23. Kapitel
Gwendolyn
Nachdem ich prustend wiederaufgetaucht und Jayce wie wild mit Arschloch, Wichser und weiteren, nicht nennenswerten, Schimpfwörtern bombardiert hatte, planschten wir noch eine Weile belanglos in dem See herum, bis Jayce unruhig wurde.
Ich bemerkte sofort, wie sich seine Schultern verspannten und er einen unsicheren Blick Richtung Schloss warf, als wäre er ein Hund und sein Herrchen hätte gepfiffen.
Fragend versuchte ich seinen Blick aufzufangen, doch seine Augen huschten hektisch über den See, ohne zum Stillstand zu kommen. Eine Sorgenfalte furchte meine Stirn, als ich durch das kühle Wasser auf ihn zuwartete und sanft am Schulterblatt berührte: „He", murmelte ich sanft. „Was ist los?"
Jayce zuckte hektisch zusammen und wirbelte zu mir herum. Kleine Wasserperlen lösten sich von der Oberfläche und benässten meinen Bauch. Perplex blinzelte er mich an, als hätte er vergessen, dass ich ebenfalls hier war. Dabei hatte er noch vor wenigen Minuten sorgenlos mit mir herumgealbert. „Was meinst du, Dolly?"
Das Grinsen, welches er anzudeuten versuchte, zeigte mir deutlich, dass etwas garantiert nicht stimmte. Er versuchte mich abzulenken, indem er mich neckte, wie zuvor.
Nicht mit mir, Freundchen.
„Jayce..." Er unterbrach mich, indem er mir einen spielerischen Schlag gegen die Schulter verpasste. Ewas zu heftig, meiner Meinung nach. Ich taumelte ein paar Schritte zurück, stieß mit meinem Zeh gegen einen zu großgewachsenen Kieselstein und verlor den Halt. „Fuuu...", war das Letzte, was meinen Mund verließ, als mein Kopf unterhalb der Wasseroberfläche verschwand.
Dieser Junge war doch ein Witz. Ein schlechter, wohlgemerkt. Ich wollte ihm helfen und was tat er? Er verpasste mir einen solch heftigen Hieb, dass ich umkippte und erneut unfreiwillig ein zu ausgiebiges Bad in dem arschkalten Wasser nahm.
Noch ehe ich weiter über Jayces Unfähigkeit nachdenken konnte, packte mich ein fester Griff am Arm und zog mich nach oben. Nachdem ich ein paar lästige Wasserperlen aus meinen Augen geblinzelt hatte, erkannte ich Jayces sorgenvolles Gesicht. Seine blauen Augen funkelten mich warmherzig an. „Scheiße, Dolly. Das tut mir leid."
„Hättest du nicht Dolly gesagt, hätte ich dir verziehen", knurrte ich verbittert und schüttelte meine nassen Haare wie ein Hund. Augenblicklich ließ Jayce mich los und wich zurück. Erneut platschte ich in die kühlen, tobenden Wellen des Sees, welche sich noch von meinem ersten Untergang hin und her bewegten.
„Du bist ja ein wahrer Gentleman, du verfluchter Blondschopf!", fauchte ich ihn gereizt an und wischte mir mit einer genervten Bewegung die Wasserperlen aus dem Gesicht. Mit wütend funkelnden Augen starrte ich ihn an und ballte meine zierlichen Hände zur Faust. Wenn ich nicht wissen würde, dass ich mir vermutlich bei dem Versuch, Jayce zu schlagen, die Hand verstauchen würde, würde ich jetzt wie wild auf diesen unverschämten Mistkerl einprügeln. Vor allem jetzt, wo er dieses verfluchte, provokante Grinsen im Gesicht hatte, dass auf eine merkwürdige Art und Weise mein Herz schneller schlagen ließ.
„Verfluchter Blondschopf?", fragte er belustigt und schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Hältst du mich etwa für einen verzauberten Hexenbesen?"
„Schön wäre es", brummte ich angesäuert und warf ihm einen bitterbösen Blick zu. „Dann wärst du wenigstens für irgendetwas zu gebrauchen."
Jayces rechte Augenbraue schoss fragend nach oben, noch ehe das letzte Wort meinen Mund passiert hatte. Der amüsierte Ausdruck war nicht verschwunden, doch nun mischte sich noch etwas anderes mit seiner Mimik. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich es als Erstaunen bezeichnen. Es war nicht leicht, Jayces merkwürdige Grimassen zu definieren. „Für was denn?"
„Was?" Perplex blinzelte ich ihn an und legte fragend den Kopf zur Seite, als er meiner Aussage nicht sofort nachkam.
„Für was wäre ich denn zu gebrauchen, wenn ich ein verzauberter, gutaussehender Besen wäre?"
„Gutaussehend?", hakte ich irritiert nach, doch Jayce schüttelte lediglich den Kopf. Die Mundwinkel belustigt nach oben verzogen. „Du lenkst vom Thema ab, Dolly."
Wenn ich diesen verflixten Spitznamen heute noch einmal zu hören bekommen würde, würde ich ausrasten. Das war mir definitiv klar.
Ich würde explodieren wie ein verfluchter Vulkan und Jayce hoffentlich mit einer angekohlten Glatze zurücklassen. Würde ihm sicherlich ganz gutstehen, wenn ich ihn mir jetzt so ansehe.
„Tu ich nicht. Ich verstehe einfach nicht, wie du auf die Idee kommst, dass du gutaussehen würdest", entgegnete ich stumpf und biss mir auf die Unterlippe, um das verträumte Lächeln zu unterdrücken, welches meine Mimik zu erobern drohte.
Ich wusste ganz genau, wie Jayce auf die Idee kam, sich als attraktiv zu bezeichnen. Ein einziger Blick in den Spiegel genügte und er wusste, dass ihm jedes Mädchen zu Füßen liegen würde. Jedes Mädchen, dem ein paar nützliche Gehirnzellen fehlten, versteht sich.
Wie sollte es auch irgendwelchen Mädchenherzen gelingen, bei seinem Anblick nicht schneller zu schlagen, oder ein angenehmes Kribbeln durch den Körper zu schicken? Ich meine, alleine sein verschmitztes Grinsen reicht, um meine Knie in Wackelpudding zu verwandeln. Und dabei hatte ich mich eigentlich immer so gut im Griff!
Aber bei seinen blonden, gewellten Haaren, welche ihm etwas in die Stirn fielen und die er stehts mit dieser lässigen Kopfbewegung, welche nur Jungs beherrschten, wieder zurück an ihren Platz beförderte, wurde selbst ich schwach. Seine wunderschönen blauen Augen, waren natürlich die Folter obendrauf.
„Erde an Dolly", säuselte Jayce plötzlich dicht an meinem Ohr und ich zuckte erschrocken zusammen. „Hör auf zu sabbern."
Jayces Mundwinkel zogen sich unverschämt nach oben, während seine atemberaubenden Augen über mein Gesicht wanderten. Es war, als wolle er jede, noch so kleine Reaktion, meinerseits in sich aufsaugen. Als wären meine Wut, mein Ärger und meine Unfähigkeit, eine Diskussion gegen ihn zu gewinnen, sein Lebenselixier. Wie ein Vampir das Blut brauchte, brauchte Jayce meinen Zorn. Und den bekam er auch.
Als dieser dämliche Spitzname wieder seine Lippen verließ, explodierte etwas in mir. Ein kleiner Sprengstoff, welcher sicher in meinem Inneren verwahrt gewesen war. Unter einen Haufen von entzündlicher Kohle und Grillanzünder. Und Jayce hatte das kleine Feuerzeug gespielt. Er wollte sich verbrennen. Er setzte es darauf an und ich kam seinem Gefallen gerne nach.
„Okay, jetzt reicht es!", knurrte ich als kleine Vorwarnung, ehe ich mich mit ausgestreckten Armen auf ihn stürzte. „Hör endlich auf, mich Dolly zu nennen!"
Wie wild ließ ich meine Fäuste auf Jayce niedersausen. Trommelte auf seinen Brustkorb, auf seine Schultern und auf sein Schlüsselbein. Ich fand ich war gut. Wirklich. Doch dann spürte ich das Beben seines Körpers unter meinen Fingern. Ungläubig hielt ich inne und sah auf.
