Kapitel 13 • best friends...?
Montréal, 09. Juni 2019
Nachdem ich mich nach dem Rennen umgezogen hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zum McLaren Motorhome, um nach Lando zu schauen, da mein Renningenieur mir natürlich mitgeteilt hatte, dass er das Rennen abbrechen musste. Nun wollte ich für ihn da sein, so wie er auch die ganzen letzten Wochen für mich da war.
Ich klopfte an die Tür des Fahrerzimmers, in welchem ich die letzten Tage schon viel Zeit verbracht hatte, und öffnete sie, als Lando ,ja?' rief. Als ich eintrat, hellte sich seine Miene sofort auf. „Georgie!"
„Hey." Ich lächelte ihn mitfühlend an und ließ mich neben ihn auf das Sofa nieder. Zufrieden legte er seinen Kopf auf meine Schulter.
„Was machst du hier?", wollte er dann wissen.
„Dich aufmuntern und dir das hier vorbeibringen." Ich holte eine Tafel Schokolade aus meiner Jackentasche, die ich noch schnell aus meinem Motorhome geklaut hatte. Mit leuchtenden Augen schnappte er sie sich und öffnete die Packung.
„Du bist der Beste, danke!" Er schob sich genüsslich das erste Stück in den Mund, bevor er zufrieden die Augen schloss. „Mhhh...Jon würde mich töten, wenn er das sehen würde."
„Ein bisschen Schokolade wird schon nicht schaden", schmunzelte ich. „Außerdem ist es genau das, was man nach einem schlechten Rennen gebrauchen kann."
„Wo du Recht hast." Nachdenklich blickte er auf die Schokolade, dann gab er sie mir mit einem sanften Lächeln zurück. „Es gibt da glaube ich noch jemanden, der deine Anwesenheit und ein wenig Schokolade gebrauchen könnte, weil er ein schlechtes Rennen hatte."
Ironisch schnaubte ich und verdrehte die Augen. „Witzig", kommentierte ich schließlich seine Aussage, auch wenn sich mein Herz dabei zusammenzog. Natürlich wusste ich, wen er meinte - Alex. Allerdings hatten wir seit Barcelona, und somit seit fast vier Wochen, nicht wirklich miteinander geredet. Wir grüßten uns zwar, mehr aber auch nicht. Ich war also so ziemlich die letzte Person, die ihn aufmuntern sollte.
Der Thailänder musste sein Auto ebenfalls abstellen, warum wusste ich nicht so ganz. Was mir aber bewusst war, war, dass es ihm schrecklich gehen musste und das ließ mich auch nicht unbedingt gut fühlen. Trotzdem würde ich sicherlich nicht zu ihm gehen.
„Das war kein Witz", meinte Lando und seufzte schwer. „Es ist verdammt schwierig für mich, mich um euch beide zu kümmern und gleichzeitig meine Beziehung zu führen. Vor allem, wenn ich bei euch beiden immer wieder merke, wie sehr ihr euch gegenseitig vermisst. Also bitte, Georgie, er braucht dich und du brauchst ihn auch. Ihr müsst ja nicht über das reden, was in Barcelona passiert ist, aber ihr müsst endlich wieder füreinander da sein, so funktioniert das für niemanden mehr."
„Er vermisst mich?", hakte ich ungläubig nach, immerhin hatte ich das Gefühl gehabt, dass Alex ziemlich glücklich aussah, wenn ich ihm begegnete.
„Natürlich vermisst er dich! Ihr wart so lange beste Freunde, was denkst du denn? Dass ihm das alles gar nichts bedeutet hat? Dass es für ihn einfach war, das zu beenden?" Auffordernd hob Lando die Augenbrauen und hielt mir immer noch die Schokolade entgegen, nach welcher ich langsam griff.
