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01

Bevor ich anfing, in die Schule zu gehen, erzählte mir mein Vater die Wahrheit, als wäre sie ein großes, albernes Märchen. Er war nie begeistert davon, mich anzulügen oder etwas vor mir zu verheimlichen, das sein und bald auch mein Leben beeinflusste. Doch wie hoch war die Chance, dass ich als kleiner Knirps gedankenlos die Geheimnisse meines Vaters vor mich hinplapperte? Anfangs machte er deswegen Witze darüber. Er verstellte seine Stimme, wenn er von Übernatürlichem erzählte und davon, wie gewisse Wesen den Menschen ihre Energie, ihre Träume oder gar einen Teil ihrer Seele raubten. Es waren keine kitschigen Fantasiewelten, die er mit seinen Worten malte – wenn überhaupt hätte ich als Fünfjährige Angst vor blutrünstigen Monstern mit riesigen Klauen und Fangzähnen haben sollen. Ich hatte keine. Wenn die Gänsehaut die Härchen an meinen Unterarmen zu Berge stehen ließ und mein Vater sein Gesicht zu scheußlichen Grimassen verzog, lachte ich verzückt und verkroch mich nur zu gerne unter meiner warmen Bettdecke. Ich hatte keine Angst.

Aber über Angst nachzudenken, während man Cristal Aaren gegenüber saß und versuchte, so leise wie möglich seine viel zu trockenen Cornflakes zu kauen, war in etwa so, als würde man mit einem blutigen Steak vor der Nase eines abgemagerten Straßenköters herumwedeln. Ich kämpfte ziemlich erfolgreich dagegen an, mich von Cristal eingeschüchtert zu fühlen, aber ich wurde nicht wirklich schlau aus ihr.

In der Woche, die ich bisher mit ihr unter einem Dach gelebt hatte, hatte ich oft mitbekommen, wie lustig und nett sie sein konnte – nur nicht zu mir. Wenn sie überhaupt mit mir sprach, dann endete es meistens darin, dass ich mich in meinem Zimmer einsperren musste, um sie nicht aus Versehen zu erwürgen oder schlimmeres. So gesehen sollte ich ihr dankbar sein, wenn sie in meiner Gegenwart ihre Klappe hielt. Aber die kalte Aura, die von ihr ausging, half auch nicht gerade dabei, sich irgendwie an meine Situation zu gewöhnen oder sich wie Zuhause zu fühlen.

„Bist du heute Nachmittag hier?", fragte Cristal beiläufig und nippte an ihrem schwarzen Kaffee. Fast als könnten wir einander leiden und das hier wäre alltäglicher Smalltalk. Aber ihr kalter Blick sprach andere Worte. Sie hob das Kinn und sah mich von oben herab an.

Ich schluckte den Rest meiner Wüstencornflakes hinunter und holte tief Luft. „Wo sollte ich sonst sein?"

„Hätte ja sein können, dass auch jemand wie du so etwas wie ein Leben oder Freunde hat. Aber ich hab mich wohl geirrt."

Ich wusste, ich sollte besser meinen Mund halten, aber ich wollte nicht. Genau das wäre das Zeichen gewesen, dass Cristal die Überhand in diesem Haus hatte. Sie wohnte hier um einiges länger als ich, doch eigentlich war mir das herzlich egal. Nur weil sie Jays und Leyas Tochter war, gab ihr das nicht das Recht, mich so zu behandeln.

Andererseits wusste ich, dass sie mich extra provozierte und wollte ihr nicht die Genugtuung geben, mich auf ihre Spielchen einzulassen. Ich hatte mir angewöhnt, meinen Ärger zu unterdrücken und zu ignorieren, wenn mir jemand blöd kam. Das war angenehmer, als sich in lange Diskussionen und Streitereien verwickeln zu lassen. Meistens jedenfalls.

„Ich bitte dich, echt bitte, verschwinde heute. Geh nach draußen in die Stadt, den Park, ins Kino, ganz egal. Irgendwo hin. Oder verkriech dich in deinem Zimmer und tu so, als wärst du nicht zuhause", verlangte Cristal schließlich und sah mich über den dunklen Holztisch hinweg eindringlich an. Mir war immer noch keine Antwort auf ihre vorherige Beleidigung eingefallen und ich saß ihr mit halb offenem Mund gegenüber. Ob diese Bitte jetzt eine Verarsche war oder ob sie es ernst meinte, konnte ich wieder einmal nicht beurteilen.

„Wieso sollte ich das machen?" So ruhig wie möglich hielt ich meinen Löffel fest. Ob ich ihn bei einem besonders blöden Spruch gegen Cristals Schädel werfen sollte? Vielleicht. Ob ich treffen und ihr tatsächlich wehtun würde? Hoffentlich.

Doch die blöde Antwort blieb aus. Sie zögerte. Für eine Sekunde flammte etwas anderes in ihren Augen auf als Kälte und ich dachte kurz, sie würde mir tatsächlich einen vernünftigen Grund geben.

