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10. Kapitel

Gwendolyn

„Er ist ein Arschloch!", meinte ich bestimmt und wippte mit meinen Füßen vor und zurück, während ich den virtuellen Sternenhimmel im Glashaus musterte.
Ob das eine genaue Nachbildung der echten Sterne sind? Oder wurden die funkelnden Minisonnen wild zusammengewürfelt, ohne auf bestimmte Sternenbilder zu achten? Vermutlich.

Mein Blick wanderte zu Toby hinüber, welcher missmutig über die Tomatenpflanzen strich und sich seufzend wieder nach oben stemmte.
Er warf sich den schmutzigen Lappen, mit welchem er zuvor noch seine erdverschmierten Finger gereinigt hatte, über die Schulter und sah mich amüsiert an.
„Ein Arschloch, also", schmunzelte er, rollte mit den gräulichen Augen, welche mich schmerzlichst an Chris erinnerten und konnte sich ein leises, raues Auflachen nicht verkneifen.

„Was ist so lustig?", knurrte ich ihn leicht genervt an und rutschte von dem Holztisch herunter, welcher unzählige Werkzeuge und andere Utensilien beherbergte.
Mit tänzelnden Schritten bewegte ich mich auf Toby zu, ohne ihn einmal aus den Augen zulassen.
Er erwiderte meinen eindringlichen Blick stur und ein amüsiertes Lächeln zupfte an seinen Lippen.
Es sah anders aus als bei Jayce. Weniger ehrlich, fast schon traurig.

„Das du das Arschloch offensichtlich magst", entgegne Toby mir und strich sich mit seiner rechten Hand durch das dunkle Haar, ehe er sich an mir vorbeischob und den dreckigen Lappen auf den Tisch knallte.
Seine Hände wanderten über die gekerbte Oberfläche nach einem, mir nicht bekannten, Gerät. Vermutlich einem Schraubenzieher, einem Hammer oder was weiß ich.
Ich habe keine Ahnung von Werkzeug. Ich weiß nur, dass irgendetwas mit dem System nicht stimmt, welches für die Tomatenpflanzen zuständig ist und Toby das reparieren sollte.

„Bitte was?", fuhr ich ihn an und wusste im selben Moment, dass das ein Fehler gewesen war.
Wieso sollte ich Toby so dermaßen lächerlich anfauchen, wenn seine Worte doch eigentlich gar keine glaubwürdige Bedeutung hatten?
Ich empfand absolut Garnichts für Jayce. Höchstens eine Abneigung, welche sich durch Würgereize bemerkbar machte.

Toby warf mir einen seltsamen Blick zu, ehe er sich wieder seiner Arbeit widmete.
Genau diesen Blick hatte mir Josey vor wenigen Minuten noch geschenkt, als ich in ihrer Anwesenheit über Blondschopf hergezogen war.
Ich konnte diesen Blick nicht definieren. Trotzdem störte es mich, dass mich Beide mit diesem merkwürdigen Funkeln in den Augen angesehen haben.

„Welches Wort hast du nicht verstanden? Arschloch oder mögen?", fragte Toby und grinste mich provokativ an. Dieser seltsame Blick war endlich aus seinem Gesicht verschwunden und ich kann wieder aufatmen.
Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich meine Lungen geweigert hatten, sich mit neuem, frischen Sauerstoff zu füllen.
Doch scheinbar war es so gewesen.

Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich schüttelte schnell den Kopf, damit Toby es nicht sehen konnte.
Er sollte ja nicht denken, dass mich seine alberne Provokation zum schmunzeln brachte.
Ich zwang meine Mundwinkel nach unten und fixierte Tobys markante Gesichtszüge: „Das Wort ‚Mögen' hat mich sehr verwirrt", antwortete ich ihm schließlich und verschränkte meine Arme vor der Brust.

Toby grinste mich an, hielt in seiner Suche inne und fischte sein Smartphone aus dem Blaumantel heraus.
Er tippte kurz auf dem Touchpad herum, während ich ungeduldig mit meinem rechten Fuß auf den Boden tippte und ihm einen schrägen Blick zuwarf.
Was hat er vor?

