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Inahar - 4. & 5. Kapitel

-4. Kapitel -

-Darsalia, Gasthof Mithlandträume -

4532.Narrenai – mittags


Die Gruppe um Hannibal verließ gemeinsam die Mithlandträume. Tio hakte sich am rechten Arm Hannibals ein und zerrte ihn fast nach draußen in die schon sehr lebendigen Straßen Darsalias. In einigen Schritten Abstand folgten Cäsar, Wusch und Lorim. Das bergmännische Kleinod war die südlichste Stadt von Keadis, die letzte Siedlung vor dem schützenden Wall der Mithlandberge und lag im Südosten von Keadis. Außer einem regen, vielschichtigen Bergbaubetrieb besaß diese kleine verschlafene Stadt mitten in Mistar auch Landwirtschaft und Textilverarbeitung. Doch das wichtigste Erzeugnis war der in ganz Inahar bekannte Schattenstahl. Das schwarze Metall, welchem durch seine roten Kupferadern ein gewisses Leben nachgesagt wurde, war eines der Haupterzeugnisse der zahlreichen Minen Darsalias.

Die Stadt hatte den Ruf, schon immer da zu sein. Sie war da, als die Götter das letzte Mal auf dem Boden Inahars wandelten, sie war da, als die Mifjora über Inahar herrschten und sie war da, als Abas und Keade sich gegen ihren Bruder Acheron zur Wehr setzten und die Dunkelheit aus Mistar verbannten.

Und scheinbar hatte sich Darsalia in all der Ewigkeit nicht verändert. Die Stadt war in nahezu allen Facetten glanzlos. Bodenständiges Fachwerk prägte das Bild der Ortschaft. Grauer Mörtel und braune Dachziegel trugen das Ihre zur eintönigen Farbenpracht der Arbeitersiedlung bei. Niemand störte sich an der Tristheit der Gebäude oder dem trostlosen Bild von Darsalia. Man hatte schon immer mehr mit dem Tagewerk zu tun, als dass für solche Banalitäten wie Stadtverschönerung auch nur ein Tag Zeit gewesen wäre. Dennoch mag es Menschen geben, die dem gewissen Etwas im Antlitz des Ortes nicht entsagen wollten. Die unzähligen Minenstollen und Bergwerke, die in der hohen Steilwand im Rücken Darsalias eingelassen waren, warfen ein erhabenes Panorama auf den Betrachter. Darsalia war eine Stadt der Arbeit, die ihr Tun öffentlich zur Schau stellte und deren Stadtbild nur durch ihr Werk geprägt war. Darsalia war eine Stadt, wie Antio Ayria Driis nie eine gesehen hatte und sie verliebte sich sofort in diesen Ort – sofern Tengani zu Liebe fähig waren. Die Häuser standen nicht eng zusammen, ließen weitreichenden Platz zwischen einander, sodass sich Darsalia in enorme Größe ausspannte. Man hätte denken können, mehrere kleine Arbeitersiedlungen wuchsen mit der Zeit zu einer zusammen und bildeten nun einen glanzlosen Flickenteppich aus Gebäuden, Sand und Staub.


Hannibal und Tio schritten munter vor ihren drei Freunden durch das Handwerkerviertel in Richtung Marktplatz und fühlten sich vom Leben der Stadt umsäumt. Sie gingen durch das große Stadtlager und wunderten sich über die Geschäftigkeit am Vormittag. Verschiedene Symbole auf den unzähligen Kisten zeigten den Bestimmungsort der Lieferungen, während ein halbes Dutzend Arbeiter damit zu Gange war, die Kisten nach Farben zu ordnen. Hinter dem Lager führte ein schmaler Trampelpfad zu den einzelnen Hütten und Zelten der Arbeiter und verlor sich schnell in ein wirres Netz aus Wegen und Straßen, die weite Flure zwischen den Behausungen schufen. Ein einzelner Mann führte einen Karren die Straße zum Marktplatz entlang, der bis zum Rand beladen war mit den dunklen Barren des Schattenstahls. Er zeigte keine Trauer obgleich der schweren Arbeit. Ein fröhliches Lied entsprang seinen Lippen, in welches die Kollegen an einer seitlich gelegenen Verladestation munter mit einstimmten. Dies war die Magie, der Zauber Darsalias. Konfuser Wirrwarr trifft auf bodenständige Freude. Man sagt, in Darsalia findet nicht jeder sofort sein Heim, aber jeder ein Zuhause. Worte wie Freundschaft, Einigkeit und Brüderlichkeit hätten in dicken Lettern an der massiven Steilwand prangen müssen. Doch was der Reisende und die Tengani erblickten, als sie ihren Blick vom leicht erhöhten Handwerkerviertel über die Stadt gleiten ließen, war eine riesige Fratze, die reliefartig in den Stein zwischen den Minen eingehauen war: das Gesicht Thomans, dem derzeitigen Herrscher über Keadis.

