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7. Kapitel

Gwendolyn

Der vergangene Tag war wirklich von Höhen und Tiefen übersäht.
Grundlegend jedoch von Tiefen.
Blondschopf war wirklich ein absolutes Arschloch! Freiwillig werde ich keine einzige Sekunde mehr mit ihm verbringen!
Zum Glück konnte ich den Privatunterricht im Schloss ohne Jayce verbringen und stattdessen seine reizenden Schwestern näher kennenlernen.

Joselynn und Rosalie waren wirklich entzückend, wenn man einmal davon absah, dass sie Jayce unglaublich ähnlich sahen und Rose ein paar Eigenschaften mit ihrem arroganten Bruder teilte.
Doch Josey war mir sympathisch.
Mit ihren blonden, sanften Locken und den hellblauen Augen war sie eine wahre Naturschönheit.
Rose natürlich auch, da sie so ziemlich dasselbe Gesicht wie ihre Zwillingsschwester hatte.
Lediglich die Nasen der beiden Schwestern unterschieden sich.

„Madame Montgomery?"
Die, von starkem französischen Akzent geschmückte, Stimme von Madame Leroy ließ mich zusammenfahren und schnell wandte ich meinen Blick von den Zwillingen ab.
„Ja?"
En François", tadelte mich die ältere Dame und wackelte mit dem Finger.

Madame Leroy war eine ältere Frau, so um die fünfzig oder sechzig, mit dunklen Haaren, welche von feinen, grauen Strähnen durchzogen wurden.
Auf ihrem Nasenrücken ruhte ein rotes Brillengestell, welches sie alle fünf Minuten wieder nach oben schob.
Ihre strengen Gesichtszüge hatten einiges mit meiner alten Mathelehrerin Miss Green gemein, doch ihre Stimme war erstaunlich sanfter, als ihr Aussehen zu vermeinen mag.

Oui?", wiederholte ich meine vorherige Aussage in der gewünschten Sprache und hielt mir nur mit Mühe das Kichern zurück, welches in meiner Kehle aufstieg.
Noch vor wenigen Minuten war ich der Annahme, dass Ja auf Französisch nicht Ou sondern heißt.
Das fasst meine Spanisch- und Französisch-Kenntnisse ziemlich gut zusammen.

Je veux plus d'attention, Madame Montgomery", murmelte Madame Leroy undeutlich und taxierte mich mit einem warnenden Blick, ehe sie sich wieder an die Zwillinge widmete.
Jaja, dieser Privatunterricht unterschied sich kaum von den Stunden an meiner alten Schule.

Aber wie sollte ich mich auch auf den Stoff konzentrieren, wenn Blondschopf wie eine lästige Biene in meinem Kopf herumschwirrte?
Ich hatte schon oft genug versucht, ihn zu verscheuchen, doch Jayce ließ sich einfach nicht abschütteln.
Immer wieder tauchten seine funkelnden, blauen Augen in meinen Gedanken auf.

Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass Jayce ein absolutes Arschloch war.
Würde es eine Auszeichnung für den Widerling des Jahres geben, wäre Blondschopf dreifacher Sieger.
Wie konnte man nur so arrogant sein? Sein süffisantes Lächeln klebte förmlich an seinen Lippen.
An seinen schönen, blassrosa Lippen, welche die perfekte Kontur und die perfekte Fülle hatten, um jemanden den erinnerungsreichten Kuss seines Lebens zu schenken.
Was denkst du da, Gwen?!

Ja, stimmt. Was zur Hölle dachte ich da?!
Ich schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen, während ich versuchte, Jayce aus meinen Gedanken zu verbannen und Madame Leroys Worten zu lauschen.

Josey und Rose kritzelten wie wild auf ihren Notizblöcken herum und unwillkürlich griff ich nach meinem zerkauten Kugelschreiber, welcher unberührt neben dem schneeweißen Blatt lag.
Im Gegensatz zu den beiden Schwestern, hatte ich es bis jetzt vermieden, Madame Leroys ausgesprochene Worte auf ein Blatt niederzuschreiben.
Wozu auch? In meiner alten Schule hatte ich das nie nötig.

Pas de notes?"
Madame Leroy war vor meinem kleinen Tischchen stehen geblieben und starrte mit gerümpfter Nase auf die leere, aufgeschlagene Seite vor mir.
Irgendwie war mir diese Frau unsympathisch. Vielleicht lag es daran, dass mich ihre missbilligende Art, als wäre ich nicht gut genug für diesen Unterricht, an Königin Gail erinnerte, welche auch kein einziges, nettes Wort für mich übrighatte.

