9. Kapitel
Gwendolyn
Die schwachen Strahlen der Frühlingssonne kämpften sich durch die vereinzelten Wolken und brachten das Tau auf den Gräsern zum Glitzern.
Die Luft war frisch und auch etwas kühl.
Gierig füllte ich meine Lungen mit dem Sauerstoff und reckte die Nase in die Luft. Es roch nach Blumen. Und nach Regen.
„Gwendolyn?! Was zur Hölle macht Ihr da?!"
Jayces verärgerte Stimme erfüllte das Grundstück der Kois und zauberte ein freches Grinsen auf meine Lippen, ehe ich mich zu ihm herumdrehte.
„Nach was sieht es den aus?", rief ich ihm zu und beobachtete verzückt, wie er seinen Kopf unterhalb einer gespannten Schnur hindurchschob und der Rest seines Körpers mit einer merkwürdigen, schlangenartigen Bewegungen folgte.
„Es sieht aus, als hättet Ihr vergessen, wie man seine Beine einsetzt!", entgegnete Jayce mir und schlängelte sich durch das nächste Hindernis: „Komm in die Gänge!"
Amüsiert musterte ich seine weniger anmutigen Bewegungen und schüttelte kichernd den Kopf: „Ich bin eine Meisterin in diesem Spiel, Prinzchen", ließ ich ihn belustigt wissen und schob nun doch meinen linken Fuß durch das Loch vor mir: „In der Grundschule war ich fünf Minuten vor allen anderen fertig!"
Ich ließ meinen Blick über den Obstgarten schweifen, welcher unter der Aufsicht von Jayce, seinen Schwestern und mir, ziemlich verunstaltet wurde.
Zusammen mit Josey hatte ich eine weiße Wollschnur missbraucht, welche wir ziellos um die verschiedenen Obstbäume gewickelt hatten und somit ein, weniger kunstvolles, Spinnennetz zum Vorschein gebracht hatten.
Ich weiß nicht genau wieso, doch ich hatte Mitleid mit der trüben Kindheit der königlichen Kinder, weshalb wir seit dem gemeinsamen Frühstück die verschiedensten Spiele aus meiner Kindergarten- und Grundschulzeit absolvierten.
Von ‚Der Hase läuft über das Feld' bis zu ‚Kaiser wie viele Schritte darf ich gehen?' hatten wir alles durchgenommen, bis ich beschloss, der ganzen Sache Mal ein bisschen mehr Pep zu verleihen.
Aktuell befanden Jayce und ich uns in einem Wettkampf. Unsere Gegner waren seine fünfzehnjährigen Schwestern – Josey und Rose.
Momentan kämpften sich die beiden Mädchen ziemlich erfolgreich durch unser gezaubertes Labyrinth, doch Jayce war ihnen dicht auf den Fersen.
Ich sollte wirklich Mal wieder in die Gänge kommen, wenn ich die Zwillinge noch einholen wollte.
Mühelos schlängelte ich mich durch den Spalt vor mir hindurch und erhaschte einen Blick auf Rose, welche dem Ende des Spinnennetztes schon verdächtig nah war.
Okay, Gwen! Zeit für deine Geheimwaffe!
Ich ließ mich auf die Knie fallen, ehe sich auch meine Ellbogen auf den Rasen sinken ließen, welcher vom Morgentau noch ganz feucht war.
Das würde hässliche Grasflecken auf der hellblauen Jeans und dem weißen Top hinterlassen, doch darauf konnte ich im Moment keine Rücksicht nehmen. Immerhin stand meine Ehre hier auf dem Spiel!
Bäuchlings robbte ich mich unterhalb der gespannten Schnüre hindurch und schon nach ein paar Minuten hatte ich zu Blondschopf aufgeholt.
„Ey! Ihr schummelt", meinte Jayce belustigt und beobachtete kopfschüttelnd, wie ich mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen an ihm vorbeizog.
„Ihr wollt euch doch nicht wirklich beschweren? Immerhin spiele ich in Ihrem Team", erinnerte ich ihn und zog mich weiter vorwärts, indem ich meine Ellbogen in die feuchte Erde stemmte.
Mittlerweile hatte auch Josey von meinem ‚unfairen' Schachzug Wind bekommen und drehe sich zu mir um: „Hey!", rief sie gespielt entrüstet, womit ich mir auch Roses Aufmerksamkeit sichern konnte.
