Kapitel 1
"Mom, beeil dich!", rief Charlie und schnelle Schritte ertönten auf der Treppe. "Wir kommen zu spät!"
Asena lachte und wandte sich zur Tür, gerade als ihre Tochter den Kopf hinein streckte. "Wir können nicht zu spät kommen, weil wir nicht gesagt haben, wann genau wir kommen."
"Doch, wir kommen zu spät", beharrte Charlie und setzte sich auf Asenas Bett.
Schmunzelnd drehte sich die Doppelgängerin wieder zu ihrem Schminkspiegel. "Und was hatten wir zum Rennen auf der Treppe gesagt?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
Charlie senkte den Kopf, sodass ihr ihre dunkeln Locken ins Gesicht fielen, doch Asena konnte sehen, dass sie grinste. "Das man sich weh tun kann. Aber ich passe auf!"
"Und deshalb bist du letzte Woche auch hingefallen." Die Doppelgängerin stand auf und legte die Maskara weg, die sie bis eben aufgetragen hatte. "So, gehen wir. Hast du alles eingepackt, was du mitnehmen willst?"
Das junge Mädchen nickte bestätigend. "Hab ich."
"Sehr gut. Dann geh mal deine Schuhe anziehen."
"Aber du kommst gleich nach."
Asena schmunzelte. "Natürlich. Ich hole nur noch kurz deine Schlafsachen." Denn Charlie hatte nur das Spielzeug eingepackt, das sie zu ihren Freundinnen mitnehmen wollte. Die wichtigen Dinge wie Kleidung, Nachtlicht und Lieblingskissen hatte Asena selbst in eine Tasche gelegt.
Während die Doppelgängerin die Tasche ihrer Tochter holte, hörte sie mit gerunzelte Stirn, wie das Mädchen die Treppe wieder einmal herunter rannte. Wenn das so weiter ging, würde sie sich irgendwann ernsthaft verletzen. Aber sie wollte es einfach nicht einsehen, auch wenn die beiden die Diskussion fast täglich führten.
Mit der Tasche in der Hand folgte Asena Charlie schließlich die Treppe hinab, nur um zu bemerken, dass die Siebenjährige schon fast aus der Tür war.
"Also allein kommst du so schnell nicht zu Lizzie und Josie", meinte sie. "Oder willst du laufen?"
"Nein." Charlie schloss die Tür wieder. "Aber ich kann doch schon mal ins Auto gehen."
Asena hielt den Schlüsselbund hoch. "Nicht ohne die hier."
Charlie schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Dann warte ich halt."
"Du kommst schon früh genug zu den Saltzmans, keine Sorge", versicherte die Hybridin, die gerade in ihre Schuhe geschlüpft war. Dunkle Ballerinas, von denen sie mit Sicherheit Blasen bekommen würde. Sie trug sie nur, weil jegliche Verletzungen, die sie sich darin zuzog, schnell heilen würden.
"Nicht wenn du so lange brauchst", behauptete Charlie trotzig. "Sie warten bestimmt schon."
Asena öffnete die Haustür, nachdem sie ihren eigenen Rucksack und den ihrer Tochter genommen hatte. "Dann mal ab ins Auto mit dir, wir wollen sie ja nicht noch länger warten lassen."
Außerdem sollte die Doppelgängerin ihre eigenen Freunde, mit denen sie verabredet war, auch nicht noch länger warten lassen. In fünf Minuten sollte sie im Mystic Grill sein, aber allein Charlie wegzufahren würde schon zehn Minuten dauern.
Alain und Sophia dürften Verspätung mittlerweile allerdings gewöhnt sein, also war es nur halb so wild. Schon während dem Studium damals in London hatte Asena es nie geschafft, pünktlich zu kommen. Alain regte sich trotzdem jedes Mal ziemlich darüber auf.
