Kapitel 5
Niall
Da war ein stetiges Piepsen. Ein nerviges stetiges Piepsen. Und er wusste nicht, wo es her kam. Leise stöhnend drehte er sich auf die andere Seite. Durch seine geschlossenen Augenlider konnte er wahrnehmen, dass es schon hell draußen war. Wieso hatte er die Vorhänge am Abend zuvor nicht zugezogen?
Das Piepsen war immer noch da. Erst jetzt bemerkte er die Kopfschmerzen. So viel hatte er doch gar nicht getrunken. Aber die Party gestern war es definitiv wert gewesen. Kleine Erinnerungen durchfluteten seinen Kopf. Sterne überall, Musik und Lachen. Nick hatte seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht. Louis hatte angefangen zu tanzen, und er gleich mit. Es war das reinste Chaos gewesen, aber es war definitiv ein Highlight in seinem Leben.
Endlich schien das Piepsen aufzuhören und er kuschelte sich noch ein Stück tiefer in seine Decke. Es war zwar Hochsommer, aber gerade eben wollte er lieber schlafen.
„Niall!", ertönte plötzlich eine Stimme. Na toll. Da hatte das Piepsen aufgehört und schon wurde er wieder gestört. Konnte er nicht in Ruhe ausschlafen?
„Niall, Mittagessen ist fertig! Kommst du?"
Fuck. Wie vom Blitz getroffen, saß Niall aufrecht im Bett. Sein Blick schnellte zu seinem Wecker. 12:36. So lange hatte er ja noch nie geschlafen! War das echt so schlimm gewesen?
„Niall?"
„Ja, gib mir fünf Minuten!", rief er zurück. Hastig kletterte er aus dem Bett und versuchte dabei, seine Kopfschmerzen zu ignorieren. Die gingen bestimmt wieder von selbst. Er schnappte sich eine kurz Jogginghose und ein Shirt, das er sich im Gehen über den Kopf zog. Es war ja nur seine Familie im Haus, da störte es ihn nicht, wie er sonst aussah. Er kam in der Küche an, als seine Mutter gerade das Essen auf den Tisch stellte.
„Guten Morgen", begrüßte sie ihn mit einem Lächeln. „Wie hast du geschlafen?"
„Zu lang."
„Hab ich gemerkt. Solange du das morgen nicht so machst, ist alles in Ordnung." Ja, das wäre grausam.
„Wo sind die anderen?", fragte Niall, als er sah, dass der Tisch nur für zwei Personen gedeckt war.
„Dein Bruder musste zurück in die Arbeit und Bobby musste schnell zu einem guten Freund. Der hat ihn angerufen, ob er ihm für ein paar Stunden bei seinem Umzug hilft, oder beim Aufbau. Irgendwie sowas war es. Also bleiben nur wir übrig."
„Kein Problem, dann bleibt mehr Essen für mich." Lachend setzte sich Maura neben ihren Sohn.
„Bist du schon aufgeregt?"
„Es hält sich in Grenzen, ehrlich gesagt. Du kennst mich ja, bei großen Sachen bin ich nicht aufgeregt, nur bei kleinen."
Niall scrollte während er das Essen in sich hinein stopfte durch seine Nachrichten.
„Louis hat geschrieben. Er fragt, ob ich überlebt hab." Kurzerhand machte Niall ein Foto von seinem Essen und schickte es ihm. Zurück kam eine Reihe mit lachenden Smileys.
„Das wäre geklärt." Er kam nicht einmal drei Bissen weit, bis sein Handy erneut einen Ton von sich gab.
„Was ist denn...Oh. Eine E-Mail von der NASA."
„Was schreiben sie?", wollte seine Mutter sofort wissen."
„Moment, ich les es dir vor. Sehr geehrter Herr Horan, wir möchten Ihnen noch einmal offiziell zu Ihrem Erfolg bei Ihren Abschlussprüfungen gratulieren. Wie Sie gestern schon erfahren haben, werden sie als jüngster Astronaut bei der nächsten Mission zur ISS dabei sein. Die Planung steht schon seit Monaten und die Astronauten bereiten sich auch seit geraumer Zeit darauf vor. Da Ihre letzten aktiven Schwerelosigkeits-Tests nur eine Woche zurück liegen können wir Sie ohne Bedenken mit in die Mission aufnehmen. Ihre Arbeit beginnt schon morgen im Hauptgebäude der NASA. Die Adresse finden Sie unten.
Wie bei jeder Mission stehen die Zusammenarbeiten zwischen Astronauten und dem Personal aus Mission Control an oberster Stelle. Wir wollen die Kommunikation zwischen Erde und Weltall fördern und dadurch immer effizientere Verbesserungen vornehmen. Wie Sie sich bestimmt schon denken können, werden auch Sie mit in dieses Projekt aufgenommen und bekommen einen Partner, mit dem Sie die ganze Mission durch arbeiten werden.