Bevor ich meinen Mund öffnen konnte, um ihm diese Frage zu stellen, sah er von dem erleuchteten Display auf und grinste spitzbübisch: „Mögen – Ein Verb mit zwei verschiedenen Bedeutungen. Zuneigung empfinden oder eine Vorliebe für etwas haben."

Ich rollte demonstrativ mit den Augen und streckte ihm die Zunge raus.
Du bist heute Mal wieder sehr erwachsen, Gwen.
„Das weiß ich auch, du Depp", murmelte ich genervt, konnte aber ein anbahnendes Lächeln nicht mehr zurückhalten.
„Wieso fragst du dann?", entgegnete Toby mir mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen und neigte den Kopf fragend zur Seite.

„Ich wollte wissen, was genau du mit diesem Satz gemeint hast!", erklärte ich ihm ungeduldig, ging zu ihm hinüber und trommelte mit meinen Fingerknöcheln auf die Tischplatte.
„Also?", fragte ich ihn, nachdem er nicht auf meine vorherige Frage reagierte.

Toby wiegte seinen Kopf nachdenklich hin und her, ehe er mich mit gerunzelter Stirn betrachtete: „Du weißt wirklich nicht, was ich damit meinen könnte?", fragte er leise und klang dabei schon ein bisschen verbittert.
Aber warum sollte Toby verbittert sein? Er hatte keinen Grund dazu. Zumindest keinen, der mir gerade in den Sinn kommen würde.

„Nein", antwortete ich ihm knapp und legte fragend den Kopf schief.
„Gwen, es ist ziemlich offensichtlich, dass du Prinz Jayce magst. Mehr als mögen", offenbarte Toby mir seine Ansicht, nach kurzem Zögern.
Warte... Was?!

„Was? Wie kommst du auf diesen Scheiß?"
Irritiert hob ich eine Augenbraue und wich unwillkürlich ein paar Schritte von Toby zurück, als hätte er mir gerade einen Kinnhaken verpasst.
Eigentlich wollte ich bei Toby nur meinen Frust auf Jayce auslassen und mit ihm gemeinsam über den Thronfolger lästern, doch mit dieser Wendung des Gesprächs hatte ich nicht gerechnet.
Dachte Toby ernsthaft, ich würde etwas für Blondschopf empfinden? Oder neckte er mich nur gerade und würde gleich die gräulichen Augen aufreißen, mit den Augenbrauen wackeln und mir erklären, dass er mich gerade erfolgreich verarscht hatte?

Nichts von dem geschah.
Toby sah mich einfach nur weiter stumm an und zuckte halbherzig mit den Schultern: „Ist dir schon Mal aufgefallen, dass unser Gesprächsthema immer von Prinz Jayce handelt? Immer wenn du mich aufsuchst, weiß ich, dass es um den Prinzen gehen wird."
Tobys raue Stimme klang verbittert. Fast schon ein bisschen säuerlich, weshalb ich fragend meine Augenbraue nach oben wandern ließ.

„Was kann ich dafür, dass mich dieser Vollidiot jeden Tag aufs Neue beleidigt und aufregt? Wäre er nur halb so anständig, wie man es von einem Prinzen erwarten würde, würden unsere Gesprächsthemen auf andere Sachen belaufen. Vielleicht aufs Wetter", schlug ich ziellos vor und warf die Hände in die Luft.
„Aufs Wetter? Wirklich? Dann bleiben wir lieber bei Prinz Jayce", meinte Toby weniger euphorisch und wandte sich wieder seinen Werkzeugen auf der Tischplatte zu.

„Das war nur ein Beispiel", murmelte ich Augenrollend und trat wieder an den Holztisch heran.
Tobys Blick war weiterhin auf die hölzerne Oberfläche gerichtet, aber er antwortete mir trotzdem: „Kein besonders Guter."
„Hast du einen besseren Vorschlag, Sherlock?", entgegnete ich trocken und verschränkte missmutig die Arme vor meiner Brust.

