Die nächsten Tage ging ich sowohl Liam als auch Anna aus dem Weg. Ich verbrachte den meisten Tag auf der Arbeit und erledigte irgendwelche Außendienste. Gemüse vom Händler holen, Suppe zu den Ausgabestellen fahren und so weiter. Ich hatte mich auch schon auf die Suche nach einer eigenen Wohnung gemacht. Ich wollte nicht länger mit den beiden unter einem Dach wohnen und heimlich für Liam, der seine Freundin mit mir betrogen hatte, Gefühle hegen.

Auch wenn dieses eine Mal mit ihm wunderschön gewesen war und meine Gefühle für ihn zum explodieren gebracht hatte, hatte ich ein umso größeres schlechtes Gewissen Anna gegenüber. Sie hatte sich mir anvertraut und mir ihre größte Angst gestanden und was tat ich? Genau das wovor sie am meisten angst hatte.

Die eine Hälfte meines Kopfes sagte, dass es besser wäre ihr alles zu beichten, während wiederum die andere Hälfte meint ich sollte es alles verheimlichen und es einfach Liam überlassen. Aber egal für was ich mich entschied, ich hatte einen Fehler gemacht, den ich nicht wieder gut machen konnte.

Als ich an diesem Tag mit der Arbeit fertig war und es auch außerhalb meiner Arbeitszeit keine Aufgaben mehr für mich gab, beschloss ich zurück zu fahren. Ich ging also zur U-Bahn Station und wartete auf die nächste Bahn. Ich wollte nicht mit Anna oder Liam zurück fahren, da ich es noch nicht ertrag mit einem der beiden in engem Raum zusammenzusitzen und krampfhaft über etwas zu reden, das mir kein schlechtes Gewissen verursachte.

Während der Fahrt hörte ich etwas Musik und ließ meinen Blick durch den Wagon gleiten. Ganz hinten in der Ecke des Wagens saß ein junges Pärchen, das gar nicht die Finger von sich lassen konnte. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Die beiden sahen so glücklich und verliebt aus. Ganz im Gegensatz zu mir, die immer nur Pech in der Liebe und ihrem Liebesleben hat. Entweder verliebte ich mich in Männer, die mich schlecht behandelten oder in Männer, die bereits vergeben waren.

Ein leises Seufzen entwich meinen Lippen und ich schloss die Augen. Während ich meinen Gedanken noch hinterherhing bemerkte ich nicht, wie ich langsam wegdöste und wie die Bahn an meiner Haltestelle anhielt und als keiner ausstieg auch schon wieder losfuhr.

Erst an der nächsten Haltestelle erwachte ich wieder aus meinem leichten Schlaf, da die Bahn dieses Mal etwas abrupter anhielt. Als ich das Schild der Station sah sprang ich sofort auf und verließ den Wagen.

Ein Blick auf den Fahrplan verriet mir, dass die nächste Bahn in die andere Richtung erst in einer halben Stunde fuhr. Verdammt.

Also beschloss ich, nach kurzem Überlegen, die kühle Abendluft noch etwas zu genießen und zurück zu laufen.

Zum Glück war der Weg nicht all zu weit und bereits 20 Minuten später kam ich wieder bei Liam und Anna an. Ich sperrte die Tür auf und betrat das Haus. Ohne einen Unweg über's Wohnzimmer oder die Küche ging ich direkt in mein Zimmer, in dem ich mich auf's Bett legte. Die viele Arbeit, die ich mir selbst jeden Tag aufbrummte machte mich müde. Doch gerade als meine Augen zugefallen waren klopfte es an der Tür.

"Ja? ", murmelte ich und schaute zur Tür, durch die kurz darauf Liam kam. Ich schluckte etwas und setzte mich auf. "Ehm... Hey... Was gibt's?", fragte ich zögernd. "Ich soll dir von Anna sagen, dass das Essen fertig ist", antwortete er knapp und sah mich dabei nur kurz an. Auch er schien ein schlechtes Gewissen zu haben.
"Okay. Ich komme gleich. Danke", nickte ich ihm zu.

Als er gerade wieder das Zimmer verlassen wollte blieb er noch einmal in der Tür stehen und drehte sich wieder zu mir um. Diesmal sah er mir direkt in die Augen. "Wir sollten unbedingt reden", sagte er. Einen Moment lang sah ich ihn nur an, bevor ich ein knappes Nicken von mir gab, woraufhin er das Zimmer wieder verließ.

Ich wusste, dass es wichtig war das ganze mit ihm zu klären, doch hatte ich Angst vor dem Gespräch mit ihm. Angst davor verletzt zu werden. Egal ob von ihm, wenn er mir sagte, dass ihm das ganze nichts bedeutet hatte, oder von Anna, falls wir es ihr sagen würden.

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Qotd: Mit wem feiert ihr dieses Jahr Weihnachten?