Kapitel 5
Am nächsten Morgen begebe ich mich, noch vor dem Unterricht in Sekretariat. Ich lag gestern noch die ganze Nacht wach, um zu überlegen. Jetzt habe ich schweren Herzens meine Entscheidung getroffen. Klar, ist mein Problem mein Hauptthema, auch wenn ich immer wieder an Lou.. ich meine natürlich Morris Worte denken muss. Ich habe Leute wie ihn bis jetzt verachtet und verabscheut. Aber ob ich will oder nicht beginne ich ihn zu verstehen. Vielleicht war ich auch oberflächlich und ungerecht. Zwei Dinge die ich nie sein will. Wahrscheinlich ist er nicht mal so übel. Ich stoße die Tür auf und betrete den Raum. Vor ein paar Tagen hatte ich schreckliche Angst, was passiert. Jetzt aber bin ich ganz ruhig. Meine Entscheidung steht fest. Ich werde meinen eigenen Traum hinter anstellen und die Schule verlassen. Ich fasse all meinen Mut zusammen und spreche die Frau von letzten Mal an: „Ich habe mich entschieden, ich werde..." Sie unterbricht mich: „Das hat sich schon geklärt. Der Betrag wurde von jemandem für sie mit übernommen. Hier noch einmal die Bestätigung." Mit diesen Worten drückt sie mir ein Blatt in die Hand. Ich starre sie verdutzt an. Das ist doch nicht möglich! Ich drehe das Blatt, so dass ich es lesen kann. Dreieinhalb Tausend kostet dieser ganze Mist. Inklusive Businessclass Flug, Bus und Hotel. Wie kann man nur so viel Geld für 10 Tage Urlaub ausgeben? Warum macht das jemand für mich und verschwendet so verdammt viel Geld? Wie es ja kaum zu übersehen ist, hab ich in Charlestown nicht sehr viele Leute, die so etwas für mich tun würden. Die Bibliothekarin kann es ja kaum gewesen sein, sie ist die einzige echt warmherzige Person. Ich bemerke jetzt erst eine handgeschriebene Randnotiz. Dort sind folgende mit Kugelschreiber gekritzelte Worte zu lesen: Da wir sehr gütige Menschen sind, haben wir ein bisschen gesammelt. Damit auch die Armen etwas teilhaben dürfen, an der wunderbaren, fantastischen, atemberaubenden Welt der Schönen und Reichen. Diese kleine Spende unsererseits, ist im Gegenzug zur ewigen Dankbarkeit deinerseits. Liebe Grüße Aurora Greenfield, Emilia Scott, Jason Ridley und Louis Morris
Ich atme pfeifend ein. Von meinem Herzen fällt ein ganzes Gebirge an Sorgen. Ich habe meine Mum nicht enttäuscht und meine Zukunft nicht verbaut. Aber anstatt mich federleicht zu fühlen, steigt die Wut in mir auf. Ich weiß, es war echt nett, die Kosten für mich zu übernehmen, aber es klingt einfach nicht nett. Als würde ich in ihrer Schuld stehen. Als wäre ich weniger Wert. Die Armen, haben sie geschrieben. Sie haben jetzt nur eine weitere Möglichkeit mich fertig zu machen. „Schaut alle her! Das ist Olivia Castellan. Sie kann nicht einmal ihre Schulden selber begleichen! Das ist ja mal ein super Beispiel für ihre Unfähigkeit." Egal wie freundlich es auf den ersten Blick scheint, dass war nur Eigennutz. Vielleicht braucht der Ruf der Firma wieder einen neuen Anstrich. „Sohn von Chef unterstützt Stipendiatin sich in der Gesellschaft zurechtfinden" Was für eine tolle Headline! Genau das hat Morris gestern auf der Bank gemeint. Egal was richtig ist, Hauptsache die Firma profitiert davon. Traurig. Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen. Scheiße! Jetzt weine ich schon wieder wegen diesen gemeinen Idioten. Ich schaffe es ewig lang, dass es an mir vorbeigeht, nun stehe ich im Sekretariat und rotze schon zum zweiten Mal. Ich bedanke mich schnell bei der Frau und Rauscher aus dem Raum. Ich halte es dort keine Sekunde länger aus. Zuhause surfe ich nach dem Hotel, das auf dem Blatt steht. Fünf Sterne, All inklusive, Whirlpool und Disco. Wahnsinn! In ein paar Wochen bin ich dort. Zum ersten Mal bin ich auf einem freiwilligen Ausflug, der nichts mit Schule zu tun hat. Sollte ich mich bei den anderen bedanken? Nein, das verdienen sie nicht. Ich muss mir überlegen, was ich alles brauche. Bikini, Partykleid, Schneeanzug und so weiter. In meinem Schrank ist noch der Badeanzug von letztem Mal, ich werde ihn nur etwas verschönern müssen, dann passt er. Einen Schneeanzug habe ich schon einmal an Mum gesehen, den leihe ich mir einfach. Und ein Partykleid lässt sich sicher mit dem Geld finden, das eigentlich für Bücher gedacht war. Ich fühle mich schon fast bereit, um endlich dabei zu sein, wenn Charlestown-Geschichte geschrieben wird.
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Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag!
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