Seegefecht in der Strasse von Otranto (1940)
In der Nacht vom 11. auf den 12. November 1940 stiessen drei Leichte Kreuzer der Royal Navy, zusammen mit zwei Zerstörern, in die Strasse von Otranto vor, um nach Zielen zu suchen. Ihre wahre Aufgabe, was sie damals nicht wussten, war, die italienische Flotte abzulenken, damit diese nicht auf die HMS Illustrious aufmerksam werden würde, die während dieser Nacht ihren Angriff auf Tarent durchführen würde.
Die drei Leichten Kreuzer gehörten alle der Leander-Klasse an. Es waren die HMS Orion, die HMAS Sydney, die bereits bei Kap Spada gezeigt hatte, was sie tun konnte und die HMS Ajax, die 1939 einer der drei Kreuzer gewesen war, die bei Rio de la Plata den deutschen Kreuzer Admiral Graf Spee gestellt hatten. Die beiden Zerstörer gehörten zur Tribal-Klasse und waren die HMS Nubian und die HMS Mohawk. Die Schiffe bildeten das 7. Kreuzergeschwader. Kommandiert wurde die Einheit von Vizeadmiral Henry Pridham-Wippel.
(HMS Orion)
(HMAS Sydney)
(HMS Ajax)
(HMS Nubian)
(HMS Mohawk)
(Vizeadmiral Pridham-Wippel)
Nach Mitternacht waren die fünf Schiffe in die Adria vorgestossen und befanden sich um 01:00 Uhr zwischen Bari und Durazzo und drehten wieder um. 20 Minuten später sahen sie verdunkelte Schiffe vor sich, die in Richtung Italien fuhren. Sie vermuteten, dass es sich um vier Frachter und zwei Zerstörer handelte, wo sie nur knapp daneben lagen.
(Diese Karte ist wohl für Fährschiffe, aber da Bari und Durazzo eingezeichnet und verbunden sind, habe ich es benutzt.)
Dieser Konvoi bestand aus vier Frachtschiffen, Capo Vado, Catalani, Antonio Locatelli und Premuda, einem Torpedoboot aus dem Ersten Weltkrieg, die Nicola Fabrizi und einem Hilfskreuzer, der Ramb III. Die Fabrizi hatte als ursprüngliche Bewaffnung vier 102mm Geschütze und zwei Zwillingstorpedowerfer, aber bei ihr und einigen ihrer Schwesterschiffen wurde diese Bewaffnung von 1940 bis 1942 mit der Zeit um die Hälfte reduziert und ich weiss nicht genau, welche Bewaffnung sie zum Zeitpunkt dieses Gefechts hatte. Die Frachter hatten Nachschub nach Albanien gebracht und befanden sich auf dem Rückweg. Und nun waren sie direkt vor ein britisches Kreuzergeschwader gelaufen.
(Nicola Fabrizi)
(Ramb III)
Um 01:27 Uhr eröffnete die Mohawk das Feuer und dieser massiv ungleiche Kampf begann. Die Ramb III hatte nur zwei 120mm Kanonen, mit denen sie 19 Salven abfeuerte, bevor sie sich aus dem Staub machte, da sie in diesem Kampf nicht wirklich etwas ausrichten konnte.
Die Sydney eröffnete das Feuer auf den vordersten Frachter aus 11km Entfernung und setzte ihn in Brand. Im Gegensatz zur Ramb III, ging die Fabrizi, kommandiert von Kapitänleutnant Giovanni Barbini, in die Offensive und griff die britischen Schiffe an. Er liess das Feuer mit Geschützen und Torpedos eröffnen und ein Torpedo verfehlte das Heck der Sydney nur sehr knapp um 01:40 Uhr.
(Giovanni Barbini)
Die Fabrizi hatte gegen die übermächtigen Gegner kaum eine Chance und wurde schnell getroffen und schwer beschädigt. Barbini wurde schwer verwundet, weigerte sich aber, das Kommando abzugeben und befahl einen zweiten Angriff, um den feindlichen Beschuss auf sich zu ziehen und die Frachter zu retten. Weitere Torpedos konnten aber aufgrund der Beschädigungen nicht abgefeuert werden und das Schiff wurde komplett kampfunfähig geschossen.
Nach 23 Minuten war das Gefecht zu Ende. Alle vier Frachter waren entweder versenkt oder schwer beschädigt und in Brand gesetzt worden. Die Ramb III entkam unbeschädigt, während die Fabrizi sich schwer beschädigt und sinkend in einen Hafen schleppen konnte. Barbini liess sich erst behandeln, nachdem das Schiff sicher vertaut war. Er hatte das Torpedoboot trotz einer schlimmen Wunde am Bein und starkem Blutverlust die ganze Zeit über kommandiert.
Nach dem Angriff entsendete die Regia Marina fünf Leichte Kreuzer, zwei Zerstörerdivisionen und Torpedoboote, um das britische Geschwader zu stellen, aber diese konnten sich diesem Versuch entziehen, als die italienischen Aufklärer, die sie entdeckten, abgeschossen wurden.
Alle vier Frachtschiffe waren versenkt worden, mit 36 Toten und 42 Verwundeten, wobei 11 Tote und 17 Verwundete von der Fabrizi stammten, die sich sehr tapfer den Briten entgegengestellt hatte, um den Konvoi zu beschützen. Giovanni Barbini wurde für seinen Einsatz mit einer goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet und obwohl ich dieses Gefecht erst seit einigen Tagen kenne, stimme ich vollkommen damit überein, dass er sie verdient hat. Er hatte sich dem überlegenen Feind mehrmals gegenübergestellt, um die Frachter zu retten und auch wenn es schlussendlich leider erfolglos war, war dies doch ausserordentlich tapfer. Er erinnert mich ein bisschen an Ernest E. Evans und das ist immer ein gutes Zeichen für eine tapfere Person.
Die Ramb III, der überlebende Hilfskreuzer, hatte danach übrigens ein sehr unterhaltsames Leben. Sie wurde ein Jahr später im Hafen von einem britischen U-Boot versenkt und wieder gehoben. Am 9. September 1943 wurde sie von den Deutschen übernommen, umgetauft auf Kiebitz und als Minenleger benutzt, wobei sie in eine ihrer eigenen Minen hineinlief und rückwärts zum Hafen fahren musste, wo sie dann per Luftangriff versenkt wurde. Nach dem Krieg wurde sie von der yugoslavischen Marine gehoben, auf Galeb ungetauft und wurde zur persönlichen Yacht von Präsident Tito, wobei sie 40 Jahre im Dienst blieb. Momentan befindet sie sich im Hafen von Rijeka in Kroatien, wo sie ein Museumsschiff ist.
12.11.20
Ein kleineres Event, von den ich erst erfahren habe, als ich Nachforschungen zum Angriff auf Tarent anstellte. War dennoch ziemlich interessant, mit den Hintergrundgeschichten zu den italienischen Schiffen und Barbinis tapferem Einsatz. Manchmal sind die kleineren Gefechte viel interessanter, als die grossen Schlachten.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro