Listen before I go ~ Stanley Uris
" Sorry can't save me now. Sorry, I don't know how."
Erinnerungen begannen aufzukommen. Erinnerungen, die er nie ganz vergessen, aber dennoch in gewisser Weise verdrängt hatte. Erinnerungen, die er bis jetzt verdrängt hatte, die jedoch nun erneut hindurch schimmerten, nun erneut in seinem Kopf auftauchten. Die wieder hindurchschimmerten, so, wie die Sonne durch Nebel schien, wenn dieser erneut begann, sich zu lichten. Wie sie durch den vor einiger Zeit noch dichten, grauen Nebel, durch den man nicht sonderlich viel hätte erkennen können ihren Weg bannte.
Nebel. Das war vermutlich das, mit dem es sich am ehesten beschreiten ließ- ein Nebel, der sich in den letzten Jahren auf seine Erinnerungen gelegt hatte. Der sich über seine Erinnerungen gelegt, und sich nach und nach immer mehr verdeckt hatte. Der sie verdeckt hatte, und sich nun, nach Mike's Anruf zu lichten begann, so, dass die Erinnerungen nach und nach zurück kamen, nach und nach wieder Farbe bekamen. Oh, wäre der Nebel doch geblieben. Wären sie doch versteckt geblieben.
Doch war dem jemals wirklich komplett so gewesen? Waren jene Erinnerungen, von denen er nun wünschte, die nicht zu haben- sie nicht erneut in gewisser Weise durchleben zu müssen jemals komplett weg gewesen? Hatte er es jemals wirklich vergessen? Alles vergessen? War nicht immer, irgendwo in seinem tiefsten Unterbewusstsein etwas gewesen, dass ihn hin und wieder daran erinnerte? Dass er oft ignorierte, aber das hin und wieder, meistens abends stärker wurde. Dass besonders abends stärker würde, so, dass er sich hin und wieder an einzelne, kleine Bruchstücke erinnerte.
Ab kleine Bruchstücke, die dich irgendwie alle zusammen gehörten. Die doch alle irgendwie zusammen gehörten und eine Rolle spielten. Die alle eine Bedeutung hätten, auch, wenn er sich nicht immer genau an diese hatte erinnern können. Am kleine Bruchstücke, die hin und wieder sogar Form und Farbe annahmen. Form und Farbe Annahmen, und sich sogar zu kleinen Bildern ergänzten. Zu kleinen Bildern, die manchmal unabhängig oder manchmal auch zusammen gehörend vor seinem Inneren Auge auftauchten.
Zu kleinen Bildern, auf denen etwas zu sehen war. Auf den mehrere Gestalten zu sehen waren. Dunkle, verdeckte Gestalten, fast schon ein wenig wie Schatten, die Gestalt angenommen hatten. Schatten, die zu Gestalten aus Fleisch und Blut wurden. Zu Gestalten aus kaltem, toten Fleisch, das aufgrund der langen Zeit, die sie im Wasserturm verbracht hatten- all die Zeit, seitdem die Unfälle geschehen waren- aufgedunsen war. Kaltes, Tut es Fleisch, das eine fast schon gräuliche Farbe anzunehmen schien, und unter dem das ebenfalls kalt gewordene Blut nicht mehr zirkulierte.
Unter dem jenes stillstehende, tote Herz nicht mehr schlug. Unter dem das tote Herz nicht mehr schlug, obgleich es jene Gestalten auf irgendeine merkwürdige, ja, sogar verrückte Weise dennoch schafften, einen Fuß vor den Anderen zu setzen. Einen klumpigen, mit einem durchnässten, aufgequollenen Schuh bedeckten Fuß auf eine merkwürdig plumpe Weise vor den Anderen zu schieben, und sich fort zu bewegen. Sich einem zu nähern. Sich einem zu nähern, während man jene nassen, dumpfen Schritte auf dem Boden hörte, und die Dunkelheit noch zu stark war, als dass man jene Gestalten wirklich genau erkennen könnte.
