S e c h z e h n | J a y c e
Ihre königliche Hoheit,
wir waren sehr erfreut, Ihre Einladung in den Elverstone Palace zu empfangen und umso größer ist unser Bedauern, dass wir diesen Besuch, aufgrund anfallender geschäftlicher Termine, leider nicht wahrnehmen können.
Da wir jedoch ebenfalls daran interessiert sind, Gwendolyns Aufenthalt auf Ihrem geschätzten Anwesen zu beschönigen, haben wir Ihre Einladung an zwei Personen weitergegeben, die in dem Leben unserer Tochter eine große Rollen spielen und ihr bestimmt das ein oder andere Lächeln entlocken können.
Wir hoffen, in Ihrem Interesse gehandelt zu haben und unserer kleinen Gwendolyn damit eine Freude bereiten zu können.
Bitte verzeihen Sie uns vielmals unsere Abwesenheit und bestellen Sie unserer Tochter einen Gruß!
Auf ein baldiges Wiedersehen,
Richard und Tavia Montgomery (+ Lynn und Christian Montgomery)
Manchmal spielt das Leben nicht so, wie man es sich gerne wünschen würde. Oder wie man es plant.
Meinem Leben zumindest war es verdammt egal, ob ich bereits einen Schlachtplan bezüglich der Auflösung meiner Verlobung mit Gwendolyn ausgetüftelt hatte oder nicht.
Und so konnte ich all meine Überlegungen und Ideen über den Haufen werfen und musste mich stattdessen auf ein neues Ziel konzentrieren: Das Herz meiner Zukünftigen.
Wenn ich wollte, das meine Zukunft halbwegs harmonisch und ohne weitere Zwischenfälle verlief, musste ich dafür sorgen, dass Gwendolyn unserer Ehe wohlgesonnen war. Es konnte auch nicht schaden, die Gunst meiner Verlobten zu gewinnen und es eventuell zu bewerkstelligen, sie um meinen Finger zu wickeln.
Gwendolyn war bestimmt leichter zu kontrollieren, wenn sie für Jemanden gewisse Sympathien übrig hatte. Und momentan hatte sie diese nicht für mich. Definitiv.
Zwar wollte ich Kacey ursprünglich um Hilfe bitten, Gwendolyn loszuwerden, doch nun hatte sie mir Ideen geliefert, wie ich dieses verschrobene Mädchen dazu brachte, mich zu mögen.
Es war ihr Einfall gewesen, die Familie meiner Verlobten ins Schloss zu bitten und obwohl ich recht erleichtert über die Tatsache gewesen war, dass Lynn der Einladung nicht gefolgt war - immerhin hätte ich mich so wohl kaum auf ihre ältere Schwester fokussieren können -, war ich doch recht überfordert mit den beiden fremden Gestalten gewesen, die anstelle der Montgomerys gekommen waren.
Evelyn und Zac, wie mir meine Verlobte später offenbarte. Sie hatte doch tatsächlich Freunde außerhalb des Schlosses.
Mittlerweile wünschte ich mir, ich hätte die Idee meiner Cousine als das betitelt, was mir als Erstes durch den Kopf geschossen war, als sie mir ihren Plan erläuterte: Absolut schwachsinnig.
Dennoch hatte ich auf die 'weibliche Intuition' der Prinzessin gesetzt und so saß ich nun hier, ganze zwei geschlagene Stunden nach der Ankunft dieser Verrückten, nahe am See auf einer Picknickdecke und beobachtete voller Abscheu, wie sich Gwendolyn und ihre Freunde halbnackt im bakterienverseuchten Schlamm des Ufers wälzten wie Wildschweine.
Ich warf Kacey einen fast schon panischen Blick zu, doch meine Cousine war von dem Verhalten der Drei ebenso irritiert wie ich und starrte mit, vor Schreck ganz geweiteten Augen, zu dem Spektakel hinüber.
Wir wussten wohl Beide nicht so recht, wie wir darauf reagieren sollten.
Nicht nur, dass es in der Monarchie völlig inakzeptabel war, sich außerhalb seiner eigenen vier Wände zu entblößen, waren wir auch bei der Kommunikation mit diesen Bauerntrampeln kläglich gescheitert.
Während ich mich bei Evelyns Frage, ob ich denn als Gwens zukünftiger Liebhaber wisse, wie man ein Mädchen glücklich macht, noch mit einem kecken 'Ich kann es dir bei Gelegenheit gerne demonstrieren' retten konnte, hatte Zac meine Cousine mit seinem 'Hallo, ich bin
Zac - Möbelpacker. Kann ich dir beim Ausziehen helfen?' völlig sprachlos zurückgelassen.