Roses Hand, welche nach oben schoss, zog meine und Madame Leroys Aufmerksamkeit auf sich.
„Rosalie?", wandte sich die ältere Frau mit starkem Akzent an das blonde Mädchen.
Je pense que Gwendolyn ne la comprend pas"
Jayces kleine Schwester sprach klar, deutlich und selbstsicher. Dazu noch mit so einer perfekten Aussprache, dass man sie glatt für eine Französin halten könnte.
Dennoch verstand ich kein Wort von dem, was sie sagte.
Wie sollte es auch anders sein, wenn das hier meine erste Französischstunde war?

Mit hochgezogener Augenbraue drehte Madame Leroy sich wieder zu mir um: „Ist das so, Gwendolyn?"
Es war das erste Mal, dass mich die ältere Frau mit meinem Vornamen ansprach. Aus ihrem Mund klang dieser wirklich komisch und ich wünschte mir, dass sie wieder meinen Nachnamen aus ihren perfekt geschminkten Lippen ertönen ließ.
„Was?", fragte ich irritiert nach.

Madame Leroy wandte sich zu Rose um, welche stolz das Kin reckte: „Gut beobachtet, Rosalie", lobte sie die Blondine, welche mich mit einem süffisanten Lächeln taxierte, ehe sie ihre Füllfeder wieder über das Papier schweben ließ.
Josey lächelte mir mitfühlend zu.
Hä?

„Rosalie war der Annahme, dass Sie mich gar nicht verstehen", klärte mich Madame Leroy freundlicherweise auf und ein gekünsteltes Lächeln ließ ihre Mundwinkel nach oben wandern.
Wow, dachte diese Frau wirklich, dass ich ihr fließendes Französisch nach meiner allerersten Stunde problemlos verstand? War sie denn völlig irre?

„Ich habe tatsächlich Probleme, Sie zu verstehen", gab ich mit einem höflichen Lächeln zu und neigte den Kopf etwas zur Seite: „Aber ein paar Wortfetzen kann ich verstehen und daher herausleiten, was Sie von mir wollen!"
Madame Leroy verzog das Gesicht, wodurch sich ein paar Lachfalten um ihre Augen bildeten.
Es gab eine Zeit in dem Leben dieser Frau, in der sie gelacht hat? Unvorstellbar!

„Ihr müsst die fehlenden Vokabeln auf jeden Fall nachholen!", meinte Madame Leroy schließlich und zog eine Augenbraue nach oben: „Haben Sie das verstanden?"
Ich nickte artig und umklammerte den Kugelschreiber zwischen meinen Finger noch ein bisschen fester.
Wie sollte ich bitte gefühlte 120 Seiten Vokabeln bis morgen lernen? Das war doch unmöglich!

Mit einem kurzen Blick auf die Uhr entließ und Madame Leroy und stöckelte auch schon aus dem Raum.
Während Rose sich von ihrem Stuhl erhob und mit einer leeren Wasserflasche ebenfalls aus dem Zimmer stolzierte, warf Josey mir ein aufmunterndes Lächeln zu: „Wenn du willst, dann kann ich dir beim Lernen helfen!", bot sie mir höflich an.

„Das wäre wirklich nett!", meinte ich mit einem schiefen Grinsen und senkte meinen Blick auf den notizlosen Notizblock: „Ich muss scheinbar noch üben, was das Mitschreiben betrifft."
Josey lachte leise auf.
Wow, sie war wirklich, wie man sich eine Prinzessin vorstellte. Blond, hübsch, nett und unfassbar schlau. Dazu noch dieses engelsgleiche Lachen. Und sie soll mit so etwas wie Jayce verwandt sein? Niemals!

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du den Unterricht an der öffentlichen Schule überstanden hast", meinte Josey immer noch kichernd und schlug die nächste Seite ihres befüllten Blocks auf.
Etwas verwirrt neigte ich meinen Kopf zur Seite: „Wie meinst du das?", hakte ich nach.

Josey hob ihren Blick und ihre leuchtend blauen Augen starrten mich an: „Ich habe zwar keine Ahnung, wie es auf High-Schools zugeht, aber laut meiner Mutter sollen die ziemlich grässlich und furchteinflößend sein", meinte sie mit einem verunsicherten Lächeln und blickte mich neugierig an: „Stimmt das etwas nicht? All die Filme, die ich gesehen habe, zeugen von demselben Standpunkt, den meine Mutter vertritt."

„So schlimm ist es gar nicht", meinte ich amüsiert und betrachtete Josey amüsiert.
Sie hatte ihre Mundwinkel belustigt nach oben gezogen, während ihre Augen mich neugierig und gespannt zugleich anfunkelten.
„Wie ist es dann? Erzähl doch Mal!", bat sie mich und ähnelte dabei einem kleinen Kind, welches zum ersten Mal in seinem Leben die Geschichte vom Weihnachtsmann zu hören bekam.

