9. Wenn Mädchen blaue Augen haben
Jetzt steh ich also hier in dem Trainingsraum und habe keine Ahnung was genau ich hier soll.
Der Typ am Empfangsschalter hat mir wohl angesehen, dass ich hier neu bin. Anscheinend hat Nolan meine Daten schon durchgegeben, also fragt mich der Typ nach meinem Namen was ich mit meinem Nicken quittiere. Also werde ich, ohne dass ich überhaupt reden muss, in diesen Raum verfrachtet.
Jetzt steh ich also hier zwischen ein paar Boxsäcken und bin mir nicht sicher was ich hier überhaupt tun soll.
„Hey, ich bin Mia-Lina", begrüßt mich plötzlich ein Mädchen. „Aber du kannst mich gern Mila nennen. Frag mich nicht wie diese Abkürzung zu Stande gekommen ist, dass waren meine Freunde. Du bist neu hier, oder?"
Schüchtern lächle ich ihr zu und nicke dann als Antwort. „Der Trainer kommt meistens etwas zu spät, das ist total normal", erklärt mir Mia-Lina lächelnd, während sie sich schon ihre Boxhandschuhe übersteift.
Irgendwie ist sie mir auf Anhieb sympathisch. Sie erinnert mich mir ihrer offenen und freundlichen Art irgendwie an Kimi. Ich höre ihr einfach weiter zu, wie sie begeistert von Kick-Boxen erzählt. Bis sie mich auf einmal erschrocken ansieht.
„Oh man, tut mir leid", entschuldigt sie sich schon fast kleinlaut. „Jetzt hab ich dich total zugelabbert und weiß noch nicht mal wie du heißt."
„Reika", sage ich und versuche ihr mit meinem Blicken deutlich zu machen, dass ich es nicht schlimm finde wenn mich jemand 'zu labert'.
Im Gegenteil, ich finde sowas sogar gut. Wenn man zwei von meiner Sorte hätte, wäre das ganz schön ruhig. Vielleicht ist Kimi ja auch deswegen meine beste Freundin, weil sie mit ihrer offenen Art mein Schweigen ausgleicht.
„Reika", spricht Mia-Lina mir langsam nach. „Interessanter Name, hab ich noch nie gehört. Deine Eltern haben wohl einen Fable für exotische Namen."
Hatten, denke ich mir im Stillen und bin froh, dass der Trainer den Raum betritt bevor ich in meinen Gedanken wieder abschweifen kann.
„Na dann schnappt euch mal einen Partner und probiert die Kombinationen aus, die wir gerade trocken gelernt haben", verkündet der Trainer nach der ersten halben Stunde.
„Du hast doch nichts dagegen, oder?", fragt Mia-Lina nach, als sie sich neben mich stellt. Lächelnd schüttle ich den Kopf. „Du redest nicht viel, was?", fragt sie ebenfalls lächelnd nach.
„Nicht wirklich", zwinge ich mich zu einer Antwort.
„Macht ja nichts", entgegnet Mia-Lina. „Na dann lass und mal anfangen. Los hoch die Hände! Versuch mich zu treffen."
Zögerlich probiere ich die gelernte Kombination aus und bin mir verdammt unsicher bei der ganzen Sache. „Na kommt schon Reika", spornt mein Gegenüber mich an. „Das kannst du doch bestimmt besser. Komm schon!"
Also folge ich ihrer Aufforderung und werde mit der Zeit immer sicherer in den Bewegungen. Langsam macht es mir richtig Spaß und ich bemerke, dass Mia-Lina auch mit einsteigt und nicht nur meine Angriffe blockiert.
„Ja, das ist gut. Weiter so Mädels", höre ich die Stimme unseres Trainers neben uns und drehe meinen Kopf in seine Richtung. Was Mia-Lina wohl auch gemacht hat, obwohl das nicht so eine gute Idee ist. Schließlich sind wir beide gerade mitten in einer Übung.
Durch den Schwung landet meine Faust in dem Gesicht der unvorbereiteten Mia-Lina. Aber bevor ich in irgendeiner Weise darauf reagieren kann, bekomme ich selbst einen Kinnhacken verpasst.
„Oh fuck", bringt Mia-Lina heraus. „Tut mir leid."
„Shit", entgegne ich gleichzeitig. „Geht es dir gut?" Kurz schauen wir uns beide verdutzt an, bevor wir gleichzeitig zu lachen anfangen.
Eigentlich lache ich nicht gern in der Öffentlichkeit, da schauen einen die Leute meistens mit diesem merkwürdigen Blick an. Aber einem ausgewachsenen Lachflash kann keiner entkommen. Langsam tut mir nicht nur mein Kinn von dem Schlag weh, sondern auch mein Bauch vom vielen Lachen.
„So das war es dann auch schon für heute", verkündet der Trainer laut. „Die zwei Kichererbsen da hinten holen sich jetzt am besten einen Eisbeutel und dann sehen wir uns nächste Woche hoffentlich einigermaßen unbeschadet wieder."
