Das Imperium schlägt zurück: Seegefecht bei den Falklandinseln
Nachdem Admiral Graf Spee bei Coronel Admiral Cradocks Einheit besiegt hatte, versuchte er, um Kap Horn herum, in den Atlantik zu gelangen.
Da die Hochseeflotte in diesem Gebiet keine Stützpunkte besass, konnte das Ostasiengeschwader nur mit Schwierigkeiten an Kohle kommen. Sie konnten zwar Kohle bei den Häfen auffüllen, die sie anliefen, aber britische Geheimdienste waren dort sehr vertreten und wenn es etwas gab, dass Spee keinesfalls wollte, dann war es, das die Briten wussten, wo er sich befand.
Am 3. November lief Spee mit Scharnhorst, Gneisenau und Nürnberg in Valparaíso ein, um Kohle zu bunkern. Am nächsten Tag verliess er den Hafen und ein unabhängiger deutscher Hilfskreuzer lief ein. Am 13. November bunkerten Leipzig und Dresden. Eine Woche später liefen die Kreuzer mit ihren Versorgungsschiffen in eine Bucht und nahmen noch mehr Kohle auf.
Als sie dann Kap Horn umrundeten, herrschte das typische Sturmwetter und ein Teil der Kohle wurde wieder über Bord geworfen und der Verbrauch des Rests erhöhte sich wegen den Wetterverhältnissen. Deswegen machte man sich Sorgen, ob die Vorräte ausreichen würden. Da erbeutete die Leipzig einen kanadischen Segler, der Kohle transportierte und sie verbrachten die drei nächsten Tage damit, die Kohle auf ihre Versorgungsschiffe umzuladen.
Danach beschloss Spee, dass er Port Stanley auf den Falklandinseln überfallen wollte, um dessen Telegrafenstation zu zerstören, die Kohlevorräte zu übernehmen und den britischen Gouverneur gefangen zu nehmen. Diese Idee stiess bei seinen Kommandanten auf heftigen Widerspruch, aber er setzte sich schlussendlich durch. Laut Geheimdienstinformationen, die er erhalten hatte, befand sich das britische Kreuzergeschwader, dass auf der Atlantikseite Südamerikas operierte, beim Río de la Plata, was eine grosse Strecke entfernt wäre.
Am Morgen des 8. Dezembers 1914 näherte sich das Ostasiengeschwader Port Stanley und die Gneisenau wurde zusammen mit der Nürnberg vorausgeschickt, um mit einer vorbereiteten Landungseinheit die Spitze des Angriffs zu bilden.
Als der Hafen jedoch in Sicht kam, fielen ihnen drei unerwartete Dinge auf. Erstens, im Hafen waren britische Kriegsschiffe, zweitens, einige davon hatten Dreibeinmasten, was bedeutete, dass es sich dabei im Schlachtschiffe oder Schlachtkreuzer handelte und drittens, plötzlich landeten 30.5cm Granaten überall um sie herum.
Die Geheimdienstnachrichten waren falsch gewesen. Das Kreuzergeschwader unter Konteradmiral Stoddart befand sich genau in Port Stanley. Es bestand aus den Panzerkreuzern HMS Defence (das Schiff, dass Craddock so verzweifelt haben wollte), HMS Carnarvon, HMS Cornwall und HMS Kent, den Leichten Kreuzern HMS Glasgow und HMS Bristol und dem Hilfskreuzer Macedonia. Das alte Linienschiff Canopus war ebenfalls erfolgreich bei Port Stanley angekommen, aber aufgrund der schrecklichen Maschinenanlage auf Grund gesetzt worden, um den Hafen als unsinkbare Plattform zu verteidigen.
(HMS Carnarvon)
(HMS Kent)
Die Defence war ein schwer bewaffnetes Schiff und den Grossen Kreuzern der Scharnhorst-Klasse, was die Bewaffnung anging, überlegen. Die Carnarvon besass vier 19cm Geschütze, zwei davon seitlich, womit sie um einiges weniger Feuerkraft hatte, als die beiden deutschen Panzerkreuzer, aber immer noch besser als Cornwall und Kent, die der Monmouth-Klasse angehörten, die bei Coronel chancenlos versenkt worden war.