„Aus verschiedenen perspektiven kann es ziemlich unterschiedlich sein", schmunzelte ich und strich mir eine dunkle Strähne hinters Ohr.
„Für ein paar ist es die Hölle, für andere der Himmel. Aber im Endeffekt ist es egal, weil es nur vier Jahre deines Lebens sind, die du dort verbringst."
„Und wie war es für dich?", hakte Josey nach.
Ziemlich direkt, dieses Mädchen.

Ich zuckte mit den Schultern und dachte an meine Zeit in der High-School zurück, was sich als ziemlich leicht erwies.
Immerhin besuchte ich die Schule erst seit gestern nicht mehr.
„Eigentlich ganz okay", murmelte ich nachdenklich.
Und das stimmte.

Zwar war ich nicht eines dieser beliebten Cheerleader-Püppchen, welches gerade Mal gerade so breit wie ein Strohhalm war, doch ich kam zurecht.
Ich hatte genug Freunde – Sogar mehr, als mir lieb waren.
Die einzige Person, welche das perfekte Bild meiner Erinnerungen an die vergangene Zeit trübte, war Maxime.
Auf die Bekanntschaft mit ihr hätte ich wirklich verzichten können!

„Ich wäre gerne auf eine öffentliche Schule gegangen", murmelte Josey leise und warf einen verunsicherten Blick zur angelehnten Tür: „Wäre bestimmt viel interessanter als tagtäglich die Gesichter meiner Familie vor mir zu haben."
Meine Mundwinkel zogen sich nach oben und ich spürte, wie mein Herz vor Mitleid anschwoll.

Irgendwie tat Josey mir leid.
Es musste bestimmt hart sein, sein ganzes Leben abgeschlossen von der Außenwelt zu verbringen.
Bestimmt hatte sie von Bratkartoffeln am Lagerfeuer genauso wenig Ahnung wie Jayce.

Wie ich mich wohl entwickelt hätte, wenn meine Kindheit von Privatunterricht und Disziplin geschmückt gewesen wäre?
Wäre ich genauso frech und vorlaut wie heute? Oder hätte ich mich zu einem ruhigen, höflichen Mädchen verwandelt?
Wobei Josey nicht wirklich ruhig war – Sie wusste einfach nur, wie man sich in Gesellschaft von Fremden zu Benehmen hatte und das wurde hier im Schloss scheinbar ziemlich hoch angerechnet.

Das Klicken des Schlosses ließ Josey und mich zusammenfahren.
Meine Augen huschten zur Tür. Rosalies liebliches Gesicht lächelte uns stumm entgegen, während sie sich zu ihrem Platz begab und sich auf den Stuhl plumpsen ließ.
„Madame Leroy wird sich etwas verspäten. Vater wollte mit ihr reden", ließ sie uns wissen, ehe sie eine neue Seite von ihrem Notizheftchen aufschlug.

„Noch eine Stunde Französisch?", fragte ich fassungslos und konnte nicht verhindern, dass sich mein Gesicht verzog.
Ich hatte diese neue Fremdsprache gerade Mal 60 Minuten versucht zu verstehen und hatte jetzt bereits genug davon – Eine weitere Stunde würde mich mit Sicherheit ins Grab schaffen.
Hier ruht Gwendolyn Montgomery, welche uns ihrer außergewöhnlichen Allergie Langweileritis wegen verlassen musste.

Ein amüsiertes Lächeln zupfte an meinen Mundwinkeln, als sich in meinem Gedächtnis die verschiedensten Trauergäste um mein Grab häuften.
Selbst Spiderman war da und hielt die schluchzende Taylor Swift im Arm!
Ein leises Kichern entwich meinem Mund, woraufhin mir Rose einen schrägen Blick zuwarf: „Nein, Musik."

Musik? Ach du scheiße.
Wenn ich etwas ganz bestimmt nicht war, dann musikalisch!
Meine Mutter hatte mich zu drei verschiedene Musiklehrer geschickt, damit ich entweder Violine, Klavier oder Gitarre lernte.
Alles endete in einer Katastrophe.
Die Violine ließ ich mehr als einmal fallen, die Tasten des Klaviers waren zu sensibel für meine ungestümen Hände und die Saiten der Gitarre waren nicht so gespannt, wie mein ehemaliger Lehrer zu denken vermag hatte.

