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6. Kapitel


Jayce

Seit unserer Abfahrt vom Schloss, war Gwendolyn ziemlich still.
Zwar meckerte sie nicht rum, als sie ihre Arme um mich legen musste, während wir mit meinem Motorrad zu dem See fuhren, an dem sich Gwendolyns Freunde treffen wollten, doch mir war bewusst, dass ich dem Anschein nach etwas falsch gemacht hatte. Aber was?

Gwendolyn stieg etwas unbeholfen von meinem Motorrad ab und zog sich den Helm vom Kopf, welchen sie mir kommentarlos entgegenhielt.
„Was ist denn los?", fragte ich verwirrt und nahm ihr den Helm ab.
Gwendolyn strich ihre zerzausten Haare zurecht, ohne mir eines Blickes zu würdigen: „Nichts."
„Nichts? Danach sieht es mir aber nicht aus."
„Dann kauf dir deine Brille", murrte Gwendolyn genervt und sah sich um.

Wir waren auf einer verlassenen Landstraße und mir war nicht Wohl dabei, mein Motorrad mutterseelenalleine zurückzulassen, doch ich konnte es wohl kaum auf dem Kiesstrand hinter mir herzerren.
Als ich meinen Blick über die Landschaft gleiten ließ, entdeckte ich zuckende Flammen nahe am Ufer, welche sich im dunklen Wasser widerspiegelten.
Lautes Lachen und leise Musik war zu hören.
Augenblicklich wuchs die Nervosität in mir, welche sich etwas beruhigt hatte, als Gwendolyn sich während der Fahrt an mich gekuschelt hatte.

Was denk ich denn da? Schnell schüttelte ich den Kopf und sah Gwendolyn abwartend an, welche die Feuerstelle ebenfalls entdeckt hatte.
„Bist du bereit?", fragte sie mich und urplötzlich verließ der angespannte Ausdruck ihre Gesichtszüge und so etwas wie Besorgnis funkelte in ihren dunklen Augen auf.

Wie süß. Machte sie sich etwa Sorgen um mich?
Ich quittierte ihre Frage mit einem beruhigenden Lächeln und nickte: „Wenn ich mit all den Gästen in meinem Schloss fertig werde, werden deine Freunde wohl kein Problem für mich sein", murmelte ich und versuchte damit eher mich, als Gwendolyn davon zu überzeugen, dass mir das bevorstehende Treffen kein mulmiges Gefühl in der Magengegend bereitete.

Gwendolyn sah mich zweifelnd an, nickte allerdings dann und stapfte voraus auf die lodernden Flammen zu.
Unschlüssig folgte ich ihr und während wir dem Lagerfeuer immer näherkamen, wurden aus dem schemenhaften Umrissen deutlich erkennbare Personen.
Eine davon, ich glaube es ist ein Mädchen, winkte uns aufgeregt zu: „Gwen! Du kommst ja doch!", rief sie fröhlich und kam unbeholfen auf uns zu.
Vor mir stöhnte Gwendolyn auf.

„Wer ist das?", wisperte ich ihr leise zu, da es offensichtlich war, dass sie das Mädchen nicht ausstehen konnte.
Sie verzog das Gesicht gerade noch mehr, als bei unserer ersten Begegnung, was nur ein schlechtes Zeichen sein konnte.
„Maxime – Sie nennt sich auch gerne meine beste Freundin", zischte Gwendolyn zurück und schenkte mir ein qualvolles Lächeln, ehe ihr diese Maxime auch schon um den Hals fiel.
„Gwen!! Ich bin so froh das du hier bist!", kreischte sie übertrieben, ehe sie sich wieder von Gwendolyn löste und ihre Augen mich fixierten.
„Ist das...", hauchte sie fassungslos.

„Ja. Jayce, das ist Max, die Nervensäge die mich seid zwei Jahren verfolgt. Max, das ist Jayce, der Typ der seid meiner Geburt für mich bestimmt ist", machte uns Gwendolyn eher weniger motiviert bekannt und verdrehte die Augen, als Maxime laut auf quiekte und im nächsten Moment die Distanz zwischen uns schloss.
Mit glänzenden Augen starrte sie mich erwartungsvoll an, während ich Gwendolyn einen hilfesuchenden Blick zuwarf.
Was wollte dieses Mädchen? Sollte ich sie jetzt umarmen, oder was? Auf gar keinen Fall!

„Er ist unberührbar!", warf Gwendolyn ein, als sie meinen Blick bemerkte und schob sich flink zwischen Maxime und mich.
Ein Kribbeln durchfuhr mich, als Gwendolyn ihren Rücken an mich presste. Nur wenige Herzschläge lang und so sanft, dass es fast Einbildung hätte sein können. Doch es war echt.

„Aww... Hast du etwa Angst, dass ich dir deinen Liebsten ausspannen könnte?", kicherte diese seltsame Maxime und wich ein paar Schritte zurück, wodurch sich auch Gwendolyn von mir entfernte.
Erleichtert atmete ich aus und lockerte meine Schultern wieder, welche ich unmerklich angespannt hatte.
„Wohl kaum", schnaubte Gwendolyn vor mir und warf mir einen kurzen Blick über die Schulter zu: „Komm. Ich stell dir die Anderen vor."
Ich nickte zustimmend – Hauptsache diese Maxime kam mir nicht zu Nahe!

Gwendolyn führte mich näher zu der kleinen Gruppe heran, welche aus drei weiteren Mädchen und zwei Jungs bestand, die mich neugierig musterten.
Ein Mädchen mit braunen Haaren hielt ihre Bierflasche hoch und prostete Gwendolyn zu: „Ahh Gwen! Stellst du uns endlich deinen Zukünftigen vor!", lallte das Mädchen belustigt und zwinkerte uns zu, während sie den Rest ihres Getränks hinunterkippte.
Warum tranken diese Teenager denn kein Woodruff? Es hatte denselben Effekt wie Alkohol, nur ging es schneller und war zudem noch viel gesünder.
Verwirrt runzelte ich die Stirn.

