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29

„Sag mal", begann ich und ich glaubte, Caelum bereits seufzen zu hören. Aber er drehte nur den Kopf in meine Richtung und blieb stumm, während wir von Larian zu ihm nach Hause spazierten. „Sind Mico und Merula gerade wirklich auf der Jagd?"

„Ja", erwiderte er knapp.

„Und wie läuft das ab? Es ist doch das erste Mal, dass Mico Enem verlässt, oder?" Die Vorstellung, dass ihn all die Energien da draußen überrollten wie eine Flutwelle, weil sie so unkontrolliert waren, ließ mich nicht mehr los.

Zuerst wollte ich mir gar keine Gedanken darüber machen, was die zwei da draußen trieben. Ich wollte kein Kopfkino starten, das einen Siebenjährigen zeigte, der von bewusstlosen Menschenkörpern umgeben war. Vielleicht war es ohnehin weit weniger schlimm, als ich mir ausmalte.

Rückblickend kam es mir vor, als hätte meine Jagd nicht viel länger gedauert als ein paar Herzschläge. Flink wie eine Katze war ich durch das Fenster in die Waschküche geschlüpft, kurz bevor die Frau hereingekommen war. Noch bevor sie mich richtig wahrgenommen hatte, stieß ich sie mit den Händen zurück, sie fiel hin, ich griff nach ihrem Unterarm und schloss genüsslich die Augen, als sich ihre Wärme auf mich übertrug. Ich musste keine Sekunde darüber nachdenken, keine Sekunde zögern. Dann hörte ich das Baby. Immer noch so leichtfüßig wie möglich schwebte ich beinahe die Holzstufen hoch, wo hinter einer offenen Tür dieses Kind lag. Es strampelte mit den Füßen, starrte fasziniert auf das Mobile über ihm und brabbelte ein paar Worte vor sich hin. Als ich hereinkam, war es still, die Augen auf mich gerichtet. Doch es konnte nichts tun. Ich war so schnell, dass es nicht einmal zu weinen begann. Es schlief einfach ein und wachte nicht mehr auf.

Als sich die Mutter wenige Wochen später das Leben nahm, war niemand sonderlich verwundert.

Wenn ich jetzt daran dachte, hatte ich jedes Mal Angst davor, die Kontrolle über mich selbst erneut zu verlieren. Dieses Gefühl, so leer zu sein und doch so mächtig, war schrecklich. Ich vertraute mir selbst nicht. Wenn ich mich zu sehr in den Erinnerungen an diesen einen Tag verlor, bekam ich Panik, dass es sofort noch einmal passieren könnte. Auch jetzt grub ich meine Fingernägel in meine Haut, um nicht den Bezug zur Realität zu verlieren.

Ich war nicht mehr in der Waschküche, sondern in Enem. Und all das, was dort passiert war, hatte ich nie gewollt. Währenddessen konnte ich nicht denken. Aber ich hatte nie jemanden verletzen wollen.

„Mico kommt schon zurecht – auch wenn die Welt da draußen anders ist, als er sie sich vorgestellt hat."

Das war zwar nicht das, worauf ich hinauswollte, aber Caelum hatte mich daran erinnert, wie fasziniert der Kleine von allem wirkte, was außerhalb von Enem lag. Er wollte echte Autos sehen, nicht nur Spielzeuge im Miniformat, und hatte wohl bisher voller Neugier jede Person angequatscht, die durch eines der Portale hereinplumpste, nur um sich irgendwie die Welt vorstellen zu können, die ihm bisher verborgen geblieben war. Wenn ich den Rest der Geschichte ausblenden könnte, hätte ich mich vielleicht sogar für ihn gefreut.

„Bevor sein Instinkt aufgewacht ist, konnte er die Portale nicht benutzen, oder?"

Caelum nickte. Ich dachte schon, dass er es dabei belassen würde, aber zu meiner Überraschung sprach er weiter. „Ja. Er wird ab jetzt langsam lernen, selbst Zauber anzuwenden."