Während man sie nicht ganz erkennen, aber dennoch jenen fauligen, süßlichen Geruch nach Verwesung wahr nahm, der von ihnen ausging. Der einem in die Nase kroch, und einen beinahe zum Würgen brachte- wäre man in jenem Augenblick nicht so sehr mit Angst erfüllt, dass selbst jenes Ekelgefühl verschwunden zu sein schien. Während man ihre verzerrten, gurgelnden Stimmen hörte. Jene gurgelnden Stimmen, aufgrund des Wassers, dass sich auch nach all den Jahren noch immer in ihren Lungen befand, und ihnen das Sprechen erschwerte.
Während sich der gesamte Körper entspannte. Alles im Körper sich zusammen zog, einen fast dazu brachte, sich klein zu machen. Sich ganz klein zu machen und davon zu kriechen, in der Hoffnung, nicht bemerkt zu werden. Der Fluchtinstinkt, der einen überkam. Der einen Überkam, und einem sagte, man solle rennen. Rennen, und das, was man soeben gesehen hatte hinter sich lassen, und niemals, niemals wieder zurück schauen. Das, was man gesehen hatte zu vergessen. Zu rennen, während ein Teil des Verstandes- der logische, rational denkende Teil des Verstandes einem noch immer sagte, ja, einen fast schon anschrieb, dass dies nicht sein könne.
Der mitbekam, wie man jenen Verwesungsgeruch einatmet, mitbekam, wie sich einem die Kehle zuschnürte, und man erschrocken nach Luft schnappte. Wie die Augen sich weiteten, geradezu hervor zu quellen schienen. Der die gurgelnden Stimmen wahrnahm. Die platschenden Schrizätte auf dem alten, knarrenden Boden des Easserturms wahr nahm, aber sich dennoch weigerte, zu akzeptieren, was sich vor ihm abspielte. Der jene Gestalten fadt in den Schatten der Dunkelheit zu erkennen glaubte. Sie fast sehen konnte, aber dennoch nicht glaubte- nicht akzeptieren konnte, was er beinahe sah.
Der auch in solch einer Situation versuchte, klar zu denken. Rational zu denken. Rational zu denken, weil tote Jungen nicht liefen. Weil tote Jungen in Wassertürmen nicht mit einem sprachen. Weil sie einem nicht näher und näher rückten, einen verfolgten. Weil sie nicht ihre nassen, aufgesquollenen Hände mit den viel zu lang und krumm gewachsenen Nägeln nach einem ausstrecken, als würden sie einen jederzeit erwischen wollen. Weil tote Jungen tot blieben, und nicht umher liefen, um anderen, noch lebenden Jungen Angst zu machen.
Um ihnen Angst zu machen, sie durcheinander zu bringen. ' Wir sind die Toten, Stanley. Aber manchmal, da albern wir ein bisschen herum, weißt du?' ' Wir sind untergegangen, aber jetzt fliegen wir alle. Wie Alle fliegen hier unten, Stanley.' Hatte er all das wirklich vergessen? Nein. Es war immer in gewisser Weise da gewesen, er hatte es immer mit sich herum getragen. Irgendwo, in seinem Gedächtnis. In seinem Unterbewusstsein. Und der Kloß, der sich vor einigen Minuten in seinem Hals gebildet hatte, würde größer und größer, bis er glaubte, dass er ihm beinahe die Luft zum Atmen nehmen würde.
Stan Uris' Hand zitterte, als er sie auf das hölzerne Gelände ihrer Treppe legte. Als er sie auf das Gelände legte, und den Schritt auf die erste Stufe machte. Er musste jetzt stark sein. Er wollte stark sein. Er musste mutig sein, für sie. Für seine Freunde. Sie hatten es in jenem Sommer geschafft, Pennywise zu verletzen. Ihm schaden zu zufügen, auch daran erinnerte er sich. Sie waren stark gewesen, aber nur zusammen, und vielleicht, vielleicht waren sie es selbst dann nicht. Vielleicht könnten sie auch zu siebt nichts ausrichten. Nichts ausrichten, als ihn ein weiteres Mal zu verletzen, so, wie die es in jenem Sommer getan hätten. Ihn ein weiteres Mal zu verletzen, so, dass er sich wieder zurück ziehen müsste. Doch er würde wiederkommen. Er würde wiederkommen, so, wie er es auch dieses Mal getan hatte. Oder?
Er würde nicht endgültig besiegt werden können. Stanley wusste nicht genau, was Pennywise war. Niemand von ihnen wusste ganz genau, was jene Kreatur war, und doch war er sich sicher, dass es eine mächtige, ja, nahezu unsterbliche Kreatur war. Aber er hatte damals geschworen. Gescheiten, zurück zu kommen, und sich Pennywise ein weiteres Mal entgegen zu stellen, sollte dieser zurück kehren. Ihm ein weiteres Mal die Stirn zu bieten, zusammen mit den anderen Losern.
Zusammen mit den anderen Losern, so wie damals. Er musste zurück nach Derry. Er konnte sie nicht im Stich lassen. Nicht nachdem, was sie damals zusammen durchgemacht hatten. Nicht nachdem, was sie erlebt hatten. Nicht nachdem er versprochen hatte, ihnen ein weiteres Mal zu helfen- doch hatte er, als er jenes Versprechen gegeben hatte überhaupt wirklich darüber nachgedacht? Hatte er wirklich darüber nachgedacht, was jenes Versprechen bedeutete, was es mit sich brachte? Darüber, was es für ihn bedeuten würde, nach Derry zurück zu kehren? Sie alle wieder zusehen? Was es bedeuten würde, Pennywise erneut gegenüber zu stehen?
Sich im erneut zu stellen, in dem Wissen, dass er selbst möglicherweise sterben könnte. In dem Wissen, dass die möglicherweise alle sterben könnten. In dem Wissen, dass er seine Furcht möglicherweise nie ganz überwinden könnte? Dass jene Angst möglicherweise zu tief saß, ihre Wurzeln schon zu tief in seinem Inneren verankert waren? Dass er sie möglicherweise größtenteils überwunden könnte, jedoch noch immer ein kleiner, hartnäckiger Teil davon in seinem Gedächtnis bleiben würde?
Ein kleiner, hartnäckiger Teil davon irgendwo in seinem Inneren. Irgendein hartnäckiger Teil, der vermutlich nie ganz verschwinden würde. Zu tief saßen jene Erinnerungen. Zu tief saß jene Angst. Und hatten sie Pennywise damals, was mittlerweile vor mindestens einer Million Jahren gewesen zu sein schien nicht nur deshalb verletzen können, weil die ihm gezeigt gatten, dass sie keine Angst vor ihm hatten? Weil sie ihre Ängste unterdrückt, beiseite geschoben haben? Weil sie gelernt hätten, gegen diese Ängste anzukämpfen, zumindest für eine gewisse Zeit?
Zumindest lange genug, um jenen Kampf damals zu überstehen? Hatten sie es nicht nur geschafft, ihn zu verletzen, weil sie keine Angst gehabt hatten? Weil sie zusammen gewesen wären, und aneinander geglaubt hatten? Geglaubt hatten, dass sie zusammen stark genug sein könnten? Weil sie geglaubt hätten, dass sie es zusammen schaffen könnten? Ja. Damals hatten sie keine Angst gehabt. Damals hatten sie einander gehabt. Einander verstanden. Waren füreinander da gewesen, wussten, dass sie zusammen halten würden.
Dass sie einander im Kampf gegen Pennywise beistehen würden. Aber ich habe Angst, dachte Stanley nun, und hätte er dies laut ausgesprochen, so hätte er selbst bemerkt, wie verzweifelt seine Stimme geklungen hätte. Wie sie gezitter hätte, ebenso wie jene Hand, die noch immer auf dem Gelände der Treppe lag. Ich habe Angst, und ich werde euch Allen zum Verhängnis werden, wenn ich zurück komme.
Er würde ihnen Allen zum Verhängnis werden. Denn wenn man Pennywise besiegen wollte- möglicherweise der einzige Weg, ihn zu besiegen- durfte man keine Angst haben. Keine lähmende Angst, die jedes Denken ausschalten würde, und einen dazu bringen würde, davon zu laufen. Keine lähmende Angst, die das klare Denken verhindern würde. Die dafür sorgen würde, dass sich Alles in einem auf eine Flucht vorbereiten würde. Ich kann nicht zurück.