Die vier britischen Panzerkreuzer hatten zu den deutschen Gegenstücken einen zahlenmässigen Vorteil, was ihnen, selbst, wenn sie auf Distanz das Feuer nicht gut würden erwidern können, erlauben würde, ohne grosse Schwierigkeiten nahe genug an den Feind heranzukommen, um die Sekundärgeschütze benutzen zu können. Cradock hatte dies bei Coronel versucht, aber nicht geschafft. Selbst wenn sich Coronel hier wiederholen würde, so könnten Scharnhorst und Gneisenau nur jeweils einen Kreuzer beschädigen oder ausschalten, bevor die anderen herangekommen sind, um sie dann zu überwältigen, während sie vermutlich bereits Schäden davongetragen hatten und ihnen die Munition ausging.
Die beiden Leichten Kreuzer der Briten waren den deutschen Kleinen Kreuzern überlegen und auch wenn diese drei hatten, so könnte einer der Panzerkeuzer in diesem Gefecht mitmischen und gegen diesen hätten die Kleinen Kreuzer keine Chance.
Die Chancen standen in diesem Szenario also gut für die Briten. Allerdings wollten weder Admiral Fisher, noch Winston Churchill, in dieser Sache ein Risiko eingehen und beschlossen, dass sie auf Nummer sicher gehen wollten. Fisher hatte genau für diesen Job einen neuen Schifftyp entwickelt gehabt und diesen wollten sie nun benutzen. Den Schlachtkreuzer. Und Fisher wusste auch, wem er das Kommando für diese Operation geben wollte. Vizeadmiral Doveton Sturdee. Nicht, weil Fisher glaubte, dass er der richtige Mann für den Job sei, sondern, weil er ihn hasste.
(Sturdee)
Sturdee war zu diesem Zeitpunkt der Stabchef der Admiralität und Fisher warf ihm deshalb vor, dass er dafür verantwortlich sei, Cradock nur ein so schwaches Geschwader zur Verfügung gestellt zu haben. Vielleicht ist da etwas dran, aber die Admiralität war zu diesem Zeitpunkt ein einziges Durcheinander und die Last der Schuld kann man auf viele Schultern verteilen. Aber Fisher glaubte, es wäre Sturdees Schuld, also müsse er die Sache wieder geradebiegen. Sie hatten sich bereits vor dem Krieg nicht gemocht, da Sturdee einer derjenigen gewesen war, der verlangt hatte, dass Fisher 1911 das erste Mal von seinem Posten abtrat.
Also übernahm Sturdee das Kommando der beiden ersten britischen Schlachtkreuzer, HMS Invincible und HMS Inflexible und machte sich auf, nach Südamerika, während der moderne Schlachtkreuzer Princess Royal in die Karibik entsendet wurde, um den neu eröffneten Panamakanal zu bewachen.
(HMS Invincible)
Sturdee traf sich am 26. November bei den Abrolhos mit Stoddart (ungefähr auf der halben Strecke von Südamerika) und sie segelten gemeinsam nach Port Stanley. Sturdee plante, dass er dort Kohle bunkern würde und die Glasgow und die Bristol nach Spee patrouillieren lassen würde, bis sie ihn entdeckten und Verstärkung riefen. Am 7. Dezember liefen die Schiffe bei Port Stanley ein und begannen, Kohle aufzunehmen.
HMS Defence war entlassen worden, um einen Konvoi zu eskortieren und war deshalb nicht mehr dabei.
Da das Ostasiengeschwader drei Tage gebraucht hatte, um die Kohle des kanadischen Schiffes aufzunehmen, hatten sie sich gerade genug verspätet, um direkt in die britischen Schiffe hineinzulaufen. Und zwei davon waren Schlachtkreuzer. Gebaut, um feindliche Kreuzer zu jagen und zu zerstören. Schlachtschiffbewaffnung, hohe Geschwindigkeit, perfekt, um Spees Geschwader einzuholen und eine Panzerung, die ausreichte, um sämtliches Geschützfeuer des Ostasiengeschwaders verkraften zu können. Spee war im wahrsten Sinne des Wortes ein Einbrecher, der eine Tür eingetreten hatte, nur um herauszufinden, dass sich dahinter ein Navy Seal Team befand. Wie Craddock in Coronel, befand sich nun Spee in seinem Albtraumszenario.
