3. Kapitel
Gwendolyn
Auch wenn ich diese versnobte, hochnäsige Gesellschaft, welche hier überwiegend den Ball befüllte, nicht ausstehen konnte, musste ich zugeben, dass sie einen äußerst guten Geschmack besaßen, was ihre Wintergärten betraf.
Im Gegensatz zum Rest vom Schloss, war dieses Glashaus äußerst modern gestaltet.
Der äußere Teil der Glasschicht war von einer Art Kapsel umzogen, welche die Wettereinstellungen für die verschiedenen Pflanzenarten optimierten.
Während in einem Teil des Wintergartens die Sonne schien und gnadenlos ihre digitale Wärme auf das Grün hinabsenkte, war die andere Hälfte eher dämmrig gehalten und der milchig, sanfte Schein des Mondes bestrahlte die zarten Pflanzen.
Es war einfach nur wunderschön!
Ich ließ meinen Blick weiterhin durch den zauberhaften Garten gleiten, als meine Augen das kleine Touchpad an der Wand fixierten.
Meine Familie war zwar nicht an ärmliche Verhältnissen gebunden, doch die Systemsteuerung für einen selbstbehandelnden Garten konnten wir uns noch lange nicht leisten.
Neugierig trat ich näher an das Display heran und drückte sanft meine Fingerspitze gegen das Touchpad.
„Das System ist verschlüsselt."
Eine männliche, feste Stimme ließ mich zusammenfahren und ich zuckte unwillkürlich von dem Display zurück, ehe ich mich zu der Person herumdrehte.
Ein junger Mann in selbstreinigendem Blaumantel und einem albernen Strohhut auf den Kopf, grinste mich verschmitzt an, ehe er zu mir trat.
Ich spürte, wie ich schon zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Abend, rot anlief und beschämt meinen Blick auf den Boden richtete, während das Touchpad neben mir rot blickte und mir das Wort ‚Error' in fetten Buchstaben angezeigt wurde.
„Keine Sorge, ich werde niemandem erzählen, dass Ihr unsere Pflanzen ermorden wolltet", meinte der Typ neben mir belustigt und drückte seinen Zeigefinger gegen das Display, woraufhin das nervtötende Blinken abgestellt wurde und eine Reihe von Befehlen aufgelistet wurde.
„Ich hatte nicht die Absicht, die Pflanz zu... t-töten", meinte ich vorsichtig und hob etwas irritiert meinen Blick.
Bezichtigte er mich gerade wirklich des versuchten Mordes an den Pflanzen der königlichen Familie?
„Das war ein Witz", murmelte der Kerl schnell, als er meinen Blick bemerkte und lachte leise.
Wow – Sein Lachen klang wirklich wunderschön! So rau und tief. Ganz nach meinem Geschmack.
Als ich meine Augen weiter nach oben wandern ließ, bemerkte ich, dass auch der Rest von dem jungen Mann durchaus annehmbar war.
Er hatte dunkle, etwas längere Haare, welche in den verschiedensten Richtungen abstanden und ihn verdammt süß aussehen ließen.
Seine gräulichen Augen hatte erinnerten mich an die von Chris und lösten unwillkürlich ein Gefühl der Vertrautheit in mir aus, welches ich in Jayces Nähe die ganze Zeit vermisst hatte.
Ein kleines Seufzen entwich meinen Lippen, als meine Gedanken zu dem Prinzen zurückwanderten.
Sollte das wirklich der Mann sein, an den ich den Rest meines Lebens gebunden war? Ein Kerl, der lediglich Freude daran hatte, sich über mich lustig zu machen?
Ich hatte mich wirklich bemüht, in Jayces Nähe irgendetwas zu fühlen. Ich hatte meinen verdammten Bauch angeschrien, dass er die Schmetterlinge langsam loslassen konnte, doch das tat er nicht.
Alles blieb still. Lediglich das Feuer von meinem Ärger, denn Blondschopf in mir heraufbeschwört hatte, loderte unermüdlich darin. Doch mehr Emotionen konnte er auch nicht in mir hervorrufen.
Ich schüttelte den Kopf, damit ich Jayce endlich aus meinen Gedanken verbannen konnte – Scheinbar würde er ja noch genug Zeit von meiner Lebenszeit beanspruchen, da musste ich mir nicht jetzt schon den Kopf über ihn zerbrechen.
Ich fixierte den Kerl vor mir wieder mit meinen Augen und neigte lächelnd meinen Kopf etwas zur Seite: „Es tut mir leid. Ich habe so etwas vorher noch nie gesehen", versuchte ich mein Verhalten zu erklären.
Eigentlich ganz gut, dass das System verschlüsselt ist – Wahrscheinlich hätte ich sonst noch den ganzen Wintergarten in die Luft gejagt.
„Ist ja nichts passiert", meinte der Typ und schenkte mir ein atemberaubendes Lächeln, ehe er mir seine Hand entgegenstreckte: „Ich bin übrigens Toby."
„Gwendolyn, aber nenn mich bitte Gwen", erwiderte ich seine Begrüßung ergriff seine Hand.
Sofort durchzuckte mich ein heftiger Schlag und ich zuckte unwillkürlich vor unserer Berührung zurück.
Fragend zog Toby eine Augenbraue nach oben, allerdings konnte ich ihm als Antwort nur ein verlegenes Lächeln geben.
Ich wusste selbst nicht, was da gerade abgegangen ist. So etwas ist mir noch nie passiert!
Ein Grinsen breitete sich auf Tobys Gesicht aus und er hielt seine Hand hoch, welche ich soeben noch geschüttelt hatte.
Ein kleiner, silbriger Knopf prangte in der Mitte seiner Handfläche, rief aber lediglich Verwirrung in mir hervor.
Was ist das?
„Ich sollte dich vielleicht vorwarnen, Gwen. Ich liebe Streiche", meinte Toby amüsiert und hielt mir auffordernd seine geöffnete Handfläche hin: „Drück nochmal drauf", forderte er mich auf, als sich die steile Falte auf meiner Stirn immer noch nicht geglättet hatte.
Unsicher betrachtete ich seine Handfläche und schüttelte schnell den Kopf: „Ich verzichte. Ist das einer dieser altmodischen Elektroschocker?"
Toby nickte und zwinkerte mir zu: „Die altmodischen Sachen sind immer noch die Besten!"
„Ich bevorzuge solche Dinge", meinte ich schulterzuckend und deute auf die Systemeinstellungen des Wintergartens, ehe ich meine Unterlippe vorschob: „Darf ich?"
Toby lächelte mich amüsiert an, tippte flink auf dem Touchpad herum und trat schließlich zurück: „Tob dich aus!"
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen!
Sofort trat ich näher an das Display heran und begann die verschiedenen Befehle zu studieren:
Sektion 1
Uhrzeit: 14:27 Uhr (Nachmittag)
Wetter: Sonnig
Temperatur: 28 Grad
Jahreszeit: Spätsommer
Gießeinstellungen:
[X] Morgens/9:00 Uhr
[] Mittags/12:00 Uhr
[X] Nachmittags/15:00 Uhr
[] Abends/20:00 Uhr
[X] Nachts/00:00 Uhr
Ernte: In 5 Tagen / 14:32 Uhr
Sektion 2
Uhrzeit: 21:03 Uhr (Nacht)
Wetter: Leicht Bewölkt
Temperatur: 13 Grad
Jahreszeit: Herbst
Gießeinstellungen:
[X] Morgens/9:00 Uhr
[X] Mittags/12:00 Uhr
[] Nachmittags/15:00 Uhr
[X] Abends/20:00 Uhr
[] Nachts/00:00 Uhr
Ernte: 1 Monat 3 Wochen / 19:08 Uhr
Mein Blick huschte zur oberen rechten Ecke des Displays, wo die Uhrzeit angezeigt wurde – 19:46 Uhr.
Bald würde der hintere Teil des Wintergartens benässt werden und ich konnte nicht verhindern, dass es in meiner Magengegend aufgeregt zu kribbeln begann, als mich diese Erkenntnis traf.
„Das ist so cool!", schwärmte ich verzaubert und wich etwas von dem Touchpad zurück.
Toby grinste mich von der Seite an und nickte zustimmend: „Ich hab Wochen gebraucht, bis ich mich in das System einarbeiten konnte."
In das System einarbeiten? Achja, stimmt. Tobys Fingerabdruck wurde von dem Touchpad erkannt, dass kann ja nur heißen, dass er mehrmals am Tag in diesem Glashaus zutun hatte.