Scheinbar muss Größe ein stetiges Thema für ihn sein. Hannibal wendete seinen Blick ab und konzentrierte sich auf das Bild freudiger Kollegen bei der Arbeit. Tio riss ihn unvermittelt aus seinen Gedanken.

„Hast du wieder schlecht geträumt, Hauptmann?" Ihre Stimme war so ausgeglichen wie immer und ein scharfer Gegensatz zu den mit Hektik und Strebsamkeit gefüllten Straßen.

„Nenn mich nicht so," die Worte wurden nach so vielen Jahren Gewohnheit für Hannibal, „Woher weißt du..."

Seine Begleiterin unterbrach ihn jäh. „Ich habe es gespürt, es liegt wie Glut auf deinem Inneren."

Hannibal befand das Bild von Tio als äußerst treffend und nickte ihr zu. Das Gedränge wurde etwas dichter. Sie würden bald am Marktplatz und damit am Stadtpalast eintreffen. Die ersten Marktschreier waren bereits zu hören.

Sie fuhr fort, „Cäsar sagt, dass Soldaten der Menschen oft Albträume haben. Stimmt das?" Nun lag in ihrer Stimme wieder die kindliche Neugier, die Hannibal so sehr an Tio schätzte.

„Ich kann nicht für andere sprechen. Ich habe Träume, sie gehören zu mir. So wie meine Taten", er atmete tief ein, um sich zu bestärken und seine Brust etwas anschwellen zu lassen. „Aber was war, ist nicht was wird!" Er hoffte, eines Tages diesen Worten wirklich Leben einzuhauchen.

Dann trat für einen Moment auf ihrem Weg etwas Stille zwischen sie, was den beiden Gelegenheit bot, das Raunen einer Menschenmenge zu vernehmen. Vor Hannibal und Tio tat sich der Marktplatz auf. Cäsar, Wusch und Lorim schlossen zu den beiden auf. Eine riesige Ansammlung von Ständen und Zelten, die zusammen die Größe eines beachtlichen Dorfes einnehmen könnten, offenbarte sich ihnen. Hier und da waren Podeste auszumachen, auf denen Gaukler ihr Spiel für ein paar Bronzedots abhielten, Händler ihre Waren anpriesen oder Kundgebungen der Stadt abgehalten wurden.

Seit 8 Siebttagen waren sie nun schon hier in Darsalia und Hannibal konnte immer noch das Leuchten über die Vielfältigkeit dieses Ortes in Tios Augen ausmachen. Also würden sie etwas schlendern, um die Sehnsucht der Tengani zu stillen, auch wenn sie stets behauptete, Städte der Menschen hätten keinen Reiz auf sie. Die Zeit hatten sie, befand Hannibal, denn sie waren fast angekommen. Auf der anderen Seite des Markts war der Stadtpalast bereits zu sehen. Ein breites, reich verziertes Gebäude mit vielen kleinen Türmchen und Statuen geschmückt. Roter Backstein und fein geschliffener Sandstein bildeten einen ansehnlichen Kontrast zu einander und durch die dutzenden Fenster des Palastes konnte man selbst aus der Entfernung reges Treiben ausmachen.