Vermutlich hätte Kacey dem unverschämten Kerl eine geklatscht, wäre sie über seine Dreistigkeit nicht so dermaßen perplex gewesen. Als ranghohe Prinzessin kam es eher selten bis gar nicht vor, dass jemand so ungehobelt mit ihr sprach.
"Die sind doch irre", hörte ich Kacey fassungslos neben mir flüstern, wodurch ich gezwungenermaßen meine Augen von diesem seltsamen Anblick löste und zu meiner Cousine hinübersah.
Sie war ganz bleich um die Nase und in ihren grünen Augen spiegelte sich absolute Verständnislosigkeit, während sie nicht dazu fähig war, ihren Blick von diesem Schauspiel zu lösen. Langsam und wie in Trance schüttelte sie immer wieder den Kopf, sodass ihr die haselnussbraunen Strähnen um die Ohren flogen.
"Wir sollten sie von eurem Hausarzt durchchecken lassen. Das ist doch grob fahrlässig, alleine mit diesen... diesen Wilden hier draußen zu sein, wo niemand unsere Schreie hört, wenn sie uns brutal ermorden, verstümmeln und anschließend unsere einzelnen Leichenteile schänden!"
Okay, hier hatte jemand eindeutig seine Nase zu oft in irgendwelche Krimis gesteckt.
Abwehrend hob ich die Hände, doch Kacey reagierte gar nicht auf meine Bewegungen, weshalb ich sie vorsichtig an der Schulter anstupste.
Das schien zu wirken, denn die Prinzessin wandte sich, verwirrt blinzelnd, zu mir herum und hob fragend die Augenbraue.
"Übertreib nicht. Die sind bestimmt harmlos", war mein lahmer Versuch, sie zu beruhigen. Kacey hatte dafür nur ein verächtliches Lachen übrig.
Die angenehm warmen Temperaturen des Frühlings waren mittlerweile Vergangenheit und stattdessen steigerte sich eine geballte Hitze, die wohl den Jahresumschwung in den Sommer einläuten sollte.
Dementsprechend war es wohl nicht verwerflich, dass sich Gwendolyn und ihre Freunde kurzerhand ihrer Kleidung entledigt hatten, kaum das wir von den Pferden gestiegen waren. Aber sich, lediglich in knapper Unterwäsche bekleidet, eine Schlammschlacht am Ufer des Sees zu liefern, war schon wieder eine ganz andere Geschichte und in den gesellschaftlichen Kreisen meines Umfelds absolut unangemessen.
Ich hatte stets Kacey und Josey als Rebellinnen der Monarchie angesehen, doch neben Gwendolyn und ihren Freundin wirkten die beiden Mädchen mehr wie ein lachhafter Aufstoß von kindlichem Trotz. Scheinbar hatte unsere königliche Erziehung doch ihre Spuren hinterlassen, denn die ausgelassenen Herumalbereien der Drei versetzte uns in Angst und Schrecken und ließ mich ernsthaft an der geistigen Zurechnungsfähigkeit meiner Verlobten zweifeln.
Mehr als zuvor.
"Ist euch nicht heiß?" Die plumpe Frage von Evelyn ließ mich aus meinen Gedanken auftauchen und erst jetzt bemerkte ich, dass die Blondine auf uns zugekommen war.
Ihre gebräunten Schenkel waren schlammverziert und ein paar Spritzer bedeckten ihre Arme und ihr Gesicht. Ihre Augen, dessen Farbe ich nicht benennen konnte, - eine außergewöhnliche Mischung aus braun und grün - funkelten schelmisch.
Gwendolyns Freunde waren direkt von Anfang an auf das Du umgesprungen, ohne dass wir es ihnen je angeboten hatte. Da ich aber Inbegriff war, das Herz meiner Verlobten zu erobern, hatte ich über diese Tatsache, so wohlwollend wie ich war, hinweggesehen.
"Nein", gab ich ihr schließlich die Antwort auf ihre Frage und rückte unwillkürlich näher an meine Cousine heran, um den Abstand zu Evelyn zu vergrößern. Dieses Mädchen war mir nicht ganz geheuer - Sie schien noch unberechenbarer zu sein, als Gwendolyn selbst.
Ein Grinsen breitete sich in dem Gesicht dieser Verrückten aus, als sie sich mit ihrer schlammverschmierten Hand durch die blonde Mähne strich und ihr Gewicht auf ein Bein verlagerte. Ihre Augen lagen aufmerksam auf mir, während sie nachdenklich ihre Unterlippe zwischen ihre Zähne zog. "Noch nicht aufgeheizt?"