„Verstehe." Wir bogen um die Ecke und damit war das Haus von Caelums Familie nur noch ein paar hundert Meter von uns entfernt. Zum Glück hatte mich die Erwähnung von Zaubern an etwas erinnert. Ich haderte zuerst mit mir und wusste nicht, wie ich das Gespräch in die richtige Richtung lenken sollte, aber dann nahm ich meinen Mut zusammen und öffnete den Mund. „Noch was anderes. Ähm, vielleicht hat Umria dir schon gesagt, dass ich einem Handel mit ihr zugestimmt habe."

Instinktiv hielt ich an. Der Junge tat dasselbe und sah mich abwartend an.

„Ja, hat sie."

„Gut." Dadurch kam mir die Sache leichter vor, dennoch kosteten mich die folgenden Worte Überwindung. „Würdest du deinem Vater bitte nicht erzählen, dass ich sie um diesen Heilzauber gebeten habe?"

„Umria hat vermutet, dass du mich darauf ansprechen wirst. Ich habe nichts damit zu tun, also werde ich mich nicht einmischen, aber ich hoffe, du weißt, was du da tust. Einem Menschen helfen zu wollen, ist eine Sache, aber ein Handel mit Umria eine andere."

„Wie meinst du das?" Ich hatte ihr eine überschaubare Menge meines Blutes versprochen, mehr nicht. „Ich brauche diesen Zauber von ihr. Was auch immer sie mit meinem Blut vorhat, es wird mich schon nicht umbringen."

Ich hatte Caelum noch nie lachen gehört, doch jetzt brach ein kurzes, amüsiertes Schnauben aus ihm heraus. „Bist du sicher? Wie kannst du gleichzeitig so eine Angst vor Vollkommenen haben und dann so naiv sein? Hast du überhaupt gefragt, was für ein Zauber das werden soll?"

Seine Worte trafen mich härter als erwartet. Ich hätte mir mehr Zeit nehmen sollen, bevor ich Umria zugestimmt hatte. Mehr Zeit, um zu hinterfragen, was sie vorhatte. Aber ich war so sehr in meiner machen, nicht denken-Strategie aufgegangen, dass ich nicht groß überlegt hatte, was für ein Blutzauber das wohl war. Nun kam ich mir einfach nur dumm vor – besonders, als Caelum mich so verwirrt ansah. Sein Blick haftete nicht lang auf mir, doch es reichte, um meine Unsicherheiten zu verstärken.

„Zu töten macht ihr keinen Spaß. Wenn sie dein Blut braucht, dann vermutlich aus einem wichtigeren Grund als um dir zu schaden", meinte er schließlich, während ich keinen Ton herausbrachte. „Aber jetzt ist es sowieso zu spät. Du musst dein Wort halten."

Auch wenn er mich mit den ersten Sätzen beruhigen wollte, war das letzte, was er sagte, nicht allzu aufbauend. Warum hatte ich Umria nicht selbst gefragt, was für ein Zauber das werden sollte und welche Konsequenzen dieser für mich bereithielt?

Für Caelum schien das Thema damit abgehakt zu sein. Er setzte sich wieder in Bewegung und näherte sich zielstrebig seinem Haus.

Den Rest des Abends verbrachte ich allein in Merulas Zimmer und versuchte, meinen Schädel nicht gegen die Wand zu donnern, während ich über den Handel mit Umria nachdachte. Da es hier scheinbar keine Fernseher gab, begann ich einen Fantasyroman über Dämonen und Hexen zu lesen und war froh, dass ich mich irgendwie ablenken konnte. Obwohl ich dann recht früh schlafenging, wachte ich erst nach zehn Uhr morgens wieder auf. Auf unserem gemeinsamen Heimweg gestern hatte ich Caelum noch mitgeteilt, dass ich nicht mehr zu Umria mitgehen würde – er war jetzt also bereits in dem Gewächshaus und kümmerte sich wahrscheinlich gerade um irgendwelches Grünzeug.

