
01
Jimin | Die letzte Kiste war geschafft, wischte mir erschöpft mit dem Handrücken über die Stirn. Das war ja dann wohl das Ende, dachte ich und doch kam Taehyung mit noch einer etwas kleineren Kiste hinterher, die Tür herein und stellte diese auf die größere drauf.
"So, jetzt ist es alles", meint dieser zu mir. Ich nickte nur.
Meine erste eigene Wohnung und ich fühlte mich freier als sonst. Diese Trennung von Yoongi, schmerzte noch immer, zog mich in ein Loch, aber ich versuchte mich nicht von diesem Loch ein saugen zu lassen.
"Brauchst du noch Hilfe beim Einräumen, wir haben noch Zeit, und so oder so, sind wir eh im gleichen Haus, also?", bot Taehyung mir an.
Taehyung kannte ich schon über zwei Jahre, ebenso kannte ich auch Jungkook, den festen Freund von Taehyung. Kennengelernt haben sie sich über Instagram, wurden dadurch auch immer mehr zu Freunden und nun stand ich hier bei ihnen in Seoul, das Herz von Südkorea.
In meinem Schmerz war ich hier her zu Taehyung und Jungkook geflüchtet, hatte ein paar Nächte bei ihnen verbracht, bis ich dann die Wohnung über Taehyung und Jungkook bekommen hatte. Genug Geld hatte ich auf jeden Fall zur Verfügung, denn immerhin hatte ich einen sehr guten Job gehabt, denn ich nur wegen Yoongi angenommen hatte, um diesen bei seinen Schulden zu helfen.
Yoongi war nach dem Tod seiner Eltern ein Waise gewesen. Ein Waise, mit fünfzehn Jahren und hatte sich, um an Geld zu kommen, mit den falschen Leuten umgeben. Hatte sich da haufenweise Schulden gemacht, die auch ich mit abarbeitete.
Ich ließ Yoongi allein zurück, der jetzt noch immer ohne Arbeit allein ein Haus verwalten musste.
Es war nicht mein wunsch gewesen, Yoongi so sitzen zu lassen, aber eine andere Wahl hatte ich auch nicht. Es war, wie schon betont, nicht das erste Mal, dass Yoongi solch ein Fehler begangen hatte.
"Nein, alles gut. Ich komme schon selber klar. Geht ihr lieber, es ist schon spät. Auf jeden Fall danke für alles" Jungkook, der eben aus der Küche kam, lief auf sie zu und stellte sich neben Taehyung, nahm dessen Arm.
"So ich habe in der Küche schon mal etwas eingeräumt und ich habe dein Bett überzogen. Also kannst dich gleich wohlfühlen", meinte dieser zu mir, lächelte mich an. Ich nickte nur und sah den Flur entlang.
"Ey, schau nicht so traurig. Vergiss Yoongi und konzentriere dich lieber auf dich selbst. Lass dich jetzt nicht unterkriegen. Das schaffst du, der Schmerz vergeht wieder, das kann ich dir versprechen. Er wird irgendwann taub!"
Ich nickte nur wieder und presste die Lippen zusammen. Ich wusste, dass ich irgendwie das ganze schon überstehen würde.
Taehyung klopfte mir sanft auf die Schulter und die beiden verabschiedeten sich, ehe die Tür auch schon hinter ihnen zu viel. Noch immer stand ich in dem langen Flur. Sollte ich Yoongi entblockieren und anschreiben? Ihn wenigstens fragen, wie es ihm ging?
Nein. Ich schüttelte den Kopf, nahm meine Hand wieder aus der Hosentasche und ging dann den Flur entlang und lief in das offene große Wohnzimmer. Das Ziehen in meinem Unterbauch, das schmerzte, ignorierte ich völlig. Dass mein Magen grummelte ebenso.
Eigentlich sollte ich jetzt was essen und das gute war, Taehyung und Jungkook achteten nicht mehr darauf, also konnte ich endlich tun und lassen, was ich will.
Froh darüber nicht nur Yoongi hinter mir zu lassen, sondern auch meine komplizierte Familiengeschichte, ließ ich mich erleichtert auf das große schwarze Sofa fallen. Die ganze Wohnung war Schwarz, Weiß und Grau eingerichtete. Vieles musste ich neu kaufen und dennoch hatte ich meinen lieben Cousin Namjoon dazu beauftragt, meine paar Sachen mit einem Umzugsunternehmen einzupacken und zu mir zu bringen.
Eben noch an Namjoon denkend holte ich doch noch mein Handy heraus, um diesem zu schreiben, dass nun alles da wäre und er beruhigt sein konnte.
Für mich würde tatsächlich ein neues Leben beginnen und damit kam ich im Kopf immer noch nicht so ganz klar. Begriff das ganze immer noch nicht so richtig. Realisieren musste ich das wohl doch immer noch.
"Ich könnte mir auch einen Hund holen", murmelte ich vor mich hin, legte meine Beine auf das Sofa, aber schüttelte dann diesen Gedanken wieder ab.
Eine besondere Kiste sprang mir ins Auge. Ich stand auf, lief auf die Kiste zu und setzte mich auf den Boden, als ich diese geöffnet hatte. Es war eine kleinere Kiste, mehr war es nur ein Schuhkarton, in dem ich ein paar Erinnerungen an die Zeit mit Yoongi hatte.
Ich holte das Feuerzeug hervor, das mir direkt ins Auge stach. Mit einem traurigen Blick fuhr er die Buchstaben nach, die ich damals für Yoongi dort mit einem Edding aufgezeichnet hatte.
Y. K. Die Tränen flossen mir über die Wangen. Es waren gerade mal vier Tage her, als ich von Yoongi weg gelaufen war. Niemand wusste, wo ich mich eben aufhielt, die einzige noch im Busan lebte Person, die das wusste, war Namjoon und er hatte geschworen es niemanden zu sagen.
Ich wollte nicht, dass irgendwer davon erfuhr, denn ich wollte nicht gestört werden, wollte meine Ruhe und wollte die Menschen aus meinem Leben streichen, die mir mein Leben so unerträglich gemacht hatten. Ich wollte mich von den Menschen trennen, die mir mein Leben zur Hölle machten.
"Warum hast du das nur getan?", weinte ich vor mich hin, weil ich es immer noch nicht beriefen kann. Ich glaubte wirklich, mich in Yoongi getäuscht zu haben.
Wir waren ganze vier Jahre zusammen gewesen. Hatten uns ein Leben aufgebaut und dass genau dieses schöne Leben mit Yoongi nun vorbei war, ging mir einfach immer noch nicht in den Kopf.
Weinend saß ich auf dem dunkeln hölzernen Paketboden, mit dem Feuerzeug in der Hand und weinte. Wieder mal brachen die Gefühle über mir herein, der Schmerz wieder schlimmer werdend. Dieser Schmerz zog sich seit dem Ereignis konstant durch und ertragen tat ich dies kaum noch.
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