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03

Es dämmerte gegen halb fünf Uhr nachmittags, typisch für Januar. Die Zeit war wie von selbst vergangen, während ich ein paar Reaktionsgleichungen gelöst und mein Gehirn mit der Theorie zu Redox-Reaktionen ermüdet hatte. Als es an meiner Tür klopfte, war ich mehr als dankbar für jede Ablenkung. Wahrscheinlich hätte ich gerade sogar Cristals böse Blicke genossen.

„Hallo, Xenia. Ist alles okay bei dir?", meldete sich Leya stattdessen. Dass sie sich scheinbar wirklich darum sorgte, wie es mir ging, machte meine Kehle trocken. Nur schwer konnte ich das komische Gefühl hinunterschlucken.

„Sicher. Ich mache nur meine Chemiehausaufgaben." Automatisch rieb ich mir über die Schläfen. Von Chemie bekam ich schnell Kopfweh.

„Okay, dann will ich dich nicht länger stören. Ist es dir recht, wenn ich für heute Abend eine Lasagne mache?"

Wieder wurde ich stutzig. Es war schon unglaublich, dass sie mich hier wohnen ließen und mich durchfütterten, aber dass ich Mitspracherecht bei solchen Dingen hatte, war dann doch etwas viel. Wie nett konnte man eigentlich sein? Würde sie irgendwann eine Gegenleistung verlangen? Oder wollte Leya bloß verhindern, dass das Gift in meinem Körper die Kontrolle übernahm, indem sie mir jeden Wunsch erfüllte und mich nicht aufregte?

„Weißt du was", kam mir plötzlich ein Gedanke und ich sprang vom Bett auf, „ich helfe dir. Das ist das mindeste." Und dann habe ich immerhin eine sinnvollere Beschäftigung für heute als auf abstrakte Buchstaben zu starren.

Leyas Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln und ihre braunen Augen schienen mich anzufunkeln. „Na dann, komm. Ich hab' erfahren, dass Christopher heute zum Abendessen bleibt. Also sollten wir fast die doppelte Menge machen."

Das wunderte mich nicht, so groß wie er war. Ich zog amüsiert die Augenbrauen hoch und folgte meiner Gastmutter – wenn man sie als solche bezeichnen konnte – in die Küche. Wie selbstverständlich schaltete sie den Radio ein und wir begannen zu kochen. Ich genoss es, mich wieder etwas nützlicher zu fühlen. Außerdem hatte es etwas Beruhigendes an sich, den Plan eines Rezepts ausführen zu können, ohne selbst große Entscheidungen treffen zu müssen, aber trotzdem die Freiheiten zu haben, ein bisschen herumzuexperimentieren. Bis vor zwei Wochen war meistens ich diejenige, die einkaufen ging und dafür sorgte, dass etwas Essbares auf dem Tisch landete.

„Hast du schon was von deinem Vater gehört?", erkundigte sich Leya beiläufig, während sie Knoblauch kleinhackte. Mein Blick blieb an der scharfen Klinge des Messers hängen.

„Nein."

„Dann wirst du das bestimmt bald. Er hat vermutlich einfach noch zu viel zu tun." Ich wünschte, ich könnte ihr glauben und ihre Worte wären so beruhigend wie ihre Stimme klang. Doch das war nicht der Fall. Denn ich hatte keine Ahnung, wieso mein Vater überhaupt gegangen war.

„Bestimmt", wiederholte ich. Meine Hände rutschten immer wieder ab, als ich versuchte, die Hackfleischpackung zu öffnen, erst da bemerkte ich, dass ich leicht zitterte. Nach gefühlten Ewigkeiten gelang es mir und das Geräusch zerriss die familiäre Atmosphäre aus Radiomusik und Gesellschaft. „Was genau hat er euch eigentlich erzählt?"

Sie drehte mir den Rücken zu, um Zwiebel und Knoblauch in eine Pfanne zu geben. „Ich bin mir nicht sicher, ob Jay mehr weiß, aber alles, was ich gehört habe, ist, dass dein Vater zu einem wichtigen Treffen musste. So wie ich Jay allerdings einschätze, hat er kaum etwas hinterfragt. Er vertraut Keith blind. Also vertraue ich ihm auch."