Das blonde Mädchen stand kurz vor dem Ende des Spinnennetztes, als sie sich neugierig zu uns umdrehte und mich mit einem undefinierbaren Funkeln in den Augen musterte.
„Los Josey!", feuerte sie ihre Schwester an und streckte im selben Moment ihr Bein durch das letzte Hindernis, welches zwischen ihr und dem Ziel stand.
Josey gehorchte dem Befehl ihrer Schwester und kehrte mir wieder den Rücken zu.
Inzwischen hatte ich die junge Blondine fast eingeholt und Jayce bereits weit hinter mir gelassen.
Ich riskierte einen kurzen Blick zu ihm zurück und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Blondschopf hatte sich mit seinen Beinen in dem Gewirr aus Schnüren verfangen und versucht verzweifelt, die Bänder von seinen nackten Beinen zu lösen. Erfolglos.
„Jayce? Was zur Hölle macht Ihr da?!", rief ich ihm in meiner besten Jayce-Imitation zu und konnte nicht verhindern, dass sich wieder ein freches Grinsen auf meinen Lippen ausbreitete.
Egal was diese seltsame Situation zwischen Jayce und mir zu bedeutet hatte – Es hatte die Stimmung zwischen uns definitiv aufgelockert.
Zwar sah ich unsere bevorstehende Hochzeit immer noch nicht durch eine blassrosa Sonnenbrille, welche mir eine rosige Zukunft mit ihm versprach, doch die dunklen Wolken hatten sich verzogen.
Wenn ich die Wahl hätte, Jayce zu heiraten oder mir eine Kugel durch den Kopf zu jagen, würde meine Stimme mittlerweile nicht mehr auf brutalere Art fallen.
Schon merkwürdig, was ein einziges, simples Gespräch alles ändern konnte.
Es war ja auch nichts Großartiges passiert. Jayce hatte mich einfach unbewusst geduzt und ich hatte ihn damit aufgezogen. Mehr war da auch nicht.
Trotzdem schien meine komplette Meinung und auch mein Verstand neu aufgeräumt zu sein.
„Nach was sieht es denn aus?", brüllte Jayce zurück und erwiderte mein hinterhältiges Grinsen. Ah, er spielte das Spielchen also mit.
„Es sieht so aus, als würdet Ihr nicht mehr wissen, wie man seinen Arsch vorwärtsbewegt!"
Jayce hob, gespielt entrüstet, die Arme und deutete auf seine Beine hinab, welche sich inzwischen in einer noch viel verzwickteren Lage befanden: „Ich steh nicht freiwillig hier!"
Meine Augen huschten nach vorne, wo Rose sich gerade durch das letzte Hindernis kämpfte. Scheinbar hatte sie auch Probleme.
Josey war nur wenige Meter von mir entfernt.
Wenn ich jetzt weiterrobben würde, könnte ich sie problemlos einholen.
„Wollt Ihr gewinnen oder soll ich Ihnen helfen?"
Fragend blickte ich zu Blondschopf zurück, welcher sich ziemlich ungeschickt anstellte und seine Füße immer mehr in der Schnur verhedderte.
„Frag nicht so blöd! Hol uns den verdammten Sieg!", entgegnete Jayce mir mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen.
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
Jayce
Amüsiert beobachtete ich, wie Gwendolyn sich ohne weites Zögern wieder in Bewegung setzte und kurze Zeit später an Josey vorbeizog.
Meine Schwester stemmte entrüstet die Hände in die Hüften und pustete sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht.
„Gwen! Das nennt man schummeln", erklärte sie ihr gütiger Weise und verdrehte stirnrunzelnd die Augen, als Gwendolyn ihr lediglich die Zunge rausstreckte und sich an Roses Fersen heftete.
Ich konnte ein Augenrollen ebenfalls nicht verhindern.
Dieses Mädchen war doch verrückt.
Seit dem Frühstück hielt sie uns nun schon mit ihren albernen Spielchen beschäftigt und obwohl es bereits Nachmittag war, waren ihr die Ideen noch nicht ausgegangen.
Fasziniert beobachtete ich, wie sie Rose überholte, welche scheinbar dasselbe Problem hatte wie ich.
