Kapitel 11 • confession
Barcelona, 09. Mai 2019
Als ich am Donnerstagmorgen den Paddock betrat und zu meinem Motorhome lief, konnte ich nicht vermeiden, dass ich nach Alex Ausschau hielt. Wir hatten nicht mehr geschrieben, allerdings musste er heute irgendwann kommen und ich hoffte, dass ich ihm über den Weg lief. Von meinem besten Freund fehlte jedoch jede Spur, was mich zum Seufzen brachte. Vermutlich war er bei irgendwelchen Medienterminen.
Gerade hatte ich mich mit diesem Gedanken abgefunden, da ertönte hinter mir seine Stimme: „Georgie!"
Augenblicklich drehte ich mich zum Älteren und lächelte etwas. Ich bemerkte, wie glücklich er aussah. Ob das wohl an Jack lag oder daran, dass er mich sah?
„Hey." Ich wollte ihn schon umarmen, als er mir einfach die Hand hinhielt. Perplex blickte ich darauf, ehe ich dann langsam mit ihm einschlug. Mein Herz pochte schmerzhaft in meiner Brust und ich konnte einfach nicht fassen, was gerade geschehen war. Das konnte doch nicht sein Ernst sein, oder?!
„Wie geht es dir?", grinste er breit, als wäre das eben kein bisschen merkwürdig gewesen, und ich schluckte kurz.
„G-Gut, ja...gut", log ich, denn um ehrlich zu sein, ging es mir ziemlich beschissen. Sein Verhalten war verwirrend und verletzend und ich wusste gerade nicht so ganz, was ich denken oder fühlen sollte. Warum verhielt er sich so komisch? „Und dir?"
„Es ging mir selten besser. Die letzten Tage waren traumhaft!", schwärmte er. Autsch, das hatte gesessen. Jetzt war es wohl offensichtlich, dass seine gute Laune nicht an mir lag und ich es mal wieder verkackt hatte. Es gab nur noch eine Möglichkeit, um das Ganze zwischen ihm und Jack zu beenden und wenn Carlos mit seinen Worten gestern Recht hatte, dann musste es doch funktionieren, oder?
Unsicher spielte ich mit meinen Fingern und senkte meinen Blick. „Uhm, Alex? Können wir später reden? Es gibt da etwas, was ich dir sagen will."
„Oh, okay. Klar", gab er überrascht zurück. „Ich schreibe dir meine Zimmernummer, dann kannst du heute Abend einfach vorbeikommen, wann es dir passt."
„Das klingt gut." Ich schaute nochmal zu ihm, bevor ich einen Schritt zurücktrat und mich räusperte. „Na gut, ich muss jetzt gehen."
„Dann bis später", nickte er. Ich erwiderte seine Worte schnell, dann joggte ich zu meinem Motorhome. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr...
—
Ein letztes Mal atmete ich tief durch, ehe ich an Alex' Tür klopfte. Meine Hände waren ziemlich schwitzig geworden, weswegen ich sie schnell an meiner Hose abwischte. Ab sofort hieß es ,Alles oder Nichts', denn entweder wir würden nach diesem Gespräch zusammenkommen oder unsere Freundschaft würde auseinander brechen. Und mein Bauchgefühl sagte mir, dass es Zweiteres sein würde, so sehr ich auch versuchte, es zu unterdrücken. Ich zwang mich dazu, positiv zu denken. Es würde schon alles gut werden, ich musste auf Carlos' Worte vertrauen...
„Hey, komm rein", riss mich Alex aus meinen Gedanken und öffnete mir die Tür mit einem vorsichtigen Lächeln. Wieder keine Umarmung, keine Berührung, nichts.
Wortlos trat ich ein und blickte mich kurz um. Sein Koffer lag geöffnet und durchwühlt auf dem Boden. Das war einer der Ticks von Alex, den ich zwar nicht verstand, aber trotzdem so akzeptierte. Er konnte nie am ersten Tag seinen Koffer ausräumen, stattdessen machte er es am zweiten Tag. Keine Ahnung warum, aber so war das eben.
