eleven
Verwirrung durchströmte meinen ganzen Körper, als ich in dem großen Kingsize Bett aufwachte. Meinen Blick ließ ich unsicher umher gleiten. Die vier Wände die mich umgaben, waren ganz sicher nicht mein gewohntes Zuhause. Ein großer und langer Vorhang bedeckte das frontale Fenster, wo hinter New Jersey und ihre strahlende Sonne steckte. Wie ein aufgeregtes Kind sprang ich aus dem Bett und blieb vor dem bedeckten Fenster stehen. Schluckend betätigte ich den weißen Schaltknopf an der Wand und der Vorgang begann sich automatisch nach links zu ziehen.
Fasziniert schaute ich hinaus und drückte wie immer mein Gesicht an der Platte glatt. Und obwohl es leicht schneite und Schneeflocken umher flogen, schien sich die Sonne durch die dunklen Wolken gekämpft zu haben. Sie strahlte über ganz New Jersey und ließ mich lächeln. Ich hatte es vermisst.
Die Menschen sah ich nicht, von dieser Höhe aus vernahm man sie als kleine Ameisen. Überwältigend.
»Du bist schon wach.« Erschrocken keuchte ich auf und drehte mich blitzschnell um. Roman lehnte an der Tür und schaute mich undefinierbar an. Seine breiten Arme waren verschränkt. Er hatte nur ein schwarzes T-Shirt und eine lockere graue Jogginghose an, in der man ihn genauestens mustern konnte. Er war wirklich muskulös. Er erinnerte mich an die Models im Fernsehen, die für beliebige Marken und Shows am Laufsteg ihr bestes gaben. Würde Roman dort eingesetzt werden, würde es niemanden auffallen.
»Guten Morgen, Kleines.« Roman grinste idyllisch und musterte mich. Panisch ließ ich meinen Blick an mir hinuntergleiten. Ich steckte in meinem Erdbeer Pyjama, den ich doch eigentlich in meinen Koffer gestopft hatte. Hatte ich mich gestern Nachts noch umgezogen? Kann mich schließlich nicht in Kleidung hereinzaubern.
Er schritt in das Gästezimmer hinein, warf prüfend einen Blick auf die Ecken des Zimmers und blieb dann schlussendlich vor dem Bett stehen. Seine Augen glitten meinem Körper auf und hinab, bekamen kaum genug, denn er analysierte mich förmlich. Die weiteren Sekunden vergingen schweigend. Wir schauten uns beide an und merkten am gegenüberliegenden, wie schön man doch eigentlich war. Roman war ein wirklich schöner Mann, dass konnte ich noch oft genug in meinen Gedanken wiederholen.
Mit seinem Blick glitt er hoch in meine Augen. Er lächelte, ganz zärtlich. Ganz anders.
»Mach dich fertig. Frühstück steht auf dem Tisch.«
★★★
Als hätte ich seit Tagen nicht mehr gegessen, schaufelte ich mir das Omelette in den Mund und schlürfte aus meinem Orangensaft. Roman hingegen trank genüsslich und still seinen Kaffee, tippte etwas an seinem PC und würdigte mir kein Blick. Wahrscheinlich stellte ich ein verfressenes Bild dar. Vielleicht stellte er sich mich wie ein Schwein vor, dass mit Messer und Gabel aß und nicht genug bekam. Wie ich grunzte und mein Mund mit einer Serviette abtupfte.
Vielleicht sollte ich mich nochmal hinlegen?
»Hast du etwas für heute geplant?« Ahnungslos zuckte ich die Schultern und schob mein leeren Teller einwenig von mir.
»Nachschlag?« Roman's Augen glitten vom Display hoch zu meinen, er durchschaute mich. Beschämend fuhr ich mir über die Oberarme und schüttelte den Kopf. Ich hätte ganz sicher noch ein Omelette verdrücken können, da er so unfassbar gut zubereiten konnte. Aber auf keinen Fall wollte ich ihm ein falsches Bild vermitteln. Schließlich lebte ich hier nur vorübergehend. Es war dreist ihm die Lebensmittel davon zuessen.
Gespielt strich ich mir über den Bauch und senkte dann meinen Kopf, um meine Augen zu verdrehen. Es war peinlich.
»Bin mega voll.« Meine berührte Peinlichkeit überspielte ich hervorragend mit einem kleinen Lächeln, dass ihn nicht beunruhigen sollte. Die Tatsache, dass er mich bestimmt durchschauen konnte und ich schon immer ein offenes Buch für jeden war, verwarf ich in die hinterste Ecke meines Gehirns.
Roman nickte verstehend und erhob sich von seinem Platz. Mit einem flüchtigen Blick auf die Wanduhr, endschied er sich loszugehen.
»Ich muss in die Firma. Hab heute wichtige Meetings. Komme erst später Heim. Du kannst tun und lassen was du möchtest. Den Schlüssel vom Fahrstuhl lege ich dir auf die Kommode.« Er legte sich noch rasch seine goldene Rolex um das Handgelenk, die er auf die Theke gelegt hatte und warf mir eins seiner Lächeln zu. Er stellte noch schnell die Pfanne mit dem Omelette zu mir an den Tisch und verabschiedete sich von mir.
