Ich schrie auf und wollte mich auf Mister D stürzen, wurde jedoch von Dad zurückgehalten.
„Bleib ruhig, wir müssen das strategisch angehen.", flüsterte er mir zu. Es gelang mir nur mit viel Mühe. Ich ließ den Blick weiter durch den Raum gleiten.
Neben Mister D standen vier Wachen, außerdem Thomas und daneben... Ich riss die Augen auf. Frederic! Nur, das er nicht auf unserer Seite stand, sondern auf der seines Vaters! Ich sah ihm fassungslos in die Augen, doch er wich meinem Blick aus. Noch nie fühlte ich mich so verraten wie in diesem Augenblick.
Hatte er die ganze Zeit gelogen? Mir vorgespielt, das er mich mochte, damit ich ihm schneller vertraute? Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
„Wir haben uns schon gefragt, warum ihr so lange braucht." Mister D lächelte uns eisig an. „Ian, wie ich sehe, hast du deine Frau mitgebracht, willst du sie mir nicht einmal vorstellen?"
„Wir haben uns schon kennengelernt und ich habe auch kein Interesse an einer Wiederholung." Sie schoss einen mörderischen Blick zurück. Gut so, Mum!
„Wie schade. Eigentlich habe ich gehofft, das wir das hier friedlich regeln können, aber anscheinend habt ihr kein Interesse daran." Er sah mit einem deutenden Blick auf Lay, die nicht bei Bewusstsein zu sein schien.
„Wenn sie nicht bald behandelt wird, wird sie ster-ben!" Er sang den Satz, als stünde er auf einer Bühne, unter ihm das lauschende Publikum.
„Was wollen sie?!", fragte ich voller Abscheu.
„Das ist einfach. Ich will Rache. Dein Vater wollte mich zerstören, fast hätte er es damals geschafft. Jetzt zerstöre ich ihn."
„Wenn sie meine Freundin töten, ist das keine Rache, das ist pure Mordlust." Er sah mich an und ich sah in seine emotionslosen, kalten Augen.
„Exakt. Und deswegen werde ich sie am Leben lassen. Sie im Austausch für deine Tochter, Ian. Keine Angst, ich werde sie nicht töten. Ich werde sie ausbilden, so wie ich dich ausgebildet habe und sie wird besser werden, als du es je warst. Eigentlich ist sie das jetzt schon. Ich werde ihr das beibringen, vor dem du sie ihr ganzes Leben versucht hast zu schützen. Entscheide dich. Entweder das oder du wirst das Blut ihrer Freundin an den Fingern haben."
Die Stille, die danach hereinbrach war unglaublich. Ich wagte nicht, zu atmen. Dann sprach Dad.
„Du weißt, dass ich das nicht kann, Rick." Es dauerte, bis ich kapierte das Rick Mister D war. Der Name schien so... normal.
„Dann tut es mir wirklich Leid, das jetzt tun zu müssen." Er legte einen Finger auf den Abzug und... ich riss mich von Dad los und schubste Mr.D, nein Rick beiseite, wurde jedoch sofort von den Wachen festgehalten.
„Anscheinend hat deine Tochter für sich selbst entschieden, Ian." Er lächelte, zufrieden, das bekommen zu haben, dass er wollte. Er winkte die anderen auf seiner Seite zurück, so dass Lay nun genau in der Mitte der beiden Grüppchen lag. Mein Vater rastete völlig aus.
„Wie willst du es anstellen, eine 16- jährige verschwinden zu lassen? Die Behörden werden nach ihr suchen, außerdem gebe ich nicht kampflos meine Tochter auf!" Mum fing an zu weinen und Anthony klammerte sich erschrocken an sie.
„Dad, fahr Lay ins Krankenhaus ich komme hier schon klar!", schrie ich ihm zu, doch er schien wie gefangen zu sein in einer Welt, in der es nur ihn und seine Wut auf Rick gab.
„Ich habe schon mehr Leute verschwinden lassen als du es dir je vorstellen kannst, Ian!" Nun hielt er die Waffe plötzlich auf Dad gerichtet.