„Madame Leroy unterrichtet uns in Französisch, Musik und Höflichkeit", erklärte Josey mir und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
„Höflichkeit? Das ist ein Unterrichtsfach?"
„Hier schon", antwortete Rose auf meine Frage und schenkte mir ein kurzes Lächeln, ehe sie sich wieder ihrer Füllfeder zuwandte.

Irgendetwas sagte mir, dass Madame Leroy nicht unbedingt meine Lieblingsprivatlehrerin sein wird und diese Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen werden.
Keines ihrer Fächer lag auch nur annährend in dem kleinen Bereich, welchen ich als mein Können einstufen kann.
Wenn das nicht lustig wird...


Jayce

Mit einem sanften Druck meiner Schenkel trieb ich den Rappen unter mir an, woraufhin er seinen Galopp schnaufend beschleunigte.
Der Wind pfiff an meinen Ohren vorbei und klatschte den sanften Nieselregen in mein Gesicht, welcher mein Gesicht benetzte.

„Schneller, Thunder!", ermutigte ich den Wallach, welcher aufmerksam seine Ohren zu mir herumdrehte, ehe er seinen Kopf lang streckte und seine kräftigen Hufe auf das nasse Gras niedersausen ließ.

Mit einem tiefen Atemzug schloss ich meine Lider, darauf vertrauend, dass Thunder unseren Weg selbst wählte.
Bilder von dem vergangenen Abend blitzen vor meinem inneren Auge auf: Gwendolyn und Zac im Wasser. Gwendolyn, wie sie Zac am Arm fasste und Gwendolyn, wie sie mich aus besorgten Augen musterte.

Wie konnte es dieses Mädchen nur schaffen, sich einen Platz in meinen Gedanken zu verschaffen?
Als ob mein Kopf einen Ehrenplatz für sie reservieren würde, wo auf einem goldenen Schildchen Gwendolyn stand.
Ich konnte sie einfach nicht mehr so leicht verbannen, wie früher, obwohl ich ihren nervigen Charakter nach wie vor abstoßend fand.

Sie war vorlaut, frech und hatte absolut keine Ahnung, wie man sich angemessen verhielt.
Sie war einfach genau das Gegenteil davon, wie eine zukünftige Königin eigentlich sein sollte.
Außerdem verhielt sie sich auch nicht wie ein Mädchen, das ich jemals gernhaben könnte – Mehr als gern.
Sie war einfach nur eine fürchterliche Nervensäge.

Unter mir schnaufte Thunder dahin und seine flatternde Mähne verleitete mich dazu, erneut die Augen zu schließen.
Augenblicklich fühlte ich, wie sich zwei Hände um meinen Bauch legten und sich jemand an meinen Rücken schmiegte.
Unwillkürlich ließ ich meine Lider geschlossen, lehnte mich etwas zurück und drehte den Kopf zur Seite.
Ein wundervoller, süßer Duft lullte mich ein und zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen.

Als ich meine Augen öffnete, sah ich zuerst nur dunkelbraunes, fast schwarzes Haar und meine Mundwinkel zogen sich weiter nach oben.
Meine Augen huschten über die sanften, mir wohlbekannten, Gesichtszüge des Mädchens, welche hinter mir auf dem Rücken des Pferdes saß.
Dunkle Augen trafen auf Meine – Lynn oder Gwendolyn?

„Jayce, hörst du mir überhaupt zu?"
Ich sah von meinen mickrigen Notizen auf und seufzte lautlos, als ich die strengen Gesichtszüge meiner Mutter wahrnahm.
War klar, dass sie meinen Tagtraum unterbrechen musste, ehe ich feststellen konnte, ob es sich bei dem Mädchen um meine zukünftige Ehefrau handelte oder um ihre Schwester.

Das wäre mir mit einem ganz normalen Privatlehrer sicherlich nicht passiert – Diese hatten viel zu viel Respekt vor mir gehabt, um mich wie einen normalen Schüler zu behandeln, doch seit dem Vorfall mit meiner Privatlehrerin vor einem halben Jahr, hatte sich meine Mutter geweigert, einen weiteren Lehrer zu organisieren und beschlossen, mich selbst zu unterrichten.
Was anhand ihrer Fremdsprachenkenntnisse auch kein Problem war, immerhin hatte sie denselben Stoff durchgenommen, als sie in meinem Alter war.

„Ja, Mutter! Natürlich!", beeilte ich mich zu sagen und setzte die Spitze meiner Füllfeder näher an das Papier heran, als ob ich kurz davor wäre, irgendwelche Notizen auf das weiße Blatt zu schreiben.

Meine Mutter runzelte die Stirn und zog eine Augenbraue nach oben, ehe sie näher an meinen Tisch herantrat und ihren Blick über meinen Notizblock schweifen ließ.
„Viel hast du ja nicht mitgeschrieben", bemerkte sie spitz und kniff die Augen zusammen: „Von was habe ich gerade geredet?"