Die Gruppe machte sich auf, über den Markt zum Stadtpalast zu gelangen. Das war kein leichtes Unterfangen. Mitten durch die engen Gassen hindurch zwischen den Ständen wurden sie von Gerüchen verschiedenster Gewürze, dem Feilbieten aller möglicher Waren und allerlei zwielichtiger Rabattvorschläge aufgehalten. Tio und Wusch waren an diesem Ort immer Feuer und Flamme, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Der kleine Swindler war hier wie zu Hause und seine Krämerseele wollte aus jedem Handel ein Geschäft zu seinen Gunsten machen. Die Tengani hingegen war von den Eindrücken sichtlich fasziniert und fiel jedem Geruch und jeder Ware beinahe einzeln anheim.

Lorim und Cäsar jedoch waren eher an tatsächlich nützlichen Gegenständen interessiert und machten einen Stand mit Stoffen aus. Cäsar tippte Hannibal an und deutete auf ein paar alte Decken aus Schurwolle. Hannibal verstand den Nutzen dieser Decken umgehend und nickte Cäsar und Lorim zu.

„Bleibt mit Tio etwas auf Abstand. Wusch und ich sind bald wieder da." Hannibal deutete Wusch zu ihm aufzuschließen und erntete eine verärgerte Grimasse, da sein kleiner Freund gerade einen Schmuckstand entdeckt hatte. Aber für das Geschäftliche war Wusch zuständig und das wusste dieser auch. Also würden er und Hannibal den Stadtpalast zu zweit betreten. Man weiß nie, wer zusieht und hier ist ein guter Ort, sich aufzuteilen, dachte Hannibal bei sich. Sie würden die Größe ihrer Gruppe nicht leichtsinnig preisgeben. Nur für den Fall, dass die Obrigkeit von Keadis mehr im Sinn hatte, als ihnen Arbeit zukommen zu lassen. Schließlich waren Hannibal und Cäsar so etwas wie Deserteure. Aber das war eine andere Geschichte.

Kurz vorm Verlassen des dichten Gedränges sah Hannibal noch einmal herum und konnte gerade so Cäsar, Lorim und Tio entdecken, die an dem Stoffstand die Decken überreicht bekamen. Im nächsten Moment waren sie in der Menschenmasse verschwunden.


Vor dem Stadtpalast angekommen, tat sich vor dem Abenteurer und Wusch ein Springbrunnen und deutlich mehr Platz als in der Enge des Marktes auf. Das Wasser des Brunnens wurde von einem Drachling aus Schattenstahl gespien, der stehend seine Klauen ausbreitete. Die feinen Kupferadern verliehen der Statue auf der einen Seite ein bedrohliches düsteres Antlitz, auf der anderen Seite spürte man aber auch die Wärme des reflektierten Lichtes vom glatt polierten Metall. Hannibal mochte den Anblick des Schattenstahls sehr gerne und ebenso blieb er gerne stehen, um einen Moment innezuhalten. Wusch ging an Hannibal vorbei, um am Beckenrand des Brunnens etwas Wasser mit seiner Klaue zum Mund zu führen. Der Swindler sah sich bedächtig um und konnte wenigstens ein dutzend Wachen mit langen Lanzenausmachen, die vor dem Palast und in der Nähe dieses Brunnens ihren Dienst schoben. Sie schienen an Hannibal und Wusch keine besonderes Interesse zu haben. Also kehrte Wusch zu Hannibal zurück, stupste ihn am Oberschenkel an, um ihn aus seinem Tagtraum zu befreien.

Sie gingen der großen hölzernen Doppeltür entgegen, den sie als Eingang ausmachten. Zwei Wachen standen zu je einer Seite an dieser Tür und begutachteten die beiden. Gelassen und ohne Feindseligkeit sagte einer: „Wo wollt ihr beide hin?"

„Uns wurde mitgeteilt, dass heute ein Geschäft hier zu machen ist. Wir sind im Geschäft des Besorgens und wollen unsere Dienste anbieten." Hannibal wurde durch die Wache, die ihn fragte, begutachtet und mit einer Antwort belohnt.

„Seid Willkommen. Ihr werdet erwartet. Geht in das Zimmer des Magistrats. Ihr könnt es nicht verfehlen. Die Treppe hinauf und immer gerade zu. Der größte Raum im Palast." Der Blick der Wache fiel auf Hannibals Waffe und sie fuhr fort: „Eure Waffen legt ihr im Eingangsbereich ab, dort steht ein Tisch. Das ist kein Problem, hoffe ich?!"