Die Zweideutigkeit in ihren Worten entging mir nicht - Vor allem, da Evelyn wie verrückt mit den Augenbrauen wackelte.
Ich unterdrückte ein Seufzen und tauschte einen kurzen Blick mit Kacey, ehe ich den Kopf schüttelte.
"Komm, lass ihn, Eve." Meine Zukünftige war neben ihrer Freundin aufgetaucht, die Haut ebenfalls mit Dreck verschmiert. "Seine königliche Hoheit kennt keinen Spaß."
Spöttisch zog Gwendolyn die Augenbrauen zusammen und bedachte mich mit einem kurzen Blick, ehe sie drängend am Arm der Blonden zog.
Langsam ließ ich meine Augen über Gwendolyn wandern - Hauptsächlich, um mir selbst genügend Zeit zu verschaffen, einen passenden verbalen Gegenschlag zu finden.
Doch als mein Blick den roten Spitzen-BH und das knappe, schwarze Höschen streifte, verlor ich den Fokus.
Anstatt mir eine angebrachte Antwort zu überlegen, fuhr ich mithilfe meiner Iris die Konturen des Stoffes nach und kam nicht drumherum anzuerkennen, dass Gwendolyn in Unterwäsche gar nicht so schlecht aussah.
Ich hatte mir zuvor keine Zeit genommen, sie genauer unter Augenschein zu nehmen, da mich ihr Verhalten so verstört hatte, aber verdammt! Gwendolyn hatte Kurven! Und was für welche.
Ich schluckte trocken und beobachtete eine kleine Wasserperle dabei, wie sie über den zarten Flaum an ihrem Bauch hinabwanderte und sich kurz darauf in dem schwarzen Stoff ihrer Unterwäsche festsaugte.
Als ich es endlich schaffte, meinen Blick von dem dunklen Teint und den weiblichen Rundungen zu lösen, um meiner Verlobten stattdessen ins Gesicht zu blicken, bemerkte ich, dass Gwendolyn mein Starren wahrgenommen hatte.
Eine Mischung aus Belustigung und Ekel lag in ihren Zügen, als sich ihre Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Der Schalk blitze in ihren dunklen Augen auf, als sie sich eine nasse Strähne hinter das Ohr strich und herausfordernd eine Hand in die Hüfte stemmte.
"Soll ich dir ein Bild malen?" Sie zwinkerte mir zu und tauschte einen amüsierten Blick mit ihrer Freundin.
"Hält länger und Gwen muss nicht wie ein Flittchen vor dir blank ziehen", fügte Evelyn überflüssigerweise hinzu.
Genervt verdrehte ich die Augen, konnte aber nicht verhindern, dass sich meine Wangen vor Verlegenheit rot färbten. Ich war eben auch nur ein Mann.
Als sich mein Puls etwas beruhigt hatte und ich mir sicher war, dass meine Stimme mich nicht im Stich lassen würde, setzte ich zu einer Antwort an. Ich öffnete den Mund, doch wusste schon im nächsten Moment nicht mehr, worum es in meinem kurzen Gespräch mit Gwendolyn überhaupt gegangen war.
Verdammt! Ich warf einen flüchtigen Seitenblick auf Kacey, welche mich erstaunt musterte. Mein Verhalten schien sie ebenso zu verunsichern, wie das von Gwendolyn und Co. Kein Wunder, es war eine wahre Seltenheit, dass ich meine Klappe nicht aufbekam.
Glücklicherweise konnte sie geistesgegenwärtiger handeln, als ich.
"Wir haben keine Badeutensilien bei uns", kam die Prinzessin mir zur Hilfe und lächelte die beiden Mädchen entschuldigend an. Viel Wirkung hatte dies allerdings nicht.
Evelyn zuckte nur knapp mit den Schultern. "Und? Wir auch nicht. Unterwäsche werdet ihr edlen Leute doch wohl haben."
Erstaunlicherweise schien diese Aussage Kacey zu genügen. Noch bevor ich die Entschlossenheit in ihren Augen aufflammen sah, wusste ich, dass meine Cousine mich hintergehen würde.
"Ach, scheiß drauf", fluchte sie lautstark, während sie sich auf die Beine erhob und sich das Sommerkleid über den Kopf zog. Instinktiv wandte ich den Blick ab.
Zwar hatte ich Kacey in unserer gemeinsamen Kindheit bestimmt schon das ein oder andere Mal nackt gesehen, aber ich wollte jetzt nicht vor versammelter Mannschaft meine Cousine begaffen.
"Was soll das werden?", zischte ich ihr stattdessen zu, während ich meinen Blick demonstrativ auf die Picknickdecke gerichtet hatte.
