11. Kapitel
Meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, streifte ich durch die Seitenstraßen, genau darauf bedacht nicht gesehen zu werden. Doch niemand achtete auf das unscheinbare blondhaarige Mädchen, dass die Schultern eingezogen hielt. Diese Rolle funktionierte immer.
Trotzdem drehte ich mich immer wieder unruhig nach alles Seiten um. Die Angst, dass die Polizisten mich entdeckten, war noch da.
Als ich auf meine Uhr schaute, sah ich, dass ich schon eine Stunde unterwegs war.
Meine Freunde mussten inzwischen zuhause sein, wahrscheinlich saßen sie an ihren Aufgaben. Und bis ich den Mietvertrag unterschreiben konnte, oder gar in die Wohnung durfte, dauerte es noch über vier Stunden.
Wäre es morgen anders?
Würde es in zwei Wochen leichter sein?
Wahrscheinlich, aber meine Freunde mussten es jetzt erfahren. Es war egoistisch gewesen nicht sofort zu ihnen gegangen zu sein.
Die Seitenstraße mündete in eine große Hauptstraße und machte den Blick auf das Rostovas Gebäude frei. Die fünf Stöcke ragten in die Höhe und doch ging es zwischen den angrenzenden Hochhäusern unter.
Kurz traf mich das Gefühl von Heimweh. Ich würde nie mehr Teil dieser Gemeinschaft sein.
Das ist auch gut so.
Wie oft ich es mir zum Spaß ausgemalt hatte und jetzt würde ich es wirklich tun. Ins Hauptquartier der Rostovas einbrechen.
Da selbst die angrenzende Straße Video überwacht wurde, überquerte ich die Straße mit gewissem Abstand zum Gebäude.
Ich zog mir meine Kapuze nochmals tief ins Gesicht und näherte mich dem Gebäude.
Mein altes Zuhause war bestens geschützt. Es war schwer überhaupt in die Empfangshalle zu kommen, ohne von einer Überwachungskamera aufgezeichnet zu werden, oder einen Alarm auszulösen. Und jetzt, wo mein Fingerabdruck nicht mehr als Passworts diente, konnte ich auch nicht einfach in das Gebäude hineinspazieren.
Links von mir befand sich eine kleine Arztpraxis. Ein Glöckchen klingelte, als ich die Tür öffnete und eintrat. Eine rundliche Dame mit dunklem Haar stand am Empfang und begrüßte mich freundlich. Laut ihrem Namensschild hieß sie Rae Kerstin. Doch im Gegensatz zu ihrem Mann war sie nicht für die Rostovas zuständig und erkannte mich daher nicht.
Ich setzte ein gequältes Lächeln auf und fragte, ob ich kurz das WC benutzen dürfte. Dabei presste ich meine Oberschenkel aneinander.
"Natürlich," sie deutete nach hinten, "die zweite Tür rechts."
Ich nahm die gegenüberliegende Tür. Ein letzter Blick zur Frau Rae zeigte mir, dass sie nicht auf mich achtete.
Hinter der Tür war ein kleines Labor. An den Tischen standen Geräte und Chemikalien, bei denen ich gewarnt wurde, nicht zu nah zu kommen. Doch jetzt, wo mich keiner aufhalten konnte, fehlte mir die Zeit. Zielstrebig ging ich auf die gegenüberliegende Tür zu, die diesmal mit einem Zahlencode geschützt war.
Niemand wusste, dass ich das Passwort kannte. Dass er es mir anvertraut hatte. Niemand außer mir und Domenico Rae.
Vielleicht hatte er es vergessen.
Er muss es einfach vergessen haben.
Es war meine einzige Möglichkeit unbemerkt hineinzugelangen.
Meine Hand zitterte leicht, als ich den sechsstelligen Code eingab.
3, 4, 7, 0, 5, 6
Das leise Klicken, ließ mich erleichtert ausatmen.
Der Gang vor mir führte direkt ins Gebäude der Rostovas. Gebaut wurde er, damit unser Arzt schnell zu uns konnte, auch wenn er gerade in seiner eigenen Praxis war.