Sie stemmte sich auf ihre Füße hoch und riss triumphierend die Arme in die Luft: „Gewonnen! Ja!", rief sie euphorisch und wagte ein kleines Freudentänzchen, was meine Mundwinkel weiter nach oben wandern ließ.
Sie war wirklich eigenartig und speziell. Ich hatte noch nie jemanden getroffen, der ihr auch nur ansatzweise ähnelte.
Gwendolyn wandte sich mir zu und ließ mir einen imaginären Luftkuss zukommen: „Für diesen Sieg schuldest du mir deinen nächsten Nachtisch!", kicherte sie amüsiert.
Rose dagegen verschränkte beleidigt die Arme vor ihrer Brust und musterte Gwendolyn mit finsteren Augen: „Das ist unfair! Du hast geschummelt!"
Gwendolyn neigte lächelnd den Kopf zur Seite. Roses Missmut konnte ihre Euphorie scheinbar nicht bremsen.
„Wir haben uns auf keine Regeln geeinigt – Du hättest dasselbe machen können!"
Rose schnappte empört nach Luft, kehrte Gwendolyn den Rücken zu und reckte trotzig das Kinn.
„Ich habe keine Lust mehr deine dämlichen Spiele zu spielen!", erklärte sie ihr mit einem eisigen Seitenblick und stolzierte zu der Veranda des Schlosses.
Etwas verdattert sah Gwendolyn ihr nach, ehe sie sich langsam zu Josey und mir umdrehte.
„Hab ich was falsches gemacht?", fragte sie unschuldig und schob die Unterlippe vor.
„Ja! Du hast geschummelt!", entgegnete Josey ihr Augenrollend und kämpfte sich die letzten Meter frei, während ich immer noch an derselben Stelle festhing.
„Es gibt Menschen, denen geht solch ein Verhalten gegen den Strich", meinte Josey mit einem belustigten Lächeln und warf einen Blick in die Richtung, in der ihre Schwester verschwunden war.
„Ich sehe lieber nach ihr – Der Nachmittagsunterricht fängt sowieso in einer halben Stunde an", bemerkte sie mit einem kurzen Blick auf ihre silberne Armbanduhr und hob entschuldigend die Schultern.
„Nachmittagswas?", hakte Gwendolyn verblüfft nach und zog fragend eine Augenbraue nach oben: „Ich dachte, wir haben heute frei?"
Josey schenkte ihr ein belustigtes Lachen und wandte sich zum Gehen: „Wir hat dir denn das erzählt?"
„Naja... niemand. Aber weil wir vormittags keinen hatten, dachte ich...", Gwendolyn unterbrach sich selbst und runzelte die Stirn.
Ihr verwirrter Welpenblick wanderte zu mir.
Unsicher zog ich eine Augenbraue nach oben: „Was?"
Gwendolyn schürzte die Lippen, klimperte mit ihren Wimpern und neigte den Kopf zur Seite: „Muss ich denn zu diesem Unterricht?", fragte sie mich zittriger Stimme.
Ein leises Lachen entfuhr meinem Mund. Wie süß. Sie wollte mich manipulieren.
Und das, obwohl sie gestern vor Toby behauptet hatte, ich wäre das Schlimmste, was ihr jemals im Leben passiert ist.
„Ja, Gwendolyn. Das müsst Ihr", antwortete ich ihr und zog an meinem rechten Fuß, ehe ich ihr einen auffordernden Blick zuwarf: „Und jetzt helft mir hier heraus."
Gwendolyn neigte den Kopf zur Seite und ihre dunklen Haare tanzten in der sanften Frühlingsböe.
Ein Lichtstrahl kämpfte sich durch das dichte Blattwerk eines Apfelbaumes und brachte ihre dunklen Augen zum Leuchten.
Unwillkürlich verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln. Sie sah wirklich attraktiv aus.
Zumindest aus dieser Perspektive.
Etwas verlegen wandte ich den Blick von dieser plötzlichen Schönheit ab und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare.
Als ich einen kurzen Seitenblick auf sie riskiere, grinste sie mich unverhohlen an und tippte sich nachdenklich ans Kinn.
„Hmmm... Natürlich könnte ich dich aus dieser misslungenen Lage befreien. Aber habe ich Lust dazu?"
Ein Lächeln zupfte an meinen Lippen, aber nicht wegen Gwendolyns Worten.