„Von der französischen Revolution", antwortete ich ihr mit einem Augenrollen und senkte meinen Blick auf die kläglichen Notizen vor mir: „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind die Merkmale dieser Zeit."
Überrascht wanderten die Augenbrauen meiner Mutter noch ein Stückchen nach oben, doch an ihren Lippen zupfte ein stolzes Lächeln: „Sehr gut!"

Ihr Blick huschte zur Wanduhr über der Tür, welche, das sonst ziemlich spärlich eingerichtete Zimmer, schmückte.
„Wir sind für heute fertig", verkündete sie, drehte mir wieder den Rücken zu und stolzierte zu ihren Unterlagen zurück: „Aber ich will, dass du die nächsten beiden Kapitel bis morgen liest!"
Mit diesen Worten reichte sie mir ein Geschichtsbuch, aus welchem bestimmt mein Großvater bereist gelernt hatte.

Ergeben nickte ich, erhob mich von meinem Stuhl und beeilte mich damit, meine Notizen einzusammeln, damit ich diesen Raum so schnell wie möglich hinter mir lassen konnte.
Meine Gedanken waren immer noch immer ziemlich durcheinander und ein Ausflug auf Thunders Rücken wäre im Moment wirklich genau das, was ich brauchte.

Wie es das Schicksal so wollte, gestattete mir mein Vater natürlich nicht, einen kurzen Ritt ohne meine Zukünftige zu wagen.
Er hatte meinen Plan gewittert, wie die Ratte das Gift und sich innerhalb der Stallungen auf die Lauer gelegt, wo er mich mit strenger Miene empfing, nur um mich zurück ins Schloss zu schicken, wo ich Gwendolyn holen sollte.

Allerdings konnte ich das Mädchen weder in ihrem Zimmer, noch in den Räumen ausfindig machen, in welchen sie zusammen mit meinen Schwestern Unterricht hatte.
Wo konnte sie sein?
Bestimmt hatte sie sich in den Fluren des Schlosses verlaufen. Bei der Zerstreutheit dieses Mädchens, wäre das auch kein Wunder.

Mit einem leisen Seufzen wandte ich mich von ihrem leerstehenden Schlafgemach ab, nur um in die nächstbeste Person zu knallen, welche gerade hektisch um die Ecke stürmte.
„Könnt Ihr nicht aufpassen?!", fuhr ich das junge Mädchen an, welches mit riesigen Kulleraugen von mir wich.

Zittrig schob sie ihre Unterlippe vor, während ihre grünlichen Augen erschrocken über mein Gesicht wanderten: „Prinz Jayce!", keuchte sie verschreckt auf und tänzelte augenblicklich ein paar weitere Schritte zurück: „Es tut mir so fürchterlich leid! Wie ungeschickt von mir!"

Genervt rollte ich mit den Augen und brachte das junge, aufgeschreckte Mädchen mit einer simplen Handbewegung zum Schweigen: „Was wollt Ihr hier?", verlangte ich zu wissen und warf einen bedeutsamen Blick über meine Schulter hinweg.

Dieser Flur war eine Sackgasse und lediglich Gwendolyns einsame Zimmertür schmückte den überflüssigen Gang.
Aber was sollte dieses Mädchen schon in dem Gemach meiner Zukünftigen wollen?
Mein abwartender Blick schwenkte wieder zu ihr hinüber, doch das junge Ding hatte beschämt den Kopf gesenkt und starrte fiebrig auf den rötlichen Teppich zu unseren Füßen.

„Ich bin Lilly", flüsterte sie leise und hob unsicher ihren Blick, ließ jedoch mutlos die Schultern sinken, als sie auf meinen verwirrten Ausdruck traf: „Miss Montgomerys Zofe", wisperte sie leise und heftete ihre grünlichen Augen wieder auf den Boden.
Gwendolyns Zofe? Ich sollte mir mehr Mühe geben, das Personal, welches unnachgiebig unser Schloss befüllte, auch Mal beim Namen zu Wissen.
Vor allem die Bedienstete meiner Zukünftigen sollte kein fremdes Gesicht für mich sein.

Ich kniff die Augen zusammen und musterte das schüchterne Mädchen vor mir genauer.
Sie hatte dunkelblonde, glänzende Locken, welche ihr sanft über die Schulter fielen und ihr schmales Gesicht umrahmten, welches von zaghaften Zügen gezeichnet war.
Ziemlich ansehbar, wären da nicht diese schmalen Lippen zu dem Kontrast ihrer, etwas großgewachsenen, Nase.