Hannibal winkte lächelnd ab, deutete Wusch ihm zu folgen und trat in den Stadtpalast ein.


Die Eingangshalle gab ein weiten, hellen und offenen Raum preis. Direkt neben der Tür saß eine Wache an einem Tisch und begutachte die darauf liegenden Schwerter und Dolche. Hannibal griff nach seinem Schwert samt Gürtel und löste die Schnalle etwas und legte sie im Vorbeigehen zu denen auf dem Tisch. Er bewegte sich auf die breite Treppe zu und bemerkte die vielen blühenden Pflanzen, die in der Halle in Töpfen standen. Vielleicht der grünste Ort der Stadt, dachte er sich, während er bemerkte, dass der Steinboden jeden Schritt in der Halle mit einem Echo belohnte. Wusch folgte ihm auf dem Fuße. Auf der Treppe wunderte sich Hannibal, dass die Geschäftigkeit, die in den Fenstern auszumachen war, nun einem leeren und sehr ruhigem Flur wich. Im ersten Stock angekommen, gingen die beiden schnurstracks auf den großen Raum am Ende des Ganges zu, wie ihnen geheißen. Auf dem Weg dorthin ging ein wohlhabend aussehender alter Mann an ihnen eilig vorbei und nickte ihnen zu. Hannibal schaute zu Wusch.

„Der Magistrat, Hannibal. Schwitzen tat er", sagte Wusch so vorsichtig, dass niemand außer ihm Hannibal hörte.

„Ja, das tat er. Wenn er uns nicht beauftragt, wer dann?", erwiderte Hannibal mehr murmelnd.

„Nur ein Weg, das zu wissen." Wusch rieb sich die Klauen und blickte auf die offene Tür. Er witterte ein gutes Geschäft.

Ohne zu zögern gingen Hannibal und Wusch die letzten Schritte und fanden sich in dem Arbeitsraum des Magistrates wieder, in dem ein Mann in schwerer Rüstung auf der anderen Seite des Raumes aus dem Fenster blickte.


„Seid ihr Hannibal Modakes?", fragte die Gestalt. Die Rüstung klimperte durch kleinste Bewegungen des Mannes.

Etwas zu groß für ihren Träger. Hannibal fühlte sich an die Generäle aus Abastia erinnert. Denen passten ihre Rüstungen auch nie. „Das bin ich. Und das ist Wusch."

Die Gestalt drehte sich zur Hälfte herum und rümpfte die Nase über den Swindler. Wusch indes ließ sich von der Verachtung dieser Geste nicht beeindrucken. Er war derlei Verhalten gewohnt.

Hannibal setzte erneut an: „Ihr wünscht, meine Dienste in Anspruch zunehmen? Wie kann ich euch helfen?"

„Nicht ich ersuche eure... nun, Fähigkeiten", der Mann drehte sich vollends herum und ein dreigehörnter Bock auf seiner Brust verriet Hannibal die Herkunft des Mannes, „sondern mein Vater wünscht euch in die Berge zu schicken und etwas aus einer Grabkammer zu beschaffen." Es lag ein verabscheuungswürdiger Unterton in seiner der Stimme.

Aus dem Flur war indes ein dumpfer Knall kaum hörbar wahrzunehmen. Die Köpfe der drei Anwesenden blickten in Richtung Tür. Als nichts geschah, betrachtete Hannibal wieder seinen Gegenüber. „Ich arbeite nicht alle Siebttage für einen König, Darius Neijnfall, Sohn von Thoman Neijnfall, Hauptmann der Stadtwache von Aluas."

Indem unterkühlten Ausdruck von Darius war nun ein zarter Hauch von Verwunderung zu erkennen. Eine Frage saß ihm auf den Lippen, die ihm von Hannibal abgenommen wurde. „Du bist groß geworden. Das letzte Mal als ich dich sah, warst du noch ein Knabe, kaum größer als Wusch hier." Hannibal grinste zu seinem Freund, doch Wusch rollte nur mit den Augen und winkte ab.

„Wohl wahr. Und das letzte Mal als ich euch sah, Hannibal", Darius senkte den Kopf etwas und schenkte Hannibal einen missachtenden Blick, „wart ihr noch kein gesuchter Verbrecher."

