Harry Potter als ultimatives Heilmittel
Die Stimmung stieg beinahe exponentiell an – was bedauerlicherweise keine Kunst war bei dem vorhergehenden Tief.
Tja... Dann kam der Rest der Avengers zurück und berichtete, dass Thanos die Steine zerstört hatte.
Sie waren weg.
Auf ewig.
Die Neuigkeiten waren wie ein Schlag in die Magengrube.
Zerstört und hoffnungslos kehrten die Superhelden ins Hauptquartier zurück, isolierten sich, scheuten die Gesellschaft.
Ich trauerte nicht mehr.
Das ging gar nicht mehr.
Aber die mächtigsten Helden der Erde waren so zerschlagen...
Cap floh nach Brooklyn. Ich schickte ihm Sharon hinterher.
Bruce verschwand wieder wie vor dem Infinity War.
Die Neue, Captain Marvel, war sofort wieder in anderen Galaxien verschwunden – versprach aber, sich zu melden.
Und Thor zog sich nach Neu-Asgard zurück... Loki blieb.
Er blieb immer.
Ich aber konnte nicht mehr zurückdenken, konnte mich nicht mehr verkriechen und trauern.
Ich schaffte das physisch und psychisch nicht mehr, ohne langfristig krank zu werden.
Wenn ich jetzt nichts tat, würde ich niemals wieder irgendetwas tun können.
Die depressive Stimmung brachte mich ans Ende.
Ich musste mich entscheiden, hier und jetzt, ob ich stehenbleiben würde – für immer – oder weitermachen.
Gracie soll weitermachen.
Ich hatte nicht vergessen, was diese Krankheit mit meiner Mom gemacht hatte, und ich war stur genug, sie hier und jetzt zu bekämpfen.
Mit dem besten Heilmittel, das ich mir vorstellen konnte.
Mr und Mrs Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar.
***
Ich saß am Schreibtisch im Gemeinschaftsraum, ziemlich zufrieden mit mir selbst.
Der erste, der zu mir trat, war Rhodey. Ach, und Loki war auch schon da. War er jemals weggewesen?
Mein Dad und Pepper folgten ihm auf dem Fuß, Rocket und Nebula trudelten dann später ein.
Ich bekam einige verwirrte Blicke ab, und als ich immer noch nichts erklärte, raffte mein Dad sich schließlich zu einer Frage auf: „Kid, warum genau stehen im gesamten Haus Kerzen rum?"
Elektronische Kerzen. Ich kannte eben meine Familie.
„Glück und Zuversicht vermag man selbst in Zeiten der Dunkelheit zu finden. Man darf bloß nicht vergessen, ein Licht leuchten zu lassen", zitierte ich Dumbledore aus meinem Lieblingsteil.
Dad begriff es natürlich sofort, und auch bei Rhodey und Pepper machte es dann ‚klick'. Vom Rest fangen wir gar nicht erst an.
„Ich will, dass es wieder normal wird hier", begann ich meine Ansprache, „Vielleicht nicht fröhlich... Aber wir müssen aus unserem Loch wieder herauskommen. Rocket, Nebula, ich habe euch raumfahrtsfähige Shuttle zur Verfügung gestellt. Ihr müsst euch hier nicht eingesperrt fühlen – tut, was euch glücklich macht, wozu ihr geboren seid."
Unbewegt sahen sie mich weiterhin an, und endlich verdrehte ich wieder die Augen. „Na los, haut schon ab, ich will euch diese Woche hier nicht mehr sehen! Danach könnt ihr ja ab und zu wiederkommen."
Sehr misstrauisch sah Rocket mich an und zog sich dann Schritt für Schritt rückwärts zurück. Hochdramatisch natürlich. Nebula betrachtete das kritisch und lief ihm dann einfach normal hinterher.
„Rhodey, ich war so frei und habe ein Fantreffen organisiert – in New York warten jetzt hunderte Menschen auf dich, die sich um deine Geschichten reißen. Auch sie brauchen eine Aufmunterung. Dein Anzug wartet vor der Tür."