„Worüber willst du reden?", hakte er nach und lief an mir vorbei zum Bett, auf welches er sich niederließ. Zögerlich lehnte ich mich an die Wand gegenüber von ihm.
„Kannst du mir etwas versprechen?", fragte ich leise und er legte fragend den Kopf schief.
„Kommt drauf an, was." Nachdenklich blickte er mich an, während er seine Finger verknotete. Ein weiterer Schmerz zog durch meinen gesamten Körper. Ich hatte ihm diese Frage schonmal gestellt, ein paar Monate war das Ganze schon her. Damals hatte er ohne zu Zögern genickt, jetzt schien er sich da nicht mehr so sicher zu sein.
„Dass wir für immer beste Freunde bleiben, egal was zwischen uns passiert?", bat ich ihn. Unentschlossen biss er sich auf die Lippe, wandte seinen Blick für einen kurzen Augenblick von mir ab und seufzte.
„Worauf willst du hinaus?", wollte er schließlich wissen. „Warum sollten wir das nicht sein?"
„Weil ich gleich vielleicht etwas sage, was es ändern könnte. Bitte versprich mir, dass es nicht so sein wird", flehte ich ihn an und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Warum konnte er es mir nicht einfach versprechen? Vor ein paar Wochen hätte er sofort zugestimmt, wann hatte er sich so sehr von mir distanziert?
„George, ich kann dir nichts versprechen, wenn ich nicht weiß, worauf du hinaus willst", meinte er mit fester Stimme und mein Herz brach ein weiteres Stück.
„Ich habe mich in dich verliebt!", rief ich verzweifelt aus und sofort wurde es totenstill. Nur noch mein zittriger Atem war zu hören, während er den Kopf senkte. Diese Information musste er erstmal sacken lassen, was man auch an seiner Körperhaltung erkannte. Er stützte sich seitlich mit seinen Händen ab, als wäre sein Körper plötzlich unglaublich schwer geworden.
„Warum?", flüsterte er dann schließlich und hob seinen Kopf wieder.
Ich fuhr mir durch die Haare, bevor ich mit den Schultern zuckte. „Ich weiß es nicht, es ist halt passiert. Es tut mir-"
„Nein warum?", unterbrach er mich. Verwirrt schaute ich in seine Augen, in denen nun ebenfalls die Tränen glitzerten. „Warum konntest du mir das nicht früher sagen?"
Nach dieser Frage stockte ich kurz. „W-Was meinst du damit?", fragte ich vorsichtig und runzelte die Stirn.
„Scheiße, George. Weißt du, wie oft ich dir versucht habe zu zeigen, dass ich Gefühle für dich habe?", hauchte er fassungslos. „Denkst du, ich schlafe mit jedem in einem Bett, halte von jedem einfach so die Hand oder küsse von jedem die Wange?"
Wieder einmal kamen all die Erinnerungen hoch, die mein Herz höher schlagen ließen. Dazu seine Worte...er hatte Gefühle für mich! Carlos hatte Recht! Aber warum war er dann so traurig? Konnten wir jetzt nicht einfach zusammenkommen und Jack vergessen?
„I-Ich-", fing ich unsicher an, allerdings unterbrach er mich erneut: „Scheiße!"
Aufgebracht richtete er sich auf und tigerte durch das Zimmer. „Verdammt, George! Ich habe mir die ganze Zeit nichts sehnlicheres gewünscht, als dass du an meiner Seite bist und nie bist du richtig darauf eingegangen. Und jetzt, wo ich damit aufhören wollte, gestehst du mir deine Gefühle?! Das ist nicht fair!"
„Ich dachte nicht, dass du meine Gefühle erwidern würdest, bis Carlos es gestern gesagt hat!", verteidigte ich mich. „Warum hast du mir nicht deine Gefühle gestanden?!"