Da lachte dieser Kerl einfach! Tatsächlich! Er krümmte sich unter meinen Schlägen, gab komische, grunzende Laute von sich und hielt sich den Bauch, anstatt seine Knochen vor meinen barbarischen Händen zu schützten.
Er hielt mich für einen Witz. Gut, vielleicht war ich einer, aber musste er das so deutlich zeigen? Konnte er sich nicht, mir zuliebe, am Grund des Sees zusammenkauern und wie ein kleines Baby losflennen? Und dann jämmerlich an dem verdreckten Seewasser ersaufen?
„Du lachst? Ist das dein verdammter Ernst?!", fauchte ich ihn beleidigt an und verpasste ihn einen festen Hieb gegen die Schulter, woraufhin ihm ein weiterer, verdächtiger Laut entfuhr. „Nein, das würde ich niemals wagen", entgegnete er mit zittriger Stimme. Seine blauen Augen funkelten mich vergnügt an.
„Du verfluchter Schönling!", stöhnte ich genervt auf und boxte ihm ein letztes Mal kraftvoll gegen den Brustkorb. Jayces Körper erbebte erneut, doch sicherlich nicht vor Schmerzen. Dafür war seine Mimik zu amüsiert und seine Mundwinkel zu weit oben in seinem provokanten Gesicht platziert. Arschloch.
„Verfluchter Schönling? Ich sehe das als Steigerung zu meinem verzauberten Hexenbesen", neckte er mich belustigt.
Verfluchter Schönling? Verdammt, Gwen, hast du das wirklich gesagt? Ist das für dich ein Schimpfwort? Erbärmlich.
Ich spürte, wie mir wieder diese dämliche Hitze ins Gesicht schoss, welche mich so gerne in einen Tomatenkopf verwandelte.
Ich biss mir fest in die Unterlippe, um mein Blut daran zu hindern, meinen Kopf zu überfluten. Ich wolle nicht schon wieder zu einem überreifen Gemüse werden. Nicht heute und definitiv nicht jetzt. Diesen Triumph würde ich Jayce nicht gönnen. Dafür hatte ich mich schon genug blamiert.
Ein enttäuschter Schatten huschte über Jayces Gesicht und verdunkelte für einen kurzen Augenblick seine Mimik, ehe er mich verwundert ansah. „Wo ist deine wunderbare Verfärbung abgeblieben?", fragte er sichtlich verwirrt und strich mir mit seinen nassen Fingerspitzen über meine Wangen. Mir war gar nicht aufgefallen, wie Nahe er mir inzwischen gekommen war. Ich schluckte trocken.
„Darauf spielst du doch an, oder nicht?", entgegnete ich mit heiserer Stimme und widerstand dem Drang, mich ein paar Schritte nach hinten zu flüchten, um einen klaren Gedanken fassen zu können. „Das ich rot werde und wie ein überreifer Apfel aussehe."
„Tomate", korrigierte Jayce mich mit einem spöttischen Lächeln, ohne auf meine Frage einzugehen. Mit einer verschämten Selbstverständigkeit strich er mir eine dunkle Strähne hinters Ohr und ließ seine Hand an meiner Wange verweilen, während seine Fingerspitzen meine nackte Haut kraulten. Ich hasste mich dafür, dass es mir gefiel und ich mich deswegen auch nicht aus seinem Griff befreite. Stattdessen drängte sich mein Körper wie von selbst dem seinen entgegen.
Ein wissendes Lächeln formte sich auf Jayces geschwungenen Lippen. In meiner Brust flatterte es verräterisch. Wie sehr ich mein dämliches Herz doch verfluchte!
Mit einem Mal ließ Jayce seine Hand sinken und sein Blick zuckte wieder zum Schloss hinüber. Die Umrisse des Gebäudes hoben sich stark gegen das Sonnenlicht ab und wirkte irgendwie... bedrohlich. Jayces Gesichtszüge verspannten sich und erneut wirkte er wie ein geschlagener Hund. Seine Zähne vergruben sich in seiner Unterlippe. Der sorgenlose, freche Jayce von eben, war mit einem Herzschlag verschwunden und ließ nichts als Unsicherheit und Hektik zurück.