„Wisst Ihr über Gwendolyns Aufenthaltsort Bescheid?", unterbrach ich meine eigene Taxierung und wandte meinen Blick wieder zu der verschlossenen Tür von Gwendolyns Zimmer.
„Ja!", rief diese Lilly aus und ein stolzes Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln, ehe sie beschämt wieder den Blick senkte: „Miss Montgomery hält sich derzeit bei Ihrer Schwester auf."

Bei meiner Schwester?
Irritiert ließ ich eine Augenbraue nach oben wandern und warf der dunkelblonden Zofe einen fragenden Blick, woraufhin sich ihre grünlichen Augen erneut weiteten.
Mein Gott, dieses Mädchen war viel zu nervös und unsicher.

„Bei Prinzessin Joselynn Tamina Mavis", leierte sie kurz darauf herunter und lächelte mich schüchtern an, ehe sie sich vorsichtig an mir vorbeidrängelte, um zu Gwendolyns Gemach zu gelangen.
„Danke", murmelte ich leise, allerdings war ich mir nicht sicher, ob sie mich gehört hatte, da bereits die Tür hinter mir ins Schloss fiel.

„Ach bist du ein süßer Wuzipuziiii!"
Ich verlangsamte meine Schritte, als ich Gwendolyns Stimme vernahm, welche mir mittlerweile so vertraut war, als würde ich sie bereits seit meinem dritten Lebensjahr tagtäglich hören.
Aber welche merkwürdigen Wörter gab sie da von sich? Wuzipuzi? Mit wem zur Hölle sprach sie da?

„Awububububu!", gurrte Gwendolyn in diesem Moment los und ich konnte das ächzende Quietschen von Joseys Matratze hören.
Was zum... ?
„Awajajajaja! Grububulu!", säuselte meine Zukünftige munter drauf los und ich konnte es mir nicht nehmen, einen kurzen Blick durch Joseys Zimmertür zu werfen, welche einen Spaltbreit geöffnet war.

Der Anblick, welcher sich mir bot, war wirklich verstörend. Geradezu abschreckend.
Vor allem, wenn man Gwendolyn eigentlich als vorlautes und schlagfertiges Mädchen in Erinnerung hat.
Aber das dunkelhaarige Mädchen, welches sich in diesem Moment über Joseys Himmelbett beugte, hatte Garnichts mit der Gwendolyn gemein, die ich zu kennen glaubte.

Das hoffte ich zumindest.
Sollte dies eine weitere, nervtötende Eigenschaft von ihr sein, dass musste ich mir das wirklich nochmal überlegen, ob ich wirklich keine Proteste gegen die Hochzeit einlegen sollte.

Gwendolyn kniete an Joseys lilafarbenem Himmelbett und streckte ihr Gesicht, welches sie zu einer merkwürdigen Grimasse verzogen hatte, Toffee entgegen, welcher aufgeregt auf der Matratze herumsprang, welche unter seinem lächerlichen Gewicht aufächzte.

Die kleine Rute des Hundes wirbelte so stark hin und her, dass ich die Befürchtung hegte, er würde gleich abheben und voller Euphorie gegen die Zimmerdecke krachen.
Josey würde es wohl nicht zu schätzen wissen, wenn Gwendolyn ihren heißgeliebten Toffee vor Freude durch die Decke jagte.

„Ja wer ist ein feiner Wuzipuzi?", fragte Gwendolyn den Yorkshire-Terrier, welcher sich auf seine Vorderpfoten niedersenken ließ und sein kleines Hinterteil aufgeregt in die Höhe schwang.
Ein leises, euphorisches Fiepen drang aus seiner Kehle.
Verrückt. Verstand sie der Hund etwa?
Würde Sinn ergeben, denn ich hatte keinen Plan, in welcher Sprache Gwendolyn gerade mit diesem Tier kommunizierte.
Wer weiß, vielleicht war sie ja eine Hundeflüsterin? Es konnte gut Möglich sein, immerhin kannte ich das Mädchen kaum.

Ein kleines Räuspern entwich meinem Mund.
Nicht besonders laut, doch Gwendolyn reagierte darauf.
Ihr Kopf schoss so abrupt in die Höhe, das selbst Toffee erschrocken auf der Bettdecke zurückwich.
Langsam drehte sich ihr Kopf in meine Richtung.
Ihre dunklen Augen trafen auf Meine. Eine Erinnerung aus meinem Tagtraum blitze vor meinem inneren Auge auf und ließ mich frösteln.