„Mag sein. Und doch sind wir hier. Und ich wäre wohl kaum hier –stehend, nicht von Wachen umzingelt – wenn meine Missetaten durch meine Fähigkeiten nicht aufgewogen würden. Was ist es also, was es zu besorgen gilt?"

Darius näherte sich dem riesigen Schreibtisch in der Mitte des Arbeitszimmers und legte etwas darauf. Er deutete Hannibal und Wusch näher zu kommen. „Das weiß keiner außer meinem Vater. Es handelt sich um das Grabmal von Alexander Val'Shar, keinen halben Tag von hier entfernt. Er gab mir dies", er deutete auf ein kleines Stück Pergament auf dem Tisch, „Es soll euch den richtigen Weg in der Grabkammer weisen. Man könne den Gegenstand nicht verfehlen, sollte man einmal dort ankommen. Das waren seine Worte." Noch immer beugte sich Darius über den Tisch, aber sein Blick galt Hannibal, der das Stück in die Hand nahm und eingehend betrachtete. Ihm schien nichts weiter daran aufzufallen, vorerst. Alte Karten sprechen genauso langsam wie alte Männer. Mit der Zeit wird sich das Wesentliche schon offenbaren. Er nickte und rollte die Karte wieder zusammen. Für Darius war es das Zeichen, dass der Auftrag seines Vaters einen Ausführenden hatte.

„Nennt mir euren Preis!" Darius sprach noch immer mit dieser Verachtung, die Hannibal ein Schmunzeln abrang. Die Neijnfall waren schon immer eine sehr freundliche Bande. Der ehemalige Hauptmann schaute zu Wusch, der – um sich etwas zu erhöhen – auf einen Stuhl geklettert war.

„Wir werden Silberferrits haben. Wir werden zweihundert von ihnen bekommen. Hundert jetzt und Hundert bei Lieferung des Gegenstandes." Wusch rieb sich die Hände.

Hannibal wären aufgrund des unsäglich hohen Preises fast die Augen aus dem Kopf gefallen, aber das Beste daran kam noch: Darius willigte ein. 

„Einverstanden." Er holte einen faustgroßen Lederbeutel hervor und warf ihn auf den Tisch. Der Klang von Metall, das an einander stieß, ließ keinen Zweifel über des Beutels Inhalt. Wuschs Augen glänzten schon.

„Sobald ihr habt, was mein Vater verlangt, bringt es unverzüglich nach Neijna." Ohne Hannibal und Wusch eines weiteren Blickes zu würdigen, trat er ab und ging hinaus - begleitet vom klimpernden Geräusch seiner Rüstung.


Hannibal nahm den Lederbeutel mit der halben Bezahlung an sich, holte einen Silberferrit heraus und warf ihn zu Wusch. Die Freude in des Swindlers Gesicht war nicht zu übersehen. „Wirklich feilschen musstest du ja nicht."

„Nicht notwendig, Hannibal. Könige sind gieriger als Swindler. Rücksichtsloser sowieso. Keine Vorsicht nötig. Der Preis war der Richtige."

„Offensichtlich. Wollen wir dann?"

Wusch sprang eilig vom Stuhl, um seinem Anführer zufrieden zu folgen. Sie kamen am Tisch mit den Waffen an der Tür vorbei und Hannibal griff nach seinem Schwert. An dem Tisch saß eine andere Wache als zuvor. Die Farbe der Haut an den Händen, die in einander gefaltet waren, war sehr blass und das bedeute für Hannibal nichts Gutes.

Wir werden verfolgt.