Scuro war ich seit gestern Morgen nicht begegnet, aber das war okay. Wo auch immer er sich rumtrieb, ich hoffte, dass er schnell Connors Heilzauber herstellen konnte und ich nie mit ihm direkt darüber reden musste. Ich schlug die Buchseite auf, bei der ich letzte Nacht aufgehört hatte und tauchte wieder in einer fiktiven Fantasywelt ab, die mich immerhin von der um mich herum ablenkte. Als ich langsam Hunger bekam, spazierte ich zu Larian, der mich zum Glück auch heute nicht vor den Kopf stieß, sondern unter seine Fittiche nahm. Nachdem er mich mit ein paar Resten von gestern gefüttert hatte, half ich ihm wieder in der Küche. Heute standen Lavendelbrot, gefüllte Zucchini und Champignons, verschiedene Aufstriche und Kokospudding auf dem Plan.

Es war definitiv besser, hier zu sein und bei ihm zu arbeiten als mich irgendwo zu verkriechen und zu warten, bis sonst etwas passierte – vor allem, da sich Kochen für mich nicht nach Arbeit anfühlte. Ich hatte beschlossen, Enem zu verlassen, sobald Merula zurückgekehrt war. Ewig konnte ich sowieso nicht hierbleiben. Je früher ich erfuhr, wie es Connor ging, desto besser.

Wobei ich nichts ausrichten konnte, solange ich keinen Zauber dabeihatte.

Es war seltsam, da ich ihn gar nicht so lange kannte, aber ich vermisste es, mit ihm zu sprechen. Ich dachte an den Morgen, als er mit Paco einfach so bei den Aarens aufgetaucht war und mich mit in den Park genommen hatte. Obwohl Cristal dabei war, war der Vormittag so angenehm, dass ich mich gar nicht geärgert hatte, nicht länger geschlafen zu haben. Das war wahrscheinlich nicht einmal zwei Wochen her.

Der Tag verging, während ich meine Erinnerungen durchstöberte und Larians kleine Gehilfin spielte – so hatte Rhinn mich vorhin bezeichnet. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich mehr respektierte, seit ich ihrem Mann in der Küche unter die Arme griff. So ganz durchschaut hatte ich ohnehin noch nicht, wie Larian das sonst alles alleine hinbekam.

Als die Sonne draußen bereits hinter dem Horizont verschwand, tauchte Merula schließlich wieder auf. Sie war allein, entdeckte mich in der Küche und kam selbstbewusst auf mich zu. „Ich wusste gar nicht, dass Larian Lehrlinge annimmt, aber du machst dich wohl ganz gut. Wenn ich sehe, wie du diesen Kokospudding kochst, könnte ich mich fast in dich verlieben."

„Ähm, okay. Dir auch hallo." Peinlich berührt verlagerte ich mein Gewicht von einem Bein auf das andere. Auf einmal kam es mir unnatürlich vor, wie ich dastand. Auch meine Stimme hatte einen seltsamen kratzigen Klang. So hatte ich mir unsere nächste Begegnung nicht vorgestellt. Sie war so schnell wieder zurückgekommen, dass ich noch nicht entschieden hatte, wie ich mich verhalten sollte.

„Ich wollte ausprobieren, ob ich es wieder schaffe, dass du rot wirst." Sie funkelte mich frech an. Heute war ihr Makeup nicht besonders auffällig, eher so wie ich es auch von einigen Mädchen an meiner Schule kannte. Wimperntusche und ein zarter, flügelähnlicher Lidstrich. „Das hat erstaunlich gut funktioniert."

„Gratuliere", sagte ich und konnte nicht verhindern, dass ein schnippischer Unterton darin zu hören war. Ich widmete mich dem Topf vor mir und rührte um, damit sich der Zucker nicht am Boden anlegen konnte, sondern sich in der Kokosmilch auflöste.

„Ist irgendwas passiert, als ich weg war?", fragte sie und ihre Mundwinkel rutschten langsam herunter.

Bei mir nicht, aber ich frage mich, welche Menschen du gerade in den Suizid getrieben hast – irgendwas in der Richtung wollte ich sagen, aber ich brachte es nicht über die Lippen. Ich wusste nicht, warum, doch ich wurde richtig sauer darüber, dass Merula eine Vollkommene war. Bei Caelum war es mir fast egal, immerhin war er mir ziemlich egal, und Mico war ein unschuldiges Kind, das noch nicht wusste, was auf es zukam, aber sie... Ich hatte in der kurzen Zeit angefangen, sie zu mögen.