„Geht dich nichts an." Ich hatte mich wohl geirrt. Mit einem Seufzen stand ich auf und kehrte ihr den Rücken zu, um meine Schüssel und den Löffel in den Geschirrspüler zu räumen. „Also. Machst du es?", hakte Cristal stur nach und ich hatte ihre Haltung bildlich vor mir, obwohl ich sie immer noch nicht ansah. Kerzengerade, fast militärisch und vor allem keine Widerrede akzeptierend.

„Nein", kam es mir dennoch viel zu leicht über die Lippen.

Ein genervtes, ungeduldiges Stöhnen war zu hören. „Ich hasse dich."

„Danke, ebenfalls." Wir waren zwar nicht verwandt, aber so stellte ich mir Geschwisterliebe vor. Ich schenkte ihr absichtlich keinen einzigen Blick mehr und verschwand auf mein Zimmer, das sich gegenüber der Küche befand. Es war praktisch, dass ich quasi nur durch zwei Türrahmen spazieren musste, um den Kühlschrank zu plündern, aber ich hatte auch nicht immer die Ruhe, die ich gerne gehabt hätte, weil die Wände viel zu dünn waren.

Oder tu so, als wärst du nicht zuhause, überdachte ich Cristals Worte noch einmal und erst jetzt begriff ich, was sie wollte. Wieso hatte ich sie nicht länger damit genervt oder sie provoziert, um mehr aus ihr herauszubekommen? Cristal bekam heute Besuch und sie versuchte zu verhindern, dass ich ihm begegnete. Blieb nur die Frage, wer dieser Besuch war. Aber das würde ich wohl bald herausfinden.

Ich war aus Versehen wieder eingeschlafen, aber ich ärgerte mich nicht einmal darüber. Immerhin hatte ich nichts Besseres zu tun und es war ein kalter, grauer Sonntag. Leya weckte mich fast zwei Stunden später, damit ich zum Mittagessen kam. Ihre Gesellschaft stresste mich teilweise, aber ich merkte schon nach dieser kurzen Zeit, dass ich in Jays und Leyas Gegenwart immer entspannter wurde. Ich gewöhnte mich an die Energie, die in diesem Haus herrschte. An den Wochenenden gehörte es bei der Familie Aaren dazu, dass man gemeinsam am Tisch saß und sich unterhielt. Fast, als wären sie normale Menschen mit normalem Alltag, die montags um acht zu ihrer normalen Arbeit gingen und nachmittags um vier nach Hause kamen, um ihren Hintern auf der normalsten Couch der Welt auszuruhen und ihre Normalität zu genießen. Wäre da nicht die eine oder andere Bemerkung gewesen, die das Gegenteil bewies, hätte ich es vielleicht sogar selbst geglaubt.

„Ich habe heute Morgen einen Anruf von Naomi bekommen. Einer meiner Klienten hat sich das Leben genommen", begann Jay ruhig, während er sich Salat neben die Kartoffeln auf seinem Teller lud. Das war seine Art. Vorsicht und Ordnung, aber trotzdem Mut, die Dinge beim Namen zu nennen.

Ich bemerkte, dass sich die blonde Frau neben mir augenblicklich verkrampfte und die Schultern hochzog. „Wer war es?"

„Franklin. Es muss letzte Nacht passiert sein."

„Wie?"

„Er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten."

Meine Augen ruhten auf Cristal, die das gesamte Gespräch über weiter aß, als würden ihre Eltern gerade nicht über Suizid reden. Sie betrachtete das Stück Fleisch auf ihrer Gabel genauestens, bevor sie es sich in den Mund schob und begann, darauf herum zu kauen. Dann glitt ihr Blick wieder zu ihrer Mutter, wanderte zu ihrem Vater und schließlich blieb er an mir hängen.

„Was starrst du so? Hast du jetzt genug davon, uns auszunutzen und rammst mir deine Klauen ins Herz, damit ich mir auch die Pulsadern aufschneide?"

Wie ein giftiger Stachel bohrten sich die Worte unter meine Haut und ich versuchte, mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Hitze breitete sich von meinem Brustkorb aus und nach wenigen Augenblicken durchzog sie meinen ganzen Körper. Die Uhr an der Wand tickte laut. Zu laut. Mein Hals kratzte vor Hitze und ich verkrampfte mich auf meinem Sessel. Cristal strahlte die altbekannte Kälte aus, die mit einem Mal wohltuend, ja geradezu verlockend auf mich wirkte. Mit langsamen Bewegungen zog ich meine Hände unter den Tisch und hielt mich an der Sitzfläche meines Stuhles fest.

„Cris", ermahnte sie ihr Vater mit kräftiger Stimme, die nun weniger Vorsicht, aber mehr Mut zeigte. „Benimm dich."

„Wieso sollte ich?" Ihre Lautstärke hatte sich fast verdoppelt, doch sie hielt inne und legte seelenruhig ihr Besteck zur Seite. Ich konnte zwar keine Gedanken lesen, aber es war nicht schwer zu erraten, was durch ihren Kopf ging. Wahrscheinlich hätte sie mich am liebsten in Ketten gelegt und in einem See versenkt wie bei einer Hexenjagd. „Ich bin hier nicht diejenige, die sich für irgendetwas rechtfertigen muss, das sie tut. Nein. Vielleicht seid ihr zwei schon ganz blind geworden, aber ich will nicht heile Welt spielen, während eine Mörderin mit uns am Tisch sitzt."

„Was zum Teufel ist denn los mit dir? Nia ist unser Gast." Ich spürte Leyas entschuldigenden Blick auf mir, aber ich konnte nicht einmal darüber nachdenken, mich selbst zu verteidigen. Einen einzigen Muskel zu viel zu bewegen, hätte vielleicht meine Mauer in sich zusammenfallen lassen und das konnte ich unter keinen Umständen zulassen.

„Was habt ihr denn erwartet, als ihr zugestimmt habt, eine Instinktjägerin aufzunehmen? Dass ich und dieses komische Halbblut beste Freundinnen werden und wir uns gegenseitig die Fingernägel lackieren? Da mach ich jedenfalls nicht mit."

„Stimmt", murrte Jay und erhob sich langsam. Wenn mein Vater mich jemals so angesehen hätte, wie Jay es gerade bei Cristal tat, dann hätte ich mir schon lange in den Hosen geschissen und würde nun fieberhaft überlegen, wie ich es wieder gut machen könnte. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und seine Kieferknochen traten deutlich hervor, als würde er fest zusammenbeißen, während er sich mit den Händen an der Sessellehne abstützte. „Du machst da nicht mit. Deswegen gehst du jetzt und isst nachher weiter, wenn wir fertig sind."

„Ich bin kein Baby mehr, sondern fast achtzehn!" Egal wie viel Wut sie in diese Worte legte, Jay blieb ruhig. Vielleicht, weil er wusste, dass sich Cristals Hass eigentlich nur auf mich bezog.

„Dann wird's dir ja nichts ausmachen, heute mal ein paar Minuten länger aufs Essen zu warten."

„Gut. Meinetwegen", kam es patzig nach ein paar Sekunden zurück. Dann schob Cristal den Teller von sich und stand ebenfalls auf. „Ich hab sowieso keinen Hunger mehr." Und mit einem demonstrativen Blick auf mich fügte sie hinzu: „Mir ist der Appetit vergangen." Sie ging zielstrebig davon und hätte es eine Tür in den Flur gegeben, hätte Cristal diese bestimmt mit einem lauten Knallen hinter sich geschlossen.

„Wirklich sehr erwachsen", seufzte Jay und holte sich ein Glas Wasser, bevor er sich wieder setzte.

„Tut mir leid, Xenia. Wirklich, ich verstehe nicht, wieso Cris es nicht einfach gut sein lassen kann", beteuerte Leya mit professionellem Dackelblick. Ich bezweifelte stark, dass ihr irgendjemand böse sein konnte, wenn sie ihn aus ihren runden, dunkelbraunen Augen so ansah. Es war schon komisch, dass ihre Tochter ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlichsah und trotzdem niemals so verletzlich wirken könnte.

Ich riskierte es, meine Muskeln ein wenig lockerer zu lassen und „Schon gut" zu sagen. Als ich merkte, dass die Hitze und dieses eindringliche Verlangen, meinen Verstand auszuschalten, nach Cristals Abgang recht schnell verblassten, schenkte ich Leya einen aufmunternden Blick, von dem ich selbst nicht ganz wusste, wo er herkam. Mein Herz klopfte noch etwas schneller als sonst und meine Handgelenke kribbelten. Abgesehen davon fühlte ich mich besser. „Es ist nur nicht besonders schlau, mich zu provozieren. Eigentlich sollte sie das wissen."

„Ich werde auf jeden Fall mit ihr reden." Jay schüttelte verständnislos den Kopf. „Wenn dein Vater uns früher besucht hat, war sie nie so. Sie hat ihm eine Chance gegeben und daran geglaubt, dass er gute Absichten hat. Ich hoffe wirklich, dass sie dich auch bald akzeptieren kann, sonst muss ich mir wohl härtere Maßnahmen einfallen lassen. Wie könnte ich zulassen, dass meine Tochter dich aus meinem Haus vertreibt?"

Verlegen senkte ich den Blick. Eigentlich war Leya eine unglaublich gute Köchin, aber der Rest des Fleisches und der Salat schmeckten nach Schuld.

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Gut, dass ich eigentlich Vegetarierin bin und mein Salat selten nach Schuld schmeckt xD

Aber jetzt zum Wesentlichen: Schön, dass ihr hierher gefunden habt :)

Ich hab mich dazu entschieden, dieses neue Projekt mithilfe von wattpad weiterzuschreiben - weil ich dann hoffentlich regelmäßiger daran schreibe und auch euer Feedback gerne berücksichtigen will!

Updates kommen voraussichtlich immer sonntags! Ich freu mich, wieder da zu sein! :)

knownastheunknown

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