„Wir können uns nur Bier leisten", meldete sich ein Typ, welcher rechts von dem Mädchen mit der Bierflasche saß, trocken zu Wort und funkelte mich feindselig an: „Es kann nicht jeder mit tausenden von Euros im Arsch aufwachsen."

„Halt die Klappe, Zac!", fuhr Gwendolyn den Schwarzhaarigen an, welcher daraufhin mit den Schultern zuckte und der Brünetten eine neue Bierflasche reichte.
Gwendolyn warf mir einen entschuldigenden Blick zu, ehe sie sich ein bisschen zu mir herüberbeugte: „Die meisten hier sind auf die königliche Familie nicht so gut zu sprechen", flüsterte sie leise.
„Das sagst du mir erst, wenn ich bereits hier bin?", zischte ich zurück und zog eine Augenbraue nach oben, während Gwendolyn zerknirscht den Blick senkte und knapp mit den Schultern zuckte.

Das waren ja tolle Vorrausetzung für einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer, umgeben von Menschen, die mich und meine Abstammung nicht ausstehen konnten.
„Das ist Jessica", raunte Gwendolyn mir schließlich zu und deutete auf das braunhaarige Mädchen mit der Bierflasche.
Scheinbar hatte sie ihre Schuldgefühle ziemlich schnell überwunden, denn ihre dunklen Augen fixierten mich aufmerksam, während sie auf das besagte Mädchen deutete.
Ich warf ihr einen finsteren Blick zu, um ihr klarzumachen, dass mir die ganze Situation immer noch nicht geheuer war.

„Und das ist Dana", fuhr Gwendolyn unbeeindruckt fort, ohne auf meine Anspielung zu reagieren, indem sie auf ein blondhaariges Mädchen links von Jessica deutete: „Die neben ihr ist übrigens Ainsley", murmelte sie leise und nickte der Rothaarigen neben Dana zu, welche ihre Begrüßung lächelnd erwiderte, ehe ihr neugieriger Blick zu mir huschte.
Unsicher zog ich meine Mundwinkel nach oben.

„Zac hast du ja bereits kennengelernt", wisperte Gwendolyn und meine Augen wanderten zu dem schwarzhaarigen Typen, welcher mich missmutig musterte, den Blick allerdings abwandte, als er meine Aufmerksamkeit auf sich spürte.
„Und der Typ neben ihm?", fragte ich Gwendolyn leise, damit ich nicht die ganze Zeit wie ein stummer Fisch neben ihr stand.
Gwendolyn blinzelte mich kurz überrascht an, als hätte sie vergessen, dass ich das Sprechen beherrschte, ehe sie mir antwortete: „Leonard."

Leonard... Ein ziemlich ungewöhnlicher Name für einen Jungen, mit mittelschichtiger Abstammung.
Aber was sollte ich schon großartig dazu sagen? Ich denke, vor mir gab es noch keinen einzigen Thronfolger, welcher auf den Namen Jayce hörte.
Wenn mein Vater nicht solch ein ausdauerndes Durchsetzungsvermögen hätte, würde ich vermutlich heute mit dem Namen Friedolin hier stehen.

Ich musterte Leonard unauffällig.
Er hatte, ebenso wie Ainsley, eher rötliches Haar und im Licht der flackernden Flammen blitzen hier und da ein paar Sommersprossen auf, welche ihn bei Tageslicht bestimmt jünger aussehen ließen.
Dieser Leonard war mir auf Anhieb sympathisch.
Ob es an seinem vertrauten Namen lag, oder seinem offenen Lächeln konnte ich nicht sagen.

„Willst du dich hinsetzten?", fragte Gwendolyn mich leise und mein Blick zuckte zu ihr.
Ihre dunklen Augen musterten mich besorgt, als wäre sie sich nicht sicher, ob ich mit ihren Freunden tatsächlich zurechtkommen würde.
Ob sie sich um mich sorgte? Oder hatte sie lediglich Angst, dass ich ihrem Ruf schaden könnte?

Unsicher darüber, was ich von ihrer plötzlichen Sorge um mich halten sollte, nickte ich ihr zu, woraufhin sie mich zu den Mädchen hinüberführte und sich zwischen Jessica und Zac auf den Kiesstrand quetschte.
„Also, Jaycey-Boy", kicherte Jessica leise und wandte sich mit glänzenden Augen an mich: „Du wirst Gwens zukünftiger Liebhaber sein?"

Gwendolyn stöhnte neben Jessica auf und verpasste ihr einen ungenobelten Stoß zwischen die Rippen, doch die Brünette ließ sich davon nicht den Spaß verderben und grinste mich weiterhin abwartend an, während ihr Mund die Öffnung ihrer Bierflasche suchte.
„Du musst ihr nicht antworten", meinte Gwendolyn und schob demonstrativ ihren Oberkörper nach vorne, sodass der Blickkontakt zwischen Jessica und mir abgebrochen wurde.

„Doch, das muss er!", protestierte die Brünette und ließ sich bäuchlings auf die kleinen Kieselsteine fallen, womit sie den zügelnden Flammen des Lagerfeuers gefährlich Nahe kam.
Alarmiert sprang der Schwarzhaarige auf und zog sie behutsam von dem lodernden Feuerbett weg: „Pass doch ein bisschen auf, Jess", murmelte er mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen, welches allerdings sofort erstarb, als seine Augen auf die Meinen trafen.
„Was ist?!", fuhr er mich aggressiv an, was mich unwillkürlich zurückzucken ließ.
Seine Augen funkelten triumphierend auf.

„Zac!", mahnte Gwendolyn ihren Freund mit scharfer Stimme und warf mir einen entschuldigenden Blick zu.
Ich zuckte mit den Schultern, um ihr zu zeigen, dass alles okay war, ehe ich meinen Blick auf das Feuer in der Mitte richtete.
Das leise Knacken des verschlackenden Holzes erfüllte die Stille und wurde von der leisen Musik begleitet, welche aus einem Smartphone in Ainsleys Händen dudelte.

