eight
Ich hatte kein Zuhause mehr.
»Arbeitest du in dieser Firma?« Roman antwortete mir nicht, ignoriere mich stattdessen gewissenhaft und hob meinen Koffer an, um ihn mitzuschleppen. Steif folgte ich dem großgewachsenen Mann, starrte ununterbrochen auf seinen äußerst breiten Rücken. Er trug einen Anzug, so wie ich es von Mitarbeitern in Firmen kannte. Cadon trug auch immer einen. Aber an Roman sah es unvorstellbar gut aus. Vielleicht sollte ich genau so nicht denken, eventuell war ich bloß noch eine Jugendliche in seinen Augen.
Wieso traute ich diesem mysteriösen Mann und folgte ihm?
»Danke dir übrigens vielmals. Die Wachmänner wollten mir weh tun, dabei habe ich gar nichts getan.« Auch meine Aussage und meinen Dank ließ er kommentarlos stehen. Grübelnd zuckte ich mit meinen Schultern, er war wortkarg. Das war mir bereits aufgefallen, ein Mann weniger Worte. Nur die Kombination passte absolut nicht ins Bild hinein. Ich war nämlich eine Labertasche.
Seufzend blieben wir nach etlichen Sekunden an einem schwarzen Auto stehen. Die Marke erkannte ich als einen Mercedes. Den fuhr Cadon auch, nur etwas anders.
»Steig ein, Tracy.« Schweigend und verkrampft blieb ich vor der Beifahrertür stehen. Mein gesunder Menschenverstand riet mir dazu nicht einzusteigen, obwohl mein Herz dafür schlug. Roman war ein fremder Mann, denn ich überhaupt nicht kannte. Aber ich war bei ihm. Habe bei ihm geschlafen, er hat sich um mich gesorgt. Er hatte schon längst mein Vertrauen gewonnen und ich fühlte mich auch anders bei diesem Mann, auch wenn ich es nicht verstand und es sich in meinem Kopf nicht logisch anhörte.
Er war ein viel älterer Mann und trotzdessen zog mich etwas an. Magdalena hätte mir den Vogel gezeigt. Für sie war es unvorstellbar, dass ich jemanden finde, der meinen Ansprüchen gerecht wurde. In ihren Augen war ich verwöhnt, ungerzogen und undankbar. Mit diesen Eigenschaften würde ich niemals jemanden finden, der mich auch wollte.
»Ich...ich geh zu Fuß, schon okay.«
Roman interessierte es nicht, dieser verfrachtet nämlich mein Koffer in seinen geräumigen Kofferraum und schlug diesen auch lautstark zu. Verkrampft und mit weichen Gliedern lehnte ich mich mit meiner Seite an sein Mercedes, als er sich einige Schritte zu mir bewegte. Er war wie ausgewechselt. Er schien mir überhaupt nicht wie ein Firmenboss oder einem eher stillen Mann. Roman war geheimnisvoll.
»Ich wiederhole mich ungern.«
Er schob mich sanft an der Hüfte zur Seite und öffnete die Beifahrertür für mich. Blitzartig fror ich ein und riss die Augen auf. Dort wo er mich berührte hatte, brach ein kleines Feuerwerk aus. Die Stelle kribbelte angenehm und prickelte wie verrückt. Während mein Körper innerlich explodierte, schien Roman seine Geduld zu verlieren. Dieser packte abprubt mein Handgelenk und drückte mich in den Sitz hinein. Zickig wie ich war, schob ich seine Hand ruckartig von meinem Gelenk und drehte mich von ihm weg. Er konnte mich nicht so behandeln.
Dieser hielt aber nichts von meiner trotzigen Art, denn Roman schlug die Autotür hinter mir zu und lief herum, um an die Fahrerseite zu gelangen. Hektisch drehte ich mich an das Fenster und schwieg, als er einstieg. Als hätte er einen Knopf umgelegt, versprühte sich im Auto unentwegt sein Parfum und ich zog ihn gierig ein. Meine Wut war verflogen, viel lieber konzentrierte ich mich nun, nicht neben ihn verrückt zu werden. Er schaffte es mich ganz weich zu machen. Der Mann neben mir wusste nämlich, welche Knöpfe er drücken müsste.
»Nachts ist es gefährlich. Vorallem für dich, Tracy!« Seine linke Hand war am Lenkrad angespannt, er krallte sich förmlich daran. Die rechte krallte sich in meinen Sitz, unmittelbar neben meinem Oberschenkel.
»Das weiß ich.« Trällerte ich gelangweilt und traute mich endlich meinen Kopf zu ihm zudrehen. Anscheinend war dies doch eine falsche mutige Entscheidung. Denn Roman's Augen sprühten die vollkommenen Zorn aus. Panisch drückte ich mich enger an das Fenster, in Angst, er würde mir weh tun. Hatten ihm meine Worte etwa nicht gefallen? Ich habe ihn doch überhaupt nicht gebeten, mich zu fahren, er machte sich damit selber den Stress!