„Bist du hier Gärtner?", fragte ich deshalb und sah ihn interessiert an.
„Nein, Gärtner sind schon seit 5 Jahren völlig überflüssig", bemerkte Toby und ein kurzer Schatten huschte über sein Gesicht, ehe er auf das Display deutete und wieder ein Lächeln sein attraktives Gesicht schmückte: „Ich sorge lediglich dafür, dass hier alles seine Richtigkeit hat und das Programm perfekt auf die verschiedenen Pflanzen abgestimmt ist.
„Komm – Ich zeig dir etwas", meinte Toby plötzlich, umfasste vorsichtig mein Handgelenk und zog mich zu dem dämmrigeren Teil des Glashauses.
Jayce
Wo war sie denn hin? Vermutlich hatte sie sich in unserem Schloss verlaufen. Das traute ich diesem chaotischen Mädchen wirklich zu.
Die Verlockung, die Suche einfach zu beenden und mich zu Lynn zu gesellen, war groß und kurz war ich der Versuchung ergeben, doch der strenge Blick meines Vaters trieb mich weiter an.
Wenn ich ein manierloses Gör mit einem seltsamen Namen wäre, wohin würde ich dann gehen, wenn ich mich zurückziehen wollte?
Mir fiel absolut keine Antwort ein, weshalb ich beschloss, einfach alle weiteren Räume abzuklappern. Irgendwo musste sie schließlich doch sein, oder nicht?
Ich wurde fündig.
Nach gefühlten vier Stunden vernahm ich ihre Stimme, welche leise, aber dennoch ziemlich klar, aus dem Wintergarten zu mir auf den Flur drang. Doch sie schien nicht alleine zu sein.
Ich runzelte kurz die Stirn, als ich die männliche Stimme vernahm, welche mir allerdings überhaupt nicht bekannt vorkam.
Wäre konnte das sein? Ein Gast? Ganz bestimmt nicht.
Keiner unserer gehobenen Gäste würde sich mit Gwendolyn abgeben, egal wie süß und brav sie auf den ersten Blick wirken mochte.
Spätestens wenn mehr als vier Worte ihren Mund verließen, würde man ihr den Rücken zukehren.
Ich wagte einen Schritt in unseren Wintergarten und entdeckte Gwendolyn neben einem Typen, der mir irgendwie bekannt vorkam.
Ein Kellner? Nein. Aber bestimmt Personal.
Ich räusperte mich und wartete darauf, dass einer der Beiden auf mich aufmerksam wurde.
Der dunkelhaarige Kerl löste seinen Blick von Gwendolyn und starrte mich überrascht an: „Prinz Jayce!"
In dem Moment, indem Gwendolyn herumwirbelte, ertönte ein verdächtiges Quietschen, welches uns alle aufblicken ließ.
Ein sanfter Regen löste sich von der Decke und ergoss sich über das bepflanzte Beet. Gwendolyn und der Typ wurden dabei von der Bewässerung auch nicht verschont.
Augenblicklich umspielte ein amüsiertes Lächeln meine Lippen.
Während Gwendolyn erschrocken auf quiekte, wich der Kerl mit einem bemerkenswerten Reflex nach hinten aus und ließ meine Zukünftige alleine im Regen zurück.
Ich beschloss, dass amüsante Schauspiel noch eine Weile zu genießen, weshalb ich mich gegen den Türrahmen lehnte, während meine Augen dem dunkelhaarigen Kerl folgten, welcher gehetzt zum Touchpad für die Systemeinstellungen eilte.
Kurz darauf stoppte der sanfte Schauer und ließ eine triefendnasse Gwendolyn zurück, welche fassungslos auf ihr durchnässtes Kleid starrte, das ihr am Körper klebte.
„Gwen! Es tut mir ja so leid!", hauchte der Typ vorsichtig und wagte es kaum, sich von dem Touchpad zu entfernen.
Gwendolyn blieb stumm. Ihre dunklen Augen wanderten langsam zu der tropfenden Decke, dann zurück zu dem befeuchteten Stoff, welcher sie umgab, ehe sie mich fixierte: „Könnt Ihr auch helfen, oder nur dämlich grinsen?", fauchte sie mich an.
Dunkelhaar schnappte fassungslos nach Luft. Scheinbar hatte er Gwendolyns Zorn noch nicht zu spüren bekommen und ahnte auch nicht, dass es sich bei diesem frechen Gör um meine zukünftige Frau handelte.