„Und das macht dir mehr Spaß als Schach?", fragte ich Gwendolyn leise und zog fragend eine Augenbraue nach oben.
Schach ist vielleicht zwar wirklich nicht das spanneste Spiel, das jemals erfunden wurde, doch war es wirklich amüsanter, still vor einem Lagerfeuer zu hocken und schweigend in die Glut zu starren?

„Normalerweise ist das hier viel entspannter", wisperte Gwendolyn genauso leise zurück und warf mir einen vielsagenden Blick zu, ehe ihre Augen zu Zac und Jessica huschten.
„Wenn man sich in Jess' Zustand befindet, ist es wirklich lustig", meinte sie mit einem belustigten Lächeln und wandte ihren Blick wieder mir zu: „Manchmal gehen wir dann auch schwimmen."

„Ihr wollt schwimmen gehen?", meldete sich Jess zu Wort, ehe ich das Gesagte von Gwendolyn überhaupt realisieren konnte.
Heißte das, sie musste sich betrinken, um Spaß mit ihren Freunden zu haben? Oder wäre die Stimmung hier sowieso auf dem höchsten Niveau, wenn ich nicht anwesend wäre?
„Nein, lieber nicht", meinte Gwendolyn vorsichtig und warf mir einen kurzen Seitenblick zu.
„Scheut dein Prinz sich etwa davor, sich seine feinen Kleider auszuziehen?", spottete Zac und ein süffisantes Grinsen ließ seine Mundwinkel zucken, als er meinem Blick begegnete.
Ich wandte mich ab, ohne diesem provokanten Kerl eine Antwort zu geben.

„Also schwimmen?", meinte Jessica vergnügt und ignorierte somit voller Eleganz Gwendolyns Einwurf.
Mit einem frechen Funkeln in den Augen streifte sie sich ihr T-Shirt über den Kopf und entblößte die gut gebräunte Wölbung ihrer Brust, welche nur spärlich von dem Stoff ihres dunkelgrünen BHs verdeckt wurde.
Ich konnte nicht anders – Mein hormongesteuertes Hirn ließ meine Augen über Jessicas schlanken Körper wandern.

Die Brünette bemerkte mein Gaffen und warf mir einen spöttischen Blick zu, ehe sie mir verspielt zuzwinkerte und Zac am Arm packte: „Lass uns schwimmen gehen!", forderte sie den Schwarzhaarigen euphorisch auf und blinzelte ihn unschuldig an.
Ebenso wie ich, war Zac nur dazu in der Lage, mit seinem Geschlechtsteil zu denken, denn auch er ließ seine Augen ausgiebig über Jessicas üppigen Vorbau wandern, ehe er ihr ihren Wunsch erfüllte und sich ebenfalls aus der Baumwolle schälte.


Gwendolyn

War das sein Ernst?
Mit finsterer Miene beobachtete ich, wie Jayce seine blauen Augen fasziniert über Jess' freizügigen BH wandern ließ, ehe sein Blick kurz etwas tiefer wanderte.
Mein zukünftiger Ehemann hat keine Hemmungen davor, direkt neben mir irgendein anderen Weib abzuchecken.
Aber wieso stört mich das überhaupt? Kann mir doch egal sein, wenn er andere Mädchen begehrt. Ich mag ihn ja nicht Mal.
Es störte mich trotzdem.

„Klapp deinen Mund Mal wieder zu", giftete ich ihn leise an, ehe ich meine Arme vor der Brust verschränkte und das amüsierte Kichern von Maxime gekonnt ignorierte.
War ja klar, dass sie Jayces Starren auch bemerken musste. Ein triumphierendes Grinsen zupfte an ihren Lippen, welches ich ihr am liebsten mit einer kräftigen Ohrfeige von der Backe wischen würde.
Doch stattdessen richtete ich meine Wut auf Blondschopf.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue löste Jayce seinen Blick von Jess, welche mittlerweile mit Zac Richtung See aufgebrochen war, und sah mich verblüfft an.
„Bist du eifersüchtig?", fragte er belustigt und ein undefinierbares Lächeln umspielte seine Lippen.
Ich stieß ein verächtliches Schnauben aus und verzog das Gesicht: „Ja, in deinen Träumen vielleicht!"

Jayce schmunzelte etwas und legte den Kopf schief, ehe er sich etwas zu mir herüberbeugte: „Ich kann dir versprechen, dass ich meine Augen nur dir widmen werde, wenn du dich ebenfalls von deinem Shirt befreist", murmelte er mit einem anzüglichen Grinsen und zupfte an dem Saum meines T-Shirts.

In diesem Moment wusste ich nicht, wie ich auf diesen widerlichen Spruch reagieren sollte.
Sollte ich ihm vor die Füße kotzen? Ihn anspucken? Mich höflich abwenden und so tun, als hätten diese unverschämten Worte niemals seinen Mund verlassen?
Mein Körper entschied sich für die absurdeste Reaktion. Wäre mein Leben ein Spielfilm, welcher an einer riesigen, weißen Leinwand vor mir präsentiert werden würde, hätte ich die Protagonisten angeschrien und sie als naive, dümmliche Person bezeichnet.

In meiner Bauchgegend machten sich doch tatsächlich irgendwelche verirrten Schmetterlinge breit, welche immer wieder gegen die Innenwand meines Magens donnerten, als wären sie verwirrt oder von Alkohol betäubt.
Angesichts des Satzes, welcher sie hervorgerufen hatte, konnte ich das auch nicht ganz ausschließen, dass Betäubungsmittel im Spiel waren, welche dieses verräterische Kribbeln durch meinen Körper jagten.

Ich presste meine Lippen so fest zusammen, dass sich ein leichtes Ziehen bemerkbar machte, doch ich wagte es nicht, sie voneinander zu lösen.
Zu groß war meine Angst davor, welche Wörter meinem Mund entschlüpfen könnten, wenn ich ihn freigeben würde.
Leider war ich nicht besonders geschickt, wenn es darum ging, mir einen gut überlegten Konter zu verbeißen.
„Ich hoffe, deine Augen können mir überhaupt Stand halten, sosehr, wie du unter weiblichem Entzug stehst!", zischte ich ihm leise zu und zog mir, ohne weiter darüber nachzudenken, das Shirt über den Kopf.
Perplex starrte Jayce mich eine Weile an, bemüht, seinen Blick weiterhin auf mein Gesicht zu richten.
Nur das verdächtige Zucken seiner Augenlider verriet mir, wohin ihn sein Hormongesteuertes Hirn gerne führen würde.