Die Lage sah Anfangs allerdings gar nicht so schlecht aus, wie man es vermuten würde. Das einzige britische Schiff, dass sich ausserhalb des Hafens und auf Patrouille befand, war der Hilfskreuzer Macedonia und nur der Panzerkreuzer Kent hatte Dampf, um die Macedonia zu einem späteren Zeitpunkt abzulösen. Bei den anderen Schiffen waren sämtliche Kessel ausser Betrieb und die Schiffe waren mit der Kohleübernahme beschäftigt. Hätte Spee beschlossen, die im Hafen liegenden Schiffe anzugreifen, hätte er einige üble Treffer verteilen können, aber um die Schlachtkreuzer beschädigen zu können, hätte er wohl sehr nahe herangemusst und das wäre nicht empfehlendswert gewesen.
Die Granaten, die einige hundert Meter vor Nürnberg und Gneisenau ins Wasser schlugen, stammten von der Canopus, die mit maximaler Rohrerhöhung gefeuert hatte, sich aber noch ausser Reichweite befand, während sie selbst hinter Land verborgen war.
Das Ostasiengeschwader war von einigen Zivilisten entdeckt worden, die selbstständig einen Beobachtungsposten auf einem Hügel errichtet und die Sichtung telefonisch gemeldet hatten.
Gneisenau und Nürnberg waren um 07:50 Uhr gemeldet worden. Die Kent lief um 08:45 Uhr aus dem Hafen aus, um die Macedonia zu unterstützen und Canopus hatte um 09:20 Uhr das Feuer eröffnet. Gneisenau und Nürnberg machten sich kampfbereit, als das Signal von Spee kam: "Gefecht abbrechen, mit voller Kraft Kurs Osten laufen."
Sturdee liess die Kohleübernahme abbrechen und schickte seine Besatzungen zum Frühstück, da er wusste, dass Canopus ihm Zeit erschafft hatte. Um 09:40 Uhr verliess die Glasgow den Hafen und verfolgte mit Kent die deutschen Schiffe, um den Kontakt nicht abreissen zu lassen. Um 10:00 Uhr folgten die Schlachtkreuzer und die restlichen Schiffe.
Das Ostasiengeschwader hatte zu diesem Zeitpunkt einen Vorsprung von 24 Kilometern, aber wie bei Coronel war das Wetter auf der Seite der überlegenen Streitmacht. Die Sicht war perfekt und das Meer ruhig, womit die Briten das deutsche Geschwader problemlos am Horizont ausmachen konnten und es würde noch lange genug hell sein, um sie einholen zu können.
Sturdee liess seine Schlachtkreuzer mit 26,5 Knoten Höchstgeschwindigkeit laufen, bis er um 11:00 Uhr auf 20 Knoten herunterging, damit die Panzerkreuzer aufholen konnten. Auf der Leipzig machte währenddessen die Maschinenanlage Probleme, da sie für einen langen Zeitpunkt nicht hatte gewartet werden können. Neben der Tatsache, dass das Ostasiengeschwader sowieso nicht entkommen konnte, verlangsamte dies das Geschwader noch weiter. Spee wollte das Schiff nicht zurücklassen, womit er die selbe Entscheidung wählte, die Craddock bei Coronel bezüglich der Otranto getroffen hatte. Bei den Briten hinkte die Carnarvon hinter den restlichen Schiffen hinterher, aber hier spielte das nicht eine so grosse Rolle. Nachdem sie sich zuerst gegen Osten zurückzogen und sich die Briten auf einem Parallelkurs Backbord näherten, änderte das Ostasiengeschwader seinen Kurs auf Südosten und bekam so die Briten in den Rücken.
Um 12:55 Uhr waren die Schlachtkreuzer in Reichweite gekommen und eröffneten das Feuer auf Leipzig, das letzte Schiffe der deutschen Kiellinie. Die Schüsse waren vorerst sehr ungenau, doch nach 20 Minuten fielen die Granaten sehr dicht um den Kleinen Kreuzer herum, auch wenn er noch keine Treffer erhielt. Spee erkannte, dass er im Verband nie entkommen könnte und entliess um 13:15 Uhr Leipzig und fünf Minuten später auch Nürnberg und Dresden, in dem er signalisierte: "Kleine Kreuzer entlassen. Zu entkommen versuchen!"