„Also wenn Ihr mich ganz lieb bittet, könnte ich Ihnen natürlich helfen", bot ich schulterzuckend an, ehe ich sie grinsend musterte: „Wobei Sie jetzt viel besser aussehen als vorher, wenn ich das anmerken darf."
„Ihr dürft nicht!", herrschte Gwendolyn mich an und stapfte wütend auf mich zu. Ihr tropfendes Kleid zog eine nasse Spur hinter sich her, als sie sich an mir vorbeischob, aber nicht ohne vorher kräftig ihr Haar zu schütteln, damit ich ja genug Tropfen abbekam.
„Pass doch auf!", knurrte ich empört und wich augenblicklich von ihr zurück, damit sie meinen teuren Smoking nicht noch mehr benässen konnte.
„Der kosten mehr, als Ihr jemals in Ihrem Leben besitzen werden!"
Gwendolyn fuhr zu mir herum und zog spöttisch eine Augenbraue nach oben: „Achja? Ist etwa Ihr ganzes Vermögen für dieses hässliche Teil draufgegangen?", höhnte sie.
Ich verdrehte genervt die Augen betrachtete die triefnasse Gwendolyn für eine Weile.
So konnte sie sich auf keinen Fall mehr unter die Gäste mischen, das war klar. Doch ich wusste auch, dass ich sie nicht nachhause schicken konnte, ohne dass mein Vater mir eine Strafe nach der Anderen an den Kopf knallte.
Ich seufzte laut und warf einen kurzen Blick zurück in den Wintergarten, wo uns dieser Kerl zerknirscht beobachtete.
„Kommt mit", wies ich Gwendolyn schließlich an und führte sie durch die Flure meines vertrauten Heimes.
Gwendolyn
Blondschopf führte mich durch zahllose Flure, ehe wir endlich in einem hohen, riesigen Raum Halt machten.
Obwohl mir eiskalt war und ich bei dem sanften Windzug, welcher durch die geöffnete Balkontür hereinwehte, mich zum zittern brachte, sah ich mich neugierig in dem Zimmer um.
In der Mitte des Raumes stand ein großes Himmelbett, welches gerade dazu einlud, dass man sich mit voller Euphorie draufstürzte und solange auf und ab sprang, dass das Gestell zusammenbrach, doch ich schaffte es, mich zurückzuhalten und ruhig neben Jayce stehen zu bleiben.
Die Wände waren in einem angenehmen Blau gehalten, während ein flauschiger, grauer Teppich den polierten Boden schmückte.
In dem Zimmer befanden sich zwei Türen, welche in einen anderen Raum führte, ansonsten war es zwischen den vier Wänden noch ziemlich kahl.
„Das dort hinten ist Ihr Ankleidezimmer", erläuterte Jayce nach einem kurzen Räuspern und deutete auf die Tür, welche näher am Bett dran war.
„Mein Ankleidezimmer?", hauchte ich verblüfft und zog fragend eine Augenbraue nach oben.
Er hat sich bestimmt versprochen. Scheinbar ist der Prinz auch nicht Mr. Perfekt.
„Ja, Ihr Ankleidezimmer", widerholte Blondschopf unbarmherzig und sah mich auffordernd an: „Das wird Ihr Zimmer nach unserer Hochzeit sein", klärte er mich schließlich auf, nachdem sich meine verwirrten Gesichtszüge nicht geändert hatten.
„Ich soll hier einziehen?!", platze es erschrocken aus mir heraus und ich sah mich erneut in dem kahlen Raum um.
Das kann doch nicht sein Ernst sein.
„Was habt Ihr denn gedacht?", fragte Jayce spöttisch und schob mich eher unsanft in den Raum, als ich immer noch keine Anstalten dazu machte, mich selbstständig vorwärts zu bewegen.
Hmmm.... Er hat Recht. Nach unserer Hochzeit kann ich wohl kaum weiterhin zuhause herumgammeln. Aber direkt ins Schloss ziehen?
Ein unangenehmes Gefühl machte sich in meiner Bauchgegend breit und ich schüttelte kurz den Kopf, um meine Gedanken zu sortieren.
Ankleidezimmer! Um alles andere kannst du dich später kümmern, Gwen.
