19. Gedemütigt und benutzt
Mit einem schlechten Gefühl im Bauch und am ganzen Körper zitternd wache ich auf. Mir ist übel, aber nicht dieses schlechter Traum übel sondern so richtig zum kotzen.
Immer noch zitternd stehe ich vom Sofa auf. Die Decke, die eben noch auf mir lag, rutscht dabei auf den Boden. Anscheinend bin ich beim Film schauen eingeschlafen und Ju hat mich zugedeckt.
Irgendwie schaffe ich es ins Bad und lasse mich direkt vor dem Klo auf die Knie fallen. Nachdem ich mir das Essen von gestern Abend nochmal hab durch den Kopf gehen lassen, schaffe ich es irgendwie wieder auf die Füße zu kommen. Immer noch mit bebendem Körper halte ich mich am Waschbecken fest.
Das muss aufhören! Ich kann doch nicht ewig unter diesen Albträumen leiden.
„Hübsche, ist alles okay bei dir?", höre ich Ju im Flur rufen, anscheinend hab ich ihn aufgeweckt. Ich versuche durch die offenstehende Tür zu ihm in den Flur zu kommen, aber bevor mir das gelingt geben meine Beine nach.
„Scheiße", höre ich Ju fluchen, bevor ich mich in seinen Armen wieder finde. „Alle gut, ich hab dich." Beruhigend streicht er mir über den Rücken und bringt mich dann wieder ins Wohnzimmer.
Nachdem er mich wieder in die Decke gepackt und aufs Sofa gesetzt hat, geht er nochmal ins Bad und kommt kurz darauf zu mir zurück. „He, nicht weinen. Du weißt doch, dass ich damit nicht gut umgehen kann", mit einem besorgten Blick setzt Ju sich schließlich neben mich. „Wieder der Unfalltraum?"
Stumm schüttle ich den Kopf und versuche die Tränen mit der Decke weg zu wischen. „Seit wann wieder?", fragt Ju schließlich seufzend nach. „Ich dachte es hätte aufhört."
„Seit ein paar Wochen", gebe ich leise zu.
„Um was ging es, wenn es nicht der Unfall war?", fragt Ju erneut nach. Er hat die Träume früher oft mitbekommen. Schließlich kam es recht oft vor und wirklich schalldicht sind unsere Wände nicht.
„Die Zeit bevor Nolan 18 war und deshalb gejobbt hat, weil er noch nichts von unserem Erbe hatte", erzähl ich mit zitternder Stimme. „Ich hab mich irgendwie allein gelassen gefühlt. Was irgendwie dämlich ist, weil Nolan es ja eigentlich für mich gemacht hat."
„Es ist okay", gibt Ju mitfühlend von sich und zieht mich in eine Umarmung. „Jeder würde sich unwohl fühlen bei so einem Biest von Tante. Und jetzt hör bitte auf zu weinen."
Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich wieder angefangen hab zu weinen und wische mir schnell die Tränen wieder weg. Jus Gähnen lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
„Du solltest schlafen gehen", versuche ich zu sagen, ohne das meine Stimme bricht.
„Nicht so lange du nicht auch ins Bett gehst", entgegnet Ju entschlossen.
Ich schüttle den Kopf, weil ich genau weiß dass ich jetzt nicht wieder schlafen kann. Doch auch nach 10 Minuten, in denen sich mein Körper beruhigt hat und ich nicht mehr zittere, sitzt Julien immer noch neben mir. Manchmal ist seine Sturheit echt nervig.
„Geh ins Bett", sage ich nochmal, als ich aufstehe um etwas zu trinken. Der Geschmack in meinem Mund ist nämlich echt widerlich.
„Nur wenn du mitkommst", entgegnet Ju, als ich wieder ins Wohnzimmer komme, was mich ehrlich gesagt etwas verwirrt.
„Ich geh nur ins Bett, wenn du mitkommst", wiederholt Ju sich. „Ich weiß ganz genau, dass du jetzt nicht mehr schlafen kannst. Zumindest nicht allein. Und da Nolan nicht da ist bei dem du sonst immer schläfst..."
Ich nicke langsam. Allein werde ich heute Nacht keinen Schlaf mehr bekommen und morgen muss ich arbeiten.
„Na dann komm mit hoch", meint Ju und geht zur Treppe. „Du solltest dich vielleicht umziehen. In Jeans zu schlafen ist nicht gerade bequem."
„Julien Alexander Steiner!", nehme ich eine Stimme wahr und kurz darauf bewegt sich die Matratze neben mir, als würde jemand aufstehen. Außerdem wird es mir deutlich kälter. „Was soll..."
„Könntest du bitte aufhören hier so rum zu brüllen", entgegnet Julien ruhig und jetzt kann ich auch die andere Stimme meinem Bruder zuordnen. „Du weckst sie noch auf."
„Das ist mir gerade sowas von egal", meint Nolan immer noch aufgebracht. „Was macht meine kleine Schwester in deinem Bett?"
„Was regst du dich eigentlich gerade so auf?", fragt Julien immer noch mit gedämpfter Stimme nach. „Es ist jetzt wirklich nicht das erste Mal, dass wir zusammen in einem Bett schlafen."
