas würde er nie tun. Ich hatte...ich hatte nur einen Fahrradunfall!", sagte er panisch und schüttelte immer noch den Kopf.
„Okay, okay, alles gut. Es war ja nur eine Frage." Beruhigend legte ich eine Hand an sein Knie, bevor ich leicht darüber strich. „Du weißt, dass du mit mir reden kannst, wenn er so etwas tun würde?"
„J-Ja, aber er war es nicht, wirklich", nuschelte er und wich meinem prüfendem Blick aus.
„Ich glaube dir", flüsterte ich sanft, bevor ich ihn in meine Arme zog, auch wenn das eine dreiste Lüge war.
Das Gespräch und seine Reaktionen hatten nämlich bloß meine Annahme bestätigt: Irgendwas lief gehörig falsch in der Beziehung zwischen Alex und Jack. Jetzt musste ich ihn nur noch dazu bringen, dass Alex sich mir wieder komplett anvertraute und mit ihm Schluss machte.
Danke für die Rückmeldung zur Trigger-Warnung. Ich werde es jetzt einfach immer dazu schreiben!🖤
Ich hoffe, ihr habt/hattet einen schönen Samstag und noch ein schönes Wochenende🖤
Kommentar von dreaming_t :
[Yeees, Georgie, das hört sich gut an. Ich bin froh, dass Georgie endlich mit offen Karten spielt und sich trotz aller Geschehnisse wieder mehr um Alex kümmern will. Er scheint seine Hilfe wirklich sehr zu brauchen... my poor boy 🥺 Wirklich schönes Kapitel!<33]
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