Nach diesem Signal drehten Scharnhorst und Gneisenau um 90° nach Backbord, auf Kurs Nordost und eröffneten das Feuer mit Breitseiten, um so die Briten von den Kleinen Kreuzern abzulenken. Das Manöver ging überhaupt nicht auf. Während die britischen Schiffe im Hafen fahrbereit gemacht worden waren, hatte Sturdee eine Kommandantensitzung gehalten und dieses Manöver bereits vorausgesehen. Nun sendete er ein Signal an seine Kreuzer und diese nahmen die Verfolgung der kleineren Schiffe auf, während er sich mit den beiden Schlachtkreuzern und der folgenden Carnarvon Spee stellte.
(Das Schlachtkreuzergefecht)
Invincible und Inflexible gingen auf Parallelkurs zu Scharnhorst und Gneisenau und versuchten ausserhalb deren Feuerreichweite zu bleiben. Was diesen Teil des Gefechts auszeichnet, ist Sturdees Kommandostyl, da er sehr zurückhaltend agierte und trotz seinem Vorteil nicht gegen die Deutschen preschte, um den Kampf schnell zu beenden. Spee konnte nicht entkommen und das wusste er. Da konnte er sich die Zeit lassen, die es benötigen würde, aus der Entfernung die richtige Distanz herauszufinden, um Treffer zu erzielen.
Scharnhorst und Gneisenau ihrerseits versuchten, näher heranzukommen und feuerten auch mit ihrer Sekundärartillerie, aber auch wenn sie sehr schnell Treffer auf der Invincible erzielten, so war diese zu stark gepanzert, um dadurch zu sehr gestört zu werden. Die beiden Schlachtkreuzer hatten währenddessen Probleme, auf die Deutschen zu schiessen, da der Wind aus Nordwesten blies und den Rauch der Schornsteine und Kanonen direkt zwischen die Schiffe blies, was es für die Briten schwieriger machte, die Grossen Kreuzer zu erkennen. Um 14:00 Uhr hatten sie 210 Schuss abgefeuert und nur 4 Treffer erzielt.
Da Spee immer näher heranrückte, liess Sturdee seine Schiffe weiter auf Distanz gehen und Spee nutzte diese Gelegenheit, nach Süden abzudrehen und zu versuchen, zu entkomen. Die Briten bemerkten das Manöver erst nach einigen Minuten und drehten, um den Deutschen zu folgen. Nach 40 Minuten hatten sie wieder aufgeholt und da sich die Wetterverhältnisse nicht veränderten, akzeptierte Spee, dass sie nicht entkommen würden und drehte erneut nach Osten, um sich dem Unvermeidlichen zu stellen.
Diesmal war Sturdee willig, die deutschen Schiffe näher an sich heranzulassen und erzielte nun auch mehr Treffer auf den Grossen Kreuzern. Um 15:00 Uhr wurden die Kasematten der Backbordseite auf Scharnhorst und Gneisenau getroffen und zerstört, was schwere Verluste und Brände verursachte. Sturdee drehte nach Südwesten ab, um in eine günstigere Schussposition zu kommen und Spee zog nach, um dies zu verhindern und mit der Steuerbordbewaffnung feuern zu können. Die Gneisenau wurde temporär durch Rauch verdeckt, weshalb nun die Scharnhorst von beiden Schlachtkreuzern beschossen wurde. Beide Kreuzer waren zu diesem Zeitpunkt bereits schwer beschädigt und Spee und der Kommandant der Gneisenau, Kapitän Maerker, tauschten Signale aus, um den Zustand des jeweils anderen Schiffes herauszufinden. Auf der Gneisenau waren zwei Kesselräume und der Steuerbordmaschinenraum getroffen worden, was ihre Geschwindigkeit verlangsamte. Die Scharnhorst hatte über 40 Treffer eingesteckt, brannte, der dritte Schornstein war zerstört und sie hatte Schlagseite nach Backbord. Um 15:45 Uhr wurde der vorderste Schornstein der Gneisenau ebenfalls umgeschossen und 15 Minuten später wurde ein weiterer Kesselraum durch einen Treffer geflutet.