Mit einem siegessicheren Lächeln erhob ich mich und streifte mir die Leggings ab.
Zum Glück hatte ich mich dazu entschieden, mir eine Unterwäsche überzuziehen, welche halbwegs auf das jeweils andere Teil abgestimmt war.
Ohne Jayce noch eines Blickes zu würdigen, folgte ich Jess und Zac ins Wasser.

Ein leises Seufzen entfuhr mir, als das kühle Nass meine Haut umspülte und die sanften Wellen gegen meine Beine schlugen.
Zac und Jess waren bereits bis zu den Hüften im Wasserbett, doch ich hielt mich lieber noch eine Weile am Ufer auf, damit sich meine empfindliche, warme Haut an das kalte Wasser gewöhnen konnte.
Ich war sehr empfindlich, wenn es um einen ruckartigen Temperaturwechsel ging.
Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter und in meinem Körper breitete sich eine wohlige Wärme aus.
Jayce beobachtete mich mit einem faszinierten Funkeln in den Augen.


Jayce

Wow...
Gwendolyn war wirklich alles andere als unattraktiv! In ihrem roten Spitzen-BH und dem passenden Höschen dazu, war sie durchaus attraktiver, als ich gedacht hätte. Sie könnte sogar Lynn überbieten!
Nur mit Mühe schaffte ich es, ihr Gesicht zu fixieren, während an ihren Lippen ein triumphierendes Lächeln zupfte.
Ihr Anblick verschlug mir die Sprache, weshalb ich es auch gar nicht schaffte, ihr dieses Lächeln mit einem weiteren dummen Spruch von dem Gesicht zu zaubern.
Aber ehrlich gesagt, wollte ich das auch gar nicht.

Als ich sie weiterhin perplex anstarrte, wandte sie sich von mir ab und stolzierte mit wackelnden Hüften zum See.
Unwillkürlich hefteten sich meine Augen auf ihren wohlgeformten Hintern, welcher durch den roten Stoff leider besser abgedeckt wurde, als der von Jess.

Fasziniert musterte ich sie von oben bis unten. Prägte mir jedes kleine Detail von ihrem Körper ein, falls ich diesen nicht mehr so schnell zu Gesicht bekommen würde.
Ich war mir ziemlich sicher, dass Gwendolyn sich nicht noch einmal vor mir in Unterwäsche präsentieren würde.
Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu und ich beeilte mich, meine Augen wieder nach oben wandern zu lassen.
Zu spät, wie ich anhand ihres amüsierten Gesichtsausdrucks erkennen konnte.

„Hey, Jayce!"
Eine Stimme neben mir erweckte meine Aufmerksamkeit und widerwillig riss ich meinen Blick von Gwendolyns kurvenreichen Körper los, nur um in das Gesicht von dieser seltsamen Maxime zu blicken.
„Maxime, richtig?", hakte ich vorsichtshalber nach und das gekünstelte Lächeln, welches sich sonst nur bei irgendwelchen Veranstaltungen auf meine Lippen legte, machte sich auf meinem Gesicht breit.

Das dunkelblondhaarige Mädchen grinste mich verschmitzt an und nickte eifrig: „Ja, genau!"
Sie musterte mich kurz, ehe sich ihre Mundwinkel noch weiter nach oben zogen und sie einen kurzen Blick zu Gwendolyn warf, welche uns misstrauisch beobachtete, ehe sie Jessica und Zac tiefer ins Wasser folgte.
„Soll ich der etwas über Gwen erzählen?", fragte sie leise und lehnte sich dabei verschwörerisch zu mir herüber, sodass ich unwillkürlich zurückwich.
Es war offensichtlich, dass Gwendolyn dieses Mädchen nicht besonders Leiden konnte, weshalb ich mich eigentlich davor hüten wollte, in ein intensiveres Gespräch mit ihr zu verfallen.

„Was denn?", fragte ich forsch nach und runzelte skeptisch die Stirn.
Irgendetwas sagte mir, dass dieses Mädchen keine guten Absichten hatte, aber dennoch reizte mich die Neugierde, mehr über Gwendolyn zu erfahren.
„Nur das übliche Zeug, was sie dir bestimmt nicht erzählt hat", meinte sie mit einem knappen Lächeln und verdrehte kurz die Augen: „Du hast bestimmt schon gemerkt, wie störrisch sie sein kann."

Unwillkürlich zuckten meine Mundwinkel nach oben.
Ja, dass hatte ich durchaus schon mitbekommen. Kurz wanderten meine Augen zu Gwendolyn hinüber, welche sich gerade lachend auf Zacs Schultern platziert hatte.
Augenblicklich wurde die angenehme Wärme, welche zuvor in mir gewütet hatte, durch das kalte brodeln der Wut ersetzt.
Aber wieso war ich wütend?
Weil Gwendolyn meine zukünftige Ehefrau war und sich trotz dieses Wissens halbnackt auf den Schultern eines anderen Typens herumwälzte?
Ja, das war durchaus ein Grund, wütend zu sein! Und es war auch der einzige Grund, warum ich mit einem genervten Zähneknirschen den Blick abwandte und missmutig in die immer kleiner werdenden Flammen des Lagerfeuers starrte.

Maxime neigte den Kopf schief, während ihre Augen den Grund für meinen plötzlichen Stimmungswechsel suchten.
Als sie Zac und Gwendolyn entdeckte, huschte für einen Herzschlag ein Ausdruck über ihr Gesicht, den ich nicht deuten konnte.
„Schon Schade, dass aus den Beiden jetzt nichts mehr wird", bemerkte sie mit einem listigen Grinsen und zwinkerte mir zu, als würde sie denken, dass ich genau wüsste, wovon sie sprach.
Fragend runzelte ich die Stirn: „Was meinst du?"

