L'agnello Da Immolare | quattro ●
Vier Tage nach dem Fest und vier Tage nach der Sitzung, nicht immer kein Lebenszeichen von den drei vermissten jungen Damen.
Um Amalfi ist es wesentlich stiller geworden, so still, dass ein Friedhof schon neidisch wird. Die Menschen ziehen sich zurück, eine neue Biedermeier Zeit ist angebrochen - nur ohne ein Zeichen der Idylle. Denn selbst in den eigenen Wänden fühlen die Bewohner sich... beobachtet.
Dementsprechend mangelt es keinen der Bürger an noch mehr Unmut gegenüber der Mafia, denen man das rätselhafte verschwinden der Amalfitanerinnen pünktlich zur jährlichen Besprechung natürlich zuschreibt.
Vier Tage nach dem Fest und vier Tage nach der Sitzung und auch keine einzige Spur von Leone Fauci.
Dafür wird die Gerüchteküche immer heißer, bis hin zu Behauptungen, dass er abgehauen sei, wie seine eigene Mutter, als sie realisiert hatte, dass das Mafialeben kein Leben ist.
Doch nur die wenigsten sorgen sich wirklich um ihn. Auch vermochte man es am heutigen Abend, mal nicht an die verschwundenen Frauen zu denken. Immerhin läuft die Weltmeisterschaft im Fernsehen und wenn es um das Anfeuern ging, sind die Italiener natürlich an der Spitze.
In jedem Bildschirm, noch so klein läuft die Liveübertragung, Italien steht in Führung und grade, als Immobile zu einem exzellenten Torschuss ansetzt, werden die Bildschirme allesamt schwarz.
Wo andere denken, es sei ein Stromausfall, sitzen einige gebannt vor ihrem Gerät und warten darauf, das etwas passiert. Und es tut sich auch was.
Bei allen Erwartungen, kommt jedoch nichts an das ran, was die Kamera am anderen Ende aufzeichnet.
Das Licht ist kühl, hat einen grünlichen Schimmer und lässt die Person auf dem Stuhl wie ein Zombie wirken.
Und man merkt dieser Person an, dass sie mit Mühe versucht, den Kopf zu heben. Doch es scheint, als wäre das lange kupferrote Haar zu schwer für sein eigenes Haupt.
»Guck in die Kamera.«
Die Stimme ist ebenfalls so kühl wie das Licht, doch hat die bedrohliche Vibration eines Löwens aus der Savanne. Der Akzent wiegt schwer; Russland. Man sieht eine tattoowierte Hand, die vor der Kamera einen ledernen Handschuh über die andere stülpt und noch in der selben Bewegung den Kopf der Person auf dem Stuhl nach oben reißt.
Jene Person zischt schmerzerfüllt auf, eine Reihe an Platzwunden und Hämatomen zeichnet sich auf seiner bleichen Haut ab, während Blut aus Mund und Nase austritt. Beide Augen sind zugeschwollen, während der Brustkorb sich mit einer besorgniserregenden Hektik bewegt.
Dennoch: »Mama, ich bin im Fernsehen.«
Rotverschmierte Lippen formen ein fahles, minimales Lächeln, der dem Träger sichtlich viel Kraft abverlangt hat. Die Stimme ist nicht mehr, als ein Hauchen und wirkt im Kontrast zu der Aufforderung des Peinigers wie ein Nichts.
Dieser tritt hinter ihm und zieht ihm einen Jutesack über. Dann sieht man am Rande des Bildschirms einen Behälter, der etwas dampfendes in sich trägt.
»Haus Fauci. Haus Massetti. Haus Danella. Ich bin mir sicher, dass ihr zuhört. Und ich weiß auch, dass ihr nun verstehen werdet, dass ihr lang genug ungestört davon gekommen seid. Aber wenn ihr noch leben solltet, dann nur, weil ich so will. Und das möchte ich auch. Denn nur im Leben erkennt man seine Nichtigkeit. Leone?«
Wie bei einem Hund, dessen Besitzer den Namen gerufen hat, horcht er auf. Nur, dass die Anspannung durch negative Erfahrung konditioniert wurde und nicht durch Vorfreude.
»Zeigen wir der Welt, was für ein Nichts du bist. In Ordnung?«
Wie auf Knopfdruck verschnellern sich seine Atemzüge, die mit einem leichten Röcheln begleitet werden, als würde sich der Fauci so auf das Übel vorbereiten, welches ihn ereilen würde.
Und sein Peiniger lässt ihn in quälender Unwissenheit schwelgen, während das Gefäß mit der heißen Flüssigkeit knapp überhalb seines Kopfes schwelgt.
Die Stille gefüllt mit dem durch Echo verstärkten Atem schnürrt die Kehle jeder Zuschauer zu und bei dem einen oder anderen kommt eine gewisse Scham auf. Wieso schaute man noch zu? Wieso klickte man nicht weg?
Die Sekunden fühlen sich an wie Stunden in der Notaufnahme, ziehen sich wie Kaugummi in die Länge und obwohl sein Gesicht verdeckt ist, sieht man dem jungen Mann an, wie er langsam wahnsinnig wird. Wie der Wahnsinn jedes einzelne bisschen seines Egos zerreißt und zu Pulver mahlmt.
Und grade, als er ansetzt, so laut wie er kann zu schreien, dass der Peiniger nun endlich loslegen soll, kippt dieser ungefähr drei Liter heißes Wasser über seinen Kopf.
Die Übertragung endet mit einem markerschütterden Schrei.
So war der Abend für jedermann ruiniert. Und große Fragen stehen im Raum: wer ist der Gegner der großen Drei und inwieweit sind andere von ihrem Kampf betroffen? Wie hängt diese Bloßstellung mit dem verschwinden der jungen Frauen zusammen?
Es dauert nicht lange, bis die ersten Anrufe getätigt, Nachrichten geschrieben, oder sogar auch Besuche abgestattet werden.
In Leonti hört man einen lauten Knall. Ein Schuss. Direkt vor der Residenz der Fauci. Daraufhin, das Schlittern von Autoreifen, das Securitymänner auf alarmbereitschaft zu der Gestalt auf dem Grundstück lockt. Je näher sie der Gestalt näher kommen, desto mehr sinkt die Waffe, die sie gehoben hatten.
»Leone!«
Währenddessen in Neve, schreit Giacomo Danella entsetzt auf. Die braunen Iriden entgeistert am Einschlagsloch der Kugel gerichtet, der sein Haupt um wenige Zentimeter verfehlt hatte. Und wie es auch noch aussieht, mit Absicht.
Im Hause Massetti hallt ein lautes Scheppern durch die Gänge. Sichtliche Spuren eines Einbruchs, doch die wehenden Vorhänge verweisen lediglich in Richtung der nächtlichen Dunkelheit.
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So, meine liebsten, nutzt die Orte des Open Worlds, aber schreibt eure Kommentare bitte in diesem Kapitel.
( Das vorherige Event geht noch so lange weiter, bis der Halbkreis einmal im Uhrzeigersinn rumgegangen ist und am Ende komplett ausgefüllt ist: ◐◓◑◒ ● . Bringt eure Gespräche also dann so langsam zu Ende)
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