~5.Kapitel~

-Marronheim, Pfad zur Abtei von Ores-

4532.Narrenai - nachmittags


Der Rückweg vom Hügel erwies sich als wesentlich leichter als der Aufstieg. Natürlich geht es sich bergab immer gemütlicher und zugleich zügiger als hinauf. Doch auch die Tatsache, dass die Schreine, die stolz die Wege säumten, beim Abstieg nicht geehrt werden mussten, erwies sich schon häufig als vorteilhaft für Aalan und Trillian. Nicht selten nahmen sich Aalan und Trillian die Zeit, etwas zu verschnaufen und den Blick auf das flache Land um den Hügel herum zu beobachten, bevor sie ihre Arbeit in ihren Lehrstätten aufnehmen mussten. So ließen es sich die beiden auch diesmal nicht nehmen und bogen auf Höhe der Schreine von Onar und Iluvién, die auf einem eigenen kleinen Plateau auf halber Höhe des Hügels in einem kleinen Hain standen, von der Straße ab. Während sich die Gruppe ihrer Mitschüler weiter bergab begab, gingen Aalan und Trillian ohne ein Wort oder Handzeichen gleichzeitig zu ihrem Platz. Neria blickte den beiden kurz hinterher, schüttelte dann aber nur beiläufig den Kopf und folgte der restlichen Meute weiter den Pfad hinab. Die beiden Jungs brauchten selten mehr als einige Worte, um einander klar zu machen, was der andere meinte. Oft reichten auch stumme Zeichen oder aber einfach nur ihr Instinkt. Aalan und Trillian waren Freunde, seit sie die Busen ihrer Mütter verlassen hatten und zu laufen begannen. Natürlich kannte in einem beschaulichen Dorf wie Marronheim jeder jeden, doch die Freundschaft zwischen Aalan undTrillian war schon immer etwas Besonderes gewesen. Es schien, als hätten sich damals vor 16 Jahren – als zwei junge Babys gemeinsam ihre ersten Schritte taten und dabei übereinander fielen – ihre Seelen miteinander verschmolzen. Aus diesem Knäuel von kleinen Gliedmaßen wurden schnell die besten Freunde. Aalan wusste immer, was Trillian dachte, wie er sich fühlte und wann er Hilfe brauchte. Und Trillian konnte in Aalans Augen lesen wie in einem Buch. Selbstverständlich waren die beiden lange Zeit normale Jungs ihres Alters gewesen. Sie stritten und prügelten sich, mieden einander und waren eifersüchtig. Doch immer verflogen diese Momente so schnell, wie sie auch gekommen waren. Aalan und Trillians besonderes Verhältnis führte dazu, dass es schwer für sie war, Kontakt mit anderen Kindern ihres Alters zu pflegen. Auch wenn sie nie wirklich gemieden oder sogar geärgert wurden, waren die beiden Jungs doch eher unter sich. Aalan und Trillian störte dies jedoch wenig und auch wenn sie dadurch wenig Umgang mit Mädchen hatten, genossen sie ihre Jugend in vollen Zügen – gemeinsam.

In den letzten Jahren ihrer Reife, genau genommen erst mit Beginn ihres jetzigen 17. Lebensjahres, wandelte sich diese Rolle allmählich. Die einstigen Kinder dieses Dorfes wurden erwachsen. Doch auch erwachsene junge Männer genießen die Einsamkeit eines ruhigen Ortes zusammen mit ihrem besten Freund. Aalan und Trillian gingen an Onar und Iluvién vorbei und durch den kleinen Hain hindurch. Die ausgelassenen Geräusche, die ihre Mitschüler beim Abstieg machten, verstummten allmählich, bis sie schließlich nur noch wie ein leises Flüstern im rauschenden Wind klangen. Die beiden Jungs gingen einen schmalen Pfad entlang durch die Baumreihen der spärlich bewachsenen Zwergmarronen. Als sie den Hain hinter sich ließen, schien ihnen sofort die Sonne entgegen, die sich allmählich auf ihrem Mittagszenit zubewegte. Natürlich stand die Sonne immer hoch im Goldland und Keadis – im Zenit jedoch entfaltete sich ihre gesamte Kraft und Hitze. Die großen Marronbäume störte dies wenig. Im Laufe ihrer Entwicklung haben sie viel mehr die Sonne für ihre Kraft und Stärke nutzbar gemacht und ergossen sich somit in einem weitreichenden, dunkelgrün schimmernden Meer unter den Füßen der beiden Jungs.

