34| Louis
26/07
3 Jahre
36 Monate
156 Wochen
1095 Tage
26280 Stunden
1576800 Minuten
Egal wie ich die Zeit aufschreibe, seitdem ich dich das letzte Mal gesehen habe, fühle ich mich immer noch genau so leer wie am ersten Tag nach deinem Verschwinden. Doch am liebsten halte ich mich an den Stunden fest. Nicht weil es sich schön anhört, sondern weil es mich an dich erinnert, Immer wenn du zur Arbeit musstest, hast du mir gesagt, in wie vielen Stunden du endlich wieder bei mir bist. Meistens waren es nur acht Stunden, in denen ich geschlafen habe oder mit deinen Vätern im Wohnzimmer zusammensaß, Jetzt sind es 26280 Stunden, seitdem ich dich das letzte Mal küssen durfte.
Jeden Abend um die gleiche Uhrzeit sitze ich seitdem auf meinem Bett und versuche mich an deine letzten Berührungen und Worte zu erinnern, welche immer mehr verblassen. Dein Geruch, wie gerne würde ich für ein letztes Mal meine Nase in deiner Halsbeuge vergraben und deinen Duft für ein letztes Mal in mich aufnehmen. In deinem Shirt schlafen, dich neben mir liegen haben und deine Lippen für ein letztes Mal auf meinen spüren. Alles noch einmal mit dir erleben. Meinen ersten Kuss, mein erstes Mal, unser erstes gemeinsames erstes Mal. Ich würde alles dafür geben, dich noch einmal lebend vor mir stehen zu haben. Lebendig, Harry.
Wie ich mein Studium schaffe, welches mir übrigens immer noch deine Eltern finanzieren, weiß ich nicht. Wahrscheinlich ist es nur die Hoffnung und der Gedanke, dich glücklich zu machen. Ich lebe immer noch im gleichen Zimmer, mit dem gleichen Zimmernachbarn. Niall ist über die Jahre zu einem wirklich guten Freund geworden, womöglich zu dem Besten. Er ist der Einzige, der dich gekannt hat. Obwohl kennen hier zu viel gesagt ist. Er hat dich einmal gesehen und war seitdem immer für mich da, wenn es mir scheiße ging. Genau so wie jetzt. Er sitzt gerade neben mir und versucht mich zu trösten, während ich diesen Brief schreibe.
Ich weiß nicht, ob du es jemals mitbekommen oder gemerkt hast, aber ich kann absolut nicht mit meinen Gefühlen umgehen, Harry. Über meine Gefühle zu reden fällt mir bei jedem schwer. Außer bei dir. Du bist und wirst die einzige Person in meinem Leben sein, bei der ich mich lebendig fühle. Wenn ich Probleme habe oder einfach nicht mehr weiterweiß, komme ich zu deinem Grab und verbringe dort viele Stunden, einfach um dir etwas zu erzählen. Auch wenn ich Friedhöfe immer verabscheut habe und es eigentlich immer noch tue, komme ich gerne zu dir. Lieber hätte ich dir das ganze auch einfach gerne nur erzählt, jedoch meinte Niall, dass ich es aufschreiben soll, um besser mit dir abschließen zu können. Aber das möchte ich eigentlich gar nicht. Alle sagen mir immer, dass ich nach vorne schauen muss, neue Leute an mich heranlassen soll, aber das alles hört sich so unendlich falsch an. Du bist seit 26278 Stunden tot, zwei Stunden davor habe ich deine Lippen noch auf meinen gespürt und in deinen Armen gelegen. Ich wollte, dass du bei mir bleibst, mit mir die Nacht verbringst, aber du musstest am nächsten Tag arbeiten. In diesem verdammten Gefängnis, Harry. Hättest du nicht einfach Florist werden können? Dir einen Job suchen können, der nicht so gefährlich ist und keine tausend Insassen heimliche Morde planen, von denen einer erfolgreich war und ich dich deswegen für immer verloren habe?
Was meinst du, wie ich mich gefühlt habe, als ich von einem Anruf deines Vaters aufgewacht bin, in dem er meinte, dass du im Krankenhaus wärst, weil du verdammt noch mal eine Schussverletzung hattest? Ich dachte das passiert immer nur in Filmen oder in anderen Ländern. Aber nicht bei uns in England. Und jetzt musstest du am eigenen Leibe erfahren, dass durchaus in England so viel Gewalt herrscht. Du hast in einem Gefängnis gearbeitet, natürlich wusstest du das.
Ich durfte dich noch nicht mal sehen, als ich im Krankenhaus angekommen bin, deine Väter ebenfalls nicht. Aber Harry, wir lieben dich alle so unheimlich sehr, so sehr, dass es immer noch schmerzt, über dich nachzudenken. Ich wollte nicht nur einmal alles beenden und endlich wieder zu dir. Und um ehrlich zu sein, gibt es nur drei Gründe, die mich davon abhalten.
Deine Väter, meine Schwestern, obwohl der Kontakt immer noch so schlecht ist, wie vor drei Jahren und Niall.
Ohne Niall und deine Väter, welche ich jeden Samstag sehe, hätte ich es niemals geschafft, Harry. Ich bin Ian und Lee so verdammt dankbar, dass sie mich nicht einfach nach deinem Tod ignoriert haben, was sie glücklicherweise auch merken. Dein Zimmer ist immer noch so eingerichtet, wie du es das letzte Mal gesehen hast. Nur ein Bild habe ich mir mitgenommen, welches neben dem kleinen Tiger steht, den du mir ins Bett gelegt hast, kurz bevor du gestorben bist. Manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken, ob du nicht vielleicht wusstest, dass das das letzte Mal war, dass wir uns gesehen haben. Du hast das kleine Tier geliebt, obwohl ich bis heute noch nicht weiß wieso.
Jeden Abend, wenn ich nicht schlafen kann, schalte ich die kleine Lampe auf meinem Nachttisch an, um dein Bild anzuschauen. Da waren wir gerade ein paar Monate zusammen, es ist kurz vor Weihnachten entstanden, da ich es dir zu Weihnachten geschenkt habe. Wir waren unterwegs und als du ein paar Meter vorgegangen bist, habe ich die Chance genutzt, um ein Foto von dir zu machen. Dass du dich genau in diesem Moment zu mir umgedreht hast, sodass man dein Gesicht perfekt sehen kann, macht das Bild nur noch schöner. Daneben steht ein Bild von uns, was einer deiner Väter gemacht hat, als wir noch nicht so lange zusammen waren. Wir haben auf der Couch im Wohnzimmer gesessen. Du hast einen Arm um meine Schulter geschlungen und den Blick auf mich gerichtet, während ich an der Kamera vorbei auf den Fernseher schaue. Und obwohl es nur ein einfaches Bild und so lange her ist, spüre ich deine bedingungslose Liebe immer noch, Harry.
Ich liebe dich. Bedingungslos. Für immer.
Dein Louis <3
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