Wir erwarten Sie morgen früh um 08:00 Uhr am Empfang. Dort erhalten Sie alles weitere, was Sie benötigen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und auf ein neues Gesicht unter den Kollegen. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag. Mit freundlichen Grüßen, Josh Devine, Mitarbeiterabteilung."
„Ich freu mich so für dich!", hörte Niall seine Mutter neben sich und würde gleich darauf in eine Umarmung gezogen.
„Danke Mum", lachte er. „Ich kann es gar nicht erwarten!"
„Musst du irgendetwas packen?"
„Ich denke nicht, es sind bis jetzt ganz normale Arbeitstage. Louis hat erzählt, dass man zu allererst im Gebäude herum geführt wird und dann die jeweiligen Partner zugeteilt bekommt. Danach werden einem die Pläne für die Mission erklärt, alles durchgegangen und Fragen beantwortet. Das allein kann schon mehrere Tage dauern."
„Dann hast du was vor dir."
„Ich freu mich drauf! Und wenn alles geklärt ist, wird wieder trainiert. Auf der Erde wird noch ein paar Mal für den Ernstfall geprobt und die Partner können sich besser kennen lernen. Ich frage mich, wen ich als Partner bekomme."
„Er oder sie ist bestimmt total nett. Und du kannst doch so schnell Freundschaften schließen. Ich bin sicher, das bekommst du hin."
„Aber das Beste ist, dass Louis mit kommt."
Niall konnte sich nicht daran erinnern, dass er weniger als einen Tag nicht Kontakt mit seinem besten Freund war. Auch wenn er dort oben war hatten sie mindestens an jedem zweiten Tag miteinander geskypt. Und jetzt würde er Monate mit ihm zusammen verbringen. Und dabei seinen Traum Wirklichkeit werden lassen. Besser konnte es nicht kommen.
Zayn
Ganz langsam nahm er seine Umgebung wieder wahr. Zuerst war da das Gefühl, zu liegen. Sein Körper lag auf dem Bett und über sich spürte er seine Decke. Er konnte das weiche Kissen unter seinem Kopf fühlen. Irgendwann nahm er auch das Licht um sich herum wahr. Die Sonne schien und das konnte er auch schon mit geschlossenen Augen ausmachen. Dann nahm er die feinsten Geräusche um sich herum wahr. Das stetige Atmen, das Rascheln, wenn er seinen Körper auch nur um Millimeter bewegte.
Es war wieder morgen und er hatte nicht einmal einen Wecker gebraucht, um aufzuwachen. Das sollte er sich im Kalender markieren. Seine Augen hielt er geschlossen, aber dachte wieder zurück an den vergangenen Tag. Er durfte bei der NASA arbeiten. Schon am nächsten Tag sollte sein Abenteuer losgehen.
Harry hatte ihn überzeugen können, dass es ein Abenteuer werden würde. Er könnte neue Freunde kennen lernen und sich mit dem beschäftigen, was ihn schon immer interessiert hatte. Er würde auch so eine Verbindung zum Weltall haben, auch wenn es nicht in der Form war, in der er es sich gewünscht hatte. Er würde einen Partner bekommen und der könnte ihm jeden Tag Bilder von den Sternen schicken, wenn sie sich gut verstanden.
Harry hatte so viel erzählt und dass er selbst unbedingt so viele Leute kennen lernen wollte. Er hat gesagt, vielleicht wäre dort sogar die Liebe seines Lebens. Harry war wirklich romantisch veranlagt. Er glaubte an Seelenverwandte und all das. Zayn konnte es ihm nicht verübeln, es war eine traumhafte Vorstellung. Er selbst hatte auch daran geglaubt, aber es war einfach zu viel passiert. Er war einmal der festen Überzeugung gewesen, dass er seinen Seelenverwandten schon gefunden hatte.
Wie an so vielen Tagen, lagen sie zusammen auf der Couch, die Arme umeinander geschlungen. Der Film, der nebenher am Fernseher lief, war schon längst vergessen. Zayn hatte seine Hände in seinen Haaren vergraben. Seine Hände fuhren auf Zayns Rücken auf und ab. Er fühlte sich nirgendwo anders geborgener, als hier in seinen Armen. Ihre Lippen bewegten sich so fließend miteinander, als hätten sie nie etwas anderes getan. Sie hatten die Augen geschlossen und genossen einfach nur den Moment.
Es war nicht immer leicht gewesen, allein schon wegen ihren unterschiedlichen Karrieren. Aber es funktionierte, es funktionierte für sie. Allmählich verlangsamte er den Kuss wieder, bis ihr Lippen nur noch leicht aufeinander lagen.
„Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr!", flüsterte er gegen Zayns Lippen.
„Ich liebe dich auch, Baby!"
Endlich öffnete Zayn seine Augen wieder und sah ihn an. Er konnte manchmal einfach nicht glauben, wie er ihn verdient hatte, was für ein Glück er hatte.
„Ich bin so gespannt auf morgen", grinste Zayn und drehte sich langsam zur Seite, sodass er nicht mehr direkt auf ihm lag.