Er begann, die Treppe weiter hinauf zu kaufen, Stufe für Stufe näherte er sich dem oberen Flur. Stufe für Stufe, und es schien, als würden mit jedem Schritt neue Erinnerungen auftauchen. Neue Gedankengänge dazu kommen. Stan merkte, wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte. Spürte, wie sein Puls sich um Einiges erhöht zu haben schien, so, als würde er sich nicht nur an all die Dinge erinnern, sondern sie erneut durchleben. So, als würde er alk das erneut an seinem inneren Auge vorbeiziehen sehen. Er spürte, wie sein gesamter Körper sich entspannte, wie ihn eine Nervosität, eine Angst überfiel. Eine Angst, bei der ihm beinahe ein wenig übel wurde. Eine Angst, die ihn merkwürdig wach hielt, obgleich es bereits abends war. Eine Angst, die in jedem seiner Knochen, jedem seiner Gelenke zu stecken schien.
Und während er die Treppe höchster, ohne wirklich zu wissen, wohin er gehen wollte, dachte er a die Anderen. Dachte er an seine ehemals besten Freunde, mit denen er all das damals durchgemacht hatte. Mit denen er einige schlimme Dinge, aber auch so viele schöne Dinge erlebt hatte. Mit denen er möglicherweise auch einige der schönsten Momente seines Lebens er lebt hatte. Die er bereits seit der ersten Klasse gekannt hatte. Denen er früher so sehr vertraut hatte. Die zu den wenigen Menschen gehört hatten, denen er wirklich vertraut hatte. Bei denen er das Gefühl hatte, dass sie immer für ihn da sein würden, dass er ihnen vertrauen konnte.
Dass sie ihn unterstützen würden, wenn er Hilfe brauchte- auch, wenn er sich dues meist nicht wirklich anmerken lassen hatte. Auch, wenn er sich ihnen nie hatte aufdrängen wollen. Auch, wenn er sie nicht sonderlich oft nach Hilfe gefragt hatte, aus Angst, ihnen ein Klotz am Fuß zu sein. Aus Angst, sich ihnen zu sehr aufzudrängen. Aus Angst, als zu abhängig, zu unselbstständig betrachtet zu werden. Aus Angst, dass sie denken, dass sie befürchten könnten, er würde sie ausnutzen.
Aus Angst, dass sie den Eindruck bekommen würden, er würde zu viel von ihnen erwarten, obgleich sie ihm früher so oft gesagt hatten, dass dies nicht der Fall war. Obgleich sie ihm so oft versichert hätten, sie würden immer für ihn da sein, wenn er Hilfe brauchte. Sie würden ihm immer zuhören, wenn ihn etwas belastete. Ja, er hatte ihnen damals vertraut. Warum könnte er dies nicht auch jetzt? Warum könnte er nicht auch jetzt auf sich, auf den Losersclub vertrauen? Auf sich und seine besten Freunde, und darauf, dass sie Pennywise zusammen besiegen könnten?
Waren es überhaupt seine Freunde, denen er nicht vertraute? Waren es überhaupt sie, an denen er zweifelte? War es Bill, an dem er zweifelte? Oder was er es selbst, an dem er zweifelte? Er selbst, dem er es nicht zutraute, Pennywise erneut gegenüber zu stehen? All das, all die Angst erneut durchzumachen, in dem Wissen, dass die Chance, erfolgreich im Kampf zu sein, möglicherweise unglaublich gering war? In dem Wissen, dass sie es möglicherweise nicht schaffen würden?
Dass sie es möglicherweise wegen ihm nicht schaffen würden? Wegen ihm, der nicht daran glaubte, seine Angst überwinden zu können? Der nicht daran glaubte, damit fertig zu werden? Der versuchte, stark zu sein. Der stark sein wollte, aber es dennoch nicht zu können schien. Der dennoch das Gefühl hatte, als wäre mit Mike's Anruf Alles aus dem Gleichgewicht geraten. Als wäre Alles, das er sich in seinen erwachsenen Jahren aufgebaut hatte ins Wanken geraten. Als wäre ein Teil von ihm selbst ins Wanken geraten. Ein Teil, der lange geschlafen hatte, und nun geweckt worden war, und nicht ganz wusste, was er nun tun sollte. Der keinen richtigen Halt unter den Füßen hatte. War er selbst es, an dem er zweifelte? Er glaubte, die Antwort zu kennen.