Endlich sah Toby auf und seine Augen trafen auf meine.
Kurz hatte ich das Gefühl, zuhause auf meinem Bett zu sitzen, mit dem feuchten, verotzten Taschentuch in meiner Hand.
Chris' spöttisch funkelnde Augen strahlten.
Ein Stich durchzog meine Brust und ließ meinen Herzschlag für ein paar Sekunden aussetzten.
Erschrocken wischte ich mir schnell über die Augen, als sich ein vertrauenswürdiger Druck in meinem Hals anstaute und eine drohende Sintflut meiner Augen bevorstand.
Ich schien meine Familie stärker zu vermissen, als ich gedacht hatte.

Toby bemerkte meine wackelnde Miene nicht und heftete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenstände auf der Tischplatte.
„Mal abgesehen davon, dass Sherlock ein Detektiv war und sich sicher nicht um sinnvolle Gesprächsthemen gekümmert hat – Nein, nein habe ich nicht."
Ich verdrehte die Augen starrte ihn finster an, während ich ungeduldig mein Gewicht von einem Fuß auf den Anderen wechselte.

„Das beantwortet aber nicht meine Frage."
„Welche Frage?"
„Warum du denkst, dass ich Jayce mögen würde!"
Langsam wurde ich echt ungeduldig! Toby stellte sich doch absichtlich blöd!

„Na gut", seufzte Toby theatralisch, lehnte sich mit verschränkten Armen an den Tisch und taxierte mich aus einem missmutigen Blick.
„1. Du redest andauernd von ihm. 2. Du lässt dich von ihm so schnell auf 180 bringen. 3. Das gestern war echt abartig und offensichtlich."

Mir klappte unwillkürlich der Mund auf und ich starrte Toby irritiert an.
Das konnte doch nicht sein Ernst sein, oder?
Ich hatte auf jede seiner Aufzählungen eine gängige Erklärung, bis auf Nummer 3. Aber was genau wollte er damit sagen?
Was soll gestern schon zwischen Jayce und mir abgegangen sein? Nur weil wir mehr als zehn Minuten nicht miteinander gestritten haben?

„Das.Ist.Sowas.Von.Dämlich!"
Ich sprach jedes einzelne Wort langsam und gedehnt aus, damit Toby auch klar und deutlich verstand, was ich von seinen dummen Behauptungen hielt.
Toby schien das passende Werkzeug endlich gefunden zu haben, denn er packte einen silbrigen Stab mit einem komischen Loch auf einer Seite und schob sich an mir vorbei zu dem Touchpad des Systems.
„Wie du meinst, Gwen."

Ich legte den Kopf schräg und sah ihm nach, ehe ich wütend die Verfolgung aufnahm und hinter ihm zu stehen kam.
Das dunkelblaue Hemd spannte an seinen muskulösen Schultern, als er sich zu dem Display hinabbeugte. Ich schluckte hart.
„Schläfst du eigentlich auch im Schloss?", rutschte mir die Frage heraus.

Toby hielt in seiner Bewegung inne und drehte sich verwirrt zu mir herum. Seine linke Augenbraue wanderte fragend nach oben: „Was?"
„Ob du auch im Schloss schläfst?", wiederholte ich und schenkte ihm ein etwas unsicheres Lächeln.
„Wie kommst du jetzt auf diese Frage? Solltest du nicht eigentlich wie eine Furie herumtoben?", meinte er grinsend und schüttelte fasziniert den Kopf.

Trotzig schob ich mein Kinn vor und grinste ihn amüsiert an: „Du wolltest ein anderes Gesprächsthema, wenn ich mich Recht erinnere."
Toby lächelte mich an und rollte belustigt mit den Augen, ehe er sich wieder dem System für den Wintergarten zuwandte.
„Nein, ich wohne nicht im Schloss", beantwortete er gütiger Weise meine Frage und öffnete das Gehäuse des Systems.