„Ich auch. Hoffentlich schaff ich das."
„Du wirst das hinbekommen! Ich glaube an dich, das hab ich dir schon so oft gesagt! Du bist ein Naturtalent und alle werden staunen, wenn du wieder so unglaublich bist, wie immer."
„Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich mich immer wieder aufs Neue in dich verliebe."
„Schon ungefähr tausend Mal."
„Und ich werde es noch tausendmal mehr sagen. Du bist der Wahnsinn. Ich liebe dich."
„Ich dich auch", flüsterte Zayn.
Und schon war alles um sie herum wieder vergessen. Sie konnten die Augen nicht voneinander lassen, nicht wenn sie draußen waren und auch nicht wenn nur sie zwei alleine waren. Zayn platzierte einen kleinen Kuss auf seinen Lippen. Und noch einen. Kurz darauf waren sie wieder in ihrer eigenen kleinen Welt, die ihnen nie jemand wegnehmen könnte.
Zu diesem Zeitpunkt war Zayn überzeugt gewesen, dass es so etwas wie Seelenverwandte gab und dass er seinen gefunden hatte. Und er hatte geschworen, ihn nie wieder gehen zu lassen.
Harry hatte sich immer wieder beschwert, wie grausam niedlich die beiden zusammen waren. Aber eigentlich war er nur neidisch, dass er seinen perfekten Partner noch nicht gefunden hatte. Aber er würde nie aufgeben.
Genau diese Wörter hatte er Zayn immer und immer wieder gesagt. Irgendwann hatte Zayn dann ein wenig auf ihn gehört, aber sein Glauben, jemals wieder so glücklich zu werden, war verloren gegangen.
Aber er war seinem Freund unendlich dankbar. Ohne ihn wäre er jetzt wahrscheinlich arbeitslos. Er hatte immer nur den einen Weg vor Augen und Harry zeigte ihm so oft, dass er nur seinen Kopf um ein paar Zentimeter drehen musste, um einen anderen zu sehen, der mindestens genauso gut war.
Mittlerweile war er vollkommen aufgewacht. Er wollte aus dem Bett klettern, als er merkte, dass das nicht funktionierte. Irgendwas hielt ihn fest. Erst jetzt bemerkte er das zusätzliche Gewicht auf ihm. Zuerst hatte er angenommen, es war seine Decke. Ruckartig drehte er seinen Kopf, nur um in ein Nest aus braunen Locken zu blicken.
„Harry, du Vollidiot! Geh von mir runter!"
„Nur noch fünf Minuten", bekam er als Antwort.
„Nein, keine fünf Minuten! Ich will aufstehen!"
„Seit wann willst du freiwillig aufstehen?"
„Eben. Sei doch froh, wenn ich mal von selbst aufstehe. Und jetzt geh von mir runter!"
Zayn versuchte vergeblich, nicht loszulachen. Sein bester Freund war manchmal wirklich etwas seltsam. Harry murmelte irgendetwas Unverständliches und endlich hob er seinen Kopf, nur um ihn fünf Zentimeter weiter auf das nächstbeste Kissen fallen zu lassen. Zayn schob den Rest von ihm von sich herunter und stolperte aus dem Bett.
„Nur weil du mit in meinem Bett schlafen darfst, heißt das nicht, dass du MICH als Bett benutzen darfst!" Harry antwortete gar nicht mehr. Er war wieder eingeschlafen.
„Was ist denn heute mit dem los?", fragte sich Zayn. Sein Blick fiel auf seinen Wecker. 07:53? Heute war wirklich irgendwas seltsam. Vielleicht war es die ganze Aufregung.
Eine Stunde später hatten sie es tatsächlich geschafft, Frühstück zu machen. Harry legte gerade die letzten Pancakes auf einen Teller und Zayn hatte alles andere auf den Tisch gestellt.
„Lass es dir schmecken", schmatzte Harry um einen Pfannkuchen herum, als er den Teller auf den Tisch stellte.
„Perfekt."
„Ich kann morgen kaum erwarten!"
„Ich auch nicht! Das wird der Hammer!"
„Das wird so aufregend! Und warte erst mal, wenn wir da überall herum geführt werden, und die ganzen Leute! Man, ich kann jetzt schon nicht mehr!"
Zayn lachte. „Musst du irgendwas mitnehmen?"
„Nur irgendwelche unterschriebenen Unterlagen. Du?"
„Das Gleiche."
„Dann stoßen wir auf einen erfolgreichen Start an!" Grinste Harry und hob sein Glas mit Orangensaft. Grinsend ließen sie die Gläser klirren.
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Okay :) hier mal wieder ein Update für Infinity! Wer auch immer das hier liest, ich hoffe es gefällt euch! Und schreibt mir doch mal "Hallo" oder irgendeinen Kommi, damit ich euch kennen lernen kann. Über Votes freu ich mich natürlich auch.
Und ich wünsche euch allen einen Guten Rutsch ins neue Jahr und alles Gute und viel Glück!
Eure
moontosun <3
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