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27. Kapitel




           

Gwendolyn

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen und einem gehörigen Abstand zu dem Monstrum von Pferd vor mir, trieb ich Scarlet vorwärts. Das Zwergpferd war mir viel angenehmer, als dieser riesige Presslufthammer vor mir, der es wagte, sich ein normal gewachsenes Pferd zu nennen.
Jayce hatte seinen Rappen in den Trab über gleiten lassen und während er sich seelenruhig auf dem Rücken des Wallachs auf und ab senken ließ, donnerten die Hufe des Tieres auf den durchweichten Feldweg. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Mäuse, welche ihr Heim mehr als fünf Kilometer von hier entfernt hatten, die Vibrationen der Erde noch fühlen konnten. Ich wagte gar nicht daran zu denken, wie sich die Nagetiere fühlen mussten, die ihre Behausung direkt unter den kräftigen Beinen des Pferdes hatten. Bestimmt trugen die kleinen Geschöpfe einen Hörschaden und ein Knalltrauma mit sich.

Ich zog vorsichtig an den Zügeln und ließ mich somit noch weiter zurückfallen. Ich wollte soviel Abstand wie möglich zwischen mich und diesem vierbeinigen Monster bringen. Wer weiß, vielleicht zerbarst der Feldweg unter den Hufen des Rappens und ein riesiges Loch verschluckt mich und Scarlet, während Jayce gemächlich mit seinem Wallach weitertrabt.
Ich schnaubte leise, als sich dieses Szenario vor meinem inneren Auge abspielte und klopfte der Stute geistesabwesend den Hals. Ich konnte Pferde noch immer nicht ausstehen. Zwar hasste ich sie nie nicht, aber ich hatte nach wie vor unglaubliche Angst vor ihnen. Scarlet hatte lediglich einen Weg in mein Herz gefunden, weil sie so unfassbar süß war. Mit ihrer drolligen Größe und den dunklen Knopfaugen, konnte ich ihr einfach nicht widerstehen. Außerdem hatte sie mir noch keinen Grund gegeben, sie nicht zu mögen. Anders als das Biest vor mir.

Jayces Wallach hatte alles an sich, was mich bei Pferden beängstigte. Die abnormale Größe. Die kräftigen, langen Beine und das unruhige Funkeln in seinen Augen. Und dann wäre da noch die Tatsache, dass dieses Pferd größere Stimmungsschwankungen als ich selbst hatte. Von scheuen, angelegten Ohren bis zu einem neugierigen Spitzen, konnte dieses Pferd alle Gefühle und Emotionen der Stimmungen in nur wenigen Sekunden einfangen. Und das beunruhigte mich.
Ich hatte meine Gefühle selbst nicht im Griff. Das wurde mir wieder deutlich bewusst, als sich leise Schuldgefühle in meiner Magengegend breit machten und versuchten, mich von meinem Vorhaben abzubringen. Thunder würde das sicher sofort bemerken und mit tänzelnden, hektischen Schritten von einer Seite auf die Andere springen.
Ich schüttelte den Kopf, um mein Gehirn von diesen lästigen Gedanken zu befreien und ließ meine Finger über Scarlets kurzes, mausgraues Fell wandern. Es war weich und struppig zu gleich. Als würde ich das Federnkleid eines Straußes befingern und danach auf das Fell eines Drahthaardackels stoßen.

„Wo bleibst du denn?" Als ich den Kopf hob, war Jayce schon viel weiter entfernt, als seine laute Stimme vermuten ließ. Ich konnte lediglich seine Umrisse gegen das gleißende Sonnenlicht ausmachen, ehe ich ein paar Mal blinzelte. Ich nahm meine Hand zur Hilfe, um das Licht abzuschirmen und Jayce besser erkennen zu können. „Nein, Scarlet und ich haben beschlossen, dass wir ab sofort hier wohnen", rief ich schulterzuckend zurück.
Jayces und Thunders Silhouette wurden immer größer, als die Beiden wendeten und die paar Meter wieder zurückkamen. Und in was für einem Tempo! Ich brachte Scarlet zum Stehen und wich unwillkürlich auf den Rand des Pfades aus, aus Angst, dieses Monstrum von Pferd könnte mich und die Stute über den Haufen rennen. Vermutlich gar nicht zu abwegig, wenn man den Größenunterschied der beiden Tiere bedenkt.