„Jayce?"
Gwendolyns Stimme zitterte vor Verlegenheit und ihre Haut hatte auch wieder die Farbe einer Tomate angenommen.
Unwillkürlich zogen sich meine Mundwinkel nach oben und ein amüsiertes Lächeln umspielte meine Lippen: „Gwendolyn", begrüßte ich sie ebenfalls und neigte den Kopf zur Seite: „Was macht Ihr da?"

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, doch Gwendolyns Körper schaffte es tatsächlich, noch mehr Blut durch ihre Wangen zu pupen, welche daraufhin ein ungesund aussehender, tiefer Rotton annahmen.
Sofort wanderten meine Mundwinkel noch weiter nach oben und ich konnte nicht anders, als sie unverschämt anzugrinsen.
Für lediglich Anstand und Höflichkeit sah sie einfach zu tomatig aus.


Gwendolyn

Ich fühlte, wie sich eine unangenehme Hitze in mir ausbreitete und konnte mir schon bildlich vorstellen, in welch spektakulären Farbtönen mein Gesicht gerade vor sich hin glühte.
Warum musste Jayce auch mein privates Gespräch mit Toffee mitanhören? Ging es noch peinlicher?

„Was wollt Ihr eigentlich?", murrte ich etwas beleidigt und ignorierte somit Blondschopfs Frage, was ich denn gerade mache.
War das nicht ziemlich offensichtlich?
Ich probiere einen Handstand zu machen und Toffee hilft mir dabei! Wonach sieht es denn wohl aus?

Jayces Lippen wurden von einem süffisanten Lächeln gekrümmt, weshalb ich meine Stirn noch tiefer in Falten legte.
Warum lachte mich dieser Widerling eigentlich aus? Hatte er noch nie in seinem Leben ein Mädchen gesehen, welches sich mit einem Hund unterhielt?
Konnte ich doch nichts dafür, dass Toffee zum einen ein angenehmerer Gesprächspartner war und zum anderen viel süßer und attraktiver als Jayce war.

Mit einem belustigten Lächeln im Gesicht biss ich mir auf die Unterlippe, um Blondschopf meine Gedanken nicht ins Gesicht zu klatschen.
Ich hatte wirklich keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung mit Jayce, welcher ich eigentlich aus dem Weg gehen könnte.
Immerhin hatten dieser Mistkerl und ich in den kommenden Jahren noch genug Zeit, uns gegenseitig an die Gurgel zu springen.

Bei dem Gedanken hat die anstehende Verlobung plus Hochzeit, schwand das Lächeln augenblicklich und ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog.
Aufregung, Freude oder Ekel?
Natürlich Ekel! Was war das überhaupt für eine dumme Frage?

„Wenn ich mich Recht erinnere, war ich der Erste, der die Frage gestellt hat", entgegnete Blondschopf mir mit einem widerlichen Augenzwinkern.
Ich könnte mich übergeben. Würgereiz ist einsatzbereit!
„Und?", erkundigte ich mit zuckersüßem Lächeln und legte den Kopf schief.
Jayce ließ belustigt seine blauen Augen über mich wandern und taxierte mich ungeniert mit seinem Blick.
Was bildet der sich eigentlich ein?

„Alleine der Höflichkeit wegen, solltet Ihr meine Frage zuerst beantworten", erklärte mir Jayce galant.
„Was weißt du schon von Höflichkeit?", giftete ich den Mistkerl an, bemüht darum, ihm nicht direkt ins Gesicht zu spucken.
Wie konnte man nur so arrogant und verabscheuungswürdig sein? Und wie sollte ich jemals vor Gottes Ansicht versprechen, diesen Mann für immer zu lieben und zu ehren?
Zu Ehren! Das ich nicht lache!

„Definitiv mehr als du", antwortete Jayce mir mit einem überheblichen Grinsen auf den Lippen und schüttelte etwas den Kopf, als ihm ein leises Lachen entfuhr.
Augenblicklich erstarrte ich und mein verräterisches Herz machte einen riesigen Sprung.
Mein Puls raste und beeilte sich, das Blut mit Hochdruckgeschwindigkeit durch meinen Körper zu jagen.
Bestimmt wechselte meine Gesichtsfarbe gerade von Grün auf Rot und wieder zurück.
Zu Recht, Gwen! Bei Blondschopfs Anblick kann einem auch nur schlecht werden!

Ich war froh über die bekräftigende Stimme in meinem Kopf, da sich der Rest meines Körpers ja scheinbar gegen mich wandte.
Zwar beriefen sich meine Erfahrungen in Sache ‚Das besondere Kribbeln im Bauch' nur auf Bücher, welche vor Romantik und Klischees nur zu trieften, doch das war besser als nichts.

