23. Kapitel
Die Riptide bahnt sich leise ihren Weg durch das Wasser. In all den Jahren auf hoher See war sie noch nie so einer großen Gefahr ausgesetzt wie zu der auf die sie zusteuert. Die Wellen brechen am Bug und vereinzelte Wassertropfen spritzen bis hoch auf das Deck auf dem Jack Sparrow steht und zu dem Sonnenaufgang schaut. Es ist für ihn ein ungewohntes Gefühl an Bord eines fremden Schiffes zu stehen, doch hat er keine andere Wahl. Er war überrascht wie schnell Kenway seiner Bitte folge leistet, zwar nicht ganz freiwillig, aber dennoch dachte er das es länger dauern würde ihn zu überreden. Über die Tatsache das dies nicht nötig war ist er zwar erleichtert, wundern tut ihn das dennoch. Krampfhaft versucht er hinter das Geheimnis zu kommen, welches offenbar so offensichtlich ist das trotzdem keiner dahinter kommt. „Ach, hier bist du", holt ihn eine weibliche Stimme in das Hier und Jetzt. Jyndira kommt auf ihn zu und er sieht ihr an das sie ein Anliegen hat. Als er zum ersten mal von den Gerüchten hörte das eine Frau mit Kenway segelt war er erst skeptisch und glaubte diesen nicht, doch da er sie nun wahrhaftig sieht fängt er an jede Geschichte zu glauben und eine gewisse Ehrfurcht ergreift ihn. „Auf einem Schiff wie diesem verliert man einen nicht so schnell", antwortet er und schaut wieder weg. „Dem kann ich so nicht zustimmen", sagt sie und versucht dadurch das Gespräch nicht abklingen zu lassen, „es gibt hier ein paar verwinkelte Ecken in denen man sich gut verstecken kann und es ein Weilchen dauert bis man gefunden wird." Sie stellt sich zu ihm, jedoch lehnt sie sich mit dem Rücken gegen die Reling und schaut zu Mono der mit einem zusammengerollten Seil spielt. „Diese kenne ich noch nicht." Und damit sollte das Gespräch enden, doch sie lässt das nicht zu und geht umgehend auf Konfrontationskurs: „Was geschah mit deinem Schiff, so dass du nun die Hilfe eines Dämonen beanspruchen musst?", fragend schaut sie nach rechts und sieht das Jack mit sich ringt ihr die Geschichte zu erzählen. „Es gab ein paar Unstimmigkeiten die damit endeten das Beckett mein Schiff verbrannte und versenkte", erzählt er leicht frustriert. „Wer ist Beckett?", ist die erste Frage die ihr in den Sinn kommt. „Ein hochrangiges Mitglied in der East India Trading Company." „Also gibt es da mehr als nur einen", antwortet sie nachdenklich und verwechseltet dabei ein wenig die Zugehörigkeiten. „Wie soll ich das verstehen?" Kopfschüttelnd antwortet sie: „Nicht so wichtig. Wie kam es zu den Unstimmigkeiten?" Eigentlich will Jack das nicht preisgeben, doch fühlt er sich irgendwie zu ihr hingezogen. Das dies nur darin liegt, das er eigentlich nur ein Herz für die See hat und sie diese im entferntesten wiederspiegelt kann er natürlich nicht ahnen. „Ob du es glauben magst oder nicht, aber ich war einmal ein Mitglied in der Company", berichtet er und wartet auf eine Reaktion, doch sie wartet nur darauf das er weiter spricht. „Ich bekam den Auftrag Ware aus Afrika nach England zu liefern. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht um welche Ware es sich handelte, doch es dauerte nicht lange und sie stellte sich als Sklaven heraus. Ich weigerte mich die Sklaven auszuliefern, da Menschen keine Ware sind, da der größte Schatz der Menschheit die Freiheit ist. Beckett war nicht so erfreut über meinen Entschluss und brandmarkte mich", er zieht seinen rechten Ärmel hoch und gibt seine noch relativ frische Wunde preis. Ein großes 'P' schmückt nun seinen Arm und zischend zieht sie die Luft ein. „Ich wurde aus der Company entlassen und bin seither offiziell ein Pirat, verachtet und ausgestoßen. Das war dann aber nicht alles, denn Beckett ließ meine heißgeliebte Wicked Wench verbrennen und am Ende versank sie", erklärt er und schaut enttäuscht in die Ferne. Jyndira hat gemischte Gefühle, zum einen ist sie entsetz darüber das Menschen sich gegenseitig verkaufen und als Strafe, wenn man sich dagegen wehrt wird man ausgegrenzt und zum anderen ist sie gerührt das Sparrow ihr die Geschichte erzählt hat. „Und nun willst du dir dein Schiff zurückholen und dich gegen Beckett stellen?", schlussfolgert sie. „Nein, nein. Ich bin ganz froh darüber nun frei und unabhängig zu sein. Diese Freiheit will ich nur ungern wieder verlieren, im Falle einer Niederlage", sagt er. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen in sein Gesicht und lassen seine Gesichtszüge weicher werden. Das gesamte Himmelszelt wird von schönen orangenen Farben erhellt und spiegeln sich im Wasser wieder, ein wahrlich beeindruckendes Schauspiel. „Das kann ich sehr gut nachvollziehen, doch kommt das zu meiner eigentlich relevanten Frage: was willst du Davy Jones im Tausch für seine Dienste geben?" „Das was er möchte. Ich bin sehr redegewandt, irgendwie komme ich da schon wieder raus", frech grinst er sie an, doch sieht sie in seinen Augen das er sich fürchtet. Sie geht nicht weiter darauf ein, da diese Furcht ein Schutzmechanismus ist und es wohl jedem auf diesem Schiff so ergeht. „Wenn du dich da mal nicht täuscht", sagt sie leise genug, das er es nicht hört. „Aber genug über mich. Was macht ein hinreißendes Geschöpf, wie ihr eines seid, auf einem Schiff wie diesem?", wechselt er gekonnt das Thema. „Ich hatte ein Geheimnis und ich musste darauf aufpassen, dass es nicht in die falschen Ohren gerät, doch scheinbar gab es ein Leck und es wurde irgendwie publik gemacht", fängt sie an den Grund zu erzählen, jedoch unterbricht er sie: „Der Vorfall auf der Deap Sea II." Leicht verärgert schaut sie ihn an, doch richtet sich diese aufkommende Wut nicht gegen ihn, sondern darauf das scheinbar jeder von dieser Geschichte weiß. „Ja", antwortet sie gequält. „Interessant. Ich habe es nicht für möglich gehalten", er beendet seinen Satz nicht, da etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein Mann läuft mit schweren Schritten über das Deck und schnaubt bei jeder Bewegung die er tut. Er ist klein und hat eine eher pummelige Statur, was eine Seltenheit für einen Piraten ist. Jyndira achtet nun auch auf den Mann, jedoch nicht für lange. Sie weiß wer das ist und flucht innerlich um diese Uhrzeit auf dem Deck zu stehen. Die Beiden kommen sich auch des Öfteren in die Haare und sind alles andere als Befreundet. Eigentlich ist er ein liebevoller, freundlicher und offener Mensch, doch sind die Beiden sich nicht ganz im Reinen was den Ernährungsplan angeht. „Morgen", grüßt er freundlich und winkt Jack und Jyndira zu. Anerkennend nickt Sparrow ihm zu, im Gegensatz zu Jyndira, sie schaut ihm nur grimmig hinterher. „Wer ist das?", fragt er und verfolgt den schwerfälligen Bewegungen des Smutjes. „Mr. Turin, unser Koch", antwortet sie verbissen und rappelt sich auf. „Was hat er dir angetan, das du so schlecht auf ihn zu sprechen bist?", fragt er belustigt, da er diese Reaktion nicht nachvollziehen kann. Der Mann sieht aus, als könne er keiner Fliege etwas zu leide tun und doch verdüstert sich Jyndira's Stimmung in Sekunden nur weil sie ihn erblickt. „Nichts. Es sind viele kleine Kleinigkeiten die das Fass zum überlaufen brachten. Ich bin mir sicher das er gerade zu dem Pferd geht und schaut wie er es am besten schlachten kann." Es amüsiert ihn das sie so von dem dicken Kerl spricht und es zeigt ihm, das sie eine vielschichtige Persönlichkeit besitz. „Entschuldige, ich muss das dringen unterbinden", sagt sie abschließend. Sie stößt sich von der Reling ab und lässt den leicht verwirrten Jack einfach stehen. Schnell schlägt sie denselben Weg ein, wie der Koch vor ihr und nimmt die Treppe um zum Unterdeck zu gelangen.