Sprachlos blickte ich ihm hinterher. Er ließ mich alleine in seinem Apartment? Hatte er keine Angst, dass ich ihm etwas klaute und verschwand? Das würde ich nicht tun, aber anscheinend vertraute er mir in der Hinsicht.
Schulterzuckend begann ich das weitere Omelette in meinen Mund zu schaufeln und beschloss, bei Every vorbeizuschauen.
★★★
»Tut uns völlig leid. Every ist mit ihren Schwestern unterwegs. Sie wollen eine kleine Reise unternehmen. Ganz spontan. Ich halte auch nichts tolles davon, aber die drei kann ich schlecht aufhalten. Sie sind erwachsen.« Mandy, die Mutter meiner besten Freundin, seufzte verzweifelt und setzte ein kleines Lächeln auf. »Wenn du möchtest, kannst du noch auf einen Tee hereinkommen. Ich habe Spekulatius für uns.« Breit grinste sie und wollte sich gerade umdrehen, um die speziellen Weihnachtskekse zu holen.
»Nein, nein danke. Ich muss los. Nochmals vielen Dank!« Mandy seufzte wiedereinmal und zuckte die Schultern. Sie hatte mir oft mittgeteilt und mir das Gefühl vermittelt, dass ich wie eine Tochter für sie war. Ich war jederzeit willkommen und könnte sie immer fragen, wenn ich etwas brauchte. Ich schätzte es wirklich, Magdalena hätte dies nämlich niemals zu mir gesagt.
Die Tür schlug mit einem leisen Knall. Wieder stand ich auf eigenen Beinen. Seit einigen Minuten spielten ich nun mit dem Gedanken, in die Firma von Roman zu fahren. Aber dort hatte ich eigentlich nichts zu suchen. Das Apartment hatte ich schnell möglichst verlassen, ohne es auch nur ausgiebig zu betrachten oder zu analysieren. Ich könnte einfach nach Geld suchen und damit abhauen, aber damit kam ich in New Jersey nicht weit.
Ich hatte keinen Anhaltspunkt. Wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Vielleicht sollte ich versuchen, auf eigenen Beinen zu stehen und das Leben in die Hand zu nehmen. Oder aber ich lasse mich auf Roman ein und genieße seine Freundlichkeit noch einwenig. Er hatte mir ein Dach über den Kopf gegeben, Nahrung und ein Bett. Wer sich da noch beschwerte, war verrückt.
Als mir die Scene am Abend wieder hochkam, erzitterte ich und ließ automatisch meinen Finger an meine Lippen glitten.
Gänsehaut umhüllte meine Haut, mein Herz schlug tierisch schnell in meinem Brustkorb und meine Glieder begannen zu zittern. Seine rechte Hand glitt zu meinem Kiefer, den er aprubt festhielt und zu sich zog. Anstatt, dass ich mich wehrte und ihm sagte, dass ich es nicht wollte, ließ ich ihn dennoch gewähren. Zwischen meinen Beinen kribbelte es fürchterlich und mein Magen kribbelte.
Wie löste er es sowas aus?
Sein langer Zeigefinger stieß gegen meine Unterlippe, bat um Einlass. Unerfahren und Neugierig wie ich war, öffnete ich meinen Mund einen kleinen Spalt und ließen seinen Finger in meinen Mund gleiten. Abwechselnd schaute ich ihm die Augen und strich mit meiner Zunge leicht an seinem Finger. Warum gefiel es mir? Warum löste er in mir eine gewaltige Hitze aus? Warum wehrte ich mich nicht ?
Warum, warum, warum nur ?
Roman stieß ein schweren Seufzer aus, packte meinen Haarschopf und senkte seinen Kopf hinunter zu meinem Ohr. Dort hauchte er mir kleine Küsse auf meine Ohrmuschel, die mich leise aufstöhnen ließen. Durch seinen Finger in meinem Mund, klang es bloß leise und gedämpft.
Warum hatte er mich Kotik genannt? Was bedeutete es?
Warum kribbelte an diesem Abend alles in mir und wieso war die Atmosphäre so leidenschaftlich? Genüsslich und leise.
Hart biss ich meine Zähne aufeinander. Diese Gefühlslage verstand ich nicht, aber ich mochte sie. Langsam schritt ich aus der Einfahrt und stellte mich wieder an die Haltestelle, wo ein Bus erst in einigen Minuten anhalten würde.
Mit geschlossenen Augen müsste ich vorangehen. Musste mich der Situation aufpassen. Es könnte nur noch besser werden oder ich irrte mich und ich gelang in mein persönliches Verderben.
★★★
Also, meine hübschen. Ein weiteres Kapitel ist fertig. Wie hat's euch gefallen? Votet& kommentiert ❤️
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