„Hast du Probleme, mit deiner Hand?", fragte Jayce, noch ehe er mit Thunder vor mir zum stehen kam. Die schlitternden Hufe des Pferdes wirbelten eine Staubwolke auf, welche Scarlet zum niesen brachte. Vorwurfsvoll starrte ich Jayce und seinen zu großgewachsenen Wallach und tätschelte den Hals meiner Stute. „Nein, alles bestens."
Wie um ihm zu beweisen, dass es meinem verstauchten Gelenk gut ging, ließ ich die Zügel in meine verletzte Hand wandern und zog einmal daran, sodass Scarlet ein paar Schritte nach hinten taumelte. Triumphierend hob ich den Blick, allerdings schenkte Jayce mir lediglich ein besorgtes Stirnrunzeln.
„Was ist denn jetzt schon wieder?", stöhnte ich genervt auf und konnte nur mit Mühe meine Augen davon abhalten, sich Richtung Himmel zu verdrehen. Jayces Gesicht war von sorgenvollen Falten durchzogen. In meiner Brust flatterte es verdächtig. Sofort wandte ich den Blick ab und starrte auf Scarlets zerzauste Mähne.
Mein Körper sollte nicht so auf Jayces Nähe reagieren. Ich sollte mich nicht freuen, wenn er offensichtlich besorgt um mich war. Und es sollte auch nicht mein Ego stärken, dass er Toby meinetwegen vermutlich das Kiefer gebrochen hatte. Ich sollte am besten einfach nichts für diesen Kerl empfinden! Mein Herz sollte bei seinem Anblick nicht höherschlagen. Das wäre einfacher und besser. Nicht nur für mich, sondern auch für Jayce. Ich denke nicht, dass er dazu in der Lage wäre, jemanden aufrichtig zu lieben, solange er noch unter den Fittichen seines Vaters stand. Und dieser Last wird er sich nicht entledigen. Mit Sicherheit nicht.
Er hegte ja auch keine Gefühle für mich. Das ist alles nur Einbildung. Eine Halluzination seinerseits, die meine Hoffnungen auf eine glückliche Zukunft steigern lässt. Aber wenn ich alles realistisch betrachte, sehe ich es glasklar: Meine Zukunft mit Jayce wird nicht in ein sanftes, rosafarbenes Licht getaucht sein. Sie wird auch nicht strahlen. Die einzigen Farben, die mein Schicksal für mich bereits hält, sie die verschiedensten Grautöne, die diese Welt zu bieten hat.

Ich ließ Scarlets Zügel locker und presste meine Schenkel an ihre Seiten, woraufhin sie sich gemächlich vorwärtsbewegte. Nur wenige Herzschläge später folgte Jayce mir. Thunders aufschlagende Hufe, die ein schmatzendes Geräusch auf dem feuchten Feldweg erzeugten, waren nicht zu überhören.
„Warum wolltest du jetzt eigentlich ausreiten?" Jayce hatte Mühe, die trommelnden Hufe seines Rappen zu übertönen. Aber es gelang ihm. Dennoch trieb ich Scarlet unbeeindruckt vorwärts, als hätte ich seine Frage nicht gehört.
„Gwendolyn?", rief Jayce nun lauter und drängte sich mit seinem Monstrum von Pferd neben mich und Scarlet auf den schmalen Pfad. „Dolly?"
„Sag Mal spinnst du?", fauchte ich ihn augenblicklich an und riss im nächsten Moment auch schon die Zügel herum, sodass die mausgraue Stute scharf nach links abbog, um den Abstand zwischen Jayce und mir zu waren. „Siehst du nicht, wie eng es hier ist?!"
Jayce quittierte meinen Zorn lediglich mit einem kleinen, amüsierten Lächeln, ehe er auch Thunder nach links ausschwenken ließ. „Du bist doch nur sauer, weil ich dich Dolly genannt habe", entgegnete er ruhig.

Da hatte er allerdings nicht ganz so unrecht. Meine Wut, über sein plötzliches Auftauchen neben mir, war erst entsprungen, als dieser dämliche Kosename seinem Mund entwichen war. Aber konnte er es mir verübeln? Immerhin hatte ich ihn mehr als einmal gebeten, mich nicht so zu nennen. Noch dazu war dieser absurde Spitzname Grund dafür, dass ich mir das Handgelenk verstaucht hatte!
Wäre Jayce nicht auf die Idee gekommen, meinen Namen nicht mit Gwen, sondern mit Dolly abzukürzen, hätte ich ihn auch nicht geschlagen. Vermutlich. Vielleicht wäre ihm aber auch einfach eine andere dumme Bemerkung herausgerutscht.
Genervt starrte ich weiterhin auf Scarlets kräftigen Hals, ehe ich meinen Blick hochwandern ließ und ihre zuckenden Ohren betrachtete, welche versuchten, jedes noch so kleine Geräusch aufzufangen.
Die Stute wendete ihre Ihren in einer unglaublichen Ruhe den verschiedenen Laute zu, während Thunders Ohren wild umherhüpften und er bei jedem Grillenzirpen einen kleinen Sprung nach vorne wagte. Wie konnte dieses Pferd so riesig sein und trotzdem solch eine Angst vor alles und jedem haben?

„Du hast mir meine Frage nicht beantwortet", meinte Jayce plötzlich und lenkte den Rappen geschickt um eine Pfütze herum, woraufhin sich dieses Biest mir und Scarlet erneut näherte. Ich lenkte die Stute noch weiter aufs Feld hinauf. „Was?", entgegnete ich geistesabwesend, während meine Augen die aufschlagenden Hufe des Wallachs fixierten.
Was seine Beine alles mit meinen Knochen anrichten könnten...
„Ich habe dich vorher was gefragt", wiederholte Jayce und hielt Thunder unbeirrt weiterhin an meiner Seiter. „Warum wolltest du ausreiten?"
Um dich mutterseelenallein im Feld zurückzulassen.
„Nur so", antwortete ich ihm mit zuckenden Schultern.

Eigentlich hatte ich vorgehabt, Jayce zu animieren, von Thunders Rücken zu steigen, damit ich mir den Rappen schnappen konnte und ihn, zusammen mit mir und Scarlet, außerhalb aus Jayces Reichweite zu schaffen. Dann wollte ich ihm noch ein paar Sachen an den Kopf knallen, nur um dann mit den beiden Pferden zu verschwinden, damit Jayce den ganzen Weg zu Fuß erledigen konnte.
Allerdings schwand mein Mut, den ich noch empfunden hatte, als ich mir den Plan vor meinem inneren Auge ausgemalt hatte. In meinen Gedanken war Thunder nicht halb so groß gewesen, wie er es in der Realität war. Nie und nimmer würde ich dieses Pferd anfassen! Ich musste mir also was anderes überlegen... Aber was?


Jayce

Nachdenklich starrte ich Gwendolyn an. Irgendwie kaufte ich ihr das nicht ab. Sie hatte doch bestimmt einen Plan. Irgendeine Rache schwirrte ihr mit Sicherheit im Kopf herum. Das hatte ich doch zuvor noch im Stall erkennen können. Dieses hinterlistige und abenteuerlustige Funkeln zugleich in ihren Augen hatte es mir verraten. Doch jetzt war es verschwunden. Sie wirkte nicht gerade so, als wäre sie gerade auf einem Rachefeldzug. Ob das Taktik war?
„Das glaub ich dir nicht", murmelte ich schließlich und fixierte ihr Gesicht, um jegliche Reaktion ihrerseits einfangen zu können. Doch nichts geschah. Weder Gwendolyns Mimik noch ihre Züge veränderten sich in irgendeiner Art und Weise. Sie starrte lediglich abwesend auf die Halme, die ihren Weg säumten. „Dann glaub mir eben nicht", entgegnete sie trocken, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.

Irritiert zog ich eine Braue nach oben. Was war denn jetzt schon wieder los? Dieses Mädchen hatte schlimmere Stimmungsschwankungen als meine Mutter, als sie mit den Zwillingen schwanger war. Und damals dachte ich, dass das der Horror wäre, doch Gwendolyns Sinneswandel waren Alltag! Diese Eigenschaft würde sie wohl nie ablegen und ich wusste nicht, ob ich diese Ausbrüche für den Rest meines Lebens ertragen würde.
Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als Gwendolyn in meinen Gedanken, mit ergrauten Haaren und unzähligen Falten im Gesicht, mit einem Mal von ihrem Schaukelstuhl aufsprang, nach ihrer Gehhilfe griff und mit dieser auf die umliegenden Möbelstücke einprügelte.
Ich würde es definitiv ertragen. Dann hätte ich wenigstens im hohen Alter noch etwas zu Lachen.
„Was ist denn los?", fragte ich deshalb und achtete darauf, Thunder nicht zu nahe an Scarlet heranzubringen. Mir war schon aufgefallen, dass Gwendolyn meinen Wallach nicht unbedingt sympathisch fand. Er sie vermutlich auch nicht. „Warum bist du jetzt schon wieder so zickig?"

