1. Kapitel - Ringos Sicht
Ich fror. Meine Hände waren schon ganz rot vor Kälte und wenn ich ausatmete enstanden kleine, nebelige Wölkchen vor meinem Gesicht.
Um mich herum war ein buntes Gemisch aus Farben: orange, rot, gelb und braun. Überall segelten langsam die Blätter von den Bäumen hinunter auf die Erde und kündigten somit den bevorstehenden Winter an.
Ich trat nun schneller in die Pedalen, um zeitiger zu Hause anzukommen.
Ich hatte allmählich das Gefühl, dass wenn ich länger hier draußen bleiben würde, erfrieren würde.
Wieso hatte ich mich gleich nochmal für den längeren Weg durch den Wald entschieden?
Irgendwann kam ich tatsächlich an dem kleinen Häuschen an, indem ich und mein Vater wohnten.
Ich öffnete das kleine Eingangstor, nachdem ich von meinem Fahrrad abgestiegen war, und lehnte es an den niedrigen Zaun, welcher unsere Nachbarn von unserem kleinen Grundstück trennte.
Während ich meine Hände aneinanderrieb lief ich zu unserer Haustür und öffnete sie.
"Ich bin wieder da!", rief ich und lauschte.
Doch wie erwartet kam keine Antwort.
Seit der Trennung von meiner Mutter war mein Vater sehr mürrisch und verschlossen und ich musste mich meistens bemühen das "Richtige" zu sagen, wenn er bei mir war.
Seufzend lief ich in mein Zimmer und warf meine Schultasche neben meinen Schreibtisch. Dann ließ ich mich schwungvoll auf mein Bett fallen und dachte über heute, meinen ersten Schultag an der neuen Schule, nach. Eigentlich war es nicht so besonders gewesen.
Ich hatte noch keinen kennengelernt, saß alleine im Unterricht sowie in den Pausen und konnte dem Unterrichtsstoff noch nicht so richtig folgen.
Nach einer Weile hatte ich mich schließlich dazu entschlossen ein Buch zu lesen und machte es mir so gut es ging an meinem Schreibtisch gemütlich.
Gerade als es so richtig spannend wurde, steckte mein Vater seinen Kopf durch die Tür. "Mach dir heute selbst etwas zu essen, ich habe heute Abend keinen Hunger und gehe lieber ins Bett.", sagte er emotionslos und verdrückte sich in sein Schlafzimmer.
Ich klappte das Buch also wieder zu und schlenderte in unsere kleine Küche und machte mein heutiges Abendessen fertig, welches aus Brot, Käse und Dosenerbsen bestand.
Halb 11 lag ich in meinem Bett und könnte nicht einschlafen, da ich viel nachdachte.
Ich hatte das Gefühl, an der neuen Schule schon wieder keine neuen Freunde zu finden. Vor zwei Jahren in meiner alten Klasse war ich gut mit einem Typen namens Robert befreundet gewesen doch schon nach ein paar Monaten bekam er eine feste Freundin und hatte keine Lust mehr mit mir etwas zu unternehmen. Und das war's dann auch schon wieder...
Irgendwann wurde ich dann schließlich doch müde, mir fielen die Augen zu und ich gelangte in das Reich der Träume.
Am nächsten Tag schlug ich meine Augen auf und blinzelte ein paar Mal.
Draußen war es noch dunkel, aber als ich einen Blick auf meine Armbanduhr, welche auf meinem Nachttisch lag, warf, sah ich, dass es schon fast um 7 war.
Verschlafen schälte ich mich aus meiner Decke und zog mich an. Das Hemd, welches ich auswählte war das Beste welches ich besaß, auch wenn es schon eine beige Farbe angenommen hatte.
In der Küche lag ein Zettel von meinem Vater.
》Ich bin heute früher als sonst auf Arbeit gefahren, um Überstunden zu machen. Komm nicht zu spät in die Schule.《
Ich zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Papierkorb neben dem Kühlschrank.
Ungefähr 40 Minuten später war ich fertig mit allem und saß auf meinem Fahrrad m, bereit, meinen zweiten Schultag zu starten.
Kurze Zeit später erreichte ich auch schon die Schule und eilte in mein Klassenzimmer.
Fast alle Schüler waren schon da, nur mein Platz war mich leer.
Ohne mich richtig umzusehen, weil ich wusste, dass mich eh keiner richtig registrierte, setzte ich mich auf den ungemütlich harten Stuhl. Dann packte ich meinen Schulkram aus und öffnete ihn ordentlich auf dem Tisch vor mir.
Im Unterricht versuchte ich dieses Mal besser mitzuarbeiten und in der Pause fühlte ich mich schon etwas besser als am vorherigen Tag, da mir wenigstens mein Buch Gesellschaft leistete.
Doch dieses Gefühl sollte nicht lange bleiben.
Drei Jungs in meinem Alter lösten sich von ihrer Gruppe und standen dann auf einmal vor mir, grinsend und mit verschränkten Armen.
"Hallo 》Neuer《."
Langsam löste ich meinen Blick von meinem Buch und sah den Jungs in ihre Gesichter.
Da ich saß und sie standen fühlte ich mich noch kleiner und unterdrückter als sonst.
"Was ist los? Noch keine Freunde gefunden?" Einer von ihnen hob spöttisch seine Augenbraue.
"Muss wohl an seiner Nase liegen, so groß wie die ist.", erwiderte sein Kumpel herablassend.
Etwas beschämt senkte ich den Blick.
Was bildeten die sich eigentlich ein? Ich hatte ihnen nichts getan!
"He, hat dir das etwa die Sprache verschlagen?", lachte der dritte amüsiert und spuckte mir vor dir Füße.
Als ich die Typen wieder ansah, musterte sie mich nachdenklich.
"Was sind das denn für Klamotten? Hat deine Familie etwa kein Geld?"
Ich stöhnte leise und fummelte an meinem Hemd herum. Langsam reichte es mir, deshalb umklammerte ich meine Lederschultasche, stand auf und ging weg von den komischen Jungs.
Während ich mit dem Rücken zu ihnen lief, spürte och plötzlich etwas unangenehmes an meiner Schulter und dann war es auch wieder vorbei.
Etwas verwirrt drehte ich mich um.
Die drei Jungs lachten immer noch und warfen Kieselsteine nach mir.
Genervt drehte ich mich abrupt um und prallte sofort gegen einen anderen Schüler.
Ich hörte ein lautes Klirren sah mich aber nicht richtig um.
"Hey, Pass doch auf!", sagte der Schüler.
Etwas erschrocken sah ich hoch. Vor mir stand ein Junge, ebenfalls in meinem Alter. Er war größer als ich, besaß dunkelbraunes Haar und tiefbraune Augen. Sein Gesicht war sehr schmal und er hatte schön geschwungene Lippen.
Moment, vielleicht sollte ich erstmal aufhören ihn anzustarren!
"Tschuldigung", murmelte ich gereizt und drängte mich an ihn vorbei.
Ich wollte einfach nur weg hier, auf die andere Seite des Hofes.
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