Maxime zog überrascht eine Augenbraue nach oben und neigte überrascht den Kopf zur Seite: „Du weißt es nicht?", fragte sie verblüfft nach und warf noch einmal einen Blick zu den Beiden hinüber.
„Gwen und Zac sind schon seit Ewigkeiten Freunde und wollen uns ständig weiß machen, dass das zwischen ihnen nur ‚Freundschaft' ist", fuhr Maxime fort, ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten.
„Aber wir wissen alle, dass zwischen ihnen einmal etwas gelaufen ist", mischte sich nun Dana mit einem wissenden Lächeln in das Gespräch ein.

Während Maxime Dana angrinste, erstarrte ich zur Salzsäule.
Dieser Zac, welcher meine Familie verabscheute, war der beste Freund von Gwendolyn, obwohl sie mich in naher Zukunft heiratete?
Und Gwendolyns Freunde waren sich sicher, dass zwischen den Beiden Mal etwas gelaufen ist?
Mein Blick huschte zu Zac und Gwendolyn hinüber. Mittlerweile hatte sich Jessica auf den Rücken des Schwarzhaarigen geworfen und Gwendolyn verlor auf seinen Schultern das Gleichgewicht, wodurch sie kreischend in die dunklen Fluten stürzte.

„Jetzt erzählt ihm doch keinen Unsinn!", meldete sich nun auch Ainsley zu Wort und lächelte mich warmherzig an: „Das sind alles nur Spekulationen, welche sich auf die eingeschränkte Fantasie von Max und Dana bezieht."
Maxime, Dana und Ainsley verfielen in eine heftige Diskussion, welche um von mysteriöse Beziehung zwischen Gwendolyn und Zac handelte, doch ich hörte ihnen nicht zu.
Mit meinen Gedanken war ich ganz woanders.

Gwendolyn und Zac stritten also Beide ab, jemals eine Beziehung mit dem jeweils Anderen eingegangen zu sein, welche mehr als Freundschaft beinhaltete, doch bis auf Ainsley schien ihnen das Keiner zu glauben.
Aber glaubte ich es?


Gwendolyn

Prustend tauchte ich wieder auf und strich mir lachend eine nasse Strähne aus dem Gesicht.
Jess baumelte auf Zacs Rücken und grinste mich belustigt an, ehe sie mir die Zunge raussteckte und kichernd ihre Arme fester um den Hals des Schwarzhaarigen schlang.
„Alles okay?", fragte Zac nach, welcher amüsiert eine Augenbraue nach oben gezogen hatte.
„Alles bestens!", bestätigte ich ihm belustigt.

Ich ließ meinen Blick zurück zum Ufer wandern, wo sämtliche Augenpaare auf uns gehaftet waren.
Irritiert runzelte ich die Stirn und stupste Zac an: „Wieso glotzen die denn so?"
Zac folgte meinem Blick und zuckte ratlos mit den Schultern, ehe er Jess mit einem lauten ‚Platsch' zwischen den dunklen Wellen verschwinden ließ und sich somit von mir abwandte.

Mein Blick traf auf Jayces und ich neigte fragend den Kopf zur Seite, doch Blondschopf reagierte nicht.
Da war ein Funkeln in seinen Augen, was ich durch die Dämmerung hinweg jedoch nicht deuten konnte.
Seine blassrosa Lippen hatte er zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
War etwas passiert?

Alarmiert schoss ich aus dem hüfthohen Wasser hoch, während meine Augen weiterwanderten.
Vorbei an Dana und Ainsley, ehe sie Maxs durchtriebenes Grinsen fixierten.
Augenblicklich zogen sich meine Augenbrauen zusammen und ein flaues Gefühl staute sich in meinem Bauch an.
Was hat sie getan? Was hat dieses Miststück ihm erzählt?

Langsam stampfte ich durch das Wasser zurück ans Ufer. Mein Blick weiterhin fest auf Max gerichtet, welche noch den Nerv besaß, mich weiterhin unverhohlen anzugrinsen.

Als ich wieder trockenen Kies an meinen Fußsohlen spürte, löste sich Jayce von den drei Mädchen und kam auf mich zu.
Das undefinierbare Funkeln war aus seinen Augen verschwunden, dafür hatte sich ein anderer Ausdruck auf seinem Gesicht ausgebreitet.
Die Art, wie sich seine Züge anspannten und verzogen, erinnerten mich an die Miene, mit der er mir an dem Ball, welcher zu Ehren seines Geburtstages abgehalten wurde, begegnet war.
Starr, gekünstelt und missbilligend.
Als wäre ich es nicht Wert, dieselbe Luft zu atmen wie er.

„Können wir wieder fahren?", fragte er stumpf, noch ehe er mich erreicht hat.
Misstrauisch sah ich über seine Schuler hinweg zu den Mädchen, welche sich allerdings von uns abgewandt haben.
„Wieso? Haben sie irgendetwas blödes gesagt?", hakte ich forsch nach und musterte Jayce eindringlich.

„Nein, ich würde jetzt einfach nur sehr gerne nachhause fahren. Das ist nichts für mich", bemerkte er schroff, ohne mir wirklich ins Gesicht zu sehen.
„Du weißt nach nicht Mal einer Stunde, dass das nichts für dich ist?", fragte ich verblüfft und zog eine Augenbraue nach oben.
Diesen Mist glaubt er wohl selber nicht.

„Ja!"
„Du gibst dir ja nicht Mal Mühe!", protestierte ich augenblicklich und nahm meine Ich-Bin-Beleidigt-Pose ein, welche lediglich daraus bestand, meine Arme vor der Brust zu verschränken und ihn missmutig anzustarren.
Wow, wie erwachsen du doch bist, Gwen!