Nein, er würde dies kein zweites Mal durchstehen. Er würde es nicht noch einmal mit Pennywise aufnehmen können. Aber die Anderen könnten es. Er fühlte sich nicht in der Lage, jenem dämonischen Clown erneut die Stirn zu bieten, dich dies bedeutete nicht, dass dies für die Anderen auch galt. Dies bedeutete nicht, dass sie ebenfalls nicht in Derry auftauchen würden. Dues bedeutete nicht, dass sie sich ebenfalls weigern würden. Dass sie ebenfalls zu schwach sein würden. Dass sie ebenfalls zu unentschlossen sein würden.
Der Neunundreißig- Jährige dachte an Bill. An Boll, und daran, wie entschlossen er damals im Sommer 1989 gewesen war. Daran, wie entschlossen und wie mutig er gewesen war, und wie seine Entschlossenheit sich mehr oder weniger auch auf den Rest der Gruppe ausgewirkt hatte. Wie jene Entschlossenheit, die ihm aus den blauen Augen abzulesen gewesen war sich auch auf sie ausgewirkt hatte. Wie sie sich auch auf sie ausgewirkt hatte, obwohl sie Angst gehabt hatten. Die sich auch auf Stan ausgewirkt hatte, obgleich er Angst gehabt hatte. Er dachte daran, wie sehr er Bill damals innerlich bewundert hatte. Wie sehr sie alle ihn bewundert haben. Wie sie alle ihn, als hätten sie sich auf irgendeine Weise ohne Worte abgesprochen als ihren Anführer betrachtet hatten. Wie sie ihn bewundert hätten, für jene Stärke, die von ihm auszugehen schien. Jene Stärke, die er aufgebracht hatte, trotz dem Tod seines Bruders. Trotz dessen, wie sehr dessen Tod den Jungen mit den rotbraunen Haaren mitgenommen hatte. Trotz dessen, dass Pennywise möglicherweise geglaubt hatte, die Trauer würde Bill schwächer machen. Doch dies war nicht der Fall gewesen. Der Lockenkopf erinnerte sich an das VerrtZen, das er zu Bill gehabt hatte. Dass sie alle zu ihm gehabt hätten. Jenes Vertrauen, Bill wüsste fast immer, was zu tun war. Jenes Vertrauen, Bill wüsste immer, was er tat. Was er tun musste. Wüsste immer, was zu tun war, und wie man dies am besten schaffte. Wüsste immer, welchen Weg man gehen müsste, so, dass man sich bei ihm auf gewisse Weise stets sicher gefühlt hatte. Sicher, so, als könnte man mit ihm ab der Seite Einiges mehr ertragen. So, als könnte man mit ihm an der Seite Einiges durchmachen. Einiges überstehen. So, als würde, wenn Bill da wäre weniger an Einem heran kommen. Einem weniger etwas ausmachen. Als wäre man in gewisser Weise sogar stärker, stärker, weil man wusste, dass man nicht alleine durch musste. Weil man wusste, dass man nicht alleine war. Weil man wusste, dass Bill da war. Der Anführer des Losersclubs. Aber Bill war nicht da. Jetzt war Bill nicht da. Bill würde zurück nach Derry kehren. Bill würde zurück nach Derry kehrten, zusammen mit den anderen fünf. Bill würde zurück kehren, und sich Pennywise erneut stellen. Ich werde nie so mutig sein, wie du, Bill. Aber ich will dir helfen. Ich will euch Allen helfen. Und ich glaube, ich kenne den Weg.
Wenn seine Freunde wirklich nach Derry zurück kehren würden. Wenn sie wirklich gegen Pennywise kämpfen würden, dann könnte er es nicht ertragen, zu wissen, dass sie es wegen ihm nicht schaffen würden. Es nicht ertragen, zu wissen, dass er das Glied der Kette war, aufgrund dessen sie reißen würde. Aufgrund dessen es nicht funktionieren würde. Der Grund dafür, warum sie Pennywise nicht besiegen können würden. Er, Stan Uris würde nicht nach Derry zurück kehren. Doch er glaubte, noch einen anderen Weg zu kennen, wie er seinen besten Freunden helfen könnte. Und mir einen Mal, wusste Stan, wohin er ging.