Spee entliess die Gneisenau in einem Winkspruch und sagte, sie soll zu entkommen versuchen, falls sie noch dazu in der Lage wäre. Vorher hatte er bereits einen anderen Winkspruch an die Gneisenau gesendet, indem er gesagt hatte: "Admiral an Kommandant. Sie haben doch recht gehabt.", womit er sich darauf bezog, dass Kapitän Maerker gegen den Angriff auf Port Stanley gewesen war. Die Scharnhorst drehte noch für einen Torpedoangriff auf die britischen Schiffe zu, war aber dazu nicht mehr in der Lage und als die Carnarvon endlich in Schussreichweite kam, verpasste sie ihr mit den beiden Schlachtkreuzern den Rest und sie versank um 16:17 Uhr mit der gesamten Besatzung, unter ihnen Admiral Spee.
Die Gneisenau lief zu diesem Zeitpunkt nur noch mit 16 Knoten und ihr hinterer Geschützturm war zerstört worden. Nun konzentrierten die drei britischen Schiffe ihren Beschuss auf sie. Sie erhielt einen Treffer bei der Kommandobrücke, eine Granate, die durch das Schiff hindurchflog und auf der anderen Seite wieder austrat und eine Granate, die bei einer Krankenstation einschlug und viele Verwundete tötete. Nun hielt sie ebenfalls auf die britischen Schiffe zu, wurde aber um 17:15 Uhr wurde sie von drei weiteren Granaten getroffen, von denen zwei das Schiff unter Wasser trafen und weitere Flutungen verursachten, während die dritte ein Kasemattgeschütz traf, dessen Besatzung von einem vorherigen Treffer bereits getötet worden war. Die Munition ging aus und die Besatzung begann, Übungsgranaten zu feuern, womit sie noch einen Treffer auf der Invincible erzielten.
Um 17:30 Uhr betrug ihre Geschwindigkeit noch 5 Knoten und die Munition war ausgegangen, weshalb Maerker befahl, das Schiff zu versenken. Das Schiff hatte eine starke Schlagseite nach Steuerbord und es brannte. Der vordere Geschützturm feuerte trotz der Anweisung von Maerker eine letzte Granate, weshalb die Invincible eine weitere Granate abfeuerte, die erneut eine Krankenstation traf. Um 17:42 Uhr explodierten die Sprengladungen und die überlebenden Besatzungsmitglieder verliessen das Schiff. Die britischen Schiffe konnten 187 Personen retten, darunter der Erste Offizier, Hans Pochhammer. Ein gerettetes Besatzungsmitglied hatte drei Geschütze bedient und war bei allen drei der einzige Überlebende gewesen, als sie zerstört wurden. Als er aus dem Wasser gezogen wurde, sagte er, er sei ein Verwandter von Stoddart.
(HMS Inflexible bei der Rettung von Überlebenden)
Währenddessen versuchten die Kleinen Kreuzer vor den britischen Verfolgern zu entkommen und hatten im Gegensatz zu Spee auch die Chance dazu. Ihre Geschwindigkeit und diejenigen der britischen Panzerkreuzer war ziemlich ähnlich. Unter normalen Umständen wären die deutschen Schiffe zwar schneller, aber nach Monaten im Krieg und ohne richtige Wartung hatten ihre Maschinenanlagen nachgelassen.
Die Glasgow war schneller und näherte sich dem Verband. Sie eröffnete das Feuer auf die Leipzig und diese erwiderte den Beschuss, wobei sie immer wieder beidrehte, um Breitseiten feuern zu können. Um 14:30 Uhr trennten sich die drei deutschen Schiffe und verstreuten sich. Dresden flüchtete nach Südwesten, Nürnberg nach Südosten und Leipzig nach Süden. Nur die Glasgow wäre aufgrund des grösseren Vorsprunges dazu in der Lage, die Dresden noch einzuholen. Aber selbst, wenn sie dies tun könnte, so würde dies erst zu einem Zeitpunkt passieren, bei dem kaum noch Zeit für ein Gefecht wäre, bevor es dunkel werden würde. Deshalb beschloss der Kapitän der Glasgow, John Luce, dass er die Dresden entkommen lassen würde und stattdessen mit der Cornwall die Leipzig zur Strecke brachte.