„Vielleicht sollten wir wieder zurück gehen", bemerkte er schließlich mit belegter Stimme, ehe er mir mit flackernden Lidern wieder seine Aufmerksamkeit schenkte.
Irritiert neigte ich den Kopf zur Seite: „Jayce?"
Seine hektischen Augen herumzuckenden Augen trafen auf meine und mit einem Schlag löste sich der trübe Nebelschleier, welcher zuvor in dem Blau gewütet hatte. Seine Pupillen wurden schärfer, seine Iris klarer. Der alte Jayce war wieder da. Mein Jayce.
Ein liebevoller, aber auch gequälter Ausdruck lag in seinem Gesicht und ließ seine Züge etwas sanfter wirken. Mit einer zaghaften Bewegung strich er mir über den Unterarm und jagte somit ein aufgeregtes Kribbeln durch meinen Körper. „Wir sollten wirklich zurück, Dolly."
Das Lächeln, welches zuvor noch meine Gesichtszüge beherrscht hatte, verschwand mit einem Mal aus meinem Gesicht. Stattdessen kniff die meine Lippen fest aufeinander und starrte Jayce wütend an. „Noch einmal und du bist tot, Jayce", knurrte ich warnend.
Ein provozierendes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus und schien sein Verlangen, zurück zum Schloss zu kehren, zu betäuben. Er wollte mich ärgern, eindeutig. „Tot?", hakte er amüsiert nach und zog fragend eine Braue nach oben.
„Ja, tot!", fauchte ich, wütend, dass er mich offensichtlich nicht ernst nahm.
Belustigt schüttelte Jayce den Kopf und hob entwaffnend die Hände. Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, was er jedoch zu verstecken versuchte. Vergebens. „Bei deinen einschüchternden Worten bekomme ich es ja mit der Angst zu tun, Dolly", säuselte er mit Unschuldsmiene und zwinkerte mir zu.
Das reicht! Wütend schoss ich die wenigen Zentimeter nach vorne, die Jayce und mich noch trennten und prallte gegen seine Brust. Jayce entfuhr ein leises, überraschtes keuchen, was ein zufriedenes Grinsen auf meine Lippen trieb. Allerdings nicht zufrieden genug, um es auf diesen mickrigen Schlag zu belassen.
Ich ballte meine zierlichen Hände zu Fäusten und prügelte damit wie verrückt auf Jayce ein. Ich traf seine Arme, seine Schultern und seinen Brustkorb.
Jayce
Ich hatte große Mühe, nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Auch wenn ich Gwendolyn eigentlich ziemlich gern zur Weißglut brachte, drängte die Zeit und ich konnte es mir nicht leisten, mir noch mehr ihres Zorns aufzulagern.
Wir waren schon viel länger hier am See, als ich es eigentlich geplant hatte. Es dämmerte bereits und dank meiner Unfähigkeit, Gwendolyn einfach in Ruhe zu lassen, standen wir bereits mehr als eine Stunde hier im kühlen Wasser. Wenn ich ihren perfekt darbietenden Vorlagen, sie zu provozieren, nicht bald widerstehen könnte, würden wir noch bis zu den frühen Morgenstunden hier stehen. Und das wollte ich auf keinen Fall. Ich hatte noch ein Treffen mit meinem Vater vereinbart, für das ich eigentlich sowieso schon zu spät war. Er würde mich umbringen – Effektiver, als Gwendolyn es gerade tat.
Meine Mundwinkel zuckten verdächtig nach oben und noch bevor ich sie wieder nach unten befördern konnte, sprangen sie Gwendolyn in die Augen. Ungläubig riss sie ihre Lippen auseinander und starrte mich ein paar Sekunden verblüfft an, ehe flammender Zorn ihre dunklen Augen beflügelte. Kurz darauf schossen ihre zierlichen Fäuste wieder unbarmherzig auf meinen Brustkorb hinab. Der Schmerz, welcher meinen Körper dabei durchzog, glich einem kleinen, lästigen Mückenstich.
Gerade als mir ein dämlicher Spruch über die Lippen zu kommen drohte, welcher Gwendolyns lächerliche Schlagkraft verspottete, schrie sie plötzlich schmerzerfüllt auf.