Das Bad in ihrem Haus war ordentlich und sauber, als der noch relativ junge Mann es betrat. Die weißen Fliesen auf dem Boden glänzten, als wären sie gerade erst gewischt worden. Die Handtücher lagen ordentlich zusammen gefaltet in einem kleinen Schrank, der abgelehnt an die Wand da stand. Und trotz seiner Verwirrung, trotz seiner Angst, fühlte Stan sich für einen kurzen Moment an zu Hause erinnert. An sein zu Hause früher, als Kind. An seine Eltern, die mittlerweile Mitte Siebzig waren. An seine Eltern, von denen er sich fragte, wir sie es verkraften würden, wenn er das, was er im Sinn hatte durchziehen würde. An seine Eltern, von denen er wusste, dass sie nicht wissen würden- dass sie nicht verstehen würden, nicht verstehen konnten, warum er es getan hatte.
An seine Eltern, und daran, dass er sie vermutlich verletzen würde. Dass er ihnen weh tun würde. Dass er sie Viell eicht auch enttäuschen würde. Stan liebte seine Eltern. Trotz dessen, dass sie früher, als er noch ein Kind gewesen war, hin und wieder ein wenig streng gewesen waren. Trotz dessen, dass sie ihm oft einige Dinge verboten hatten. Dass sie ein wenig streng gewesen wären, aber dennoch hätten sie ihn stets freundlich, ja, liebevoll behandelt. Wenn ich waren sie für ihn dagewesen, hatten ihn aufgezogen. Dennoch hatte er irgendwo gewusst, dass er ihnen recht viel bedeutete.
Er, als ihr einziger Sohn. Er schluckte, und merkte, wie seine Augen ein wenig brannten. Wie sie ein wenig brannten und drückten, und er wusste, dass er den Tränen nahe war. Dass es nicht mehr sonderlich lange dauern würde, ehe jene warnen, salzigen Tränen über seine Wangen laufen würden. Wie von selbst fand seine Hand den Weg zu dem Wasserhahn der weißen Badewanne. Wie von selbst legte sich jene Hand darum, und drehte ihn auf. Eine kurze Zeit lang, hielt er inne, und sah dem Wasser dabei zu, wie es in einem dicken, weißen Strahl in die Wanne floss. Sah ihm dabei zu, wie es sich nach und nach am Boden aufstaute- und fast hatte es in gewisser Weise eine beruhigende Wirkung auf ihn.
Schon immer hatte er das Plätschern des Wassers als beruhigend, als etwas Positives empfunden. Schon immer hatte er Ruhe, und in gewisser Weise auch Wärme, Schutz damit verbunden. Und dann griff er nach einer der Raierklingen, die am Rand des Waschbeckens lagen. Griff nach einer der Klingen, und musterte sie. Und einen kurzen Moment lang, während seine warmen, hellbraunen Augen jenen metallischen, scharfen Gegenstand musterte, hätte er beinahe einen Rückzieher gemacht. Hätte er das Wasser fast abgestellt, und die Klinge zurück gelegt. Es wäre noch nicht zu spät. Er könnte es sich noch immer anders überlegen.
Er könnte noch immer seine Sachen packen. Patty sagen, dass er für einige Tage dort müsste. Nach Derry zurück kehren, und seinen Freunden helfen, Pennywise zu besiegen, so, wie sie es vermutlich von ihm erwarteten. Ihnen helfen, das Monster zu besiegen, dass Georgie Denbrough ermordet hatte. Er könnte versuchen, gegen seine Angst anzukommen. Versuchen, sie zu überwinden, für seine Freunde. Oder er könnte einfach nicht nach Derry gehen. Einfach bleiben, wo er war. Sein schlechtes Gewissen ignorieren, und sich davor drücken. Es war ein widerlicher, egoistischer Gedanke, und Stanley hätte sich selbst dafür Ohrfeigen können, überhaupt daran gedacht zu haben.
Überhaupt daran gedacht zu haben, seine besten Freunde so zu hintergehen. Sie so im Stich zu lassen, seine Freunde, die er seit 27 Jahren nicht mehr gesehen hatte, aber die ihm dennoch so unglaublich wichtig waren. Bill. Eddie. Richie. Mike. Ben und Bev. Der Mann zuckte zusammen, als er das kalte, trostlose Metall an seinem Unterarm spürte. Als er die Schärfe Klinge spürte, die gegen seine Haut drückte. Nein. Niemals könnte er seine besten Freunde so hintergehen.