Der mächtige Marronwald nahm weite Teile des Horizontes ein. Er umwucherte beinahe den gesamten Hügel, sodass dieser wie ein gewaltiger Dorn aus dem grünen Meer herausstach. Aalan und Trillian genossen den Blick auf den Wald zu dieser Tageszeit besonders. Wenn sich die Sonne vollkommen über die südlichen Mithlandberge am Ende des Horizontes schob und somit flimmernd ihre gesamte Pracht preisgab, wirkte der Wald, als würden bunte Perlen auf den faustgroßen Blättern tanzen. Die beiden Jungs verstanden hier und jetzt - auf ihrem kleinen Plateau mit einem umgestürzten Zwergmarronenstamm als Sitzbank - den Begriff Heimat jeden Tag aufs Neue.

Schweigend saßen sie beide also da und sahen herab auf das gewaltige Grün des Waldes, dass sich um sie herum nach Norden und Osten ergoss und Marronheim somit von zwei Seiten komplett umschlang. Während die Mithlandberge das Dorf nach Süden begrenzten, hatte Marronheim tatsächlich so etwas wie eine künstliche Mauer, die nur nach Westen offen stand. Hier strömten gelegentlich die Händler ins Dorf oder verließen es nach ihrem Aufenthalt wieder über die breite Hauptstraße, die weit hinter den Horizont nach Westen in das Herz von Keadis führte.

„Was meinst du erwartet uns da draußen?", fragte Trillian und brach nach einigen Minuten das Schweigen. Aalan wandte seinen Blick nicht von der Aussicht, die sich ihm bot. Er blickte weiter hinab die Hügelwand herunter über das Blätterdach des Waldes zum Dorf hinüber, in dem die Bewohner bereits in reges Treiben verfallen waren. Marronheim erwachte immer sehr früh zum Leben. Während einige Betriebe, wie Bäckereien oder Landwirtshäuser schon ihre Arbeit aufnahmen, während die Sonne noch tief im jenseitigen Land schlummerte, war spätestens mit ihren ersten Strahlen jeder im Dorf unterwegs und nahm seine Arbeit auf.

„Wahrscheinlich die Fremde. Vielleicht auch eine ferne Heimat. Wer weiß das schon? Eines sollte uns jedoch klar sein Trill. Es wird nirgends so sein wie Zuhause." Trillian nickte langsam und blickte stumm auf das Dorf herunter. Er spürte, wie Ores Lektion in Aalan etwas ausgelöst hatte. Er dachte über sein Leben nach. Und auch Trillian begann zu grübeln. War es bisher glücklich und liebevoll? Wie wäre es woanders verlaufen? Was war unsere Rolle in dieser Geschichte?Trillian wusste, dass Aalan etwas beschäftigte. Sein Freund verhielt sich manchmal so nach einer Unterrichtsstunde. Es war so als weckte der alte Vieza ein tief schlummerndes Verlangen, eine Sehnsucht nach mehr in Aalans Geist.

„Da haben wir uns ja noch einmal elegant aus der Schlinge gezogen, was?" ,fragte Trillian um seinen Freund aus der Melancholie zu reißen. Aalans Stimmung änderte sich schlagartig. Er löste seinen Blick von der weiten Landschaft unter ihnen und blickte seinen Freund mit zusammengekniffenen Augen an. Dann stieß er Trillian seinen Ellbogen langsam in die Seite und lachte laut auf.

„Siehst du das wirklich so? Ich fand eher, dass wir eine ziemliche Rüge abbekommen haben." Trillian rieb sich seine Rippen und grinste, während er Aalans Schulter mit seiner Faust berührte.

„Ach was.", sagte er beiläufig und klopfte Aalan fest auf den Rücken.

„Ich finde, wir standen schon einige Male schlimmer da."