Ungläubig starrte ich in den kahlen Gang, an dessen Seiten sich weder Fenster noch Türen befanden. Ein hinterhältiges Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Ich war drinnen.
Ich hatte es geschafft.
Meine Schritte halten über den Boden und ich zwang mich vorsichtiger zu gehen.
Am Ende des Ganges führte eine Tür in die private Ordination der Rostovas, in der mich Domenico schon oft behandelt hatte.
Ich presste mein Ohr gegen die Tür und vergewisserte mich, dass der Raum dahinter frei war. Das schnelle Schlagen meines Herzes wurde mir erst jetzt bewusst.
Alles in dem Raum weckte Erinnerungen. Die Süßigkeiten, die er mir zugesteckt hatte. Die Liege, unter der mich der Domenico gefunden hatte. Das besondere war, dass er mein Versteck nicht verraten, sondern mir ein besseres gezeigt hatte.
Leicht musste ich schmunzeln und ich drehte mich nach rechts.
Der Schrank in der Ecke, der nur einen Besen beinhaltete und somit genug Platz für eine Person behielt. Ich war so begeistert von dem Versteck gewesen.
Ich zuckte zusammen, als ich Schritte hörte. Schnell schlüpfte ich in den Schrank. Es war enger als in meiner Erinnerung.
Dem Gang nach zu urteilen, betrat Rae den Raum. Sicher war ich mir erst, als ich seine Stimme hörte.
"So, du willst mir also sagen, dass du es immer noch nicht hast?"
Mein Atem war mir noch nie so laut vorgekommen.
"Ich weiß, ich weiß."
Ich hörte ein genervtes Aufstöhnen.
"Ja, ich bin bald fertig, nur noch ein paar Verbesserungen. Es muss ohne Ausnahme wirken."
Seine Stimme wurde leiser und er verließ den Raum wieder.
Ich wartete ein paar Minuten, bevor ich aus dem Schrank schlüpfte.
Entweder Herr Rae führte merkwürdige Selbstgespräche oder ein Telefonat.
Immer noch verwirrt machte ich mich wieder auf den Weg. Ich mied Hauptgänge und für eine kurze Strecke kletterte ich durch einen Lüftungsschacht.
Niemand bemerkte mich und es war schwer, nicht zu selbstsicher zu werden.
Im obersten Stockwerk angekommen zögerte ich. Hier waren die Gänge gemütlicher eingerichtet. An den Seiten hangen viele Bilder und es gab große Fenster. Das Problem war der Teppich der den Boden zierte. Er würde nicht nur meine Schritte dämpfen, sondern auch die der anderen.
Ich wischte meine Hände an der Hose ab, ging schnell zu Liliths Zimmer und klopfte.
Keine Reaktion.
Ich klopfte nochmal.
Stimmen näherten sich und ich schaute mich panisch um.
Plötzlich wurde mir eine Hand vor den Mund gehalten und wurde in den Raum gezerrt.
Meine beste Freundin starrte mich ausdruckslos an. Es machte mir Angst. Sie war ein sehr offener Mensch und vor allem mir hatte sie immer ihre Gefühle gezeigt.
"Lilith."
"Cat."
"Kannst du Jonah holen? Ich muss euch was erzählen."
"Sag es mir."
"Hol Jonah, bitte."
"Erklär mir, wo du warst!" Ihre Stimme wurde lauter und ich schaute erschrocken Richtung Gang.
"Bei meiner Tante."
Schweigend starrten wir uns an.
Dann ließ sie mich in ihrem Zimmer allein und verschloss die Tür.
Hey
Hab vergessen etwas dazuzuschreiben, jetzt musste ich die Geschichte aktualisieren XD
Wie geht es euch so? Ich hoffe gut ^^
Bin übrigens ein bisschen stolz, dass das Kapitel endlich online ist....
(Bitte killt mich nicht, ich weiß ich hab viel zu lange gebraucht)
Dafür hat die Geschichte 1062 Wörter!
Habt noch einen schönen Tag.
Tschau <3
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