Da war ein kleines, winziges Detail in ihrer Wortwahl, welches mich zum schmunzeln brachte, da sie sich gestern selbst noch über diese Kleinigkeit beschwert hatte.
Amüsiert neigte ich den Kopf zur Seite und taxierte Gwendolyn mit einem tadelnden Blick: „Habt Ihr mich gerade geduzt?"
Gwendolyns Augenbrauen schossen in die Höhe und augenblicklich färbten sich auch ihre Wangen wieder in diesem niedlichen Rotton, welcher den reifen Tomaten in unserem Gewächshaus glich.
Peinlich berührt senkte sie den Blick, ehe ihre Augen wieder die Meinen streiften: „Nein. Nein, habe ich nicht."
„Habt Ihr nicht?", fragte ich mit erhobener Augenbraue und konnte das Grinsen auf meinen Lippen nichtmehr verbergen.
Inzwischen hatte ich sogar meinen linken Fuß aus dem Schnurgewirr befreit.
„Mir war so, als hätte ich ein ‚dich' vernommen", fügte ich provozierend hinzu, als Gwendolyn auf meine Anspielung nicht reagierte.
„Ach, halt die Klappe", murrte Gwendolyn mit hochroten Wangen und warf einen Blick zum Schloss hinüber: „Beeilen Sie sich lieber. Der Nachmittagsunterricht fängt bald an", fügte sie hinzu, wobei sie das Wort ‚Nachmittagsunterricht' regelrecht spuckte.
Aha. Eine Lernbegeisterte also.
Das Grinsen auf meinen Lippen wurde noch breiter und mittlerweile war auch mein zweiter Fuß frei. Jetzt musste ich nur noch hier rauskommen.
Etwas unelegant schlängelte ich mich durch die verschiedenen Spalten und Zwischenräume durch, bis ich schließlich neben Gwendolyn auf der Wiese stand.
„Wollt Ihr euch nicht entschuldigen?"
Gwendolyn riss die dunklen Augen auf und warf mir einen fragenden Blick zu.
Verwirrung und Irritation strahlten mir entgegen.
„Naja, immerhin habt Ihr mich ohne meine Erlaubnis geduzt", klärte ich sie freundlicherweise auf und konnte ein süffisantes Lächeln nicht unterdrücken: „Und das ist sehr unhöflich."
Gwendolyn schnaubte leise und rollte mit den Augen.
„Ich habe Sie nicht geduzt. Sie müssen sich verhört haben", bekräftigte sie ihre vorherige Aussage stur, schüttelte trotzig den Kopf und stolzierte Richtung Schloss.
„Gwendolyn!", rief ich ihr überrascht nach und beeilte mich, ihr nachzukommen.
Als ich sie wieder eingeholt hatte, fasste ich sie am Ellbogen und brachte sie somit zum Stehen.
Mit hochgezogener Augenbraue wirbelte sie sie zu mir herum und studierte mit ihren dunklen Augen mein Gesicht.
Diese wunderschönen, tiefgründigen Augen, die mir einen Einblick in ihre Seele erlaubten. Ein wahrer Sturm an Gefühlen tobte darin.
„Gwendolyn...", wiederholte ich nochmal und genoss, wie der Klang ihres Namens auf meiner Zunge zerging. Traumhaft.
Gwendolyn neigte den Kopf zur Seite und ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen: „Ich werde mich nicht entschuldigen."
Ich erwiderte ich Lächeln amüsiert und ließ meine Finger eine Weile zu lang an ihrer nackten Haut verweilen, ehe ich meine Hand zurückzog und die Flecken auf ihren Klamotten begutachtete.
„Ihr solltet euch auf jeden Fall umziehen, bevor Ihr zum Unterricht erscheint", meinte ich belustigt und deutete auf die Gras- und Erdflecken auf ihrem Stoff.
Gwendolyn streckte mir die Zunge raus und zupfte ihr T-Shirt zurecht: „Ach? Denkst du? Alleine wäre ich da niemals draufgekommen. Danke!", erwiderte sie ironisch, doch ein Lächeln schmückte ihre vollen Lippen.
Meine Mundwinkel zogen sich so weit nach oben, dass meine Wangen bereits schmerzten. Dieses Dauer-Gegrinse ist nicht gut für meine Wangenmuskulatur.
„Ihr habt mich erneut geduzt", weise ich sie belustigt auf ihren erneuten Fehlern hin.