„Ich bin überhaupt nicht zickig!", schoss Gwendolyn augenblicklich zurück und hob endlich ihren Blick, um mich wütend anzustarren. „Doch, bist du", entgegnete ich ruhig und zog provokant eine Braue nach oben. Es funktionierte. Gwendolyns nicht vorhandener Geduldsfaden ging mit einem Mal im Feuer auf und brachte sie, wie eine Zündschnur, zum Explodieren: „Nein, bin ich nicht!", wiederholte sie aufgebracht, während ihre Wangen sich Rot vor Ärger färbten. Leider nicht meine geliebte Tomatenfarbe.
„Doch."
„Nein!", fauchte sie und riss energisch an Scarlets Zügeln, woraufhin die Stute gehorsam stoppte. Mit aufgestellten Ohren und dunkeln Augen musterte sie mich. Ich meinte, einen vorwurfsvollen Ausdruck in ihren Pupillen zu erkennen. „Doch", wiederholte ich erneut und brachte Thunder ebenfalls zum Stehen. Gwendolyn starrte mich aus dunklen, zusammengekniffenen Augen an, als wäre ich eine riesige, fette Spinne, die sie soeben in ihrem Bett entdeckt hatte. „Du bist das Zickigste, was ich je in meinem Leben gesehen habe."
„Naja, du hast ja aber auch noch nicht so viel gesehen", giftete Gwendolyn mich augenblicklich an und reckte trotzig ihr Kinn vor. „Du hast ja nicht Mal Kontakt zu irgendwelchen Menschen in deinem Alter."

Da hatte sie allerdings Recht. Ich knüpfte eigentlich generell keinen Kontakt zu Außenwelt, es sei denn, mein Vater wünscht sich das so. Den einzigen Kontakt, den ich regelmäßig hegte, war zu erfolgreiche Geschäftsmänner und -frauen. Auch adelige Gesellschaften aus anderen Ländern durften natürlich nicht fehlen. Aber es war niemand in meinem Alter dabei, da hatte Gwendolyn schon Recht.
Als ich damals den Abend mit ihr und ihren Freunden am See verbracht hatte, war es das erste Mal gewesen, dass ich mich unter gleichaltrigen gefunden hatte. Allerdings konnte ich nicht wirklich behaupten, dass mir dieses Lagerfeuer Spaß bereitet hatte. Natürlich – Es war etwas anderes gewesen und irgendwie auch schön, mich endlich mit Leuten in meinem Alter abzugeben, allerdings waren mir Gwendolyns Freunde zu direkt. Zu ungehobelt. Sie hatten keine Ahnung, wie man sich zu benehmen hatte. Gwendolyn eingeschlossen.
Ich konnte auf solche Kontakte gut verzichten, auch wenn es mir insgeheim irgendwie gefallen hatte, sehnte ich mich nicht nach einer erneuten Begegnung mit den Freunden meiner Verlobten.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden da draußen gibt, der noch unerträglicher ist als du", murrte ich schließlich. Mit einem sanften Druck meiner Schenkel trieb ich Thunder wieder vorwärts.
„Unerträglich, ja?", empörte sich Gwendolyn nur wenige Augenblicke später und schnalzte missbilligend mit der Zunge. Scarlet reagiert sofort darauf und setzte sich gemächlich in Bewegung. Erschrocken quickte Gwendolyn auf. Ihre zarten Hände suchten Halt am Sattel, während sie ihre Beine ängstlich um den warmen Bauch des Tieres schlang. Gutmütig warf Scarlet den Kopf hoch, ehe sie den Druck, welchen Gwendolyn auf ihre Flanke einübte, zur Kenntnis nahm und mit einem leisen Schnauben in den Trab verfiel. Erneut gab Gwendolyn ein erschrockenes Geräusch von sich.
„Ja, unerträglich", erwiderte ich und beobachtete ungerührt, wie sie auf Scarlets Rücken an mir vorbeizog. Sie wurde ordentlich durchgeschüttelt, doch ich dachte nicht einmal daran, ihr zu helfen.
„So unerträglich, dass du immer deine Lippen auf meine drücken musst?", keifte Gwendolyn mit zittriger Stimme, bemüht, ihre verschreckte Mimik vor mir zu verbergen.