Jayce stöhnte auf und verdrehte genervt die Augen, ehe er verächtlich die Augenbrauen zusammenzog und mich widerwillig ansah.
Was ist denn plötzlich los mit ihm? Zwar war er mir noch nie äußerst freundlich begegnet, doch seine Abneigung mir gegenüber hatte er mir auch noch nie so offen präsentiert.
„Ich würde gerne aufbrechen, Gwendolyn", wiederholte er seinen Wunsch erneut, ohne auf meinen Protest einzugehen.

„Und?", meinte ich stur und reckte trotzig mein Kinn vor.
„Ohne dich kann ich diesen fürchterlichen Ort leider nicht verlassen", erklärte Blondschopf mir ungeduldig und verdrehte erneut seine hellen Augen.
„Dann wirst du wohl hierbleiben müssen! Ich werde nämlich nicht gehen!"
Nachdrücklich stampfte ich mit meinem linken Fuß zwischen die kleinen Kieselsteine, um meiner Aussage die nötige Kraft zu verleihen.

„Gott, bist du anstrengend!", seufzte Jayce auf und ließ seinen Blick über meine Schulter hinweg zu Jess und Zac wandern.
„Ich weiß auch ganz genau, warum du nicht gehen willst", murrte er leise und kurz huschte eine Emotion über sein Gesicht, welche ich nicht deuten konnte.
Angst? Ärger? Neid?

„Was?", hakte ich perplex nach und blinzelte Blondschopf verwirrt an.
Ich hatte mich so darauf konzentriert, seine Mimik, welche sich binnen von Herzschlägen veränderte, zu lesen, dass ich seine Worte gar nicht wirklich wahrgenommen hatte.

„Nichts!", beeilte ich Jayce zu sagen und ein verunsichertes Lächeln huschte über sein Gesicht, verschwand aber genauso schnell wie es gekommen war, als er mein ratloses Gesicht erblickte.
Täusche ich mich gerade oder wirkt er irgendwie erleichtert? War ja klar, dass ich genau bei den interessanten Dingen nie zuhöre.

„Also bleibe wir noch hier? Höchstens eine Stunde!", bat ich ihm und schenkte ihn mein süßestes Lächeln, was ihn allerdings eher abschrecken zu schien.
Irritiert verzog er das Gesicht und musterte mich nachdenklich, ehe er sich schließlich doch erbarmte: „Nur eine Stunde!"


Jayce

Gott, wieso nur war es so schwierig, meine Augen auf Gwendolyns Gesicht zu heften?
Vielleicht weil sie, lediglich mit ihrer roten Unterwäsche begleitet, vor mir stand und auch noch dieses unwiderstehliche Lächeln auf den Lippen hatte?

Plötzlich gab es für mein Gehirn nichts wichtigeres mehr, als die Wassertropfen ganz genau zu beobachten, welche sich entlang Gwendolyns Hüfte bergab rollten, nur um an ihrem Knie Halt zu machen und langsam abzuperlen.
Gwendolyn hatte ein wunderschönes Knie!

Perplex schüttelte ich den Kopf.
Wie kann denn ein Knie wunderschön sein? Wie kann ein Knie überhaupt in irgendeiner Hinsicht attraktiv wirken? Und das noch auf mich?
Dieses Mädchen machte mich langsam wahnsinnig, aber warum?
Sie war frech, vorlaut, stur, unerzogen und wohl die nervigste Person, der ich jemals in meinem Leben begegnen werde.
Und trotzdem wagte mein Herz es, bei ihrem Anblick das Blut schneller durch meinen Körper zu jagen.

„Jayce?"
Gwendolyns ungeduldige Stimme war mein Ticket zurück in die Realität, welches ich nur zu gerne in Anspruch nahm.
Es gab wirklich weitaus schönere Dinge, die ich mir in meinen Gedanken ausmalen konnte, als Gwendolyn, weshalb ich über alles froh war, was mich aus dieser Traumwelt befreite.

Ich meine, noch vor wenigen Wochen war die Hochzeit zwischen mir und Gwendolyn wohl das Schlimmste, was ich mir jemals vorstellen konnte.
War es immer noch! Keine Frage!
Mein klarer Verstand würde sich am liebsten die Kugel geben, bevor er ein Ehegelübde aus meinem Mund sahnte, welches Gwendolyn huldigte und beteuerte, wie sehr ich sie doch lieben würde.
Nur mein dämlicher Puls war da anderer Ansicht – Zum Glück hatte dieser nicht die Macht, meinen Mund zum sprechen zu bringen.
Das würde wohl nicht besonders gut enden.

„JAYCE!", quengelte Gwendolyn vor mir und zupfte ungeduldig an meinem T-Shirt, was mich daran erinnerte, warum ich dieses Mädchen so unausgesprochen nervtötend und unattraktiv fand!
„Was?!", schnauzte ich sie an, woraufhin sie lediglich die Arme verschränkte.
„Fauch mich nicht so an! Was kann ich dafür, dass das Klackern von den Hohlnüssen in deinem Kopf lauter ist als ich?", knurrte sie augenblicklich zurück und funkelte mich wütend an.
Schlagfertig war sie, das muss man ihr lassen.

„Was ist denn jetzt?", hakte ich Augenrollend nach, ohne auf ihre beleidigende Bemerkung einzugehen.
Auf dieses bemitleidenswerte Niveau würde ich mich ganz bestimmt nicht hinabbegeben!
„Nichts!", zischte Gwendolyn beleidigt und stolzierte, immer noch mit verschränkten Armen, an mir vorbei.

Ich seufzte laut auf und drehte mich zu ihr um.
Glücklicherweise war mein Verstand schneller als mein Mund und konnte meine Lippen so rechtzeitig daran hindern, sich zu öffnen.
Das würde mir noch fehlen, wenn ich ihr nachhetzen würde, wie Toffee Crimo.
Soll sie doch beleidigt sein – Mich interessierte es doch sowieso nicht, was sie mir, mehr als einmal, zu sagen versuchte.

Das stimmt nicht ganz.
In meiner Magengegend herrschte schon ein mulmiges Gefühl, welches ich nach wenigen Minuten als Neugierde identifizieren konnte.
Aber warum interessierte es mich überhaupt, was dieses nervige Mädchen zu sagen hatte?
Ich würde genug Zeit in meinem Leben damit verschwenden, mir all die Sachen anzuhören, die ihr durch den Kopf spukten.
Immerhin würde sie meine Frau werden.