Augenblicklich strömte das Blut in Gwendolyns Wangen und ließ sie in den schönsten Rottönen erblühen.
„Habe ich nicht", leugnete sie erneut und senkte peinlich berührt den Blick.
Ich könnte wetten, dass sie sich gerade innerlich verfluchte und das ließ mein Grinsen nur noch breiter werden.
„Doch, habt Ihr", entgegnete ich und schloss die Distanz zwischen uns, indem ich einen Schritt auf sie zuging.
Gwendolyns Kopf wurde noch röter, wenn das überhaupt möglich war, doch sie weigerte sich weiterhin, meinem Blick zu begegnen.
Gwendolyn
Ich keuchte erschrocken auf, als sich Jayces warme Finger plötzlich an meiner Wange befanden.
Was zur Hölle macht er da?
Verwirrt hob ich den Blick und blinzelte ihn irritiert an.
Mit sanften Bewegungen ließ er seine Fingerspitzen über meine Haut gleiten und ein wolliges Kribbeln erfüllte meinen Körper. Die elektrischen Ladungen jagten durch meinen Körper, während meine Haut wie Feuer brannte, an den Stellen, wo Blondschopf mich berührte.
Was geht da gerade mit meinem Körper ab? Hör auf!
Mein erster Reflex war es, mich aus Jayces Berührung zu winden, doch das hielt ihn nicht davon ab, seine Hände auf meinem Gesicht zu lassen.
Ich suchte seinen Blick und versuchte, das aufgeregte Kribbeln in meinem Magen zu ignorieren.
Das hatte nichts zu bedeuten – Definitiv nichts!
Ich traf auf Jayce blaue Augen. Ein wahrer Sturm tobte darin. Als würden seine Augen ein Meer darstellen und ich wäre ein Schiff, welches wie eine verlorene Nussschale auf dem Wasser treibt und von den Wellen ziellos hin und her geschleudert wird.
Ich schüttelte den Kopf, um mich von seinem hypnotisierenden Blick zu befreien und meine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen.
Ein Lächeln umspielte Jayces Lippen und lenkte somit meine Aufmerksamkeit auf die Fülle und die Kontur seines Mundes.
Sie würden sich perfekt auf den Meinen anfüllen.
Was zur Hölle denkst du da, Gwen?!
Irritiert von meinen eigenen Gedanken zuckte ich erneut von Jayce zurück, was dieser allerdings nicht so einfach hinnahm.
Mit einem zärtlichen Funkeln in den Augen umfasste er mit seinen starken, rauen Händen mein Gesicht und hielt mich fest.
Auch wenn er mich damit quasi zwang, dass ich in seiner Nähe bleiben musste, fühlte ich mich komischerweise sicher.
Mein Blick fiel auf seine Hände, welche mein Gesicht weiterhin umschlossen hielten.
Mir fiel auf, wie sehr mir seine Hände gefielen.
Sie waren stark, etwas rau und doch so zart. Er konnte die Hälfte meines Gesichts mit Leichtigkeit umschließen.
Eigentlich war ich kein besonderer Fan von Händen, noch hatte ich irgendeinen komischen Fetisch, welcher erklären würde, warum mir die winzigen Details seiner langen Finger auffallen würden.
„Gwendolyn", flüsterte er leise, wodurch ich meinen Blick hob und meine Augen wieder in den Seinen versenkte.
Das Kribbeln auf meiner Haut verstärkte sich und ich spürte, wie sich ein Feuer in mir entfachte.
Kleine Ladungsströmungen durchzuckten meinen Körper und drohten, sich mit einem schmerzlichen Schlag an Jayce zu entladen.
Mein Blick fiel auf seine wundervollen Lippen und ich spürte, wie mein Mund trocken wurde, als er sich mir näherte.
Das konnte doch nicht sein Ernst sein, oder? Er wollte mich doch nicht wirklich küssen? Wir mögen uns doch gar nicht! Vor gestern konnten wir uns nicht Mal ausstehen! Und jetzt will er seine Lippen auf meine drücken?
Will ich das überhaupt? Auf keinen Fall!
Aber warum leistet mein Körper dann keinen Widerstand?
Wehr dich doch! Verdammt nochmal!
Kein einziger meiner Muskeln reagiert auf mich oder leistet meinen Befehlen folge.