Die beiden britischen Schiffe griffen die Leipzig von beiden Seiten an, während diese sich hartnäckig wehrte. Obwohl das Schiff in Brand gesetzt wurde, zog sich der Kampf bis um 19:00 Uhr hin, bis der Leipzig die Munition ausging. Danach feuerte sie erfolglos Torpedos auf die britischen Schiffe ab und Kommandant Johannes Haun befahl, dass das Schiff versenkt und evakuiert werden sollte und dass die Flagge vom Mast genommen werden sollte.
Die britischen Schiffe stellten das Feuer ein und fragten per Funk, ob die Leipzig sich ergebe. Sie war zwar willig dazu, aber sie konnte nicht antworten und die Flagge am Mast konnte aufgrund des Feuers nicht erreicht werden, was dieses visuelle Kapitulationssignal ebenfalls nicht möglich machte. Die Briten eröffneten deshalb wieder das Feuer, während der Grossteil der überlebenden Besatzung der Leipzig sich auf Deck versammelt hatte. Ein Besatzungsmitglied feuerte zwei Signalraketen ab und die Briten stellten das Feuer wieder ein. Kommandant Haun versammelte die Überlebenden wieder auf dem Deck, schüttelte jedem von ihnen die Hand und ging dann zurück zur Brücke, um mit dem Schiff zusammen unterzugehen. 18 Besatzunsmitglieder wurden gerettet. Die Leipzig hatte auf der Cornwall 18 Treffer erzielt, aber Aufgrund der Panzerung waren diese ziemlich wirkungslos gewesen.
Die Verfolgung der Nürnberg durch die Kent währenddessen sah gar nicht so schlecht für den Kleinen Kreuzer aus. Beide Schiffe waren ziemlich gleich schnell und die Sicht verschlechterte sich, womit die Nürnberg tatsächlich entkommen könnte. Die Kent hatte für diese Verfolgungsjagd grosses Glück gehabt. Da sie die Kessel in Betrieb hielt, um patrouillieren zu können, war sie in Port Stanley nicht mit Kohle beladen worden, weshalb sie ziemlich leicht war. Allerdings bedeutete dies auch, dass sie nicht mehr viele Kohlevorräte übrig hatte und die Besatzung warf nach einer Weile Türen, Tische, Stühle, Leitern und sonst alles brennbare in die Kessel hinein, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Waren beide Schiffe Anfangs 23 Knoten schnell, so konnte die Kent nach einigen Stunden auf 25 Knoten beschleunigen.
Allerdings wäre dies nicht genug, um die Nürnberg vor der Dunkelheit einzuholen. Doch dann verliess die Nürnberg das Glück und zwei Kessel versagten, was ihre Geschwindigkeit auf 19 Knoten reduzierte. Kapitän Karl von Schönberg realisierte, dass sie nun nicht mehr entkommen könnten und drehte nach Backbord, um Breitseiten feuern zu können.
Nürnberg erzielte 38 Treffer auf der Kent, von denen einer ein ziemlicher Glückstreffer war, der ein Geschütz der Kent ausschaltete und ein Feuer auslöste, das beinahe bis zur Munitionskammer gelangte. Die Kent wiederum setzte die Nürnberg in Brand und schoss das Schiff manövrierunfähig. Das Schiff kenterte und sank um 19:26 Uhr und es wurden einige deutsche Matrosen auf dem sinkenden Schiff beobachtet, die eine Seekriegsflagge schwenkten. Je nach Angaben wurden 12 oder 18 Mann aus dem Wasser gezogen, von denen fünf an ihren Verletzungen erlagen.
HMS Bristol und HMS Macedonia hatten währenddessen die beiden Versorgungsschiffe Baden und Santa Isabel entdeckt und versenkten sie, nachdem die Besatzungen von Bord gegangen waren. Nur das Versorgungsschiff Seydlitz entkam nach Argentinien und wurde dort interniert.