Ich nickte, obwohl Leya mich immer noch nicht ansah. So viel hatte ich gewusst. Mein Vater war ein recht unkomplizierter Mann. Er log mich nie an, aber wenn er mir etwas nicht sagen wollte, dann tat er es auch nicht. Jetzt wo ich darüber nachdachte, machte ihn das manchmal doch recht kompliziert. Aber ich konnte ihm schwer widersprechen. Er hatte immer dafür gesorgt, dass es mir gut ging und dass ich in Sicherheit war.

„Mach die Augen zu", sagte er, als ich lernte zu schwimmen. Ich saß auf einem Holzsteg, die Knie eng an die Brust gezogen und weigerte mich, die Zehenspitzen ins Wasser zu halten. Die Vorstellung, dass sich in dem trüben See unter meinen Füßen eine kalte Welt erstreckte, die ich nicht sehen konnte, war einfach nur gruselig. „Versuch es, Nia. Ich verspreche dir, es wird kein Wal an deinen Zehen knabbern – und falls doch, dann werde ich ihm erklären, dass man kleinen Mädchen nicht in die Füße beißt." Er saß neben mir, ließ die Füße hinunterbaumeln und schnappte plötzlich meinen Fußknöchel. Erschrocken erstarrte ich. „Ich beiße dich auch nicht, ich versprech's. Und jeder, der versucht, dich zu erwischen, muss zuerst an mir vorbei. Ich würde mich allen in den Weg stellen, um dich zu beschützen. Glaubst du mir das?" Ich nickte. „Also. Wollen wir noch einmal vom seichten Ufer dort drüben hineingehen und es gemeinsam versuchen?"

Leya und ich schwiegen eine Weile vor uns hin, bis irgendein Song, den sie besonders mochte, aus den Lautsprechern drang und wir wieder etwas entspannter plaudern konnten. Ich schüttelte die Erinnerungen ab und konzentrierte mich auf die Musik. Daraus hatte ich mir nie viel gemacht. Vielleicht wäre das anders gelaufen, wenn ich als Kind gelernt hätte, ein Instrument zu spielen, aber damals hatte ich andere Sorgen. Als Leya erwähnte, dass Cristal Cello spielen konnte, wurde ich sogar ein wenig neidisch, aber es war schwer zu sagen, ob das an dem Talent oder an ihrer Kindheit an sich lag.

„Boah, wie das duftet!", hallte Christophers Stimme einige Zeit später durchs Haus und gleich darauf tauchte sein Kopf inklusive Grinsen im Türrahmen auf. „Wann gibt's Essen?"

„Du kannst schon mal von zehn runter zählen", erwiderte Leya. „Und dir die Hände waschen gehen."

Das ließ er sich nicht zweimal sagen und in einer Rekordzeit rannte er ins Badezimmer, kam wieder zurück in die Küche und setzte sich an den großen Esstisch. Schließlich tauchte auch Cristal auf, die mich weder ansah noch begrüßte. Jay, der sich müde über die Augen rieb, stellte den Radio so leise, dass man fast glaubte, er sei ganz aus.

„Wie ist es mit den Vorbereitungen gelaufen? Ist alles bereit für morgen?" Beim Kochen hatte Leya mich darüber aufgeklärt, dass Cristals Bilder morgen bei einem Benefizkonzert in der Schule ausgestellt wurden.

„Ziemlich. Das einzig Blöde ist immer noch, dass Connor mit dem Gips nicht Gitarre spielen kann. Aber dafür wird eben der Schulchor eine Zugabe geben müssen."

„Wie hat er sich denn den Arm gebrochen?", fragte ich nach, ehe ich es mir verkneifen konnte.

„Wir waren Snowboarden", erklärte Christopher und stopfte sich einen Riesenbissen Lasagne in den Mund. „Und vielleicht nicht mehr ganz nüchtern."

