Kapitel 59
Wir schwiegen eine ganze Weile. Ich dachte über eben Erfahrenes nach. Niall und ich waren verlobt, oder auch nicht. Je nachdem, welchem Elternpaar man nun nach eiferte. Als ich die Stille nicht mehr aushielt, trommelte ich mit meinem rechten Fuß auf den Boden. "Das ändert doch jetzt nichts an unserem...Verhältnis?", fragte Niall auf einmal. Ich wischte mir den Rest Tränen aus dem Gesicht. Dann kicherte ich leicht. "Welches Verhältnis?", stellte ich die Gegenfrage. Nein, es änderte nichts. Ich stand dazu, dass ich Niall nicht sonderlich gern hatte. Gar nicht auszumalen, ihn irgendwann mal zu heiraten! Obwohl er natürlich perfekt aussah und ganz in Ordnung sein konnte... Ausgeschlossen. Mein Kichern ebbte ab, wurde zu einem unabsichtlichen Hieksen. Nun bekam ich Schluckauf. Die Peinlichkeiten hörten niemals auf. Bei einem Seitenblick stellte ich fest, dass selbst Niall ein wenig lächeln musste. Ich würde ihn dazu bringen, einmal richtig zu lächeln - ohne, dass er es versteckte, sobald er mitbekam, dass ich es auch mitbekam. "Kann ich dich noch was fragen?" Ich räusperte mich. Er nickte zögernd. Anhand seines Gesichtsausdrucks konnte ich lesen, wie unbehaglich ihm ausnahmsweise zumute war. Kein Wunder, eigentlich öffnete er sich so viel wie eine Nuss, die man auf den Boden schmiss. Nämlich gar nicht.
"Hättest du mir je davon erzählt, wenn...ich dir das Foto nicht geklaut hätte?" Zugegeben, stolz war ich nicht gerade wegen dem Diebstahl. Ich hatte erkannt, dass es sich um Nialls Privatsphäre handelte. Im Nachhinein fand ich mich selbst reichlich kindisch. Doch wie sagte man so schön? Hinterher ist man immer schlauer. "Ehrlich oder unehrlich?" Mussten wir zu jeder Frage, die der andere stellte, eine Gegenfrage finden? "Ehrlich." "Auf keinen Fall." Ich nahm das jetzt mal nicht persönlich. Zumindest versuchte ich, es nicht persönlich zu nehmen. "Aus welchem Grund?", hörte ich mich erneut fragen. "Versetz dich in meine Lage, Cherubyn." Deswegen kannte er meinen Namen bereits, bevor ich ihn gegenüber irgendjemandem erwähnt hatte. Meine Eltern hatten ihm Geschichten erzählt und Bilder gezeigt. Apropos. Woher hatten meine Eltern Bilder von mir erhalten? Das war alles so unglaublich unlogisch! Stopp. Ich sollte mich in seine Lage hinein versetzen. Wie hätte ich an seiner Stelle gehandelt? "Ich hätte es dir gesagt", meinte ich. "Jedenfalls irgendwann." Er schüttelte den Kopf. "Nicht, wenn du denken würdest, wie ich." Das machte mich wütend. Tat mir leid für ihn, dass ich nicht denken konnte wie er. Ich war nun mal nicht er, sondern ich. "Dann, lieber Niall, teile mir deine Gedanken mit", forderte ich spöttisch. Hier ging es bereits um weitaus mehr, als um die Tatsache, dass wir einander versprochen worden waren, von vier Personen, die ich nicht mal kannte. Es ging um...alles. Ich konnte es nicht in Worte fassen. Niall schnaubte.