"Ich versuche mein Leben zu genießen, bevor mich meine Familie an einen Mann fesselt, der mich in irgendwelche blickdichten Fummel aus dem Mittelalter steckt!", erwiderte Kacey locker und schüttelte ihre haselnussbraunen Haare. Zwar versuchte sie tough zu wirken, doch selbst aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie sie etwas verunsichert die Arme vor dem entblößten Bauch verschränkte.
"Yeah", feuerte Evelyn die Prinzessin an und klatschte lautstark Beifall, während Gwendolyn den Striptease meiner Cousine mit einem breiten Lächeln kommentierte.
Aus der Entfernung konnte ich auch einen Pfiff von diesem Zac wahrnehmen. "Sag deinen Brüsten bitte, sie sollen aufhören, mich so anzustarren."
Ich hörte, wie Kacey neben mir ungläubig nach Luft schnappte, während Evelyn das Gesicht verzog. "Zac, du widerliches Arschloch!"
"Ich versuche nur, mich bei diesen ganzen Kurven ohne Bremse zurechtzufinden", lachte Zac und ein kurzer Blick zu dem Kerl zeigte mir, dass er es sichtlich genoss, meiner Cousine die Schamesröte ins Gesicht zu treiben.
"Das reicht! Den machen wir fertig!" Bestimmt fasste Evelyn Kacey am Arm und ließ sie erst wieder los, als sie am Ufer ankamen und sie sich dort laut kreischend auf ihren Freund stürzte.
Demonstrativ hielt ich mir die Ohren zu.
Eine Weile beobachtete ich, wie Kacey zuerst recht unbeholfen neben den beiden rangelnden Schlammmonstern stand. Doch es dauerte nicht lange und schon befand sich die Prinzessin mitten im Handgemenge, wo sie Evelyn dabei half, Zacs massigen Körper tiefer in den See zu ziehen und ihn dort unter Wasser zu drücken.
Der Besserwisser in mir würde die Drei gerne darauf hinweisen, wie kindisch und gefährlich ihr Treiben da im offenen Wasser gerade war, doch eine Stimme hielt mich zurück.
"Komm, sei keine Spaßbremse." Entgegen ihrer Worte klang Gwendolyn schon fast versöhnlich, während sie mir auffordernd die Hand entgegenstreckte.
Ich zögerte.
Das wäre die perfekte Gelegenheit, Gwendolyns Sympathien mir gegenüber zu steigern und ihr zu beweisen, dass ich mehr war als das arrogante, kaltherzige Arschloch, zu dem mich meine Eltern erzogen hatten und mit dem sie in den letzten Wochen nur allzu oft Bekanntschaft gemacht hatte.
Dennoch sträubte sich alles in mir, mich meiner Leinenhose und dem dünnen, kurzärmligen Hemd zu entledigen, um mich der Schlammschlacht zusammen mit Gwendolyn anzuschließen. Der Riegel, der in den letzten Jahren dafür gesorgt hatte, dass ich stets autoritär und souverän in der Öffentlichkeit gestanden und all meine kindlichen Züge bereits im Alter von Neun zurückgelassen hatte, hielt die Tür fest verschlossen, an der meine Verlobte gerade rüttelte.
Deshalb schenkte ich Gwendolyn lediglich ein aufrichtiges, entschuldigendes Lächeln und beschloss, ihr zumindest auf halben Wege entgegen zu kommen. Mehr konnte ich ihr im Moment einfach noch nicht bieten.
Deshalb zog ich mir nur das Hemd über den Kopf und stapfte, noch mit der Hose bekleidet, neben ihr auf den See zu, wo ich einen gewaltigen Sicherheitsabstand vor ihren Freunden und meiner Cousine wahrte.
Zumindest solange, bis mir Gwendolyn von hinten einen ordentlichen Schubs verpasste und ich mit einem lauten Platscher in dem verdreckten Wasser landete, das sich einen See schimpfte.
Das laute Lachen meiner Verlobten ließ mich meine, nicht gerade jugendfreie, Flüche runterschlucken, nachdem ich wieder aufgetaucht war und sorgte dafür, dass ich sie stattdessen zufrieden anlächelte. Mit einer blitzschnellen Bewegung bekam ich ihren Unterarm zu fassen und zog sie mit mir in die Fluten.
Als sie sich, entgegen meiner Erwartung, nicht augenblicklich von mir losmachte und mich mit wüsten Beschimpfungen überrollte, sondern sich stattdessen lachend in meiner Berührung wandte, war ich mir einer Sache sicher: Ich war meinem Ziel wohl näher als gedacht.
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