Kapitel 18 • moving on
London, 5. Juli 2019
„Hey", lächelte ich, als ich Eileen vor dem Restaurant antraf. Ich hatte gestern doch noch den ganzen Tag bei Carlos und Lando verbracht und sie dann heute zu einem Date in London eingeladen, da es der einzige Abend war, den sie frei hatte, bevor ich zu meinem nächsten Grand Prix musste. Zwar war es auch der Grand Prix in Silverstone - und somit quasi hier um die Ecke - aber ich wollte sie trotzdem davor nochmal sehen. Vor allem, um ihr zu sagen, was ich arbeitete.
„Hi George", gab sie fröhlich zurück und ich umarmte sie sogleich. Die Umarmung fühlte sich gut an, aber trotzdem hatte ich nicht dieses merkwürdige Kribbeln im Bauch, was ich mir wünschte. Ich wollte mich in sie verlieben, um jeden Preis. Ich wollte von Alex wegkommen und ja, vielleicht wollte ich ihm auch zeigen, dass ich ihn nicht brauchte. Aber allen voran suchte ich wieder nach meiner glücklichen Art, die ich immer gehabt hatte und hoffte, sie mit Eileen zu finden.
„Wollen wir reingehen?", fragte ich die Jüngere, woraufhin sie nickte. Gentleman-like hielt ich ihr die Tür auf, sodass sie vor mir in das schicke Restaurant eintreten konnte. Ich kannte mich nicht wirklich mit dieser Art von Restaurants aus, aber ich war hier einmal mit Claire und Robert vor Saisonbeginn gewesen, da wir noch ein paar Dinge zu klären hatten und Claire die Besitzer kannte, wobei das Essen wirklich hervorragend gewesen war. Vermutlich immer noch etwas zu überteuert, aber Eileen war es mir wert. Außerdem war es etwas abseits gelegen, weg vom Trubel der Millionenstadt, was ich sehr begrüßte. Ich wollte nicht, dass uns womöglich Fans sahen und Fotos machten.
„Wow", entwich es ihr. „Jetzt bin ich wirklich neugierig. Verdient man als Taxifahrer so viel?" Neckend gab sie mir einen Stoß in die Rippen und wir lachten beide leise.
„Wie oft noch? Ich bin kein Taxifahrer", gab ich grinsend zurück. „Ich erkläre es dir gleich, versprochen."
Der Kellner am Eingang blickte auf, als wir beide bei ihm ankamen. „Haben Sie reserviert?", wollte er wissen.
„Jap, auf George Russell", meinte ich. Verstehend nickte er und blickte auf die Liste in seiner Hand, bevor er uns mit einer Handbewegung dazu aufforderte, ihm zu folgen.
„Sie waren vor ein paar Monaten schonmal mit Claire Williams und Robert Kubica hier, richtig?", erinnerte sich der Kellner richtigerweise.
„Ja, genau", meinte ich freundlich, als wir uns an den zugewiesenen Tisch setzten.
„Wie läuft es denn im Team?", erkundigte er sich interessiert. „Gibt es etwas neues? Claire war schon so lange nicht mehr hier." Bedauernd seufzte er und ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
„Die Stimmung im Team ist trotz allem ganz gut. Ich werde Claire sagen, dass sie mal wieder vorbeikommen soll, wenn Sie das wollen."
Auf mein Angebot reagierte er mit einem heftigen Nicken. „Das würde uns sehr freuen!"
Wir unterhielten uns noch kurz, bis er zurück an den Eingang lief, um neue Gäste zu empfangen. Eileen lehnte sich derweil zurück und verschränkte die Arme. „Claire Williams, hm? Ist das die Frau in deinem Leben?"
Auch wenn sie versuchte, es locker herüberzubringen, merkte ich den unsicheren und trotzdem fordernden Unterton in ihrer Stimme, der mir zeigte, dass sie auf jeden Fall etwas von mir wollte. Na gut, das war schon irgendwie von Anfang an klar gewesen.