Mittlerweile hatte sie es aufgeben, Scarlet ausbremsen zu wollen. Mit steifen, durchgestreckten Rücken thronte sie auf der mausgrauen Stute und versuchte verzweifelt, ihre Panik unter Kontrolle zu halten.
„Anders bringt man dich ja nicht zum Schweigen", knurrte ich leise.
Das war nicht der Grund, warum ich Gwendolyn geküsst hatte. Zumindest war er es nicht gewesen, als mein Mund zum ersten Mal auf den ihren getroffen hatte. Zwar hatte ich behauptet, sie nur geküsst zu haben, damit sie endlich ihre vorlaute Klappe hielt, doch es entsprach nicht ganz der Wahrheit. Ich wollte es so unfassbar sehr in diesem Moment, dass ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Das war einfach zu viel für meine widersprüchlichen Gefühle gewesen und ich mich irgendwie davon abhalten konnte, hatte ich mich auch schon vorgelehnt und meinen Mund auf den ihren gedrückt.

Gwendolyn antwortete nichts darauf und als ich den Blick hob, bemerkte ich, dass sie mir den Rücken zugewandt hatte. Mittlerweile hatte Scarlet auch ein ordentliches Tempo vorgelegt und ich war mir nicht Mal sicher, ob Gwendolyn meine letzten Worte zur Kenntnis genommen hatte. Ich hoffte, dass sie es nicht getan hatte, denn mittlerweile würde ich anders auf ihre Frage antworten.
Vielleicht nicht besonders freundlicher, aber darauf achtend, sie mit meinen Worten nicht zu verletzten. Mein vergangener Satz hätte sie verletzt. Das mit Sicherheit.
Mit schnalzender Zunge und einem sanften Druck meiner Schenkel ließ ich Thunder ebenfalls in den Trab verfallen. Mit seinen langen, kräftigen Beinen schloss er den Abstand zwischen Gwendolyn und mir Recht zügig, sodass ich schon bald wieder neben ihr auf dem Feldweg her trabte. „Dolly?"
„Halt die Klappe", schimpfte Gwendolyn augenblicklich los und warf mir einen funkelnden Blick zu. Ihre dunklen Augen loderten vor Wut und ihre zusammengepressten Lippen verrieten mir, dass sie meine Worte durchaus gehört hatte.

„Dolly", seufzte ich und hob meine rechte Hand, um meinen steifen Nacken zu massieren. Mit der linken lenkte ich Thunder geschickt neben Scarlet her. Mein Blick war unbeirrt auf meine Verlobte gerichtet. „Ich habe das nicht so-"
Mit einem abschätzigen Handwedeln brachte Gwendolyn mich zum Schweigen. Sie wandte den Blick wieder ab und starrte stur auf den Weg, welcher vor uns lag. „Das ist mir völlig egal", erklärte sie mit monotoner Stimme.
Ich unterband mir ein genervtes Stöhnen und betrachtete Gwendolyn noch eine Weile, ehe ich meine Augen ebenfalls auf den Pfad vor uns richtete.

Wir waren schon ein ganzes Stück geritten, als Gwendolyn plötzlich einen gellenden Schrei von sich gab. Erschrocken drehte ich mich im Sattel zu ihr um, während Thunder mit zuckenden Muskeln verharrte und nervös seine dunklen Augen und Ohren herumflitzen ließ. Scarlet dagegen hatte sich dazu bequemt, anzuhalten und verwundert den Kopf zu heben, während Gwendolyn sich mit glänzenden Augen an ihr Handgelenk fasste. An ihr verletztes.
Alarmiert ließ ich mich aus den Sattel gleiten, warf Thunders Zügel über den Kopf des Rappen und trat näher an das Pony heran. „Alles okay?", fragte ich besorgt und fasste nach ihrer Verletzung, noch bevor sie mir antworten konnte.
„Wenn es mir okay gehen würde, würde ich wohl kaum schreien, oder?", fauchte Gwendolyn mich an. Im nächsten Moment biss sie mit schmerzverzogenem Gesicht die Zähne zusammen. Ihre dunkeln Augen drohten von ihren salzigen Tränen geflutet zu werden.
„Wenn du noch meckern kannst, wird es wohl kaum so schlimm sein", entgegnete ich heiser und betrachtete besorgt ihr Handgelenk. „Halt Mal."
Ich drückte ihr Thunders Zügeln in die andere Hand, um ihre Verletzung besser unter Augenschein nehmen zu können.
Der zarte Blauton, welcher ihre Verstauchung anzeigte, war nach wie vor vorhanden und ich konnte keinerlei Veränderung entdecken, welcher Gwendolyns plötzlichen Schmerz erklären würde. Zumindest äußerlich.