Erschrocken zuckte ich zurück und senkte meinen Blick auf herab. Gwendolyn hatte den Kopf nach unten gerichtet und ihre Fingerspitzen verkrampft um ihr rechtes Handgelenk geschlungen. Besorgt ging ich in die Knie, damit ich ihr Gesicht mustern konnte. „Dolly?", flüsterte ich leise und fasste nach ihrem Oberarm.
Ruckartig entzog sich Gwendolyn meiner Berührung und richtete ihre dunklen, tränenverschleierten Augen wütend auf mich. „Jayce... Wirklich?", stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähen hervor und zog scharf die Luft ein, als sie vorsichtig ihre rechte Hand zwischen ihren Fingern drehte. „Selbst in dieser Situation musst du mich so nennen?"
Ein zaghaftes Lächeln huschte über meine Lippen, als ich meine Hand erneut nach ihr ausstreckte und eine verirrte Strähne hinter ihr Ohr strich, damit ich ihr schmerzverzerrtes Gesicht besser betrachten konnte. „Ja, das muss ich", murmelte ich neckend, in der Hoffnung, ihr ein kleines Lächeln zu entlocken. Fehlanzeige.
Gwendolyn presste lediglich als Reaktion ihre Lippen zusammen und starrte mich mit glänzenden Augen an. Ihre Miene angespannt und gequält zugleich. „Tu mir bitte einfach einen Gefallen und halt endlich deine verfluchte Klappe", knurrte sie unter Schmerzen und kniff gereizt die Augen zusammen, als eine Träne ihre Augenwinkel überflutete. „Bitte."
Etwas erstaunt wich ich zurück und blinzelte sie perplex an. Sie musste wirklich große Schmerzen haben, denn ihre angespannten Gesichtszüge verriet mir, dass ich mir meine blöden Sprüche lieber verbeißen sollte. Und das tat ich dann auch.
Ich griff nach ihrer Hand, welche sie sich scheinbar verletzt hatte und ignorierte ihren eisigen Blick, welchen sie mir daraufhin zuwarf. Ihre ganze Haltung strahlte pure Abneigung mir gegenüber aus, aber das war mir im Moment egal. Ich wollte einfach nur ihre Schmerzen lindern, welche sie sich, mehr oder weniger, meinetwegen zugezogen hatte.
Gwendolyn zuckte unter meiner Berührung zusammen, weshalb ich ihr Handgelenkt noch zaghafter umfasste und mich langsam vorbeugte, um mir ihre Verletzung genauer ansehen zu können.
Ein zarter Blauton umschmeichelte Gwendolyns dunkeln Teint und zog sich in einem etwas geräumigeren Ausmaß um ihr Handgelenk herum. Wenn man nur einen flüchtigen Blick darauf werfen würde, könnte man fast meinen, Gwendolyn hätte sich lediglich einen Armreif übergestreift, welcher ihr Gelenk zierte. „Scheiße."
Gwendolyn zog scharf die Luft ein, als ich meine Finger vorsichtig über ihre geschwollene Haut wandern ließ und die blauen Stellen betastete. „Das sieht aber nicht gut aus."
„Ach, wirklich?", giftete Gwendolyn mich an und verdrehte unter Schmerzen die Augen, während ihr verletztes Handgelenk unter meiner Berührung zuckte. „Was würde ich nur ohne dich machen? Alleine wäre ich niemals darauf gekommen."
„Gern geschehen", entgegnete ich ihrem Sarkasmus mit einem Lächeln auf den Lippen und strich mit meinen Fingerspitzen über ihre bläuliche Verfärbung.
Gwendolyns gesamter Körper zuckte unter meiner Berührung zusammen und mit einer vorsichtigen Bewegung entzog sie sich meiner Hand, um gleich darauf wieder ihre schlanken Finger um ihr schmerzendes Gelenk zu legen. „Kannst du vielleicht einmal in deinem Leben hilfreich sein und mich zurück ins Schloss bringen?"
Gwendolyns plötzliche, zickige Art trieb meine Mundwinkel nach oben und ich konnte nicht verhindern, dass sich ein amüsierter Ausdruck auf mein Gesicht schlich.