„So ungefähr. Sie ist meine Chefin", meinte ich entspannt. „Keine Sorge, ich date niemanden." Ich machte eine kurze Pause, ehe ich lächelnd hinzufügte: „Außer dich."
Ein leichter Rotton bildete sich auf ihren Wangen, als sie mein Lächeln schüchtern erwiderte. „Claire Williams ist also die Chefin des Taxiunternehmens?"
„Oh, du kannst es wirklich nicht lassen, oder?", grinste ich und sie schüttelte den Kopf. Eine Kellnerin unterbrach uns kurz, als sie uns die Speisekarten gab, die wir dankend annahmen. Während ich meine Karte aufschlug, fing ich an zu erklären: „Claire Williams ist die Chefin von Williams Racing, einem Formel 1 Team. Ich fahre seit diesem Jahr für sie Rennen. Das ist mein Job."
„Das ist dein Job?", wiederholte sie verwirrt. „Rennen fahren, das war's? Wo ist der Haken?"
„Es gibt keinen Haken", lachte ich und schaute zu ihr. „Das ist wirklich alles, was ich mache."
„Das ist ein Scherz!" Ungläubig riss sie die Augen auf und lehnte sich etwas vor. „Und mit Auto fahren verdient man so viel Geld, um sich sowas leisten zu können?"
„Ich gehe hier ja nicht täglich essen", sagte ich schnell. „Das heute ist eine Ausnahme. Normalerweise koche ich selber oder bestelle mir was, wie jeder normale Mensch auch."
„Aha." Immer noch etwas skeptisch verzog sie das Gesicht. „Formel 1 also...Und wie oft gibt es diese Rennen?"
„Unterschiedlich, meistens alle zwei Wochen, aber es gibt auch mal zwei Rennen direkt hintereinander oder eben die Sommerpause und die ziemlich lange Winterpause. Zum Beispiel waren wir letztes Wochenende erst in Österreich für ein Wochenende. Nächstes Wochenende ist dann eins in Silverstone."
„Silverstone? Das ist ja direkt hier! Kann ich da hinkommen und zuschauen? Kostet das was? Wann ist es genau?", überhäufte sie mich mit Fragen. Kichernd griff ich nach ihrer Hand, damit sie sich beruhigte und mir richtig zuhörte.
„Also, theoretisch kannst du kommen, ja. Aber es ist nicht kostenlos, sondern sogar ziemlich teuer." Als ich den enttäuschten Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, fuhr ich schnell fort: „Außer ich lade dich als ein Gast ein."
„Und wie funktioniert das genau?", erkundigte sie sich und wurde durchaus hellhörig.
„Dafür muss ich dir das alles genauer erklären. Das Rennen findet sonntags statt, aber wir sind meistens ab Donnerstag schon an der Strecke unterwegs. Jedes Team hat sein eigenes Gebäude, sozusagen, wo sie ab Donnerstag sein können. Diese ,Gebäude' bilden den Paddock. Du bekommst dann von meinem Team einen Pass, mit dem du für diese Tage in den Paddock kommst und eben auch in unser Gebäude kannst. Direkt an der Strecke haben wir unsere Boxen, wo die Autos sind. Von dort könntest du zum Beispiel dann das Rennen schauen und auch die ganzen Sachen, die davor noch sind", erklärte ich es ihr genauer und sie nickte etwas überfordert.
„Was ist denn noch davor?", wollte die Kleinere wissen.
„Über Freitag und Samstag morgens verteilt haben wir insgesamt drei Zeitspannen, in denen wir mit dem Auto die Strecke fahren können, um zu trainieren. Samstag nachmittags ist dann unser Qualifying, wo wir uns die Startplätze für das Rennen am Sonntag sichern. Nach dem Qualifying ist noch die Formel 2. Das betrifft zwar nicht mich, ist aber trotzdem durchaus spannend anzuschauen. Theoretisch ist auch Sonntag vor dem Rennen noch ein zweites Rennen der Formel 2, wenn du das auch noch schauen willst", zählte ich belanglos auf und ihre Augen wurden größer.