„Jayce! Komm her!", meldete sich schließlich eine andere weibliche Stimme zu Wort.
Eindeutig sanfter und angenehmer als die von Gwendolyn.
Ich hob den Blick und konnte Ainsleys Gesicht erkennen, welches durch die flackernden Flammen des Lagerfeuers erleuchtet wurde.
Scheinbar hatte sich jemand die Zeit genommen, die Glut wieder anzutreiben.

„Willst du auch was zu essen?", fragte Ainsley mich mit einem freundlichen Lächeln und schob mir ein paar Plastiktüten zu, in welchen sich verschiedene Wurstarten, Kartoffeln, Semmeln, Brot und ein Teig befand.
Mein Blick flackerte kurz zu Gwendolyn, welche neben Ainsley auf dem Kiesstrand hockte und stur in die Flammen starrte.
„Ja, danke", antwortete ich dem Mädchen schließlich, schenkte ihr ein knappes Lächeln und nahm mir wahllos eine Kartoffel und eine Semmel aus den Tüten.

„Jess! Zac! Wollt ihr auch was?!", brüllte Dana plötzlich los, was Gwendolyn zusammenzucken ließ.
Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen ließ ich mich neben ihr nieder und betrachtete verholen, wie sie ihre Semmel auf einem Stock aufgespießt hatte, ehe ich versuchte, die Kartoffel auf den Spieß zu schieben.

„Was machst du da?", fragte Gwendolyn plötzlich verdutzt und blinzelte mich verwirrt an.
„Aufspießen?", fragte ich verunsichert, ohne sie anzusehen.
„Eine rohe Kartoffel? Und wie lange willst du die bitte über das Feuer halten? 30 Jahre?", spottete sie und ein belustigtes Funkeln trat in ihre dunklen Augen, welches mein Herz aufspringen ließ.

Mit einem Zähneknirschen verfluchte ich das heftige Herzklopfen, welches Gwendolyn in meiner Brust auslöste.
Ich war nur verlegen, das ist alles! Als ob Gwendolyn eine heftige Überreaktion meines Pulses auslösen würde.
Ha! Von wegen!
„Gib das her", meinte Gwendolyn nun sanfter, entriss mir die Kartoffel und den Stock trotzdem ziemlich energisch.

Während Gwendolyn mit meinem rohen Essen und dem Stock hantierte, weigerte ich mich weiterhin, sie anzusehen.
Ich wollte meinem rasenden Puls nicht noch einen Grund geben, sich zu beschleunigen.
Natürlich war dieses merkwürdige Mädchen nicht der Grund, warum mein Herz schneller klopfte, doch ich wollte nichts riskieren.

Nachdenklich ließ ich meine Augen zum See hinüber wandern, wo Jessica und Zac gerade aus dem Wasser wateten.
Die Wasserperlen tropften von ihrer feuchten Haut und Jessica rang ihr triefnasses Haar aus, während Zac kurz den Kopf schüttelte.

In dem Moment, wo mein Blick auf Zac traf, fing die Glut des Zorns in meinem Bauch wieder Feuer.
Auf solche Typen stand Gwendolyn also?
Somit war wohl klar, dass sie nicht nur eine merkwürdige Person war, sondern scheinbar auch seltsame Vorlieben, was das andere Geschlecht betraf, hegte.

Zwar war Zac mit seinen schwarzen Haaren nicht besonders unattraktiv, aber die braunen Augen waren doch in dieser Mischung langweilig.
Wären sie doch grün, gräulich oder so blau wie meine, dann sähe er wenigstens ein bisschen interessanter aus.

Aber seit wann interessierte mich das Aussehen von anderen Jungs?
Und warum achtete ich überhaupt darauf, welchen Typ Gwendolyn bevorzugte? Das konnte mir doch eigentlich egal sein.
War es ja auch.
Ich hegte weder an Zac, noch an Gwendolyn irgendeine Art von Interesse!

„Hier!", unterbrach Gwendolyn meine keifenden Gedanken und reichte mir den Stock und einen Alufolienball zurück.
Ich runzelte die Stirn und betrachtete die glänzende, raschelnde Folie, ehe mein Blick zu der Semmel auf dem Stock wanderte.
„Da ist die Kartoffel drin", erklärte Gwendolyn mir, als sie meinen nachdenklichen Ausdruck bemerkte, als ich den Alufolienball musterte.

„Und was soll ich damit?", fragte ich argwöhnisch und hob eine Augenbraue.
Was brachte mir das jetzt, dass die Kartoffel in Alufolie eingewickelt war? Auf den Stock brachte ich sie immer noch nicht.
„Weißt du etwa nicht, wie man Bratkartoffeln macht?", spottete Zac plötzlich.

Augenblicklich flammte die Wut wieder in mir auf, woraufhin ich meine Hände zu Fäusten ballte, damit ich mich besser beherrschen konnte.
Seine Frage beantwortete ich nicht.


Gwendolyn

Mein Blick huschte zu Zac, welcher sich vor Jayce aufgebaut hatte und somit den Lichtkegel nahm, welcher zuvor noch Blondschopfs Gesicht erhellt hatte.
„Zac... Lass es gut sein", murmelte ich leise und fasste meinen besten Freund sanft am Arm.

Zac und ich waren schon, seit ich denken konnte, befreundet. Wir hatten unsere gesamte Kindheit zusammenverbracht, bis wir auf die Highschool kamen.
Dort drifteten unsere Interessen auseinander und während meine Wahlfächer aus Geschichte, Philosophie und Biologie bestanden, hatte Zac sich für Musik, Kunst und Theater angemeldet.
Er war einfach viel kreativer als ich und hatte auch das nötige Selbstbewusstsein, um vor Publikum aufzutreten.

Zacs haselnussbraune Augen huschten zu mir und ein sanfter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, während Jayce sich neben mir verspannte.
„Ich habe Personal, dass das für mich erledigt", zischte Blondschopf neben mir leise, den Blick immer noch ahnungslos auf die eingewickelte Kartoffel gerichtet.