Während ich mich jahrelang dafür fertig gemacht hatte und mich noch immer dafür schämte, wenn ich daran dachte, dass ich zwei Leben gestohlen hatte, zeigte Merula gar keine Reue. Wie konnte sie hier ihren Spaß haben, wenn sie gestern oder heute da draußen war, um jemandem seine Energie zu entreißen und ihn in die Dunkelheit zu stoßen?

„Das riecht köstlich. Kannst du bitte die Flamme löschen und den Pudding in diese Formen füllen?", fragte Larian mit brummend tiefer Stimme, als er aus dem Badezimmer zurückkam.

„Mhm", machte ich und folgte seinen Anweisungen.

„Was ist passiert, Nia? Kannst du mir nicht einfach kurz erklären, was dich stört, dann entschuldige ich mich, mache irgendeinen Witz, der dich wieder rotwerden lässt, und wir vergessen das?" Sie sagte es halb im Scherz, aber das änderte nichts an meiner Stimmung. Im Gegenteil, sie gab mir damit wieder einmal zu spüren, dass sie mich nicht ernst nahm.

„Ich kann jetzt nicht", murrte ich und konzentrierte mich auf den Schöpflöffel, mit dem ich den Pudding portionierte. Ich spürte Larians Blick auf mir, doch er sagte nichts, als er die Nachspeise mit ein paar Blütenblättern verzierte.

„Bist du böse, weil ich dich allein gelassen habe? Wenn ja, dann tut es mir leid, aber ich habe nie den Vertrag unterschrieben, in dem steht, dass ich mich bedingungslos um dich kümmere, solange du in Enem bist. Das mit Mico war blödes Timing, aber es ging nicht anders."

Blödes Timing. So nannte sie das also.

„Darum geht es gar nicht."

„Worum denn dann?" Nun hörte ich auch aus ihrer Stimme deutlich ihren Frust heraus. Zugegeben, ich kommunizierte nicht wirklich mit ihr, was auch bescheuert war, aber in diesem Moment konnte ich nicht anders. Die ganze Situation war mir zuwider.

Ich senkte meine Stimme, weil ich nicht wollte, dass das ganze Restaurant uns hören konnte und zischte: „Wie kannst du alle paar Wochen jemanden töten und einfach so weitermachen, als wäre das nichts?"

Merulas Augen weiteten sich. „Deshalb bist du wütend? Es ist nicht so, als hätte ich mir dieses Leben ausgesucht."

„Aber du würdest es auch nicht eintauschen", behauptete ich und wunderte mich, dass ich es schaffte, so ruhig zu sprechen.

„Warum diskutieren wir jetzt überhaupt darüber? Du bist eine Instinktjägerin. Vielleicht fühlt es sich für dich anders an, aber du hast sicher auch schon mal jemanden verletzt."

„Einmal", gab ich zu und erwiderte ihren ernsten Blick. „Ich habe einmal zwei Leute infiziert. Danach nie wieder. Bei euch Vollkommenen wirkt es, als wäre es euch völlig egal, wie viele Menschen ihr tötet."

„Die Menschen nennen es Depressionen", erklärte sie mir, als ob ich das nicht wüsste. Sie verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Nicht jeder, der Depressionen hat, stirbt. Ich töte sie nicht."

Ich atmete tief durch und ließ den Schöpflöffel los. Auf den Pudding und auf Larian hatte ich längst vergessen. Erst, als er sich einmischte, fiel mir wieder ein, dass er immer noch neben uns stand und vermutlich jedes Wort gehört hatte.

„Warum geht ihr nicht in meinen Garten, um das auszudiskutieren?"

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Kleine Info: Ich werde den Instinktjägern ihre "Klauen" nehmen. Zuerst hatte ich eine Vorstellung von "offensichtlicheren Monstern", die aber inzwischen wenig zu der ganzen Welt passt. Der Instinkt soll unbewusst mit Zaubern verknüpft sein.
In naher Zukunft werde ich also wohl die Verweise auf Xenias versteckte Klauen aus den bisherigen Kapiteln entfernen :)

Schönen Sonntag!

- knownastheunknown -

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