„Schade, dass du nicht an seiner Stelle warst", meinte Cristal trocken, aber er ließ sich davon nicht beeindrucken.

„Oh, warte nur. Nächstes Mal zwinge ich dich, mit mir mitzukommen."

Nach dem Essen sehnte ich mich nach einer weichen Matratze und einer dicken Decke, die ich mir über den Schädel ziehen konnte. Dafür, dass heute nicht sonderlich viel passiert war, fühlte sich dieser Sonntag endlos lang an. Cristal zeigte Christopher noch irgendwas in ihrem Zimmer, bevor er zu sich nach Hause fahren würde – ich glaube, es ging um ein Videospiel, aber ich konnte den Titel nicht zuordnen – und Leya nahm ein Bad. Bevor ich die Küche ebenfalls verlassen konnte, fing Jay mich ab.

„Xenia." Da war wieder die Mischung aus Vorsicht und Mut. Er sah mich bestimmend an, sprach jedoch so ruhig, dass ich wusste, ich hatte nichts zu befürchten. Zumindest hoffte ich, dass ich das richtig deuten konnte. „Kannst du mir helfen?"

„Wobei?"

„Ich hätte da ein paar Fragen an dich. Es geht um meine Arbeit. Aber wenn dir irgendwas unangenehm ist, wenn es dir irgendwann zu viel wird, kannst du das Gespräch jederzeit abbrechen."

Nun bekam ich doch ein ungutes Gefühl und meine Hände wurden innerhalb weniger Sekunden schwitzig. Mir fiel keine Antwort ein. Ihm in meiner Lage etwas abzuschlagen, war, als würde ich einem Hundewelpen ins Gesicht treten. Einem großen Hundewelpen, der mich wie selbstverständlich unter seine Fittiche genommen hatte, wie eine alte Freundin. Jay sah so erschöpft und müde aus, dass ich ihm am besten einfach vorschlagen sollte, das auf morgen zu verschieben. Allerdings kannte ich ihn inzwischen doch recht gut, vor allem durch die Erzählungen meines Vaters. Wenn ich ihn richtig einschätzte, würde er diese Nacht wenig bis gar keinen Schlaf kriegen, nach dem, was er heute Morgen erfahren hatte. Es lässt einen Psychiater wohl selten kalt, wenn sein Patient sich das Leben nimmt.

„Okay", sagte ich also. Ich werde mir seine Fragen zumindest anhören. Das ist das mindeste, das ich tun sollte.

„Setzen wir uns", schlug er vor und erst da wurde mir bewusst, dass ich die ganze Zeit in der Küche herumgestanden war. Jay räusperte sich. „Wie viel weiß du über die, nun, sagen wir, die Folgen von einer Infektion durch Instinktjäger? Darüber, was in den infizierten Menschen vor sich geht?"

Er machte es mir leicht, auf einer sachlichen Ebene zu antworten, fast als wäre ich in der Schule und müsste eine Prüfung dazu ablegen. „Das Gift bringt den Hormonhaushalt durcheinander. Schlafstörungen sind oft eine Folge davon. Irgendeine Art von Amnesie, die einen vergessen lässt, wie es zur Infektion gekommen ist, auch."

„Retrograde Amnesie, ja." Er nickte zustimmend. „Das fasst es ziemlich gut zusammen. Allerdings kommen meistens noch Angststörungen und Antriebslosigkeit dazu – ich vermute hormonell bedingt. Es geht also in die Richtung einer depressiven Verstimmung." Er sah mich abwartend an, doch als ich nichts zu erwidern hatte, fuhr er fort. „Du kannst dir sicher denken, dass es gerade der Gedächtnisverlust umso schwieriger macht, zwischen Depression und Infektion zu unterscheiden."

Ein eiserner Griff legte sich um meinen Brustkorb und ich spürte meinen Herzschlag nur zu deutlich.