„Ui, das gibt dann wohl ein schönes blaues Auge", sagt Mia-Lina eher zu sich selbst, während sie vorsichtig die Stelle abtastet, an der ich sie getroffen habe.
„Tut mir leid, Mia-Lina", entschuldige ich mich leise.
„Ach macht doch nichts", winkt sie ab. „Das kann ich überschminken. Und nenn mich doch bitte Mila. Aber wie geht es dir? So ein Kinnhacken ist heftiger als ein blaues Auge. Tut es sehr weh?"
Als Antwort schüttle ich einfach nur den Kopf und wir betreten die Umkleide. Mein Kinn tut zwar weh, aber so sehr jetzt auch wieder nicht.
Gerade habe ich die Trainingshalle verlassen und will mich auf den nach Hause Weg machen, als mich ein Rufen hinter mir stocken lässt. „He Reika, warte mal", Mila bleibt kurz vor mir stehen und streckt mir einen kleinen Zettel hin. „Hier, meine Kontaktdaten. Es war zwar Ausversehen, aber so ein Kiefer kann schon mal brechen. Also sag mir bitte irgendwie Bescheid falls etwas Schlimmeres sein sollte. Also für den Fall das wir uns nicht mehr sehen. Was ich übrigens schade finden würde. Du kommst doch nächste Woche wieder, oder?"
Ich will gerade zu einem Nicken ansetzen schiebe aber doch ein: „Wahrscheinlich", hinterher.
„Gut, dann sieht man sich ja nächste Woche. Bis dann", und schon ist sie um die nächste Straßenecke verschwunden. Ich glaube wirklich, dass Kimi und Mila sich gut verstehen würden.
Mit Musik in den Ohren laufe ich zur nächsten S-Bahn um dann zu unserem Apartment zu fahren. Dort angekommen hole ich mir erst mal einen Kühlbeutel und schmeiße mich damit auf unser Sofa.
Es ist komplett Still in der Wohnung. Naja Julien ist schließlich noch in der Uni und Kimi ist auch noch auf der Arbeit, aber Nolan müsste eigentlich schon zu Hause sein. Wie aufs Stichwort wird die Tür aufgestoßen und kurz darauf wieder zugeknallt. Anscheinend hat mein Bruder die Hände voll und hat die Tür einfach zugetreten.
„Ich da, wer noch?", ruft Nolan in den Flur.
„Meine Wenigkeit", entgegne ich, mache mir aber nicht die Mühe aufzustehen. Was ich auch gar nicht muss, weil Nolan sowieso kurz darauf im Wohnzimmer erscheint und eine Ladung Tüten auf dem Sofatisch abstellt.
„Kokos-Currysuppe, oder Chop Sui?", fragt er mich, während er schon die Tüten öffnet.
„Da fragst du noch, Kokos-Currysuppe", antworte ich sofort.
„War ja klar", grinst Nolan und reicht mir die Schalte, wobei er mich zum ersten Mal heute Abend ansieht. „Heilige, was ist denn mit dir passiert?"
„Schon vergessen, du hast mich doch beim Kick-Boxen angemeldet", erinnre ich ihn und mache mich auf den Weg in die Küche um Besteck zu organisieren und den Kühlbeutel weg zu legen. „Und da war ich heute."
„Das erklärt noch nicht ganz warum dein Kinn rot und angeschwollen ist", erwidert Nolan und nimmt das Besteck entgegen. „Dankeschön."
„Also, das war so", beginne ich zu erzählen, während wir beide essen.
„Dies Mila scheint nett zu sein", meint mein Bruder am Ende meiner Erzählung. „Ist die heiß?"
„Du bist unmöglich", kopfschüttelnd gebe ich ihm einen Klaps auf die Schulter.
„Was denn? Man wird doch wohl noch fragen dürfen", rechtfertigt Nolan sich.
„Uh Essen", freudig schmeißt Julien sich zu uns auf Sofa und greift nach einer der Tüten.
„Wie kann man nur so viel essen, ohne fett zu werden", meint Nolan kopfschüttelnd mit einem Blick auf seinen besten Freund.
„Sport mein Lieber", grinst Ju und schiebt sich die erste Ladung in den Mund. „Solltest du auch mal versuchen."
„Ähm hallo, wir sind im gleichen Hockey-Team", entgegnet Nolan. Seufzend stehe ich auf und gehe in mein Zimmer. Diese Diskussion könnte etwas länger dauern.
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Was ist euch schon mal in der Öffentlichkeit passiert, wo die anderen und auch ihr selbst nur drüber lachen konntet?
Also mir und meinen Klassenkameraden passiert das ja ziemlich oft. Ein Wunder das wir wegen unserem Gelache noch nicht aus dem Unterricht geflogen sind.
Und nicht vergessen immer schön fröhlich bleiben. Beim Lächeln benötig man viel mehr Gesichtsmuskeln, also beim traurig drein schauen. Man machte also viel mir Sport wenn man fröhlich ist. Eure A. :)
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