„Hältst du dich jetzt für was Besseres, weil du dir die Hände nie schmutzig machst, oder was?"
Zacs Stimmlage triefte nur vor Verachtung und ich konnte den bevorstehenden Streit zwischen den Beiden schon riechen.
Ach, nein... Genau das wollte ich eigentlich verhindern.

„Zac, bitte!"
Eindringlich sah ich meinen besten Freund an, woraufhin er leise Seufzte und den Schein des Feuers wieder auf Blondschopfs Gesicht freigab.
Ich lächelte ihn dankbar an, ehe ich mich wieder an Jayce wandte: „Du musste die Kartoffel einfach ins Feuer legen. Später holen wir sie wieder raus und du kannst sie essen."

„Aha", murrte Jayce desinteressiert und pfefferte im nächsten Moment auch schon die in Alufolie eingewickelte Kartoffel ins Feuer.
Funken sprühten und das Holz knackte laut.
Ainsley und Dana wichen erschrocken zurück, als ein brennendes Stück Kohle knapp vor ihren Füßen landete.
„Pass doch auf!", keuchte Dana erschrocken auf und zog die Füße näher an ihren Körper heran, bevor sie Jayce einen wütenden Blick zuwarf.

Perplex starrte ich Blondschopf einen Moment lang an.
Was war das denn? Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, er sei sauer. Aber warum?
„Jayce? Ist alles in Ordnung?", hakte ich forsch nach und hob fragend eine Augenbraue, doch Blondschopf starrte stur in die Flammen und hielt den Stock über das Feuer.
„Jayce?"

„Kannst du mich nicht einfach Mal in Ruhe lassen?!", fuhr Jayce mich plötzlich an und schüttelte genervt den Kopf, ehe er mich mit blitzenden Augen anfunkelte: „Tu nicht so, als würde ich dir irgendwie am Herzen liegen", zischte er leise, allerdings laut genug, dass es Ainsley ebenfalls hörte.
Mit besorgter Miene sah sie zwischen uns hin und her.

Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Bestimmt war ich schon wieder so rot wie eine Tomate, allerdings nicht vor Verlegenheit.
Nein, eher vor Wut!
Wie konnte dieser Typ mich nur so anfauchen?! Und das nur, weil ich mir Sorgen um ihn machte?
Was sollt eigentlich dieser dämliche Spruch, dass ich nicht so tun solle, als ob er mir am Herzen liegen würde? Klang irgendwie verbittert.

Verwirrt runzelte ich die Stirn.
Ich wurde einfach nicht schlau aus diesem Jungen.
Wenn ich so war, wie ich eben war, dann passte es ihm nicht.
Wenn ich nett und hilfsbereit war, dann gefiel ich ihm auch nicht? Hatte er eigentlich immer irgendetwas zum Meckern?
Entnervt rollte ich mit den Augen und strich mir eine dunkle Strähne hinters Ohr, welche mir ins Gesicht gerutscht war.
Ohne ein weiteres Wort von mir zu geben, hielt ich meine aufgespießte Semmel in die Flammen und würdigte diesem Vollidioten keinen weiteren Blick.


Jayce

Mit einem flauen Gefühl im Magen lehnte ich mich nach vorne und starrte abwesend ins Feuer.
Gwendolyn war eindeutig beleidigt, doch darauf konnte ich gerade keine Rücksicht nehmen.
Sollte sie doch Zac ihre Sorgen vorjammern.
Mir konnte ihre vorgeheuchelte Freundlichkeit auf jeden Fall gestohlen bleiben – Immerhin konnte ich mir diese die nächsten Jahre meines Leben geben, da musste ich doch jetzt nicht schon damit anfangen.

Ich schloss seufzend die Augen, doch sofort schossen mir Gwendolyns dunkle Augen durch den Kopf.
Doch anstatt meine Lider wieder aufzureißen, damit sich Gwendolyns liebliche Gesichtszüge auflösten, presste ich meine Augen fester zu, damit ich die kleinen Lachfalten in ihren Augenwinkeln besser erkennen konnte.

„Jayce!"
Ich murrte leise, zeigte ansonsten jedoch keine Reaktion auf Ainsleys Ruf.
„Jayce!", keifte nun auch Dana, woraufhin ich widerwillig die Augen öffnete und die Beiden fragend ansah.
„Deine Semmel brennt", meinte Dana trocken und deutete auf das Feuer.
„Was?"

Abrupt riss ich meinen Stock nach oben und begann, das in Flammen aufgegangene Gebäck heftig hin und her zu wedeln.
Nach ein paar Sekunden verblasste der orangefarbene Schein um die Semmel und ließ lediglich angekohlte und tiefschwarze Stellen zurück.
„Scheiße!", fluchte ich leise und ließ den Stock samt Semmel neben das Lagerfeuer in den Kies fallen.

„Du könntest die Fische damit füttern", versuchte Ainsley mich aufzumuntern und lächelte mir milde zu.
„Was?", fragte ich irritiert nach.
Fische füttern? Welche Fische denn?
Ainsley strich sich eine rote Strähne aus dem Gesicht und deutete zum See hinunter: „Fische füttern", wiederhole sie mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.

Mit einem zwanghaften Lächeln nickte ich ihr zu, ließ den Stock aber unberührt neben dem Lagerfeuer liegen.
Langsam lehnte ich mich zu Gwendolyn hinüber, welche immer noch stur in die Flammen starrte.
„Können wir jetzt fahren?", fragte ich leise.

Mit einem desinteressierten Blick wandte sich Gwendolyn mir zu und zog eine Augenbraue nach oben: „Klar, was immer unser Thronprinz will", säuselte sie ironisch, zog ihren Stock aus dem Feuer und erhob sich abrupt.

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Tut mir Leid, dass dieses Kapitel etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hat. Es war eine, nicht ganz so, ruhige Woche :D
Aber hier ist es! Sogar etwas länger, als das Vorherige ^^


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