Niemals könnte er so egoistisch sein. Er würde ihnen helfen. Langsam, beinahe gemächlich stieg Stanley in die Badewanne. Langsam, beinahe gemächlich, nahm er das letzte Bad, das er jemals nehmen würde. Er merkte, wie seine Augen sich weiteten, wie seine Atmung plötzlich schneller ging. Ich werde es tun. Ich werde es tatsächlich tun, schoss es ihm fassungslos durch den Kopf, während er auf seine linke Hand blickte, die die Rasierklinge nun an sein rechtes Handgelenk drückte. Er fragte sich, ob er den Anderen dadurch wirklich helfen würde.
Fragte sich, ob sie dadurch wirklich eine besser Chance haben würden. Ob sie sehr enttäuscht von ihm sein würden. Ob sie sich sogar verraten fühlen würden. Verraten, weil er ihnen nicht zu Hilfe kam. Weil er nicht auf Mike gehört hatte. Weil er sich nicht dazu bringen könnte, nach Derry zurück zu kehren. Außerdem fragte er sich, ob es schmerzen würde.
Dann übte er ein wenig Druck auf die Klinge aus, und spürte, wie sie sich in seine Haut schnitt. Es brannte, und tat weh. Hellroten Blut vermischte sich mit dem wenigen Wasser, das in der Wanne vorhanden war. Stanley zischte schmerzerfüllt auf. Zischte schmerzerfüllt auf, und hätte beinahe aufgehört. Hätte bei jenem einen Schnitt aufgehört, Re aus der Wanne gestiegen, und hätte ihn verbunden. Es tat weh. Er hasste es, Schmerzen zuhaben. Hasste es, die so zu fühlen. Hasste jene Schmerzen die einen das Gesicht verziehen, einen aufschreien ließen. Aber er musste es tun. Für die Anderen. Für Bill. Für ihre Chance. Ein zweiter Schnitt. Und noch einer. Und noch einer.
Stan merkte nach einiger Zeit, wie ihm langsam schwindelig wurde. Wie sein Bewusstsein zu schwinden schien, während das Wasser sich um ihn herum dunkelrot verfärbt hatte. Er merkte, wie er sich mit einem Mal merkwürdig leicht fühlte. Leicht, so, als würde etwas oder jemand versuchen, ihn aus seinem eigene Körper heraus zu ziehen. Als würde er sich in gewisser Weise sogar von jenem Körper entfernen. Er fühlte sich müde. Merkwürdig müde, und lehnte sich ein wenig in der Wanne zurück. Ein Bild brannte sich vor sein inneres Auge.
Ein Bild von ihnen Allen, nach dem sie Pennywise das erste Mal besiegt hatten. Ein Bild von ihnen Allen, wie sie zu siebt im Kreis standen. Wie sie alle sieben schwören, zurück zu kehren, sollte Pennywise zurück kehren. Wie sie sich gegenseitig anblickten. So entschlossen, aber in gewisser Weise auch so vertrauensvoll, als wüssten sie, dass sie aneinander zählen könnten. Dass sie ihr Versprechen halten würden. So sicher, dass sie es halten würden...
Sie Alle waren da. Bill. Eddie. Richie. Ben. Bev. Mike. Und er selbst. Stanley Uris. Mit seinen dunkelblonden Haaren, und jenem in gewisser Weise zugleich skeptischen, als auch entschlossenen Blick. Jenes Bild brannte sich in sein Gedächtnis ein. Begleitete ihn. Begleitete ihn auch noch, als er jenen metallischen Geschmack im Mund bemerkte. Auch noch, als er merkte, wie seine Augenlider immer schwerer und schwerer wurden, so, dass es immer schwerer wurde, sie offen zu halten. Es tut mir leid, Bill. Es tut mir so leid. Aber ich weiß, dass du, dass ihr es schaffen könnt. Ich wünsche euch Glück...
Und dann glitt die Rasierklinge aus Stan's immer locker werdenden Griff und landete mit einem lauten klirren auf dem sauberen, kühlen Fliesenboden.
" Sorry."
AN: Joa, mal ein OS einfach so, weil der mir grade eingefallen ist XD Ich weiß nicht genau, was das hier eigentlich sein soll, aber...ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen😊 Wenn ihr wollt, schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis und Joa😅
Dann bis bald 🙃💕
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