"Ich denke", er äffte meinen spöttischen Unterton nach, "dass dich diese neue Information zerstören wird." Ah ja. Denken war nicht so seine Stärke, was? Unwillkürlich stieß diesmal ich ein Schnauben hervor. "Sie wird mich nicht zerstören!", protestierte ich. "Sonst wäre ich längst explodiert!" Niall kniff die Augen zusammen, folgte jeder meiner Bewegungen - wie ich mir durch die Haare fuhr, wild herumgestikulierte, all das. Meine zweite Aussage ignorierend, warf er ein: "Ach komm, du wirst nicht mal mit dem ganzen anderen Kram fertig. Noch mehr, es belastet dein Gemüt! Und das ist total gereizt." Er spuckte mir diese Worte förmlich ins Gesicht. "Bitte? Ich bin nicht gereizt." Wild gestikulierend, trat ich einen Schritt auf ihn zu. "Ja, ich werde damit nicht fertig. Das mag sein. Aber jetzt, versetz du dich in meine Lage! Ich verstehe nur einen Bruchteil von euren Märchen, ich schlafe kaum noch, ich lerne Dinge, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie existieren, ich stelle mir vor, zu träumen, nur damit ich mich nicht mit dem befassen muss, was wirklich geschieht!" Erst als ich es ausgesprochen hatte, merkte ich, dass Niall absolut ins Schwarze getroffen hatte. Ich war gereizt. Mehr als das. Frustriert stampfte ich mit dem Fuß auf dem Boden auf. Ich wollte aufwachen aus diesem Traum. "Nicht so stampfen, junge Lady!" Der Hausmeister ging kopfschüttelnd an uns beiden vorbei. Scheinbar interessierte er sich zwar nicht für uns, aber für den Boden. "Siehst du?" Niall trat nun seinerseits einen Schritt auf mich zu. Wir waren uns nah. "Wenn du jetzt mit diesem absolut idiotischen Spruch kommst, klatsche ich dir eine", drohte ich. "Mit welchem? Einsicht ist.."
Ich unterbrach ihn, indem ich die Hand hob und andeutete, meine Drohung warzumachen. Wie konnten meine Eltern uns beide einander versprechen? Ich musterte ihn einen Moment lang. Seine große, starke Statur, seine langen Finger, die Percings und Ohrringe, seine schulterlangen Haare. Er war niemand, mit dem jemand wie ich heiraten würde. Ich war klein, hatte noch kleinere Hände, zierlich, weder Ohrringe noch sonstigen Schmuck, es sei denn, man zählte den Ring an meiner Kette, meine kurzen Haare. Wir standen im Kontrast zu einander. Er war heiß, gutaussehend und in gewisser Weise berühmt. Und ich? Ich war 'die Neue', 'die Verrückte', 'das Mädchen mit der Staubsaugeraffäre'. Ja, welchen Gedanken hatten meine Eltern wohl, als sie sich Mums Babybauch besahen? 'Dieses Kind wird einmal einen Gott heiraten'? Auf keinen Fall. "Darf ich dir jetzt auch eine Frage stellen?" Nialls Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sie klang rau und irgendwie...angeschlagen. Weit weg, wie aus einem anderen Universum. Göttlich. Oh nein. Das hatte ich nicht etwa gedacht. Göttlich? Spinnte ich völlig?
"Klar", antwortete ich, um einen normalen Tonfall bemüht. Wenn ich mit Niall redete, durchfuhr ich jedes Mal alle Gefühle, die es auf der Welt gab. Neugierde, Trauer, Wut, Scham und manchmal, manchmal, für einen klitzekleinen Augenblick auch Freude und...Glück und...Lust. Niall zog das Bild wieder hervor und betrachtete es kurz, ehe er es mir vor die Nase hielt. Das 14-jährige Mädchen, mit dem ich so garkeine Ähnlichkeit mehr hatte, starrte mich zufrieden an. Ich konnte sehen, dass es gerade den Kuchen gegessen hatte, dass es glücklich und unbeschwert war - und das, trotz des Fotos, das jemand plötzlich von ihm schoss. "Was ist mit diesem Mädchen geschehen?", wollte Niall wissen. Er überließ mir das Bild und ließ sich zurück an die Wand sinken, wartete ab, während in meinem Kopf die Rädchen begannen, sich zu drehen.
Okay, hello friends, heute ist Tag 2 von Nanowrimo, ich versuche 50k im November zuschreiben. Das wäre einfach der Wahnsinn. Heute haben wir den 2.11.2016, 12:33(für alle, dies interessiert) und bisher habe ich heute 1024 geschrieben. Gleich gehts weiter, bzw morgen für euch(Nachtrag: Inzwischen ist es der 16.11.16 und es hat sich sooooooo viel verändert. Also für Ruby, für mich nicht. Hahahah mein Leben ist immer gleich #true) xxx
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