„Nicht? Du fährst jeden Morgen hierher und am Abend wieder nachhause?"
„Ja, ich wohne nicht weit weg vom Schloss", murmelte er mit zuckenden Schultern.
Ich ließ meinen Blick wieder zu dem Sternenhimmel schweifen, welcher mit funkelnden Minisonnen über dem Beet der Tomaten wachte.
Ein aufblitzen benötigte meine Aufmerksamkeit und ich konnte im letzten Moment erkennen, wie sich einer der Sterne vom Himmelszelt löste und im Nichts verschwand. Eine Sternschnuppe!

„Wünsch dir was", flüsterte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und stupste Toby auffordern an, welcher irritiert den Kopf hob und mich stirnrunzelnd ansah: „Was?"
„Eine Sternschnuppe", erklärte ich ihm und deutete auf den virtuellen Nachthimmel.
Tobys Lippen formten sich zu einem Lächeln und er schenkte mir einen langen, intensiven Blick, welcher meine Haut kribbeln ließ.
„Und? Was hast du dir gewünscht?", fragte ich neugierig, als er sich wieder von mir abwandte, ohne seinen Wunsch laut zu äußern.

„Das darf ich nicht sagen – Sonst geht er nicht in Erfüllung", entgegnete Toby, ohne mich anzusehen, doch ich konnte den tadelnden Unterton in seiner Stimme erkennen, welcher mich zum schmunzeln brachte.
„So gläubig?", neckte ich ihn und ließ meine Augen wieder über den funkelnden Himmel wandern.

„Was hast du dir denn gewünscht?", fragte Toby und ein lautes ‚Klick' ertönte, als er ein weiteres Gehäuse von dem System löste.
„Ich dachte, es funktioniert nicht, wenn ich dir davon erzähle?", entgegnete ich ihm und zog, trotz des Wissens, dass er mich nicht sehen konnte, eine Augenbraue nach oben.
Tobys raues, tiefes Lachen erklang.
„Du glaubst doch sowieso nicht daran. Das zählt quasi, als lautausprechen!"
„Ach? Ist das so?", murmelte ich nachdenklich und beobachtete ein virtuelles Flugzeug, welches blinkend an den Sternen vorüberzog.

„Ja", meinte Toby, beugte sich zurück und warf mir einen neugierigen Blick zu: „Also? Was hast du dir gewünscht?"
Das Funkeln in Tobys vertrauten Augen ließ meine Bauchmuskeln anspannen und auch der Rest meines Magens zog sich zusammen, ehe ich den Blick wieder von ihm abwandte.
„Das willst du gar nicht wissen", murmelte ich leise und senkte etwas verlegen den Blick.

Neben mir hörte ich Toby seufzen und ein leises Rascheln seines Blaumantels, als er sich wieder zu dem offengelegten System vorbeugte.
„Geht es um Prinz Jayce und die Hochzeit?", fragte er gedehnt, als wüsste er schon die Antwort darauf.
„Ja", flüsterte ich, fasste mit meiner rechten Hand nach einer Strähne und zwirbelte sie um meinen Finger, während meine Augen den Sternenhimmel nach Antworten absuchten.
Ich hatte mir gewünscht, dass diese Hochzeit niemals stattfand.


Jayce

Unruhig musterte ich das karierte Brett vor und neigte nachdenklich den Kopf zur Seite.
Auf der anderen Seite des Spielbrettes starrte mich Rose erwartungsvoll an.
Ein siegessicheres Lächeln umspielte ihre Lippen und ließ ihr liebliches Gesicht aufleuchten.
Unwillkürlich zogen sich meine Mundwinkel nach oben.

Als sich die Tür zu dem Zimmer öffnete, hob ich hoffnungsvoll den Kopf und wirbelte zu der Quelle des Geräusches.
Allerdings war es nur mein Vater, welcher mit lauten Schritten den Raum betrat und mein Schachspiel mit Rose belächelte.
„Wer ist am Gewinnen?", erkundigte er sich höflich und warf einen fragenden Blick in die Runde.

