19. Hikari
„Wieso wolltest du, dass ich dir folge... Du willst mich doch nicht bestrafen, oder?"
Char sah Kazé mit gespielter Angst an, während er sich an sein eigenes Hemd fasste, als würde er um sein Leben fürchten.
Kazé schnaubte genervt.
„Nein, aber wieso machst du immer so einen Unsinn? Das ist wirklich nervenaufreibend! Ich habe sowieso schon genug zu tun wegen dieser hässlichen Krönung, die ich eigentlich gar nicht will."
Sie verschränkte die Arme und seufzte tief.
„Mir fehlt noch immer jemand, der mich zum Altar führt... also, mich meinen Brüdern übergibt. Wer könnte das nur machen? Ich habe einfach niemanden, den ich fragen kann."
Ein bedeutungsschweres Räuspern erklang aus Chars Richtung.
Kazé drehte sich langsam zu ihm um und sah ihn skeptisch an.
„Was? Du? Char?"
Char hob eine Augenbraue, als wäre es die offensichtlichste Lösung überhaupt.
Kazé legte den Kopf schief und musterte ihn nachdenklich.
„Naja... ich habe ja sowieso keine andere Wahl. Vielleicht wäre das gar nicht so eine schlechte Idee..."
Dann verengte sie plötzlich die Augen.
„Aber sag nicht, dass du etwas Peinliches geplant hast... Ich schwöre, ich bringe dich um, wenn—"
Sie verstummte, als Char plötzlich nach ihren Armen griff und sie näher zu sich zog.
Ohne Vorwarnung...
... küsste er sie.
Ein unerwartetes Geständnis
Kazé erstarrte.
Für einen kurzen Moment hatte sie das Gefühl, dass die Welt um sie herum stillstand.
„C-Char...?!"
Sie konnte spüren, wie ihr Gesicht heiß wurde.
Als er sich langsam von ihr löste, blieb er nahe bei ihr, sein Atem streifte ihre Haut.
„Du weißt es bestimmt schon... aber ich sage es dir trotzdem gerne noch einmal."
Sein Blick war intensiv.
„Ich liebe dich, Kazé."
Kazé spürte, wie ihr Herz einen Satz machte.
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
Ihre Finger krallten sich leicht in Chars Ärmel.
„Ich... äh... also..."
Char grinste frech.
„Hey, du kannst mir auch später antworten. Geh jetzt schlafen und bereite dich morgen auf die Ankunft deiner Familie vor... Gute Nacht, Kazé-chan."
Er wandte sich um und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer.
Doch noch bevor er ganz verschwunden war, rief Kazé nach ihm.
„Char..."
Er blieb stehen.
Sie ballte die Fäuste und atmete tief ein.
„Ich muss nicht bis morgen warten, um dir zu sagen, was ich fühle."
Char drehte sich langsam zu ihr um.
Seine roten Augen funkelten im Mondlicht.
Kazé schluckte schwer, doch dann hob sie das Kinn und sah ihm direkt in die Augen.
„Ich weiß es schon sehr lange..."
Char sagte nichts, aber sein Blick wurde weicher.
„Ich wollte es nie wahrhaben, dass ich mich in dich verliebt habe. Immerhin sind wir seit unserer Kindheit Freunde... Du bist einer meiner besten Freunde... Aber inzwischen kann ich dich nicht mehr nur als Freund ansehen."
Stille.
Kazé trat einen Schritt auf ihn zu.
„Ich liebe dich... aus tiefstem Herzen. Und daran wird niemand etwas ändern können."
Ein düsteres Grinsen breitete sich auf Chars Lippen aus.
„Wenn du das so süß sagst, werde ich mich nicht mehr zurückhalten können..."
Er trat näher, seine Präsenz wurde überwältigend.
„Ich werde mit dir viele... nicht jugendfreie Dinge tun."
Kazé wurde schlagartig rot.
„W-was...?!"
Char grinste noch breiter und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
„Ich bitte lieber um Verzeihung als um Erlaubnis."
Er packte sie sanft an der Hüfte und zog sie erneut zu sich.
Kazé spürte, wie ihr Puls raste.
„Oh nein... Oh NEIN... Ich weiß genau, worauf das hinausläuft!"
Doch ihre Gedanken rasten in zwei verschiedene Richtungen.
Ihr Verstand schrie „Nein", aber ihr Körper... ließ sich bereitwillig in seine Nähe ziehen.
„Mistkerl..." flüsterte sie.
Char grinste schelmisch und ließ langsam die Bänder ihres Kimonos locker werden.
Doch noch bevor er weitermachen konnte—
„HEY! Seid ihr jetzt zusammen oder was?!"
Eine kalte Stimme durchbrach die Stille.
Kazé erstarrte.
Char knurrte genervt und drehte sich mit verengten Augen um.
„Tze... Was führt dich hierher, Hikari?"
Kazé blinzelte.
„Hikari?"
Eine schlanke, schwarzhaarige Frau stand an der Eingangstür des Hofes.
Ihre stechend violetten Augen funkelten amüsiert, während ihre Lippen sich zu einem herausfordernden Lächeln verzogen.
„Was ich hier mache? Kazés Krönung ist in ein paar Tagen, was glaubst du wohl? Und wegen dir bin ich sicher nicht gekommen, du stinkender Köter."
Char verzog das Gesicht und knurrte.
„Du dumme Ziege! Und du stinkst, Vampir!"
Kazé seufzte tief und rieb sich die Schläfen.
„Leute..."
Hikari hob eine Augenbraue und betrachtete Kazé mit einem prüfenden Blick.
„Sieht so aus, als hättest du dich gut eingelebt, Kazé. Ich hoffe, du bist bereit für das Chaos, das auf dich zukommt."
Kazé verdrehte die Augen.
„Habe ich jemals eine Wahl gehabt?"
Hikari grinste breit.
„Nein."
Kazé warf Char einen Seitenblick zu.
„Und du solltest dich besser zusammenreißen, wenn du nicht willst, dass ich dich für den Rest des Abends vergesse."
Char grinste sie nur an, völlig unbeeindruckt.
„Vergiss mich ruhig... aber ich werde dich daran erinnern."
Kazé schnaubte, drehte sich um und marschierte in Richtung Schloss.
„Komm einfach mit, Hikari. Lass uns über Wichtigeres reden als über diesen Köter hier."
Char schmunzelte und rief ihr hinterher:
„Oh, das werde ich mir merken, Kazé-chan!"
Kazé hob eine Hand und zeigte ihm nur den Mittelfinger.
Hikari lachte herzhaft.
„Ich mag dich."
Char zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß. Jeder mag mich."
Kazé konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Ja, Chaos war vorprogrammiert.
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