3. Die Macht des Mediums
„Schwester... das ist aber viel leichter gesagt als getan." Inuyasha verschränkte die Arme, als er Kazé musterte.
„Wehr dich nicht." Sesshōmarus Stimme war ruhig, aber bestimmt. „Sie wird sich von dieser Idee sowieso nicht abbringen lassen."
Das überraschte die Gruppe. Sesshōmaru, der sonst nie eine Meinung zu solchen Dingen äußerte, akzeptierte Kazés Entscheidung einfach? Kagome blinzelte irritiert, schüttelte dann aber den Kopf.
„Dann lasst uns erstmal ins Dorf zurückkehren."
„Na gut." Inuyasha drehte sich zu Kazé. „Schwester, das ist das Dorf, in dem ich momentan mit meinen Freunden lebe."
Kazé sah kurz zu Sesshōmaru. „Und du?"
Sesshōmaru verschränkte die Arme und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Nein. Ich bin, wie früher, ständig unterwegs. Doch hin und wieder komme ich in dieses Dorf."
Kazé betrachtete ihn einen Moment lang, dann schien sie zu verstehen.
Im Dorf
Die Bewohner waren Dämonen gewohnt, doch als Kazé mit ihnen das Dorf betrat, wurde sie dennoch mit einer Mischung aus Neugier und Angst angesehen. Ihre Erscheinung war erhaben, ihre Aura zu überwältigend. Sogar Sesshōmaru trat nur selten in das Dorf, weswegen es für die Menschen befremdlich war, gleich zwei mächtige Daiyokai auf einmal zu sehen.
Kazé war es gewohnt, auf diese Weise beobachtet zu werden. Menschen fürchteten sie. Sie hasste sie nicht, doch große Zuneigung empfand sie ebenfalls nicht.
Plötzlich öffnete sich die Tür einer Hütte, und eine ältere Frau trat heraus.
„Kaede...?" Kazé erstarrte.
Die alte Priesterin blieb stehen, ihre Augen musterten die Dämonin mit einem Ausdruck der Überraschung. „Kazé, Kind... du hier?"
Jetzt verstanden die anderen gar nichts mehr.
Später
Kazé und Kaede saßen beisammen und erzählten, wie sie sich vor Jahren außerhalb des Dorfes kennengelernt hatten.
Kaede hatte eine Zeit lang durch das Land reisen müssen, um Dämonen auszutreiben, Siegel zu erneuern und Flüche zu bannen. Während dieser Reisen war sie Kazé begegnet – ein unerwartetes Bündnis, das sich damals geformt hatte.
Nun saßen alle in Kaedes Hütte, selbst Jaken hatte sich widerwillig auf eines der Kissen gesetzt.
Sesshōmaru stand draußen, den Blick in die Ferne gerichtet. Er sprach kein Wort, doch es war offensichtlich, dass er über die Geschehnisse des Tages nachdachte.
Es war bereits Nacht, als plötzlich ein markerschütterndes Brüllen die Stille durchbrach.
Angriff des Bären-Dämons
Ein gewaltiger Bären-Dämon tauchte am Dorfrand auf. Sein Fell war verfilzt, seine Klauen riesig. Er trat mit massiver Wucht auf den Boden, riss Bäume nieder und brüllte erneut, seine glühenden Augen auf das Dorf gerichtet.
Die Gruppe sprang auf.
„Das ist kein gewöhnlicher Dämon..." Miroku zog bereits sein heiliges Siegel hervor.
Sesshōmaru und Inuyasha standen mit gezogenen Schwertern bereit, doch der Dämon war widerstandsfähiger, als sie erwartet hatten. Selbst mit ihren vereinten Kräften konnten sie ihm kaum Schaden zufügen.
Kazé hatte sich bisher aus dem Kampf herausgehalten.
Nun trat sie nach vorne.
„Hey."
Ihre Stimme war leise, doch sie hallte über den Platz.
Die Luft vibrierte, als sich der Bär langsam zu ihr umwandte.
Ihre goldenen Augen begannen zu leuchten – geisterhaft, unnatürlich intensiv.
„VERSCHWINDE!"
Ihre Stimme war durchdringend, drohend und voll unüberwindlicher Macht.
Der Dämon erstarrte mitten in der Bewegung. Seine Muskeln zuckten vor Angst, seine Augen weiteten sich panisch. Dann, ohne ein weiteres Geräusch, drehte er sich um und floh in die Dunkelheit der Nacht.
Zurück blieb nur Stille.
Später, als sich alle wieder in Kaedes Hütte versammelt hatten, brach Sango die Stille.
„Wie konntest du diesen Dämon nur mit einem einzigen Wort vertreiben?" Sie sprach vorsichtig. „Kann es sein, dass die Legenden stimmen... dass du ein Medium bist? Man nennt dich doch auch die Blutrote Königin..."
Kazé ließ sich Zeit mit der Antwort.
„Ja, das ist wahr." Ihre Stimme war ruhig. „Aber ich identifiziere mich mit diesem Namen schon seit Jahrhunderten nicht mehr."
Sango nickte nachdenklich, doch die nächste Frage ließ nicht lange auf sich warten.
„Ein Medium also...?"
Kazé atmete tief ein.
„Meine Brüder und ich stammen aus einer verfluchten Blutlinie. Unter bestimmten Umständen erben auserwählte Kinder ein einzigartiges Merkmal – die Fähigkeit, direkte Befehle an Dämonen zu richten und ihre Instinkte zu beherrschen. Doch von uns dreien habe nur ich diese Gabe erhalten. Sie ist Fluch und Segen zugleich."
Die anderen hörten ihr gespannt zu.
Dann sprach Sango erneut.
„Das Mädchen, das wir heute getroffen haben... Mizu... sie ist eine Freundin von dir, oder?"
Kazé nickte leicht.
„Ja, das ist sie."
Sango zögerte. „Was verbindet sie mit Kirara?"
Nun richteten sich alle Blicke auf Kazé. Sie warf einen Seitenblick zu Inuyasha und Sesshōmaru. Dann lächelte sie leicht.
„Das ist ganz einfach." Ihre Stimme klang amüsiert. „Die beiden sind Zwillingsschwestern."
Die Reaktionen waren unterschiedlich – Ungläubigkeit, Erstaunen, Verwirrung.
Miroku runzelte die Stirn. „Aber... wenn das so ist, warum kann Kirara sich dann nicht in eine menschliche Form verwandeln?"
Kazé richtete nun ihren Blick auf Kirara, die zusammengerollt auf Sango lag.
„Die Antwort ist einfach. Sie hat ihre eigenen Kräfte vor Jahrhunderten versiegelt."
Sango starrte Kirara überrascht an.
„Warum sollte sie das tun?"
„Zu der Zeit, als sie sich den menschlichen Dämonenjägern anschloss, entschied sie, dass ihre Kräfte zu mächtig seien, um sie im Kampf mit Menschen einzusetzen. Sie wollte nicht, dass ihre wahre Natur ihre Verbundenheit mit euch in Frage stellt. Deshalb hat sie ihr Potenzial unterdrückt."
Sango sah hinunter zu ihrer treuen Begleiterin.
Kirara miaute leise.
Sango seufzte. „Ach, Kirara..."
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