Rhodey lächelte und zwinkerte mir zu, dann war auch er verschwunden.
„Ihr beide", wandte ich mich jetzt an Dad und Pepper, „Setzt euch jetzt oben in eure Etage und sucht nach netten Häuschen mit viel Garten. Das Leben in Frieden habt ihr euch verdient."
Dad baute kurz Blickkontakt mit mir auf und ich lächelte ihm kaum merklich zu, leicht nickend. Ohne weiter nachzufragen zog er Pepper mit sich.
„Und du", wandte ich mich mit funkelnden Augen an Loki, „Kommst mit mir. Wir beide schauen jetzt Harry Potter."
***
„Ich erkenne einfach den Sinn nicht. Sie haben nicht einmal ein Unheil begangen!"
„Na, aber prinzipiell-"
„Diskutiere nicht mit mir, ich bin der Gott des Unheils, ich muss das wissen!"
„Den Zauberspruch haben schon die Marauders verankert, und die haben sehr wohl jedes Mal ein Unheil angerichtet, wenn sie die Karte benutzt haben!"
„Aber ich lege fest, was ein Unheil ist oder nicht! Ich bin nicht zufrieden so!"
„Ich weiß, das ist jetzt schwer für dich... Aber diese Gestalten sind fiktiv!"
„Sie können ja wenigstens im Nachhinein einen anderen Spruch festlegen."
„Aber... Aber das können sie nicht! Denn sie sind alle tot... Toll gemacht, jetzt bin ich wieder emotional."
„Ich bin deine Schulter zum Ausweinen."
„Deine Ironie hilft mir gerade nicht! Moony, Wormtail, Padfoot and Prongs... Jetzt sind sie wenigstens wieder vereint..."
„Hast du nicht gerade gesagt, die Welt sei fiktiv? Was sind das für Phasen?"
„HARRY POTTER IST KEINE PHASE, ES IST EINE RELIGION FÜR'S LEBEN!"
„Okay, okay – ganz ruhig... ich sage einfach nie wieder was gegen Harry Potter."
„Das ist auch besser für dich."
***
„Was hast du jetzt vor, Loki?", fragte ich ihn, als wir dann doch noch friedlich auf der Couch lagen. „Gehst du nach Neu-Asgard?"
„Mein Platz liegt nicht mehr bei den Asen", antwortete er ruhig.
„Aber bei deinem Bruder." Ich drehte meinen Kopf jetzt so weit, dass ich ihm in die Augen sehen konnte, und mit einem sanften Funkeln fing er meinen Blick auf. „Auch das nicht. Ich musste lernen, dass ich kein Gott bin, Gracie. Mein Bruder ist einer."
Jetzt runzelte ich meine Stirn: „Natürlich bist du ein Gott!"
„Ich fühle mich nicht mehr als solcher. Ich fühle mich... normal...", er lächelte auf mich herab, „Solang man Avengers als ‚normal' bezeichnen kann."
Er hatte verdammt noch mal recht: Loki war ein Avenger.
Er war fester Teil des Teams aus Cap, Bruce, Rocket, Thor und mir gewesen, wir hatten alle einander in die Hände gespielt, ohne weiter darüber nachzudenken. Die Unterschiede zwischen uns waren egal gewesen – es lagen Galaxien dazwischen, aber irgendwie waren wir doch alle gleich.
„Also, wo gehst du jetzt hin?"
Loki zog seine makellose Stirn in leichte Falten, was erstaunlich niedlich aussah. „Ich möchte mich nicht festlegen. Ich war jahrelang eingesperrt... Jetzt bin ich frei, und das will ich auskosten."
Nachdenklich knabberte ich auf meiner Unterlippe, dann zog ich die Augenbrauen zusammen, als Loki mir einen merkwürdigen Blick schenkte. „Was?"
Doch der Schwarzhaarige schüttelte nur seinen Kopf.
***
Ich habe es versprochen, es wird besser. 😉
Seid ihr zufrieden mit der Entwicklung? 🙃
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