Ich kam mir vor wie im falschen Film. Oder zumindest im falschen Körper.
Oder war es möglich, dass mein gesunder Verstand Jayce verabscheuungswürdig und einfach nur ekelhaft fand, aber mein Herz bei seinem Anblick höherschlug? Und das mein verräterischer Körper Schweißausbrüche bekam, in Sekundenschnelle von unendlich heiß auf ein wohliges Warm umsprang?
Anders gefragt, wie konnte mein Körper mit solch einer albernen Reaktion Blondschopf entgegnen treten, wenn er in meinem Kopf nichts anderes, als ein arroganter Widerling war?

„Ach ja?", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und holte mich somit selbst in die Realität zurück.
„Ihr sollt mehr von Höflichkeit wissen, als ich?", hakte ich bitter nach und verzog das Gesicht, als ein süffisantes Lächeln an Jayces schwungvollen Lippen zupfte.
Wie sehr ich diese Art von Lächeln hasste. Wie siegessicher seine Mundwinkel sich nach oben zogen und wie triumphierend seine perlweißen Zähne im Licht funkelten.
E-K-E-L-H-A-F-T!

„Ja", schmunzelte Jayce weiterhin amüsiert und ließ seine hellen Augen ausgiebig und affektiert zugleich über meinen Körper wandern: „Was auch nicht besonders schwer ist", fügte er netterweise hinzu, woraufhin ich nur schnaubend die Augen verdrehen konnte.

„Ich bin, im Gegensatz zu Ihnen, das Höflichste, was diese Welt zu bieten hat!", fuhr ich ihn genervt an und kniff die Augen zusammen.
„Ihr seid widerwertig, arrogant, ein absolutes Arschloch! Ach, und nicht zu vergessen: Ihr seid die verwöhnteste und ekelhafteste Person, die ich je in meinem Leben kennenlernen musste!"

Blondschopfs Augenbraue wanderte ein paar Zentimeter nach oben, doch das großspurige Grinsen ließ sich nicht aus seinem Gesicht zaubern.
Amüsiert musterte er mich und schüttelte den Kopf, als wäre ich der Witz des Tages: „Das sagt die Richtige", murmelte er belustigt.

„Was?", fauchte ich ihn an.
„Ihr seid vorlautest, skurril, tollpatschig und nicht zu vergessen: Ein absolut manierloses Gör! Ihr würdet Höflichkeit nicht Mal erkennen, wenn, entschuldige meine Ausdrucksweise, sie Ihnen wie ein Pickel entgegen platzen würde."

Verblüfft blinzelte ich Blondschopf eine Weile an.
Wow, dieser Junge konnte tatsächlich austeilen. Aber was mich mehr verwundert – Er hat scheinbar eine eigene Meinung. Oder ist das Königin Gails Meinung, welche sie ihrem Sohn eingepflanzt hatte?
Ich erhob mich von dem Teppich, welcher Joseys Zimmer schmückte und ließ mich auf ihr Bett fallen.
„Und jetzt?", fragte ich bissig und strich mir eine verirrte Strähne aus dem Ohr.

„Was und jetzt?", hakte Jayce nach und ließ seine Augenbrauen noch weiter nach oben wandern.
Vermutlich war er verwundert, dass ich auf seine Beleidigungen nicht weitereinging, sondern, anders als seinen Vermutungen entsprechend, nicht völlig explodierte.

„Ich finde Sie absolut widerwärtig und würde mir lieber den kleinen Finger abhacken, als den Rest meines Lebens mit Ihnen zu verbringen und dem Volk zu predigen, wie sehr ich Sie doch lieben würde", murrte ich mit einem Augenrollen.
Jayce neigte den Kopf zur Seite und sah mich abwartend an, weshalb ich seufzend fortfuhr: „Ich bin nur eine normale Bürgerliche. König Matthew würde meinen Willen niemals respektieren, wieso sollte er auch? Aber Ihr seid sein Sohn, auf Sie könnte er hören."

Jayces Haltung veränderte sich bei der Erwähnung seines Vaters.
Seine Schultern spannten sich an, er streckte seinen Rücken durch und seine blauen Augen nahmen einen Farbton an, welcher Frost oder Eisen ziemlich ähneln würde. Kalt. Unnahbar.
„Meinen Vater interessiert meine Meinung nicht", knurrte er leise und warf mir einen strafenden Blick zu.

Unwillkürlich wich ich zurück, als hätten mich seine eisblauen Augen wie winzige Pfeile getroffen.
Ehe ich auf seine Aussage reagieren konnte, wandte sich Jayce von mir ab und stapfte wütend aus dem Raum.


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Kleiner Hinweis, bei dem letzten Kapitel (6. Kapitel) wurde noch ein kleiner Absatz hinzugefügt (;

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