Das einzige was sich regte, war mein Herz, welches wie wild gegen meine Rippen schlug und jede Faser meines Körpers mit einem aufregenden Kribbeln füllte.
Jayce hielt inne.
Seine Lippen waren nur wenige Millimeter von meinen entfernt und er schlug die Augen wieder auf, welche er zuvor geschlossen hatte.
Seine blauen Augen musterten mich neugierig, ehe sie den Blick auf meine Lippen senkten und ein Lächeln sein Gesicht erleuchtete.
„Gwendolyn?", wisperte er leise.
Eine Gänsehaut überzog meine Arme, meine Beine. Meinen gesamten Körper.
Mir war nie aufgefallen, wie schön mein Name klang, wenn er ihn aussprach.
Als würde eine zu starke Betonung die Silben auseinanderbrechen lassen. Er sprach sanft und zaghaft.
Zwei Eigenschaften, welche eigentlich nicht zu Jayces sonst provokativen Art passten.
„Ja?", hauchte ich atemlos und neigte den Kopf etwas zur Seite.
Ich müsste mich nur etwas vorbeugen, um die Distanz zwischen uns zu schließen und meine Lippen auf die Seinen zu legen.
Sie würden sich bestimmt perfekt auf seinem Mund anfüllen.
Jayce strich mir eine verirrte Strähne hinters Ohr, welche mich schon an der Wange gekitzelt hatte und ließ seine Hand wo sie war.
Liebevoll strich er mit seinem Daumen über meine nackte Haut und jagte dadurch erneut einen Schauer über meinen Rücken.
Seine Augen suchten die Meinen.
„Seid Ihr sicher, dass Ihr euch nicht entschuldigen wollt?", fragte er leise und ein amüsiertes Lächeln huschte über sein Gesicht.
Perplex erstarrte ich und blinzelte ihn ein paar Mal an.
Es dauerte ganze 2 Minuten, bis ich die Bedeutung seiner Worte realisiert und verstanden hatte.
Blondschopf wich von mir zurück und obwohl er mich gerade eindeutig verarscht hatte, zog sich mein verräterisches Herz enttäuscht zusammen, während der Rest meines Körpers sich nach seiner Berührung sehnte.
Nicht Mal der Milz kann man vertrauen.
Irritiert betrachtete ich den belustigten Ausdruck in seinem Gesicht und das hinterhältige Funkeln in seinen blauen Augen.
Er wusste genau, welche Reaktionen er gerade in meinem Körper ausgelöst hatte und welche Hoffnungen durch meine Gedanken gestrichen waren.
Er hatte mit mir gespielt, mir Hoffnungen gemacht, einen Kuss von ihm zu erhalten, den ich doch eigentlich gar nicht wollte.
Und trotzdem war ich sauer. Sauer und auch verletzt.
„Nein! Nein, will ich nicht!", fauchte ich ihn mit zittriger Stimme an, wirbelte herum und beeilte mich, ihn und das Spinnennetz so schnell wie möglich hinter mir zu lassen.
__________
So, ich habe ein ganz wichtige Frage an euch, welche allerdings nicht wirklich etwas mit dieser Story hier zu tun hat - Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen :D
Ich habe von Jemanden eine tolle Idee für eine Story bekommen, allerdings ist diese etwas völlig anderes als das, was ich normalerweise schreibe (Ich würde jetzt sagen Genre: Action).
Ich würde es auf jeden Fall probieren, die Geschichte zu schreiben und meine Fragen an euch wären:
- Soll ich in der Erzähler-Form schreiben? Normalerweise bevorzuge ich ja die Ich-Perspektive, aber ich dachte mir, wenn ich schon Mal eine neue Richtung ausprobiere, könnte ich auch Mal die Perspektive wechseln.
- Soll die Hauptfigur ein Mädchen oder ein Junge sein? Auch hier bevorzuge ich unter normalen Umständen das weibliche Geschlecht, weil ich mich da einfach besser hineinversetzen kann :D Allerdings ist das Thema bei dieser Story eher... ungeeignet für ein Mädchen, wenn ich das Mal so sagen darf :D
- Und zum Schluss noch - Hättet ihr ein paar englische Namen als Vorschlag? Sie sollten eher ungewöhnlich sein, da das Ganze in der Zukunft spielt.
Danke fürs durchlesen :D Ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr mir diesbezüglich weiterhelfen könnten ^^
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