10. 220 Jahre
Am nächsten Morgen
Die Nacht war vergangen, doch weder Kazé noch Sesshōmaru hatten geschlafen.
Schweigend machten sie sich auf den Rückweg ins Dorf, begleitet von den ersten Sonnenstrahlen des Tages.
Kaum traten sie aus dem Wald heraus, ertönte eine wütende Stimme.
„Sesshōmaru! Wo warst du die ganze Nacht?!"
Rin stemmte die Hände in die Hüften, ihr Blick durchbohrte ihn.
Doch in dem Moment, als Kazé hinter Sesshōmaru auftauchte, war Rins Wut wie weggeblasen.
„Sesshōmaru war die ganze Zeit bei mir. Keine Sorge." Kazé grinste leicht.
Rin errötete.
{Wie peinlich... Ich habe ihm nach zwei Tagen Beziehung quasi unterstellt, dass er fremdgegangen ist!}
Sesshōmaru ließ die Szene unkommentiert. Stattdessen glitt sein Blick kurz zu Kazé – etwas an ihr machte ihm Sorgen.
Doch bevor er etwas sagen konnte, sprang sie plötzlich vor und rief:
„Kommt schon, heute ist Inuyashas Geburtstag! Wir müssen ihm gratulieren!"
Sie rannte bereits los.
Rin sah Sesshōmaru fragend an. „Ähm... ist alles okay mit ihr?"
Sesshōmaru schloss kurz die Augen. „Frag sie lieber nicht."
Im Dorf
Inuyasha stand gerade mit verschränkten Armen und grimmigem Blick da, als Kazé auf ihn zustürmte.
„Inuyasha, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!!!"
Sie sprang ihn an und umarmte ihn stürmisch.
„Schwester! Hör auf, das ist peinlich!" brummte er und versuchte, sie abzuschütteln.
Kazé ließ ihn grinsend los. „Heute Abend wird gefeiert! Und es wird viel getrunken! Ja, viel!"
Plötzlich meldete sich Mizu aus dem Hintergrund:
„Nope. Du wirst keinen Tropfen Alkohol anrühren. Leute, Kazé ist unerträglich, wenn sie betrunken ist!"
Kazé warf ihr einen herausfordernden Blick zu. „Mizu, das kannst du mir nicht nehmen. Immerhin wird Inuyasha heute 220 Jahre alt! Das wird man nur einmal!"
Mizu verschränkte die Arme. „Ich weiß. Und genau deshalb darfst du nichts trinken. Erinnerst du dich noch daran, als Sesshōmaru 200 wurde? Du und dieser Premium-Sake... NEIN! Du wirst keinen Tropfen bekommen. NIEMALS!"
Kazé lachte herausfordernd. „Das werden wir ja sehen!"
Mizu grinste zurück. „Ja, das werden wir!"
Miroku, der das Geschehen belustigt beobachtete, trat vor. „Meine Damen, hört doch auf zu streiten. Gerade zwei so wunderschöne Frauen sollten si—"
Er verstummte, als Sango ihm einen teuflischen Blick zuwarf.
Inzwischen waren auch Sesshōmaru und Rin angekommen.
Während Rin Inuyasha freundlich gratulierte, stand Sesshōmaru wie gewohnt schweigend daneben.
Niemand hatte erwartet, dass er sich an Glückwünschen beteiligte.
Das Fest am Abend
Das Dorf war geschmückt, die Nacht erfüllt von Gelächter und Musik.
Rin tanzte mit einigen Dorfbewohnern, während Sesshōmaru aus sicherer Entfernung zusah.
Er hatte sich in einen schattigen Bereich zurückgezogen – in der Hoffnung, Kazé würde ihn nicht entdecken.
Inuyasha tat es ihm gleich, ebenfalls darauf hoffend, dass seine Schwester ihn nicht aufspürte.
Doch natürlich fanden Kazé beide.
Grinsend zog sie sie in eine Hütte, in der sie vorübergehend leben wollte.
Sie griff in einen Schrank und holte zwei Masken hervor.
Die Masken waren weiß, mit zwei Streifen auf jeder Wange – genauso wie Sesshōmarus Zeichen.
Auf der Stirn prangte ein blauer Kreis, von dem zwei langgezogene Linien nach unten führten.
Kazé reichte die Masken ihren Brüdern.
„So, jetzt seht ihr doch endlich wie echte Hundedämonen aus!" Sie lachte.
Doch Inuyasha und Sesshōmaru schauten wenig begeistert.
„Hey, warum macht ihr so ein Gesicht? Ich schenke sie euch! Behaltet sie lieber."
Dann holte sie eine kleine, rosafarbene Kugel hervor.
Sie sah aus wie das Juwel der vier Seelen – nur größer.
Sie reichte sie Inuyasha. „Das ist für dich. In unserer Familie wird sie seit Generationen an das jüngste Geschwisterkind weitergegeben."
Inuyasha betrachtete die Kugel skeptisch.
„Und was macht sie?"
Kazé zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Aber sie sieht hübsch aus, oder?"
Inuyasha seufzte und steckte sie in seinen Ärmel.
Kazé sprang auf. „So! Ich habe noch etwas zu erledigen. Ich komme erst morgen früh zurück."
Sie grinste Mizu an. „Sag ihr, dass sie gewonnen hat."
Dann, ohne eine weitere Erklärung, breitete sie ihre Flügel aus und verschwand in die Nacht.
Sesshōmaru beobachtete, wie Kazé davonflog.
{Wo willst du nur hin...? Natürlich... du willst...}
Sein Blick verhärtete sich.
Er wusste, was sie vorhatte.
Kazé flog hoch über den Wäldern, bis sie weit genug entfernt war, um nicht bemerkt zu werden.
Dann zog sie Soushi, ihr Schwert des Himmels.
Sie führte die Klinge durch die Luft und sprach mit fester Stimme:
„Koete o hiraku."
Ein heller Riss öffnete sich in der Dunkelheit – das Tor zum Jenseits.
Dahinter waren Wolken, gebleichte Knochen und endlose Stille.
Kazé zögerte nicht.
Mit einem letzten tiefen Atemzug trat sie hindurch und verschwand.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro