Kapitel 8
Asena vor irgendwelchen Gebäuden abzufangen schien ein neues Hobby der Familie Mikaelson darzustellen.
Zu dieser Erkenntnis kam die Doppelgängerin am Montag, nachdem sie Charlie zur Schule gebracht hatte und gerade wieder nach Hause gefahren war. Denn vor der Haustür stand Rebekah.
Asena schluckte. Es war seltsam, die Vampirin nach so langer Zeit ohne Lebenszeichen wieder zu sehen. Natürlich freute sie sich, aber irgendwie war sie auch sauer, weil Rebekah sich nicht gemeldet hatte.
Nein, so durfte sie gar nicht denken. Rebekah war nicht daran schuld, dass Niklaus ein kontrollsüchtiges Arschloch sein konnte. Also lächelte sie und umarmte die Vampirin zur Begrüßung. "Lange nicht mehr gesehen."
"Viel zu lange", bestätigte die Blonde und grinste. "Aber jetzt verschwinde ich so schnell nicht mehr."
Asena lachte. "Na das hoffe ich doch."
"Bist du bereit zu gehen?"
War sie das? Vermutlich nicht. Nach der Szene, die sie gestern gemacht hatte, wusste sie nicht, ob sie Niklaus würde anschauen können. Aber wirklich eine Wahl hatte sie nicht. Es war wichtig, die Mikaelsons zu treffen, damit sie die Gefahr einschätzen konnte, die von den White Hexen ausging.
"Ja", antwortete sie also. "Lass uns gehen."
Sie entschlossen sich zu laufen, um mehr Zeit zum Reden zu haben und Rebekah meinte, dass der Weg zum Anwesen nicht weit war. Also schlenderten sie nun Seite an Seite durch Mystic Falls.
"Wie ist es so, Mutter zu sein?", fragte die Vampirin nach einer Weile.
Dankbar, dass sich bisher keine ihrer Fragen auf die Trennung bezogen hatte, meinte sie: "Es ist anstrengend. Extrem anstrengend. Vor allem mit der Arbeit und allem. Aber der Stress lohnt sich. Charlie ist echt ein tolles Kind. Du wirst sie mögen."
"Mit einer Frau wie dir als Mutter kann ich mir nicht vorstellen, dass sie kein tolles Kind ist." Ein gewissen trauriger Unterton schwang in ihrer Stimme mit.
"Du wärst bestimmt auch eine fantastische Mutter."
Rebekah zuckte mit den Schultern. "Das Problem ist nur, dass ich keine Kinder bekommen kann."
"Du hast immer die Möglichkeit zu adoptieren", erinnerte Asena.
"Ja, vielleicht irgendwann. Gerade ist es aber sowieso zu gefährlich für ein Kind."
Da musste die Hybridin ihr allerdings recht geben. "Stimmt. Aber in ein paar Wochen sind die Hexen Geschichte, da bin ich mir sicher."
Rebekah schmunzelte. "Gut möglich. Aber bevor du dich mit Hexen rumschlagen kannst, musst du erst mal meine Familie überleben. Wir sind da."
Ein gigantisches weißes Haus, nein, eine Villa ragte vor ihnen auf. Unauffällig schien den Mikaelsons ein Fremdwort zu sein. "Danach sind die Hexen wahrscheinlich ein Kinderspiel", seufzte sie. Es graute ihr noch immer davor, Niklaus wieder zu treffen. Hoffentlich benahm er sich normal.
"Auf jeden Fall. Vor allem weil Nik unseren Bruder Kol entdolcht hat. Er ist... sagen wir mal speziell. Und in Sachen Wahnsinn etwa auf Niks Höhe."
"Das klingt ja toll", murmelte Asena, während die beiden das Haus betraten.
Rebekah nickte. "Er ist erst seit ein paar Wochen wach und Nik hätte ihn schon mindestens zehn Mal fast wieder in den Sarg verfrachtet. Aber erstens braucht er ihn und zweitens habe ich den Dolch versteckt."
"Was verbreitest du hier für Lügen, Schwesterherz? So schlimm bin ich wirklich nicht."
Asenas Herz setzte einen Satz aus. Diese Stimme kannte sie. Und auch das Gesicht, das sie sah, als der Mann, dem die Stimme gehörte, die Treppe herunterkam.
"Caleb?", brachte sie verwirrt heraus. Was ging hier vor sich?
"Caleb?" Rebekah lachte und blickte den Braunhaarigen fassungslos an. "Du hast gesagt, dass du Caleb heißt?"