„Sie haben mich, was wollen sie denn noch, lassen sie meine Familie gehen!", schluchzte ich. Ich war mit den Nerven am Ende, ich schwor mir, wenn dieser Tag damit endete das ein Mensch sterben musste, wollte auch ich nicht mehr leben. Plötzlich gab Rick Thomas ein Handzeichen.
„Bring sie weg." Und zu meinem Dad: „Ein Schritt und ihr seid alle tot." Also blieb ihm gar nichts anderes übrig, als mich gehen zu lassen. Gerade, als Thomas meinen Arm packte meldete sich Frederic, der eher etwas außen stand und aussah, als ob er nicht richtig kapierte, was hier eigentlich abging.
„Ich komme mit und helfe Thomas."
„Gute Idee, mein Junge." Rick wies einen Wachmann an, Frederic seine Waffe mitzugeben.
„Passt gut auf sie auf, wir werden sie noch brauchen." Und damit wurde ich aus dem Raum gezerrt, das letzte was ich sah, war Dad, der sich nicht so richtig entscheiden konnte, ob er stehen bleiben sollte oder es wagen, doch anzugreifen. Dann fiel die massive Tür ins Schloss. Ich wurde weiter von Thomas nicht ganz sanft durch den Gang gezerrt.
„Wo bringen sie mich hin?", meine Stimme zitterte und klang panisch. Frederic ging anscheinend hinter Thomas, der mich vor sich herschob, ich konnte nur seine Schritte hören. Aber ehrlich gesagt wollte ich ihn auch gar nicht sehen, sonst überkam mich wieder dieser Reflex, ihm für sein Verhalten ins Gesicht zu schlagen.
Thomas antwortete mir nicht. Ich hatte nun Angst, wirklich Todesangst. Dabei war ich an diesem Morgen noch so zuversichtlich gewesen. Aber dann hatte sich alles geändert, nur weil ich jemandem falsch vertraut hatte. Mir blieb nur noch übrig, zu hoffen das Rick meine Familie gehen ließ und das Lay so schnell wie möglich ein Arzt zu sehen bekam. Ich ließ mich weiterschleifen. Aber ich durfte nicht aufgeben!
Gerade, als ich plante, wie ich Thomas außer Gefecht setzen konnte, hörte ich ein dumpfes Geräusch und er ließ mich so plötzlich los, das ich fast zu Boden gefallen wäre. Ich rappelte mich auf und drehte mich um. Frederic stand über Thomas und begutachtete die Wunde an seinem Hinterkopf.
„Er wird es überleben." Ich sagte nichts und starrte ihn nur an. Er hob spöttisch eine Augenbraue. Ich ließ eine Hand vorschnellen und meine Handfläche traf seine Wange.
„Au! Wofür war das?"
„Mach das nie nie wieder, du Idiot! Meine Familie hätte draufgehen können und kann es immer noch, nur weil du mir nur die Hälfte deines bescheuerten Plans nicht verraten hast!"
„Es tut mir Leid, Margareth." Jetzt sah er wirklich verletzt aus. Aber er hatte es ja auch nicht anders verdient.
„Scheiße. Und was sieht dein bescheuerter Plan für jetzt vor?" Er dachte kurz nach.
„Jetzt," sagte er, „jetzt nimmst du mich als Geisel und führst mich zurück zu meinem Dad."
„Das kann nicht dein Ernst sein."
„Doch.", meinte er. „Aber erst versuchen wir es noch mal bei der Polizei und du rufst einen Krankenwagen für deine Freundin." Er gab mir sein Handy.
„Aber wir müssen noch ein Stück weiter. Hier haben wir keinen Empfang. Beeil dich!"
„Alles klar, aber was heißt nochmal?!"
„Als ich das erste Mal angerufen hab, haben sie mich ausgelacht und gesagt, ich soll doch lieber meinen Psychiater anrufen."
Ich schüttelte ungläubig den Kopf, eilte dann weiter, um dem Funkloch zu entkommen und endlich Hilfe zu holen.
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