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Kapitel 8

December 5, 2009
Sacramento, CA

Das letzte Mal, als ich auf einen Mann mit einer Zwangsneurose gestoßen war, hatte sich dieser als ein Mörder entpuppt – der sogenannte Engelsmörder – und ich war daran schuld gewesen, dass er sich beinahe selbst getötet hätte. Ich wusste, dass diese Menschen auch Opfer waren, Opfer ihrer Krankheit, und dass ihnen geholfen werden musste, doch war es immer schwieriger, so etwas zu sagen, wenn dabei andere verletzt wurden.
Ich fuhr zurück nach Sacramento. Ich hatte mich gegen Fornell entschieden, aus gutem Grund – einerseits wollte ich dem FBI nicht den Fall überlassen und andererseits wollte ich Fornell nicht in die Augen sehen müssen, um ihm zu zeigen, was aus mir geworden war. Wahrscheinlich wäre er enttäuscht von mir. Oder er empfand Mitleid. Beides war beinahe gleich schlimm.
Als ich das CBI erreichte, waren Lisbon und Jane unterwegs, was mit Sicherheit auch besser so war, so konnte ich nämlich noch für eine Weile Lisbons Standpauke entgehen. Es war bereits Nachmittag. In wenigen Stünden würde Sonne wieder untergehen – so konnte man auch einen Tag herumkriegen. Allmählich vermisste ich es, mit einem Privatjet durch die Staaten zu reisen.
»Moore«, sagte Van Pelt überrascht, als ich das Büro betrat. »Lisbon meinte, Sie würden an einem Fall arbeiten.«
»Das tue ich auch. Ich brauche nur Lisbons Hilfe, um die Rechte an dem Fall zurückzukriegen«, erklärte ich und ließ mich an meinem Schreibtisch nieder.
Fragend sahen Van Pelt und Rigsby mich an.
»Das FBI arbeitet mit uns an dem Fall«, sagte ich daraufhin.
Rigsby hob eine Augenbraue. »Mit uns? Um welchen Fall geht es denn?«
»Den Siskiyou-Fall.«
Verstehend nickte Cho. »Vier Morde in vier Jahren.«
Nun war ich diejenige, die nickte. »Genau.«
»Und haben Sie schon einen Anhaltspunkt?«, fragte Van Pelt mich.
»Ich habe mit Lendon Jenkins gesprochen. Er war der Verdächtige in dem Fall, bevor das FBI ihn ausgeschlossen hat. Ich glaube, er verheimlicht etwas. Das vierte Opfer, Alissa McGuire – sie kannten sich. Die beiden waren ein Paar gewesen und haben sich getrennt, kurz bevor sie ermordet wurde. Er meinte, sie hätten sich in der Bibliothek kennengelernt. Ich glaube nicht, dass Jenkins jemals in eine Bibliothek gehen würde – zu viele Leute, zu viele Keime. Das FBI hat nämlich vergessen, zu erwähnen, dass er eine Zwangsneurose hat.« Ich hielt meine Verbitterung über die Arbeit des FBI's nicht zurück.
»Wenn Sie wollen, kann ich nachsehen, ob ich herausfinde, wo Alissa McGuire und Lendon Jenkins sich wirklich zum ersten Mal begegnet sind«, schlug Van Pelt vor.
»Gerne«, sagte ich und ich hätte auch noch mehr gesagt, wäre in diesem Moment nicht eine aufgebrachte Lisbon in den Raum gestürmt.
»Agent Moore!« Mit erhobenem Finger deutete sie auf mich. »Ich habe momentan nicht die Zeit, um Ihnen gehörig den Marsch zu blasen, aber wenn Sie sich noch einmal über Jane und seine Tricks beschweren, werde ich Ihnen einen Spiegel vors Gesicht halten. Denn Sie beide unterscheiden sich keinster Weise! Rigsby, mitkommen!«
Und das war es gewesen – mit diesen Worten stürmte sie wieder heraus und lief den Wachmännern hinterher, die die zwei jungen Männern von der Gala und Jane in Richtung der Verhörräume führten. Rigsby folgte ihr.
»Jane und ich sind uns nicht einmal annähernd ähnlich«, murmelte ich zähneknirschend und öffnete die Akte vom Siskiyou-Fall, die ich aus meinem Auto mitgenommen hatte.
Kurz darauf erschien Esther Doverton, die Veranstalterin der Gala, in einem blauen Kleid. Van Pelt wies sie an, sich an den Konferenztisch zu setzen und dort zu warten. Ich ging in die offene Küche, um mir einen Kaffee zu holen. Ich hatte die letzte Nacht nicht geschlafen und allmählich schlug die Müdigkeit zu. Als Jane mit einem Grinsen erschien, wusste ich, dass er den Fall gelöst hatte.
»Warum so ein langes Gesicht?«, wollte er wissen und holte seine Tasse aus dem Schrank, um sich einen Tee zu machen.
»Ich bin einfach nur fertig«, gestand ich träge.
»Fertig mit dem Fall?«, hakte Jane nach.
Ich legte den Kopf schief und sah ihn verständnislos an. »Fertig im Sinne von 'müde'.«
Jane winkte ab. »Ich weiß schon.« Er setzte den Wasserkocher auf und schmiss einen Teebeutel in die Tasse, ehe er sich an die Küchenzeile lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Ich lehnte an der anderen Theke, meine Tasse Kaffee in der Hand haltend, während meine Finger von der Hitze allmählich taub wurden.