„Ja, ich komme dann jetzt auch alleine zurecht – Danke."
Ich drehte mich zu Jayce um und scheuchte in mit einem Wedeln meiner Hände aus dem Zimmer.
Blondschopf warf mir einen Blick zu der besagte, dass er sich ziemlich sicher war, dass ich auf keinen Fall zurechtkam, doch er ließ sich von mir aus dem Zimmer schieben.
„Ich warte hier auf Sie", meinte er noch, ehe ich ihm die Tür vor der Nase zuschlug.
Ja, soll er ruhig warten. Dann lass ich mir aber extra viel Zeit.
Ich ließ meinen Blick nochmal durch das kahle Zimmer schweifen, ehe ich die Tür zum Ankleidezimmer öffnete und erstarrte.
Wow. Der Raum ist größer als mein Zimmer!
Fasziniert starrte ich auf die unzähligen Kleider und Oberteile, welche sich in einem Kreis auf den Stangen häufte.
Wie soll ich mir da bitte etwas rausholen?
Noch während mir dieser Gedanke durch den Kopf huschte, fand ich die Antwort darauf.
Rechts von der Tür war ein Touchpad angebracht, welches dem Display aus dem Wintergarten ziemlich ähnlichsah, nur war es viel kleiner.
Ich tippte mit meinem Zeigefinger darauf herum, wählte die Kategorie ‚Abendkleid' und staunte nicht schlecht, als sich mir eine riesige Auswahl an Kleidern bot.
Ob ich die alle bezahlen muss?
Ich brauchte nicht lange, um ein Kleid zu finden, welches mir gefiel, doch da mich das System meines Ankleidezimmers faszinierte, ließ ich die Stangen gleich fünf Mal im Kreis tanzen, ehe ich mich endlich meiner nassen Sachen entledigte und sie gegen trockene tauschte.
Ich würde mich nur zu gerne weiter in meinem Zimmer umsehen – Die zweite Tür würde bestimmt ins Badezimmer führen und ich konnte es kaum erwarten zu erfahren, welche technischen Wunderheiten sich darin verbargen, doch das wollte ich Ruhe genießen.
Gerade als ich zur Tür schreiten wollte, um JaycHole von seiner Wartezeit zu erlösen, huschte mein Blick zu dem Himmelbett und das Bedürfnis, wie wild darauf herumzuspringen, holte mich wieder ein.
Wieso eigentlich nicht? Immerhin war das ja anscheinend mein Bett und es war keiner hier, der mich mit einem spöttischen Lächeln beobachten konnte.
Ohne länger zu überlegen, streifte ich mir die High Heels von den Füßen und kniete mich auf die Matratze, welche augenblicklich unter meinem Gewicht niedersank.
Holy shit! Ist die weich! Als würde man in einem Sack voller Federn liegen.
Voller Euphorie erhob ich mich und sprang ein paar Mal auf und ab, wodurch ich dem Himmelbett ein gequältes Seufzen entlockte.
Glücklich unterbrach ich meine kleinen Albernheiten und ließ mich auf die Matratze niedersinken.
„Einfach nur himmlisch!", hauchte ich glücklich und schloss zufrieden die Augen.
Jayce
Warum bitte dauerte das solange? Kam sie mit der Technik nicht zurecht oder war sie allgemein eine etwas langsamere Person?
Ich stöhnte genervt auf und ließ mich geräuschvoll gegen die Tür fallen, in der Hoffnung, der Knall würde sie dazu bringen, ihr Tempo zu beschleunigen.
Tat es nicht.
Ich wartete bestimmt schon seit mehr als 45 Minuten darauf, dass Miss Manierlos endlich ihren Hintern aus diesem Zimmer bewegte, allerdings schien sie mir diesen Wunsch nicht erfüllen zu wollen.
Wie lange sollte ich denn noch warten? Sollte ich einfach anklopfen? Oder einfach reingehen? Aber was ist, wenn sie anhand ihrer mangelnden Intelligenz nicht auf die Idee kommt, sich im Ankleideraum umzuziehen und ich sie in einer unangemessenen Situation erwische?
Genervt fuhr ich mir durch die Haare. Länger warten wollte ich auf keinen Fall, weshalb ich kurzerhand meine Hand hob und laut gegen die Tür klopfte.
Keine Antwort.
Ich versuchte es erneut: „Gwendolyn?"