„Bei Franklin, einem meiner Patienten, ist das ähnlich." Jay hielt inne, presste die Lippen aufeinander und fing sich erst nach ein paar Sekunden wieder. „Es war ähnlich. Allerdings gab es einen entscheidenden Unterschied: Er konnte sich an gewisse Dinge erinnern. Bruchstücke müssen in seinem Unterbewusstsein hängengeblieben sein – wie genau, weiß ich nicht. Noch nicht. Aber er hat davon geträumt."

Albträume. Das wurde ja immer besser. Ich konzentrierte mich darauf, was ich über Träume wusste, um nicht an meinen schneller werdenden Puls oder an Jays wärmende Aura zu denken. Die feinen Härchen an meinen Unterarmen stellten sich auf und ich unterdrückte ein Zittern.

„Er hat mir erst nach ein paar Wochen davon erzählt, dass er in seinen Träumen von jemandem verfolgt wurde. Dann hat er die Klauen gesehen, aber viel mehr nicht, denke ich. Hast du schon mal davon gehört, dass eine Erinnerung an die Infektion als Traum zurückbleibt?"

Die einzigen Erfahrungen, die ich gemacht hatte, wollte ich so gut ich konnte hinter Gittern verschlossen halten. So gern ich Jay auch hatte, ich wollte nicht sein Forschungsobjekt sein.

„Ich träume nicht", war deshalb alles, was ich sagte.

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass sich eine kleine Falte über seiner Nase bildete. „Du träumst nicht? Bist du dir sicher? Viele Menschen erinnern sich einfach nach dem Aufwachen nicht an ihre Träume."

„Ich bin kein Mensch." Schon im nächsten Moment ärgerte ich mich über meine Antwort. Ich machte es mir viel zu leicht mit meinen Antworten. Wie sollte das Jay weiterhelfen? „Aber gar so einfach ist das nicht. Ich-"

Wo fängt man an, eine Geschichte zu erzählen, wenn der Beginn aus tausend verschiedenen Sackgassen besteht? Ich grübelte und starrte auf meine kurzen Fingernägel, die viel menschlicher aussahen, als ich mich gerade fühlte. Die jahrelange Übung hatte sich bezahlt gemacht. Ich hatte mich so gut im Griff, dass man glauben könnte, die Klauen unter meiner Haut würden nicht existieren.

„Tut mir leid", unterbrach der Psychiater meine Stille. „Das war unprofessionell von mir. Fühl dich bitte zu nichts gedrängt. Sprich nur weiter, wenn es wirklich in Ordnung für dich ist."

Das war es nicht, aber es würde auch nicht einfacher werden. „Ich hab schon mal geträumt. Zum ersten Mal, als ich elf Jahre alt war. In der Nacht nach meiner ersten-" Wieder brach ich ab und fragte mich gleichzeitig, wie ich es überhaupt geschafft hatte, so viel von mir zu geben. Durch das Küchenfenster kroch nun eindeutig die Dunkelheit herein und legte sich um meine Schultern. Sie war kalt und schwer – wie Regen, der einen bis auf die Knochen durchnässt und zum Zittern bringt.

„Was ist denn hier los? Beschwört ihr jetzt Geister?" Cristal rauschte ins Zimmer und verschränkte spöttisch die Arme vor der Brust.

„Wir reden nur", antwortete Jay seelenruhig.

„Noch. Warte nur ab, bis sie dir in den Hals beißt und dir das Blut aussaugt."

„Vampire existieren nicht", erwiderte ich lahm und wünschte mir, ich hätte gar nichts gesagt.

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Vampire, Werwölfe, Hexen, Geister, Engel, Dämonen,...

Was sind eure liebsten übernatürlichen Wesen - insofern ihr welche habt? :)

Das Konzept der Instinktjäger spukt schon lange durch meinen Kopf. Ich hoffe, die Erklärungen sind halbwegs verständlich. Natürlich will ich nicht alles auf einmal vorwegnehmen, aber wenn irgendwas total unlogisch klingt, dann macht mich gerne darauf aufmerksam ^^ dankeschön!

Schönen Sonntag noch <3

- knownastheunknown -

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