Verkrampft legte ich meine Arme um meinen Körper und endschied mich dazu, den Rest der Fahrt ihn zu ignorieren und nicht mehr zu reden. Ich verschluckte meine Zunge und schloss die Augen, da er das Tempo des Autos beschleunigte. Keinerlei Ahnung hatte ich, wohin er das Auto lenkte und mich hinbrachte. Er wusste doch auch nicht wo ich wohnte, also brachte er mich bestimmt zu sich.
»Wohnstraße?«
Verwirrt schaute ich dann doch zu ihm, obwohl ich genau dies vermeiden wollte.
»Ich hab kein Zuhause mehr.«
Die Ampel die blitzschnell von Grün zu Rot umschielt, ließ Roman stoppen. Die Schranken fuhren hinunter und mir wurde klar, dass wir noch einwenig länger warten mussten. In die Lippe beißend senkte ich meinen Blick auf meine Beine, die ich angewinkelt hatte. Noch immer lagen feine Schneepartikel auf meiner Winterhose, die langsam durch die Wärme des Autos begannen zu schmilzen. Ich zitterte, obwohl er die Heizung angestellt hatte.
In meinem Magen steckte ein großer Knoten, der mich ganz unwohl fühlen ließ. Doch der Mann neben mir ließ mich wiederum nebenbei ein Kribbeln spüren. Meine Gefühlslage verstand ich nicht. Mein Kopf drehte sich, ein Chaos trieb sich herum.
»Ich bin von Zuhause weggerannt. Hab's nicht mehr ausgehalten.« Meine Stimme war nur noch ein klägliches flüstern, doch Roman verstand jedes einzelne Wort, denn er schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, bevor er einen kleinen Seitenblick auf die Straße warf und wendete. Wir drehten einmal und genau in dem Moment fuhr die Bahn an uns vorbei. Roman unterbrach meinen Augenkontakt zu der Bahn und fuhr mit hoher Geschwindigkeit los. Immer weiter entfernt von der Richtung, in der ich Mal wohnte.
Zu meiner Aussage äußerte er sich nicht, es interessierte ihn wahrscheinlich kaum. Viel mehr ärgerte es ihn nun, dass er mich an der Backe hatte. Zumindest dachte ich es von ihm.
Schließlich wusste ich nicht, was in seinem Kopf vorging. Und was er überhaupt von mir hielt.
»Ich bringe dich in mein Apartment. Ohne Wiederworte.«
Er lehnte sich lässig zurück, mit einer Hand lenkte er geschmeidig das Auto um die Kurven, während ich ihn neugierig betrachtete. Roman wollte mir helfen.
★★★
Stumm beobachtete ich wie Roman telefonierte und mein Koffer aus dem Kofferraum herausnahm. Er schloss sein Auto zunächst mit seinem automatischen Knopf am Schlüssel, bevor er mein Koffer nahm und ich neben ihm herging. Wir traten auf einen riesiges Gebäude zu, dass wahrscheinlich achtzig Stockwerke enthielt. Die große Halle repräsentierte mir den Luxus und Wohlsein. Der Boden bestand aus wunderschönen Marmor und die bodenlangen Fensterfronten ließen meinen Blick fasziniert umher gleiten. Die gigantischen Lichter an der Decke, die nur schwach den Eingang behellten, erinnerten mich an ein Kino.
Es war unglaublich.
Vor dem Aufzug blieben wir stehen. Plötzlich stieg eine äußerst glanzvolle Frau heraus. Ihr rotes Bodenlanges Kleid ließ mich die Augen aufreißen. Es hatte bestimmt ein Vermögen gekostet. Ihre Haare hatte sie perfekt frisiert. Die feinen Strähnen umfassten ihr äußerst schönes Gesicht. Ihre Wangenknochen schrien danach, dass sie ein Model aus dem Laufsteg war. Sie passte auf das Titelbild von VUOGE oder Playboy. Sie schrie nur so von Reichtum.
»Schönen Abend.« Roman nickte dem Begriff der Attraktivität zu und stieg mit mir in den Aufzug. Die schöne Frau zwinkerte mir noch zu, bevor sich die Türen schlossen und wir in den höchsten Stock fuhren, dass dieses Gebäude hatte.
Noch immer telefonierte er, ließ dabei seinen Blick an mir hinuntergleiten. Roman ließ den Griff des Koffers los, legte sein Hand stattdessen auf meinen Rücken und glitt langsam immer wieder hinunter und hinauf. Und er hatte keine Ahnung, was für ein inneres Chaos er in mir auslöste. Mein Herz schlug wie verrückt in meinem Brustkorb, während mein Kopf sich ausschaltete. Zu rationalem Denken war ich nicht mehr fähig.
Er kontrollierte meinen Körper vollkommen und wusste anscheinend bereits, dass mich seine Berührungen sehr gefielen. Meine Naivität war wirklich nicht mehr zu toppen. Mir gefielen die Berührungen und Blicke eines völlig fremden Mannes, doch anstatt mir dazu kuriose Gedanken zu machen, genoss ich viel lieber die Zärtlichkeiten.
Mich konnte man definitiv nicht mehr retten. Es war endgültig vorbei.
★★★
Wir sind wieder am Ende eines Kapitels angelangt. Hach Roman, ich bin so verknallt in dich... Was soll's, wünsche euch allen ein schönen Abend! ❤️❤️
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