Und wieder wurde mir eine Antwort nicht vergönnt.
Das reicht.
Ich drückte entschlossen die Türklinke nach unten, welche meinem Wunsch schnell nachkam und sich unter meinem Druck ächzend nach unten bewegte und mir den Zutritt zu Gwendolyns Zimmer gewährte.
Zuerst konnte ich meine Zukünftige nicht entdecken. Ob sie noch im Ankleidezimmer war.
Allerdings lockte ein unangemessenes Geräusch meine Aufmerksamkeit zu dem Himmelbett und siehe da: Gwendolyn schlummerte friedlich schnarchend auf dem schneeweißen Leintuch.
Unwillkürlich zogen sich meine Mundwinkel nach oben und ich musterte sie amüsiert.
Ist das ihr Ernst? Sie war einfach eingeschlafen, obwohl sie sich nur umziehen wollte?
Und was sollte ich jetzt bitte tun? Sie einfach liegen lassen und meinen Eltern erklären, dass Gwendolyn unglücklicherweise bei uns übernachten würde, da sie ihre Müdigkeit nicht unter Kontrolle hatte? Oder sollte ich sie einfach Wachrütteln und ihre nahelegen, mit ihrer Familie nachhause zu gehen.
Ich entschied mich für Variante 2.
Mit festen Schritten näherte ich mich dem chaotischen Mädchen und musste feststellen, dass die Tatsache, dass sie schnarchte, sie noch unattraktiver wirken ließ, als sie es ohnehin schon war.
Ob Lynn auch schnarchte? Ich glaube nicht.
Vorsichtig fasste ich nach ihrer Schulter, hielt aber inne, als Gwendolyn sich die Bettdecke bis zur Nase hochzog und sich zu mir umdrehte.
Auf ihren Lippen lag ein kleines Lächeln, während ihr Mund sich etwas bewegte, als sie irgendwelche Wörter murmelte.
Wie süß, sie träumte etwas. Und scheinbar war dieser Traum auch ganz angenehm für sie.
So entspannt hatte ich sie noch nie gesehen. Und auch nicht so glücklich. Irgendwie ließ sie das hübscher aussehen.
Sie sollte wohl öfter lächeln und ich nahm es mir vor, ihr das in unserer nächsten Diskussion an den Kopf zu werfen.
Bestimmt würde ihr das das Blut wieder in den Kopf treiben.
Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln.
Meine Hand schwebte immer noch über Gwendolyns Schulter, doch ich zog sie nun langsam zurück, während ich ihr Gesicht musterte.
Gwendolyn hatte wirklich große Ähnlichkeiten mit ihrer kleinen Schwester und auch wenn ich immer noch der festen Überzeugung war, dass Lynn mehr von den guten Genen erwischt hatte, musste ich zugeben, dass Gwendolyn nicht unbedingt unattraktiv war.
Sie konnte sogar ziemlich süß aussehen und wenn sie schlief, wirkte sie schon fast unschuldig und liebenswürdig.
Allerdings hatte ich sie an diesem Abend oft genug von ihrer schlechtesten Seite gesehen um zu wissen, dass dieses Mädchen nicht als Königin und vor allem nicht als meine Frau geeignet war.
Diese Eindrücke sollte ich meinem Vater auch nochmal ans Herz legen.
Vorsichtig zupfte ich an der Bettdecke, damit auch jedes einzelne Körperteil von Gwendolyn verdeckt wurde, ehe ich mich wiederaufrichtete und sie lächelnd musterte: „Ihr seid wirklich ein komisches Mädchen mit einem seltsamen Namen, Gwendolyn", flüsterte ich leise und schüttelte schmunzelnd den Kopf.
Sie war zwar nicht meine Traumfrau und unter normalen Umständen würde ich ihr nicht Mal eines Blickes würdigen, doch ich hätte es schlimmer erwischen können – Das war mir auf jeden Fall bewusst.
Mit einem letzten Blick auf die schlafende Gwendolyn zog ich mich von dem Himmelbett zurück und verließ das Zimmer, um meinen und Gwendolyns Eltern davon zu berichten, dass sie sich heute vermutlich nicht mehr blicken lassen würde.
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Sooo... Neues Kapitel :D
Was haltet ihr bis jetzt von dem Ganzen?
Wie immer - Feedback & Kritik ist gern gesehen :D
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