Leise, um keinen zu stören und sich nicht zu verraten flitzt sie die Treppe hinunter. Auf dem Schiff gibt es verschiedene Räume, welche mit unterschiedlichen Treppen erreicht werden können. So kommt man mit der Treppe die sie genommen hat direkt in den Lagerraum in dem sich auch gleichzeitig eine kleine Kombüse befindet, das Reich von Mr. Turin. Durch die vereinzelten Sonnenstrahlen, die durch die Spalten der Holzdielen fallen, wird der Raum leicht erhellt und sie kann alles schemenhaft erkennen. Das Pferd brachte man scheinbar hier unten unter, da es genüsslich an einem Kartoffelsack knuspert. „Geh da weg", sagt Mr. Turin und drängt sich an dem Pferd vorbei. Dieses macht jedoch keine Anstalten bei Seite zu treten und schaut ihn einfach nur an. Nur mit Mühe schafft er es sich zwischen dem Tier und einem Stützpfeiler zu zwängen. „Du hast Glück. Nur auf Geheiß von Kenway bist du noch nicht im Kochtopf gelandet", redet er zu dem Pferd. „Wobei ich eher glaube, dass diese dusselige Kuh ihm das eingeredet hat. Ich kann gar nicht verstehen was sie hier verloren hat. Ballast, etwas anderes ist sie nicht", murmelt er und krallt sich einen Karottensack, „nichts als Ballast." Jyndira muss bei seinen Worten schmunzeln, ihr ist wohl bewusst das sie an Bord von den Meisten nicht gern gesehen wird, aber das mal aus dem Mund eines Schuldigen zu hören ist etwas neues. Sie schleicht durch den Raum, um näher an den dicken Koch zu kommen, vielleicht kann sie ihm doch noch irgendwie die Suppe versalzen. „Wäre der Captain nicht so vernarrt in sie würde es hier ganz anders aussehen, dann würdest du zum Beispiel schon morgen auf dem Speiseplan stehen", spricht er wieder zu dem Pferd. Der Angesprochene kümmert sich nicht weiter darum, sondern steht einfach weiter im Raum und bedient sich an den Lebensmitteln. Bei seinen Worten wird sie hellhörig, da sie nicht ganz versteht was er damit meint. Beim Überlegen wird sie unachtsam und stößt einen Beutel mit Äpfeln von einem Fass hinter dem sie sich versteckt. „Mist", flucht sie leise und schmeißt sich auf den Boden, damit er sie nicht sofort sieht. „Wer ist da?", fragt Mr. Turin und man hört die Unsicherheit in seiner Stimme. „Wer auch immer hier ist, der möge sich umgehend zeigen", ruft er laut und Jyndira muss sich die Hand vor den Mund halten, um das laute Atmen irgendwie zu dämpfen. „Grey, wenn du das bist", will er anfangen sauer drauf los zu reden, doch wird er von einer leichten Panik ergriffen, dass er nur leise weiterspricht, „dann komm doch bitte raus." Sie hört an den schweren Schritten, das er fast bei ihr angekommen ist und vor dem Sack mit den Äpfeln stehen bleibt. „Mhhh, damit könnte ich auch etwas machen", sagt er und hat scheinbar den eigentlichen Grund, weshalb er dort hingegangen ist vergessen. Er setzt sich wieder in Bewegung und läuft um das Fass herum. „Wirklich? Jyndira?", fragte er fassungslos, da sie die Letzte ist mit der er gerechnet hat. Der dicke Mann steht nur mit einem hölzernen Kochlöffel bewaffnet über der liegenden Frau. „Wenn du dich auf den Boden legst und dein Ohr ganz dicht auf das Holz legst kannst du das Wasser hören", versucht sie sich herauszureden und springt flott auf. Sie klopft sich den Staub von den Klammotten und schaut in das blasse Gesicht des Mannes. „Das kannst du überall", sagt er irritiert und entfernt sich von ihr. „Was genau willst du hier? Du weißt, genau wie alle anderen, das ich dafür zuständig bin wie viel jedem an Nahrung zusteht." „Dann gibst du dir aber deutlich zu viel", antwortet sie kühl und läuft ihm hinterher, „ich will nur sicher gehen das du dem Pferd nichts tust." „Keine Sorge, ich halte mich an die Befehle von Kenway, nicht so wie du", reagiert er gelassen. Sie verdreht nur die Augen und hüpft auf den kleinen Tisch, auf dem Turin die Teigwaren knetet. „Wieso interessiert dich das wohl des Tieres so sehr?", fragt er ehrlich interessiert und zückt ein Messer, um die ersten Karotten zu schälen. „Tut es nicht, ich will nur nicht, dass es gegessen wird." „Für deine Tauben gilt das nicht, oder?", fragt er hoffnungsvoll. „Diese brauche ich noch, also nein. Für die Tauben gilt das Gleiche." Enttäuscht atmet er aus. „Gut zu wissen, dann brauchst du nicht länger hier verweilen, ich mag es nicht, wenn man mir beim Arbeiten über die Schulter schaut", versucht er sie zum gehen zu bringen. „Vergifte uns nicht", sagt sie abschließend und springt vom Fass. „Bei dir bin ich mir noch nicht so sicher", giftet er zurück. Aus der leeren Drohung macht sie sich nichts und geht einfach wieder zurück zur Treppe. Ohne auf Mr. Turin zu achten geht sie die Treppe hoch.