Ja, um ehrlich zu sein hatte es sich schon so angefühlt, als wäre das alles für ihn ziemlich einfach gewesen. Es hatte nicht so gewirkt, als wäre es ein sonderlich großes Problem gewesen, dass er Jack über mich gewählt hatte und das, obwohl wir uns schon seit Ewigkeiten kannten. Jetzt, wo Lando allerdings in seiner Sache so sicher herüberkam, fing ich an, an diesem Gedanken zu zweifeln. Vielleicht vermisste er mich ja wirklich...
„Denkst du ernsthaft, dass er meine Nähe zulassen wird?", fragte ich trotzdem nochmal nach und sofort fing der Brite heftig an zu nicken, was mich schlucken ließ. Womöglich sollte ich nochmal bei Alex vorbeischauen.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Carlos trat wie selbstverständlich ein. „Oh, hey George", grüßte er mich dann etwas überrascht. Er hatte mich wohl nicht im Zimmer seines Freundes erwartet, so kurz nach dem Rennen.
„Hey." Langsam erhob ich mich und fuhr mir durch die Haare. „Ich wollte eh gerade gehen, jetzt ist es dein Job, dich um Lando zu kümmern."
„Niemand muss sich um mich kümmern, ich bin alt genug, um selbst klarzukommen", murrte der Jüngste von uns drei und brachte Carlos und mich somit zum Schmunzeln.
„Sicher." Meine Stimme triefte nur so vor Ironie, als ich zur Tür lief. Derweil nahm Carlos meinen Platz neben seinem Freund ein und legte einen Arm um ihn.
„Denk daran, was ich dir gesagt habe!", rief Lando noch, während ich schon halb aus der Tür getreten war. Ich hob nur meine Hand als Zeichen, dass ich verstanden hatte, bevor ich aus dem Zimmer trat. Davor warf ich allerdings noch einen letzten Blick hinein. Lando hatte seinen Kopf an Carlos' Schulter gelehnt und die Augen geschlossen, seine Hand lag auf dem Bauch seines Freundes. Derweil hauchte Carlos ihm immer wieder Küsse auf die Stirn, was mich lächeln ließ. Mein Kumpel war bei dem Spanier auf jeden Fall nach diesem durchaus beschissenen Rennen gut aufgehoben. Somit konnte ich beruhigt die Tür hinter mir schließen und das Motorhome verlassen.
Mein Blick glitt über den Paddock, wo er beim RedBull Motorhome hängen blieb, wo auch die Toro Rosso Fahrer ihre Zimmer hatten. Sollte ich es wirklich wagen und Alex aufsuchen? Ich schaute auf die Schokolade in meinen Händen, während ich mit mir rang. Okay, ein Versuch war es wert.
Nervös lief ich zu besagtem Motorhome und trat ein. „Hey, wo ist Alex' Zimmer?", fragte ich die erste Mitarbeiterin, die mir über den Weg lief.
„Theoretisch die Treppe da rechts hoch und dann das zweite Zimmer auf der linken Seite. Er ist aber gerade noch beim Teambriefing. Du kannst entweder in seinem Zimmer auf ihn warten oder ich bringe dich zu ihm, wenn du nicht lange mit ihm reden willst", meinte sie.
Ich stockte kurz und dachte nach, bevor ich antwortete: „Ich warte in seinem Zimmer auf ihn, danke." Denn das Gespräch würde vermutlich nicht so kurz werden. Sie nickte zustimmend und ich folgte ihrer Beschreibung, bis ich vor dem Zimmer stand. Langsam betrat ich es, ehe ich aufgeregt hin und her tigerte.
Vielleicht war es doch ein Fehler, dass ich hier war. Vielleicht sollte ich einfach die Schokolade hier ablegen und dann wieder verschwinden. Andererseits: es würde sicherlich merkwürdig rüberkommen, wenn eine angebrochene Schokoladentafel plötzlich in Alex' Fahrerzimmer lag. Außerdem hatte mich die eine Mitarbeiterin schon gesehen und vielleicht würde sie ihm sagen, dass ich da war.