Nun endgültig verwirrt blickte Asena zwischen den beiden hin und her.
"Nik hat gesagt, sie würde vielleicht Verdacht schöpfen, wenn sie den Namen Kol hört. Habe ich nicht recht, Waltraud?" Amüsiert zog er eine Augenbraue hoch.
Okay, jetzt war sie völlig raus. "Was? Verdacht schöpfen?"
Rebekah warf Caleb oder Kol einen vernichtenden Blick zu und wandte sich anschließend wieder an Asena. "Also, ich erkläre das mal. Nik hat Kol geschickt, um dich aufzuspüren, damit er sicher weiß, dass du hier bist. Und weil Kol eben Kol ist, hat er dir einen falschen Namen genannt und so weiter. Eigentlich heißt er definitiv nicht Caleb und ist genau so ein Idiot wie Klaus."
"Dass er ein Idiot ist, hab ich schon bemerkt", brachte Asena heraus, die nun langsam endlich verstand.
"Nur für's Protokoll, ich war nicht der einzige, der einen falschen Namen benutzt hat", warf Kol ein, der mittlerweile unten an der Treppe angekommen war.
Asena schnaubte. "Selbst wenn du nicht gewusst hättest, wer ich bin, hättest du dir denken können, dass ich nicht Waltraud heiße."
"Okay okay, bevor das hier eskaliert, gehen wir am besten Mal zu den anderen", warf Rebekah ein. "Kommt mit."
Also gingen sie nun ins Wohnzimmer, wo Elijah und Nik bereits saßen. Auf dem Couchtisch vor ihnen stand - welch Wunder - Bourbon.
"Hey", begrüßte Asena die beiden, mied aber bewusst Niklaus Blick. Gemeinsam mit Rebekah setzte sie sich auf eines der dunklen Sofas und schlug die Beine übereinander. "Also, was wollen die Hexen?" Ihr wäre es am liebsten, wenn sie bald wieder nach Hause konnte. Heute war einer ihrer wenigen freien Tage, da sie die Tanzkurse diese Woche ausfallen ließen.
"Wir haben Informationen erhalten, dass die White Hexen sich einer Organisation angeschlossen hat, die 'abnormale' Übernatürliche ausrotten will", erklärte Elijah.
So weit waren sie auch schon am Samstag gewesen. "Also Hybriden", sagte Asena.
Elijah nickte. "Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass Mikael jahrelang dort mitgearbeitet hat, auch noch bevor die übrigen White Hexen sich angeschlossen haben. Deshalb haben sie jetzt einen ebenso großen Hass auf Urvampire. Und vermutlich auch Waffen, die uns töten können."
Das klang katastrophal. Eine Waffe, die selbst Urvampire töten konnte, musste unfassbar viel Macht haben. Sie mussten sie in die Hände bekommen und vernichten. Und das so bald wie möglich.
"Was können wir tun?", fragte sie.
Nun schaltete Niklaus sich ein und der kühle Klang seiner Stimme versetzte Asena einen Stich ins Herz. "Wir wissen, dass sie in der Nähe von Mystic Falls arbeiten. Hier gibt es ungewöhnlich viele Paranormale. Die perfekten Versuchsobjekte."
Der Doppelgängerin wurde übel. "Du willst also sagen, dass wir hier alle in Gefahr sind. Alle Übernatürlichen der Stadt."
"Exakt das will ich sagen. Und deshalb müssen wir diese Hexen so schnell wie möglich vernichten."
"Und wie schaffen wir das? Wo genau sind sie?", wollte Asena wissen.
"Das ist das Problem", meinte Rebekah. "Wir wissen es nicht. Wir wissen, dass sie nicht weit weg sind, aber sie haben noch nichts unternommen."
"Ich würde also vorschlagen, dass du deine Freunde schon mal vorwarnst", mischte Kol sich ein. "Wenn die Hexen an dich rankommen wollen, werden sie nicht zögern, auch deine Freunde zu verletzen."
Asena schluckte. Das würde sie nicht zulassen. Eher würde sie sterben. "Wie lange werden wir brauchen, um die Hexen zu besiegen?"
"Einige Wochen mit Sicherheit", meinte Elijah. "Womöglich länger. Wir arbeiten daran, den Aufenthaltsort der Hexen zu bestimmen, aber bisher hatten wir keinen Erfolg."
"Ich kenne da ein paar Leute", sagte Asena gedehnt. "Vielleicht können sie helfen."
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