Sie hatte sich ihr Handgelenk verletzt, als sie wie wild auf mich eingeprügelt hatte und war jetzt tatsächlich beleidigt? Auf mich?! Musste ich das verstehen, oder war es okay, dass mir Gwendolyns Logik bei dieser Sache nicht ganz geheuer war?
Mit einem leisen, belustigten Schnauben trat ich einen Schritt zurück, woraufhin das stille Wasser gegen meine Beine schabte und mir einen Schauer über den Rücken jagte. Mit ernster Miene salutierte ich vor dem Mädchen und presste fest die Lippen aufeinander, um nicht laut loszulachen. „Zu Befehl, Mylady!"
Mit diesen Worten drehte ich ihr meinen Rücken zu und ließ mich auffordernd in die Knie sinken. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie mich Gwendolyn perplex anstarrte. „Was soll das werden?", fragte sie misstrauisch und betrachtete argwöhnisch meinen Rücken, welchen ich ihr entgegenstreckte.
„Nach was sieht es denn aus?", entgegnete ich trocken und drehte meinen Kopf zu ihr herum. „Ich mache mich hilfreich und trage dich zurück."
„Meine Füße sind vollkommen okay", bemerkte Gwendolyn tonlos und hielt zaghaft ihre verletzte Hand hoch. „Hier liegt das Problem."
Ich warf etwas gereizt den Kopf in den Nacken. Wieso nur musste Gwendolyn ausgerechnet jetzt ihren Sturschädel raushängen lassen? Noch vor wenigen Stunden, bevor sie wie wild auf mich eingeprügelt hatte, hatten wir uns super verstanden. Sie hatte meine Nähe gesucht und meine Berührungen genossen, dass wusste ich, auch wenn sie es niemals zugeben würde.
Und jetzt? Jetzt benahm sie sich, als würden wir wieder völlig am Anfang stehen. Als würden wir uns bis aufs Blut hassen und es nicht Mal ertragen, im selben Raum zu stehen.
„Jetzt hör schon auf zu meckern und spring endlich auf", knurrte ich missmutig.
Mit einem lauten, tiefen Seufzer bewegte sich Gwendolyn ein paar Schritte vorwärts. Das Wasser plätscherte leise, als sie ihre Füße durch die sanften, kleinen Wellen schob und ihre linke Hand auf meiner Schulter ablegte, um sich mit etwas Schwung auf meinen Rücken zu hieven.
Ich bekam sie an ihren Oberschenkeln zu fassen, schob sie weiter nach oben und streckte dann wieder den Rücken durch. Augenblicklich schlang Gwendolyn ihre Arme um meinen Hals, als sie auf meinem Rücken hinab zu rutschen drohte. Ein kleines, zufriedenes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich mich mit steifen Bewegungen Richtung Land begab.
Das kühle Nass hatte meine Haut betäubt und meine Knochen verspannt. Es fühlte sich etwas komisch an, mit meinen tauben Füßen über das schlammbesetzte Ufer zu wandern, damit ich meine und Gwendolyns Sachen aufsammeln konnte.
Als das warme Sonnenlicht meine nackte Haut streifte, erwachten auch meine Beine langsam wieder zum Leben. Ein unangenehmes Kribbeln durchflutete meinen Körper und veranlasste mich dazu, heftig meine Füße auszuschütteln, woraufhin Gwendolyn protestierend auf meinem Rücken aufbrummte.
Das Lächeln auf meinen Lippen wurde breiter, als ich bemerkte, wie sorglos Gwendolyn sich an mich kuschelte.
Ihre verletzte Hand hatte sie auf meiner Schulter abgelegt, während sich die Andere um meinen Hals schmiegte. Ihre Beine hatte sie angezogen und um meine Hüften gelegt, um einen besseren Hals zu finden.
Mir entfuhr ein wohlwolliges Brummen, als sie ihr Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub und konnte schwören, dass sich ihre Lippen an meiner Haut nach oben zogen. Sie lächelte.
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Wie verlaufen eigentlich eure Ferien bis jetzt? Ward ihr schon im Urlaub? Fährt/Fliegt ihr erst jetzt oder bleibt ihr zuhause? ^^
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