Auf dem Deck herrscht schon wildes Treiben und die letzten Matrosen kommen verschlafen von unten. „Ist Turin nicht da unten?", fragt Piper sie als er erkennt woher sie kommt. „Doch, ist er." „Und er hat dich nicht umgehend rausgeschmissen? Außergewöhnlich", witzelt er und pafft ein zweimal an seiner Pfeife. „Du schaust Müde aus, bist du nicht zum schlafen gekommen?", besorgt schaut er sie an. Nun, da er es anspricht spürt sie den Schlafentzug. In der Aufregung kam sie nicht dazu und merkt nun die Auswirkungen. „Nein, ich kam nicht dazu und ich denke ich komme jetzt auch nicht mehr dazu." „Versuch es wenigstens. Edward stellt dir sicher seine Räumlichkeiten zur Verfügung", fängt er an sie zu überreden. Sie weiß, dass er recht hat und will ihm daher auch gar nicht erst widersprechen. „Komm, ich begleite dich dorthin", sagt er bestimmt und geht langsam in die Richtung, um Jyndira dazu zu animieren ihm zu folgen. „Aber sag, was machst du bei Turin? Es ist nicht gerade ein Geheimnis das ihr euch nicht leiden könnt", redet er weiter als er merkt, das sie neben ihm her geht. „Ich wollte nur sicher gehen das er das Pferd nicht in seine Pläne mit einbezieht", erklärt sie und hebt die Hand, um ihm zu signalisieren das sie darüber nicht weiter reden möchte. Er nimmt das wahr und zieht an der Pfeife. „Ist das nicht ungesund?", stellt sie ihm die Frage die sie schon seit längerem beschäftigt. „Nicht mehr als andere Dinge", beruhigt er sie, „Alkohol ist genauso schlimm und man lebt nur einmal, da sollte man mir den Spaß am rauchen nicht nehmen. Da wären", er geht auf die massive Holztür zu und stößt sie auf. Ohne auf die Höflichkeit zu achten geht er vor und verschwindet in der Kajüte. Sie folgt ihm und wird von einem müden Kenway begrüßt: „Was in drei Teufelsnamen macht ihr hier?" Verwirrt schaut er sie an und reibt sich die Augen. Scheinbar ist er direkt nach dem Ablegen vom Hafen ins Federbett gesprungen, wie alle anderen auch. „Du musst deinen Pflichten als Kapitän nach kommen und in der Zeit wird Jyndira dein Bett in Anspruch nehmen", erklärt Piper. „Von mir aus", antwortet er und kümmert sich nicht weiter um die Beiden, stattdessen geht er aus dem Raum. „Das ging überraschenderweise sehr schnell", ist ihre einzige Reaktion. „Ich habe mit nichts anderem gerechnet. Ich lasse dich dann mal allein, ich hoffe du bekommst so noch etwas schlaf." Er schaut sie noch einmal besorgt an und verlässt dann ebenfalls den Raum. Sie ist gerührt von der Fürsorglichkeit von Piper und dreht sich einmal im Raum. Für gewöhnlich würde ihre Neugier sie dazu zwingen, ein weiteres Mal die Kajüte von Kenway zu durchforsten, doch fehlt ihr dazu die Kraft. Ohne groß darüber nachzudenken schlendert sie zu dem Bett und setzt sich auch sogleich darauf. Sie zieht sich ihre Stiefel aus und legt sich hin. Der Geruch von Rum und Holz kommt ihr in die Nase und sie muss umgehend an Kenway denken. Ihr spuken die Worte von Cyclops und Turin immer noch im Kopf. Ganz nachvollziehen kann sie es aber nicht. Sie kann sich nicht vorstellen, das Kenway Gefühle für sie entwickelt könnte. Ihre Müdigkeit übermannt sie und hindert sie daran weiter nachzudenken. Mit einem lauten Seufzer schließt sie die Augen und schläft ein.
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