Je länger es jedoch dauerte, bis Alex auftauchte, desto mehr Zweifel kamen auf. Es war definitiv ein Fehler, hier aufzukreuzen. Gott, was tat ich denn hier? Verzweifelt wollte ich das Zimmer schon wieder verlassen, als sich die Tür in dem Moment öffnete.
Wie angewurzelt blieb der Ältere im Türrahmen stehen und musterte mich sprachlos, während ich wohl aussah wie bestellt und nicht abgeholt. Unsicher streckte ich ihm die Schokolade entgegen. „Hier, Schokolade hilft bei schlechten Rennen. Sie ist leider nicht mehr ganz, weil Lando schon ein bisschen was davon gegessen hat, aber besser als gar nichts, richtig?"
Langsam breitete sich ein leichtes Lächeln auf Alex' Lippen aus und plötzlich kam er mit schnellen Schritten auf mich zu. Im nächsten Moment schlang er seine Arme fest um meinen Nacken. Überrumpelt hielt ich kurz inne, dann erwiderte ich seine Umarmung. Glücklich vergrub ich mein Gesicht in seiner Schulter und atmete tief seinen Geruch ein. Ich hatte ihn wieder bei mir...
In diesem Moment war mir alles egal. Mir war es egal, dass wir vielleicht nur diese wenigen Minuten miteinander verbringen würden, bevor wir uns wieder aus dem Weg gingen. Mir war es egal, dass er eigentlich diese Sache mit Jack am laufen hatte. Das einzige, was jetzt zählte, war, dass ich ihn in meinen Armen hielt. Und dieser kleine Augenblick war perfekt genug.
„Danke", nuschelte Alex irgendwann, ohne sämtliche Anzeichen, dass er sich lösen wollte. Daher verfestigte ich meinen Griff nur weiter und erntete dafür ein leises Seufzen von ihm.
Leider Gottes musste diese Umarmung irgendwann enden. Er fing langsam an, sich aus meinem Griff zu lösen und biss sich auf die Lippe. „Ich habe dich vermisst", gab er zu. „Und ich weiß, dass es meine eigene Schuld ist, aber ich habe dich trotzdem vermisst. Es war die letzten Wochen echt verdammt schwierig ohne meinen besten Freund an meiner Seite."
„Wem sagst du das", lachte ich leicht und schluckte meine Nervosität runter. „Ich habe dich auch vermisst, sehr sogar."
„Also, was meinst du: Wieder beste Freunde?" Mit seinem besten Hundblick schaute er mich an, weswegen ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
„Beste Freunde", stimmte ich ihm zu. Ein leises Quietschen entwich ihm, als er seine Arme wieder um mich warf, wenn auch diesmal nur kurz. Schnell entwendete er mir die Tafel Schokolade und öffnete sie genauso glücklich, wie Lando es vorhin noch getan hatte.
Gemeinsam setzten wir uns auf die kleine Couch und versanken in einem Gespräch über die letzten vier Wochen, während wir uns die Schokolade teilten.
Und mit einem Schlag hatte ich das Gefühl, als würde ich wieder wissen, wo ich hingehörte.
Tja, die beiden können nicht wirklich lange ohne einander auskommen...👀
Ich hoffe, ihr seid gut ins Neue Jahr gekommen&euch gefällt das Kapitel🖤
Kommentar von dreaming_t :
[toll, aber über eure Gefühle und den Grund, weshalb ihr euch überhaupt gestritten habt, redet ihr nicht, oder wie? Das kann ja nur schief gehen... 🥺 Naja, es ist schön, dass sie überhaupt wieder aufeinander zu gehen und reden. Es war wirklich cute, wie Alex Georgie direkt umarmt hat. Ansonsten sind Carlos und Lando wieder couple goals und das Kapitel ist toll geschrieben.<3]
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