Gwendolyn

Nur mit Mühe konnte ich mein diabolisches Grinsen verdecken, indem ich rechtzeitig meine linke Hand hob und sie vor meine gekräuselten Lippen schob, sodass Jayce vermutlich dachte, ich würde vor meinen finalen Heulkrampf stehen. Thunders Zügeln hatte ich fest mit meinen Fingern verflochten, welche bereits vor Aufregung zitterten.
Ich musste Jayce nur noch dazu bewegen, einen kleinen Abstand zwischen sich und den Pferden zu bringen. Denn ganz egal, wie sehr mich der Kerl gerade aufregte, wollte ich keines Falls, das mein Racheplan nach hinten losging und ich zu guter Letzt nicht die Einzige mit einer Verletzung war.

Mit einer Grimasse in meinem Gesicht streckte ich Jayce weiterhin die Hand entgegen, während ich fieberhaft überlegte, wie ich ein paar Meter zwischen mich und ihm bringen könnte. Meine Augen huschten über die Landschaft.
Die Halme der Felder, ich schätze Mal, dass es sich hierbei um Getreide handelt, wiegten sich sanft in dem Sommerwind, welcher einen angenehmen Kontrast zu der siedenden Hitze bildete. Die sanfte Wärme der Frühlingssonne war schon seit einigen Wochen den unbarmherzigen Strahlen des frühen Sommers gewichen und ließ mich auf Scarlets Rücken dahinschwitzen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie anstrengend es sein müsste, in dieser Hitze den gesamten Feldweg zurück zum Schloss gehen zu müssen. Jayce schon. Ziemlich bald würde er es sogar am eigenen Leib erfahren, welche Qualen dieser Marsch mit sich brachte. Meine Mundwinkel zuckten.

„Vielleicht sollten wir es kühlen", schlug ich mit zittriger Stimme vor und deutete auf einen Tümpel, welcher sich sanft in die Beugung eines kleinen Hügels hineingegossen hatte. Algen hatten das kniehohe Wasser grün und trüb gefärbt und somit konnte man die grünliche Oberfläche kaum von den Seerosenblättern und Halmen unterscheiden. Offensichtlich kein Trinkwasser, doch möglicherweise hatte die Sommerhitze das Wasser noch nicht allzu sehr erwärmt und es würde eine angenehme Kühlung für meine Hand sein Falls es mich jemals erreichen sollte.
„Du könntest ein Blatt oder so hineinlegen", plapperte ich mit heiserer Stimme weiter. Jayce ließ mein Handgelenk vorsichtig sinken und folgte meinem Blick. Seine Stirn legte sich in Falten, als er sich wieder zu mir umdrehte.
Ein Ausdruck lag in seinem Gesicht, welchen ich nicht deuten konnte. War es Misstrauen? Argwohn? Oder Unsicherheit. Ich presste meine Lippen aufeinander und zog meine Hand langsam zurück, wo ich sie zaghaft gegen meinen Bauch drückte. „Bitte, Jayce", wimmerte ich leise und appellierte somit an das Mitgefühl des Prinzen. Es funktionierte. Schneller als gedacht.

Gerade als Blondschopf mir den Rücken zuwandte und ein paar Schritte ging, ehe er sich bückte um nach einem breiten Löwenzahnblatt zu greifen, fasste ich Thunders Zügeln fester, presste meine Schenkel in Scarlets Flanke und hielt atemlos die Luft an, als sich die mausgraue Stute gemächlich in Bewegung setzte.
Als die Hufe des Pferdes leise auf dem Feldweg aufschlugen, versteifte sich Jayce, allerdings setzte er seinen Weg zum Tümpel weiterhin unbeirrt fort.
Erst als das Trommeln der Hufe schneller und geräuschvoller wurde, wirbelte Jayce herum und starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Mir entfuhr ein leises Lachen, ehe ich mich im Sattel herumdrehte und Scarlet munter weiter antrieb. „Genieß meine Rache, Jayce", brüllte ich ihm über meine Schulter hinweg zu und ließ die Stute in einen zügigen Trab verfallen. Thunder tänzelte laut schnaubend hinter uns her.
Jayce rief mir noch irgendetwas nach, was ich jedoch nicht mehr verstand. Als ich einen letzten Blick zurückwarf, stand Jayce mit nach unten gesackten Schultern und mit fassungslosen Zügen mitten in dem kniehohen Gras. Hinter ihm glitzerte die Wasseroberfläche des Tümpels in der Sommersonne.

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Tut mir leid, dass das Updates erst heute online kommt. Hab das gestern total verpennt😅🌚

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