„Du vielleicht. Aber du bist schließlich auch nicht vor Angst ohnmächtig geworden oder gestorben beim Anblick eines Drachlings." Es klang ein wenig schroffer, als es Aalan beabsichtigt hatte, doch Tatsache war, dass Aalan wirklich peinlich berührt war von Trillians Ausarbeitung einer Entschuldigung. Er kannte seinen Freund natürlich sehr gut. Er hätte wissen müssen, wie sich die Geschichte entwickeln würde, wenn Trillian einmal in Fahrt kam, doch der wahre Grund für Aalans Schroffheit war ja auch ein anderer gewesen. Dass Trillian eine gemeinsame Abmachung nicht einhielt und sich hinter seinem Rücken mit Neria traf, um zu lernen, hatte Aalan stark verletzt. Es war ein merkwürdiges Gefühl an dieser Sache. Trillian und Aalan haben sich gegenseitig schon oft in ihrem Leben enttäuscht. Das gehörte natürlich auch einfach zum Heranwachsen dazu. Nein, vielmehr leitete der Kontakt zwischen seinem Freund und diesem Mädchen einen neuen unbekannten Schritt in das Leben ein. Seit er sich zurückerinnern konnte, war für Aalan und Trillian nur die Freundschaft zueinander von wichtigem Interesse. Doch aus den Jungs werden Erwachsene und neue Interessen entwickeln sich, wie zum Beispiel die Neugier nach dem anderen Geschlecht. Aalan wusste, dass er immer noch Trillians bester Freund war und selbstverständlich war es andersherum nicht anders geworden. Dennoch standen sie unmittelbar vor einem gewaltigen Sprung – tief hinunter in die weite Schlucht oder hinüber auf die andere Seite. Wer mochte das schon vorhersagen? Aalan jedoch stand dieser Veränderung mit Skepsis und Angst gegenüber. Er mochte sein Leben, wie es bisher war. Was würde noch weiter passieren? Was war wohl seine Rolle im Leben? Oder anders: Welches Leben passte zu seiner Rolle?

Um seinem Freund seine Unsicherheit nicht spüren zu lassen, grinste er ihn breit an und stieß ihn dann von dem umgestürzten Zwergmarronenstamm. Trillian blickte verblüfft, geriet ins Schwanken und während er nach hinten kippte, packte er lachend nach Aalans Hemdärmel und zog ihn mit sich nach hinten. Das grüne Gras empfing die beiden lauthals lachenden Jungs sanft und verschlang sie mit hochgewachsenen grünen Halmen. Die Wolken zogen sanft über einen grünlich schimmernden Himmel, während sich die Sonne weiter auf ihren Zenit bewegte. Die Ruhe und Stille hüllte beide Jungs vollkommen ein. Es schien, als würde die Welt zwei jungen Freunden, die kurz vor einer gewaltigen Veränderung standen, einen Moment der Zeitlosigkeit schenken.

„Neria scheint ja ziemlich vernarrt in dich zu sein.", sagte Aalan, nachdem sie beide eine ganze Weile im Gras gelegen hatten und den schleichenden Wind genossen. Trillian drehte seinen Kopf zu seinem Freund herum und leichtes Rot zeichnete sich auf seinen Wangen ab.

„Ach Quatsch. Sie ist die Tochter des Bürgermeisters und ich der Sohn einer..." Er schüttelte übertrieben den Kopf und musste kurzauflachen.

„Ich meine hübsch ist sie ja." Aalan nickte stumm und verkniff sich ein Grinsen.

„Die verdreht dir deinen Kopf Trill, wirft sich dir an den Hals und du merkst das nicht einmal."

„Und was ist mit dir und Rea?", unterbrach Trillian seinen Freund, ehe er vollkommen rot anlief.

Aalan drehte sich ruckartig um und blickte ihn ernst an.

„Wir reden doch hier über dich und deine Liebschaften. Rea ist eine Nummer zu groß für mich. Das ist alles nur freundschaftliches Geplänkel." Trillians Gesicht nahm jetzt, wo das Gespräch in eine andere Richtung ging, wieder eine normale Farbe an.

„Und ich dachte, du hast nur einen Freund." Er sagte das so trocken, dass beide Jungs schlagartig loslachen mussten, während die Sonne ihre Gesichter blendete und sie abermals ins Gras warf. Der gleißende Feuerball schob sich über den Himmel und hüllte das grüne Tal, in welchem sich Marronheim befand, in hellstrahlende Wärme.

„Es wird Zeit, wir müssen zur Arbeit." Trillian verdrehte die Augen, nickte aber knapp.

„Jupp, richtig. Da geht der Spaß also weiter." Trillian stand auf und half seinem Freund nach oben.


„Wie bei der Schlacht im Marronwald mit dem Drachling, was Aalan?",zwinkerte er seinem Freund zu und klopfte sich das Gras von der Hose. Dann verließen die beiden Freunde ihr Versteck und folgten den Pfad zum Fuß des Hügels ins Dorf hinein.  

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