Schlussendlich war das Ergebnis eindeutig. Die Briten hatten kein Schiff verloren und nur 10 Tote und 19 Verwundete zu beklagen.
Auf deutscher Seite waren Scharnhorst, Gneisenau, Leipzig und Nürnberg, sowie Baden und Santa Isabel versenkt worden und nur Dresden und Seydlitz entkamen. Über 2'200 Besatzungsmitglieder waren ums Leben gekommen, mit nur wenigen oder gar keinen Überlebenden pro Schiff (die Versorgungsschiffe ausgeschlossen).
Spees waghalsiger Versuch, seine Schiffe und Besatzungen nach Hause zu bringen, war gescheitert. Er hatte sich grosse Mühe gegeben, aber es war nicht genug.
Die Seegefechte bei Coronel und den Falklandinseln sind sehr interessant, besonders, wenn man sie miteinander vergleicht. Beide Male befand sich eine Seite in einer hoffnungslosen Position und hat sich trotzdem so gut wie möglich dem Kampf gestellt und dann schwere Verluste erlitten. Beide Male waren die Wetterverhältnisse im Vorteil der überlegenen Einheit und beide Male waren die Kommandanten der unterlegenen Seite durchaus kompetent, hatten aber keine Chance, zu gewinnen. Ich habe grossen Respekt vor Craddock und Spee und finde es schade, dass beide bei Coronel und den Falklandinseln sterben mussten.
Neben Spee starben auch zwei seiner Söhne bei den Falklandinseln. Einer von ihnen auf der Gneisenau, der andere auf der Nürnberg.
Nach der Schlacht liess Sturdee dem Ersten Offizier der Gneisenau, Hans Pochhammer, eine Nachricht zukommen, in der er sagte: "The Commander-in-Chief is very gratified that your life has been spared and we all feel that the Gneisenau fought in a most plucky way to the end... We sympathize with you in the loss of your admiral and so many officers and men. Unfortunately the two countries are at war." (Der Oberbefehlshaber ist sehr erfreut darüber, dass ihr Leben verschont wurde und wir alle denken, dass die Gneisenau bis zum Ende auf höchst mutige Weise gekämpft hat... Wir sympathisieren mit Ihnen für den Verlust ihres Admirals und so vieler Offiziere und Männer. Leider befinden sich beide Länder im Krieg.)
Pochhammer antwortete: "We regret, as you, the course of the fight as we have learned to know during peacetime the English navy and her officers." (Wir bedauern, wie Sie, den Verlauf dieses Kampfes, da wir in Friedenszeiten die englische Marine und ihre Offiziere kennengelernt haben.)
Die Dresden entkam zwar für den Moment, hatte nun aber das britische Geschwader weiterhin am Hals. Ihr Kapitän, Fritz Lübecke, entschloss sich dazu, in den Pazifik auszubrechen und dort solange wie möglich Kreuzerkrieg zu führen. Mit einem neuen Versorgungsschiff, das ihr zugeteilt worden war, schlich sie sich durch die Magellanstrasse und musste dabei die Carnarvon sehr dicht passiert haben. Sie suchte danach nach Frachtschiffen, fand aber nur Segler. Als sie per Funk ihr Versorgungsschiff zu einem Treffer rief, tauchte stattdessen die Kent auf und verfolgte sie für mehrere Stunden, bis sie den Panzerkreuzer abhängen konnte. Da die Kohlevorräte nun kaum noch existenz war und die Maschinenanlage kurz vor dem Zusammenbruch stand, kam von Deutschland die Erlaubnis, das Schiff in Chile internieren zu lassen. Als sie sich am 14. März in einer Bucht versteckte und chilenische Kriegsschiffe erwartete, tauchten stattdessen die Glasgow und die Kent auf, drangen in die chilenischen Gewässer ein und eröffneten das Feuer, obwohl die Dresden signalisierte, kein kampffähiges Schiff zu sein. Sie liessen eine weisse Flagge hissen und nutzten die Ablenkung einer Verhandlung, um das Schiff selbst zu versenken. Die Besatzung wurde daraufhin in Chile interniert.
08.12.20
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