„So viel? Innerhalb von drei Tagen?", hauchte sie fassungslos, während ich zustimmend nickte. Für einen Moment wurde sie still, dann nickte sie leicht: „Ich würde gerne kommen und dich fahren sehen."
„Freut mich." Ich drückte ihre Hand leicht. „Ich wollte sowieso zwei Freunde von mir einladen, die kommen wollten."
„Lando und Carlos?", vermutete sie und ich schmunzelte leicht: „Die muss ich nicht einladen, weil sie selber Formel 1 fahren, für ein anderes Team."
„Ihr seid also Gegner und trotzdem Freunde?", hakte sie irritiert nach.
„Genau. Die Freunde, die ich einlade, heißen Tim und Nathan. Sie sind etwas aufdringlich, aber sehr nett, also mach dir keine Sorgen."
„Hast du noch mehr Freunde aus anderen Teams?" Interessiert blickte mich Eileen an und ich spannte mich bei ihrer Frage sofort an, da mir natürlich sofort ein Name einfiel, den ich so gerne aussprechen würde, aber gerade war es eben sehr kompliziert. Trotzdem sollte ich es vielleicht erwähnen, da wir Alex vermutlich am Wochenende irgendwann begegnen würden. Und wenn sie mich auf Instagram fand, würde es sowieso Fragen aufwerfen, warum ich nichts von Alex erzählt hatte, obwohl wir ja augenscheinlich befreundet waren.
„Ja, im Grunde verstehen wir uns alle ganz gut", meinte ich also vorsichtig. „Mein bester Freund war eigentlich immer Alex Albon, aber das nicht nur im Paddock, sondern auch privat."
Erneut schien sie verwirrt zu sein. Langsam verschränkte sie unsere Finger und fuhr mit dem Daumen über meinen Handrücken, ehe sie sanft nachfragte: „War?"
„Wir hatten in letzter Zeit ein paar kleine Meinungsverschiedenheiten, aber das wird sich schon klären", versuchte ich möglichst entspannt zu sagen, auch wenn es nicht ansatzweise die ganze Wahrheit war. Es waren nicht kleine Meinungsverschiedenheiten, sondern verdammt große, und ich hatte absolut keine Ahnung, ob es sich überhaupt jemals wieder klären würde. Vielleicht, wenn ich irgendwann in einer neuen Beziehung war, ja. Vielleicht dann. Aber war ich gerade bereit für eine neue Beziehung?
Mein Blick fiel auf Eileen, die mich immer noch einfühlsam anblickte, dann auf unsere verschränkten Finger. „Es klärt sich bestimmt wieder. So jemanden wie dich will man doch gar nicht verlieren", behauptete sie und klang dabei so ehrlich, dass mein Herz nur so dahin schmolz.
Das war genau die Zuneigung, die ich gerade brauchte. Und selbst wenn sie nicht von Alex kam, war sie irgendwie trotzdem gut genug. Vielleicht würde eine neue Beziehung ja doch funktionieren.
Ich habe heute ENDLICH meine Präsentation in Englisch gehalten, nachdem ich seit einer Woche jeden Tag in die Schule gekommen bin und bereit war, sie zu halten🤭😂Georgie wäre stolz auf meine PowerPoint gewesen😁
Kommentar von dreaming_t :
[och Georgie nee... vertrag dich bitte mit Alex und sprecht euch aus, anstatt einen Lückenfüller für ihn zu suchen. Das kann doch nur schief gehen. :(( Und ja, ich wartete immer noch auf das versprochene Gespräch zwischen Georgie und Lando. Trotzdem gut geschrieben.<3]
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