Deshalb fuhr Asena auch ständig am Rande der Geschwindigkeitsbegrenzung, und nicht selten auch mal zu schnell. Sie wollte die Zeit wieder reinholen.
Somit schafften sie und Charlie die Zehn-Minuten-Fahrt in knapp acht Minuten und die Siebenjährige sprang freudig aus dem Auto und rannte auf die Haustür der Saltzmans zu, ohne ihren Rucksack mitzunehmen. Den brachte ihr also Asena hinterher, während gerade schon Caroline Forbes die Haustür öffnete. Hinter ihr tauchten die Zwillinge Lizzie und Josie auf, die Charlies beste Freundinnen waren, seit sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Da traf es sich sehr gut, dass auch die beiden Mütter sich blendend verstanden.
"Hey", sagte Asena und schmunzelte, als ihre Tochter bereits im Haus verschwunden war. "Sicher, dass du die drei managen kannst? Charlie ist zur Zeit ein wenig... aufgedreht." Das war natürlich nicht böse gemeint, aber direkt auf drei chaotische Siebenjährige aufzupassen, war extrem anstrengend.
Die blonde Vampirin lachte. "Ich habe drei Monate mit Stefan und Damon unter einem Dach gelebt. Ich denke, ich komme mit den drei klar."
Das stimmte allerdings. Das Saltzman Haus hatte vor einer Weile einen Wasserschaden gehabt, weshalb die Familie bei den Salvatores eingezogen war. Die Zwillinge hatten das natürlich toll gefunden, weil sie große Fans der beiden Vampire waren, Caroline hingegen... Sie hatte öfters Zoff mit Damon gehabt.
"Na dann." Auch Asena musste lachen und reichte Caroline schließlich Charlies grünen Rucksack. "Da dürfte eigentlich alles drin sein, was sie braucht. Falls aber noch irgendwas sein sollte..."
"Rufe ich an", beendete Caroline den Satz. "Aber wir kommen schon klar, keine Sorge. Es ist immerhin nicht das erste Mal, dass sie hier übernachtet."
Auch wieder wahr. Als alleinerziehende Mutter war Asena unfassbar froh über diese Hilfe, vor allem, da sie auch noch selbstständig arbeitete und dies sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Care und Alaric, der Vater von Lizzie und Josie waren über die Jahre zu Familie geworden und Charlie übernachtete seit einiger Zeit alle zwei Wochen bei ihnen, damit Asena entweder arbeiten, oder als Wolf die Wälder durchstreifen konnte. Im Gegenzug übernahm sie Lizzie und Josie natürlich auch öfters und machte Ausflüge mit den drei Mädchen.
Ebenfalls eine große Hilfe war Elena Gilbert, Asenas Halbschwester mütterlicherseits. Die Verwandtschaft war mehr oder weniger zufällig entdeckt worden, als Stefan die Hybridin in New York mit Elena verwechselt hatte. Das war der Grund für eine erste Reise nach Mystic Falls gewesen, und schließlich auch für den Umzug.
Als die beiden Frauen sich dann schließlich kennengelernt hatten, war aber schnell rausgekommen, dass Elena keine Doppelgängerin war, auch wenn sie ihrer Schwester tatsächlich verblüffend ähnlich sah. Lediglich die Augenfarbe stimmte nicht ganz überein. Elenas Augen waren ein klein wenig heller.
"Ich sollte wohl mal gehen", meinte Asena schließlich und winkte Charlie zu, die sich doch entschlossen hatte, sich von ihrer Mutter zu verabschieden. "Schön brav sein", ermahnte sie ihre Tochter, die bestätigend nickte.
"Hab dich lieb, Mom."
"Ich dich auch, Schatz. Wir sehen uns morgen."
Nachdem sie sich auch von Caroline verabschiedet hatte, stieg Asena wieder ins Auto. Sie war bereits fünf Minuten zu spät dran. Alain würde sehr kreativ werden mit den französischen Beleidigungen, die sowieso nur er verstand.
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