„Ich!", meldete sich meine Schwester sofort zu Wort und warf unserem Vater ein selbstgefälliges Lächeln zu: „Jay ist eine absolute Niete im Schach."
Mit einem stolzen Lächeln im Gesicht, welches er meist nur meinen beiden Schwestern widmete, lehnte sich mein Vater zu Rose vor und klopfte ihr lobend die Schulter: „Das machst du wirklich sehr gut, Rosalie!"
Seine Augen suchten meinen Blick und augenblicklich gefror das Lächeln auf seinen Lippen: „Wie fühlt es sich an, wenn man als Thronfolger von seiner kleinen Schwester überholt wird?", fragte er kühl und eine seiner buschigen Augenbrauen wanderte nach oben.

Ich unterdrückte das Verlangen, meine Augen Richtung Decke zu drehen und den Druck in meinem Hals durch einen Seufzer zu erleichtern.
Roses Augen huschten zu mir herüber und ein schuldbewusster Ausdruck legte sich über ihr Gesicht: „Ich denke, dass er mich gewinnen lässt, Vater!", beeilte sie sich zu sagen und warf mir ein entschuldigendes Lächeln zu, was ich mit einem schwachen Hochziehen meiner Mundwinkel quittierte.

Rose konnte nichts dafür, dass mein Vater immer etwas zu bemängeln fand.
In seinen Augen war ich überall nicht gut genug. Ich war Durchschnitt und das war in seiner Ansicht falsch.
Ich spielte nicht Schach wie ein Weltmeister. Ich konnte nicht so geschickt reiten, wie ein Jockey und ich war auch nicht dazu in der Lage, Gwendolyn einen Heiratsantrag zu machen. Geschweigenden sie dazu zu bringen, mich zu mögen.

Als ob mein Vater meine Gedanken lesen könnte, wandte er seine Aufmerksamkeit mir zu: „Wo ist eigentlich Gwendolyn? Wie laufen deine Verlobungspläne?"
„Ich weiß es nicht. Ich konnte sie seit gestern Abend nicht mehr finden", entgegnete ich knapp und überging somit seine zweite Frage.

„Du weißt nicht, wo sich deine zukünftige Frau befindet? Und du hast sie seit dem gestrigen Abendessen nicht mehr gesehen?", hakte mein Vater fassungslos nach und ein Schatten huschte über sein Gesicht.
Seine Züge versteinerten sich. Wurden härter.
Zwar hatte mein Vater mir noch nie einen liebevollen Blick geschenkt, doch mir war trotzdem klar, dass er enttäuscht war. Mehr als enttäuscht. Vermutlich wütend.

„Ich habe Gwendolyn auch nicht mehr seit dem Vormittagsunterricht gesehen!", mischte sich Rose ein, in der Hoffnung, mir beiseite stehen zu können.
Die fehlende Zuneigung meines Vaters mir gegenüber, war meinen Schwestern natürlich nicht entgangen.
Sie setzten alles Mögliche daran, eine lautere Auseinandersetzung zwischen mir und meinem Vater zu vermeiden.
Man könnte sie quasi als Schutzengel bezeichnen.
Bei diesem Gedanken musste ich Lächeln.

Mein Vater ignorierte Rose und starrte mich aus zusammengekniffenen Augen an.
Mein Blick fiel auf seine Hände, welche unter seiner Anstrengung, mich nicht komplett anzuschreien, zitterten.
Sofort verschwand das Lächeln von meinen Lippen.
„Ich habe sie gesucht, aber ich konnte sie nicht finden. Das Schloss ist riesig", bemerkte ich und hasste den Unterton, der diese Aussage wie eine Entschuldigung klingen ließ.
Ich wollte mich nicht entschuldigen. Wofür auch?
Was konnte ich dafür, dass Gwendolyn alleine im Schloss herumschlich und sich dabei so geschickt verstecken konnte, dass ich sie nicht ausfindig machen konnte?
Ja, genau. Absolut gar nichts!