„Aber da habt ihr immer bei Reika im Zimmer geschlafen", meint Nolan jetzt auch endlich etwas ruhiger. „Und ihr habt euch nicht aneinander gekuschelt, sondern es war immer ein Abstand zwischen euch. Ich will also eine Erklärung."
„Sie hatte wieder einen dieser Träume", beginnt Ju zu erzählen. „Sogar so schlimm, dass sie sich übergeben musste. Irgendwann hab ich Reika überreden können mit mir ins Bett zu kommen, damit sie wenigstens etwas Schlaf bekommt. Aber ihr Körper hat die ganze Zeit gezittert, deshalb hab ich mich zu ihr gelegt, okay."
„Oh", ist das Einzige was Nolan dazu zu sagen hat.
„Ja oh", entgegnet Julien. „Warum bist du eigentlich so scheiße drauf? War das Date schlecht, oder der Sex danach?"
„Weder noch", und jetzt hört man genau, das Nolan grinst.
Ich wollte ja eigentlich überhaupt nicht lauschen, aber das will ich jetzt definitiv nicht hören. Also strecke ich mich extra auffällig, damit die Jungs auch wirklich merken, dass ich wach bin. „Wie spät ist es?", frage ich schließlich gähnend nach.
„Fast 11 Uhr du Schlafmütze", antwortet Ju in einem neckenden Ton.
„Oh shit", schnell befrei ich mich von der Bettdecke. „Ich muss jetzt eigentlich schon im Diner sein."
„Nix da", sanft schubst mein Bruder mich zurück aufs Bett. „Du gehst heut nicht arbeiten, vor allem nicht wenn du nachts gekotzt hast."
„Aber...", versuche ich zu wiedersprechen.
„Kein aber", unterbricht Ju mich. „Das Einzige was du machen wirst ist Jim anzurufen und zu sagen, dass du krank bist." Na toll, die beiden sind da wohl einer Meinung und zusammen wieder sie diese auch durchsetzten.
Genervt lege ich meinen Kopf wieder aufs Kissen. Also in einem Punkt muss ich Julien echt recht geben, mein Bett ist wirklich bequemer als seins.
Jim ist zwar nicht gerade begeistert, dass ich heute nicht komme. Aber erstens ist er trotzdem verständnisvoll und zweitens kann ich mich schlecht aus dem Haus schleichen. Die Jungs lassen mich nämlich kaum aus den Augen, was schon fast lachhaft ist.
Die Träume sind jetzt nicht wirklich ein neues Thema und auch das ich mich übergeben muss ist schon vorgekommen, zwar selten aber es ist schon vorgekommen. Deshalb kann ich nicht ganz verstehen, warum die Jungs heute so ein großes Thema daraus machen.
„Ich finde wir sollten es verschieben, sonst ist es nur unfair für alle Beteiligten", höre ich Jus Stimme auf dem Flur, als ich gerade dabei bin meine Notizen von der Uni zu sortieren und zu überarbeiten. Schließlich ist es nicht mehr wirklich lang bis zur Prüfungsphase und den Abgabeterminen der Hausarbeiten. Na immerhin haben wir danach etwas lesungesfreie Zeit.
„Du bist einfach nur faul", geht Nolan auf Jus Aussage ein.
„Da stimme ich dir vollkommen und ganz zu", rufe ich etwas lauter, damit sie mich hören können.
„Siehst du, sogar Reika ist der Meinung", gibt Nolan zufrieden zurück. Draußen auf dem Gang höre ich Schritte, bevor meine angelehnte Tür vollkommen aufgemacht wird.
„Wie jetzt? Heute Nacht sich noch an mich kuscheln und mir jetzt eiskalt in den Rücken fallen", theatralisch fasst Julien sich an die Brust. „Ich fühle mich gedemütigt Hübsche, gedemütigt und benutzt."
„Du hast hier etwas grundlegend falsch verstanden", schmunzelnd legt Nolan seinen Arm auf die Schulter seines besten Freundes. „Rey ist hier die mit dem Schauspieltalent, nicht du. Und deshalb werden wir jetzt die Unheilszettel suchen und putzen."
„Das ist entwürdigend", protestiert Julien, während ich den beiden Jungen ins Wohnzimmer folge. „Ich fühle mich als Person nicht wahrgenommen."
„Hatte er heute Morgen etwas Kaffee?", frage ich an Nolan gewandt.
„Ich befürchte ja", gibt dieser Schuldbewusst zurück.
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Julien ist doch irgendwie schon knufig, oder? Also ich hätte gern so einen wenn es ihn wirklich geben würde. Schade das er nur in meiner Fantasy existiert. 🙁
Und wenn wir schon bei der Fantasie sind. Ich hab neulich was echt merkwürdiges geträum. Nämlich hab ich ne Wassermelone gegessen, als wäre sie ein rießen Maiskolben. Was hab ihr so in letzter zeit merkwürdiges/lustiges/ungewöhnliches geträumt?
Ich würde mich wirklich freuen wenn ihr mal bei Luzxfer vorbeischaut. Um genauer zu sein bei ihrem neusten Buch "Wattpad great again" Das Thema in diesem Buch liegt mir sehr am Herzen und ich hoffe einigen von euch auch.
Und immer schön daran denken das man im Traum nicht lesen oder zählen kann. Also immer schön checken ob ihr auch wirklich 10 Finger habt, nicht das ihr doch träumt A. O_o
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