„Ich habe sie dir gestanden! Ich habe dir auf dem Rückflug von Baku gesagt, dass du viel mehr bist als nur mein bester Freund und weißt du, was du gesagt hast?! ,Brother from another mother'! Hast du eine Ahnung, wie verdammt verletzend das war?", fuhr er mich an und ich konnte in seinen Augen erkennen, wie tief der Schmerz saß.
„Ich dachte, dass es das ist, was du hören wolltest", erklärte ich kleinlaut. „Es hat mir selbst genauso wehgetan."
Wieder kehrte Stille ein. Alex ließ seine Schultern sinken und seufzte schwer: „Ich habe dir so viele Chancen gegeben, um auf mich zuzukommen, aber jetzt...es ist zu spät."
Panisch blickte ich ihn an. „Was meinst du damit?"
„Dass ich keine Beziehung mit dir führen kann. Ich will wissen, wo das mit Jack hinführt und ich denke..." Er machte eine Pause und schluckte. „...ich denke, dass ich gerade nicht mit dir befreundet sein kann, weil ich mich sonst nicht auf ihn konzentrieren kann."
Ein betäubendes Gefühl nahm meinen Körper ein und es fühlte sich so an, als würde man mir die Luft abschnüren. Das war ein Albtraum, es musste ein Albtraum sein! Unsere Freundschaft konnte jetzt nicht auseinanderbrechen, wenn wir doch beide das Gleiche fühlten.
„George, ich-", fing Alex entschuldigend an, aber ich ließ ihn nicht ausreden.
„Ich sollte gehen", presste ich hervor und verschwendete keine weitere Sekunde, bevor ich aus seinem Zimmer lief.
Nun konnte ich auch meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Hemmungslos liefen sie über meine Wangen, während ich mir den Weg zu meinem Hotelzimmer bahnte. Es war vorbei. Alles war vorbei. Ich hatte mein Herz in Alex' Hände gegeben und er hatte es fallen gelassen. Die Person, der ich jederzeit mein Leben anvertraut hätte, hatte mich verraten. Es tat so unfassbar weh.
„Georgie!", rief plötzlich Lando hinter mir. „Ich habe nochmal mit Carlos geredet und- Ach du scheiße!" Als er meine Tränen erblickte, kam er sofort auf mich zu und umarmte mich fest. „Was ist passiert?"
„N-Nichts", schniefte ich. „Nur ein schlechter Tag."
„Lüg' mich nicht an, George", murmelte er und fuhr mir beruhigend über den Rücken. „Du kannst mit mir über alles reden."
Und so kam es dazu, dass wir keine zwei Minuten später bei ihm auf dem Bett saßen und ich ihm alles erzählte. Kurze Zeit später schloss sich uns dann auch Carlos an. Die beiden schafften es daraufhin, dass ich zumindest für wenige Stunden Alex aus meinem Kopf verbannen konnte, auch wenn mein gebrochenes Herz wohl nicht so schnell wieder geheilt werden würde.
Weihnachten ist ja fast vorbei, dann kann ich ja die fast perfekte Welt hier zerstören, nh?
Nehmt es mir nicht zu übel🤭
Kommentar von dreaming_t :
[yeah well... das lief mal klasse. Ich verstehe Alex total. Georgie kann immerhin nicht erwarten, dass er ewig auf ihn wartet und jemand anderen einfach so für ihn fallenlässt. Alex war mit seinen Gefühlen schon ziemlich offensichtlich. Die Situation ist für beide doof und ich hoffe, dass sie das schnell wieder hinkriegen, denn letztendlich wollen sie ja dasselbe. Bis dahin muss Lando sich wohl in Drei teilen, einmal Georgie, dann Alex und Carlos will natürlich auch noch etwas von ihm haben.🤷🏼♀️ Nichtsdestotrotz finde ich das Kapitel wirklich gut geschrieben und freue mich auf das nächste (bitte mit einem glücklichen George am Ende thanks)💘]
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