Mein Vater ballte seine Hände zu Fäusten, um das Zittern zu unterdrücken und wandte den Blick angeekelt von mir ab, als wäre ich es nicht Wert, von seinen Augen betrachtet zu werden.
Missmutig rollte ich mit den Augen und warf einen kurzen Blick zu Rose, welche plötzlich ganz klein in diesem riesigen Sessel wirkte.
Schuldbewusst sah sie mich aus ihren klaren Augen an und zuckte hilflos mit den Schultern, als sich unsere Blicke begegneten.
Ich wollte nicht, dass sie sich schuldig fühlte. Was konnte sie dafür, dass mein Vater so von dem Bild eines perfekten Sohnes beherrscht wurde?

„Ich werde sie suchen", murmelte ich mit gesenktem Blick, als mein Vater sich wieder mir zuwandte und gerade den Mund öffnen wollte.
„Das hoffe ich auch!", drohte er mir mit gefährlich leiser stimme und schüttelte enttäuscht den Kopf.
„Und ich will, dass Gwendolyn spätesten Übermorgen mit dir verlobt ist!", warnte er mich mit ernstem Gesichtsausdruck.

Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um keine Reaktion von mir zu geben, die mein Vater als unangemessen einstufen würde.
Langsam erhob ich mich aus dem gepolsterten Sessel und bewegte mich langsam auf die offen stehende Tür zu.
Als ich einen Blick über die Schulter war, saß mein Vater auf meinem Platz, lächelte Rose warmherzig an und fuhr, ohne zu zögern, mit seinem Turm.
Mein Herz wurde bei diesem Anblick schwerer.

Die leise Melodie, welche die verschiedensten Vogelarten von dem Obstgarten zu mir herwarfen, ließ meine Haut aufgeregt Prickeln.
Es war genau das Gefühl, dass ich als kleiner Junge immer gespürt hatte, wenn der Frühling das Eis am Ufer des Sees brach und endlich wieder das beruhigende Rauschen und Schwappen der Wellen freigab.
Das eintönige Geräusch, wenn die Eiszapfen schmolzen und sich immer wieder ein aufgetauter Tropfen von der eisigen Spitze löste und den Boden darunter befeuchtete.
Es war das Gefühl, dass der Frühlingsbeginn immer in mir hervorrief.

Mein Blick wanderte über die saftig grüne Wiese, welche im schwachen Sonnenlicht vor sich hin glitzerte. Weit und Breit keine Spur von Gwendolyn.
Wo konnte sich dieses Mädchen nur verstecken?
Nachdenklich runzelte ich die Stirn und suchte ein letztes Mal das umliegende Grundstück ab, ehe ich mich zum Gehen wandte.
Im Schloss konnte sie nicht sein. Ich hatte jedes Flecken abgesucht. Sogar in den alten Lieblingsverstecken meiner Schwestern hatte ich einen Blick geworfen, doch Gwendolyn war wie vom Erdboden verschluckt.

Im Wintergarten war sie auch nicht gewesen. Dann blieb eigentlich nur mehr das Grundstück über, aber wo konnte sie schon sein? Sie kannte sich in der hügeligen Landschaft doch überhaupt nicht aus.
Mein Blick fiel auf die Stallungen, welche hinter den Obstbäumen hervorragten und ein Lächeln umspielte meine Lippen.
Ich konnte doch auf Thunders Rücken nach meiner zukünftigen Ehefrau suchen. Es wäre schneller und einfacher.
Mit entschlossenen Schritten näherte ich mich dem Gebäude.

Der vertraute Duft nach Heu und den warmen Körpern der Pferde umhüllte mich sofort und mit einem zufriedenen Seufzer betrat ich den Stall.

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Irgendwie verliert Jayce ständig seine zukünftige Ehefrau. Vermutlich würde er sie selbst in den Flitterwochen am Pool vergessen :D


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