»Haben Sie schon einen Fortschritt gemacht?«, wollte Jane mit ernster Stimme wissen.
Ich zog die Schultern hoch. »Wahrscheinlich führt es wieder ins Leere. Aber so lange das FBI auch im Leeren trübt, sind wir immerhin auf einer Wellenlänge.«
Mahnend hob Jane den Finger. »Wenn Sie mit dieser Einstellung an einen Fall gehen, können Sie nicht erwarten, ihn zu lösen.«
»Wie philosophisch«, meinte ich sarkastisch, dennoch lächelte ich etwas.
»Kaitlyn«, Janes Stimme war weiterhin ernst, »Sie sind besser als Sie denken. Sie haben Fähigkeiten, die Sie untergehen lassen, weil Sie Dinge verdrängen und Ihren Ängsten aus dem Weg gehen. Sie sind eine gute Agentin und eine genauso gute Profilerin. Lassen Sie sich von niemandem etwas anderes sagen. Wenn Sie den Ursprung Ihrer Ängste gefunden haben, können Sie diese besiegen. Stellen Sie sich ihnen, anstatt sie zu verdrängen.«
Auch mein Lächeln war verschwunden und wortlos sah ich ihm in in die blauen Augen. Er hatte recht, und wie recht er hatte, und diese Erkenntnis traf mich wie ein harter Schlag. Außerdem löste es ein seltsames Gefühl in mir aus. Noch nie hatte jemand so etwas zu mir gesagt, und wenn doch, fiel mir das in diesem Moment nicht mehr ein. Dass jemand an mich glaubte, mehr als ich an mich selbst glaubte, brachte mir doch etwas Hoffnung.
Der Wasserkocher klackte und sofort ließ ich meinen Blick sinken. Jane goss seinen Tee auf und nahm die dampfende Tasse in die Hand. Seine Lippen schwebten über dem Rand, um zu prüfen, wie heiß der Tee war, dann ließ er die Tasse wieder sinken.
»Sie haben die Akte von Bosco, richtig?«, fragte er auf einmal.
Ich hob den Kopf und sah ihn an. »Ja. Wieso?«
»Mir wurden die Akten geliefert, als der Fall wieder uns übergeben wurde, und diese Akte fehlte.«
»Es ist ja auch meine«, erwiderte ich. »Nur weil Bosco tot ist und Lisbons Team den Fall zurück hat, heißt das nicht, dass ich aufhöre, daran zu arbeiten.«
»Er hat Sie verschont, Kaitlyn«, sagte Jane mit ernster Stimme und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. »Red John hat Sie ins Visier genommen. Er spielt mit Ihnen.«
Ich erwiderte seinen Blick standhaft. »Ich weiß. Aber er wird nichts erreichen. Ich bin vorsichtig, und falls Sie es vergessen haben – ich bin Profilerin. Meine Aufgabe ist es, von Mysterien wie ihm ein Profil zu erschaffen und ihn letztendlich zu fassen. Red John wird irgendwann aus seinem Versteck herauskommen, er wird wieder Fehler machen. Letztendlich ist er nur ein Mensch. Deswegen habe ich keine Angst vor ihm.«
»Meine Eitelkeit hat meiner Familie das Leben gekostet«, erwiderte Jane ernst.
Ich richtete mich auf und straffte meine Haltung. »Ich bin nicht eitel, ich denke nur rational. Auch wenn Sie den Fall zurückbekommen haben, will ich Ihnen Vorsicht zuschreiben. Bosco hatte recht, Sie sind ein Opfer in diesem Fall, kein Ermittler. Sollten Sie Fragen haben, welche Fortschritte ich gemacht habe, dann fragen Sie mich. Ich werde dann entscheiden, ob ich Sie darüber informiere.«
Janes Augen zuckten hin und her, während er mich musterte. Er schien zu überlegen, wie er reagieren sollte. »Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Agent Moore«, sagte er schließlich und trank einen Schluck von seinem Tee. Ich nickte und wandte mich ab, um zurück zu meinem Schreibtisch zu gehen.
Natürlich war mir bewusst, dass Lisbons Team und Jane zusammen an dem Fall arbeiteten. Aber wenn es darum ging, jemanden Informationen zu geben, dann würde ich Lisbon vorziehen. Es lag an ihr, ob sie es Jane mitteilte oder nicht.
»Agent Moore?«, fragte Van Pelt, als ich durch die Tür des Büros trat. »Ich habe nach Verbindungen zwischen Lendon Jenkins und Alissa McGuire gesucht und herausgefunden, dass es keine Alissa McGuire in Siskiyou gibt.« Van Pelt deutete auf ihren Bildschirm, wo ein Passfoto von Alissa zu sehen war. »Sie lebte zeitweise unter dem Namen Evelyn Price. Ich habe ihre Finanzen überprüft. Jeden Monat hat sie regelmäßig Geld an eine Klinik überwiesen. In der Krankenakte, die auf den Namen Evelyn Price läuft, steht, dass sie an einer Zwangsneurose gelitten hatte. Sie hat Lendon Jenkins eine der Gruppensitzungen kennengelernt, die einmal wöchentlich gehalten wurden.«
Verwundert verzog ich das Gesicht. »Wieso hat Alissa ihren Namen gefälscht?«
»Damit niemand in ihrem Umkreis herausfindet, dass sie an einer Krankheit leidet«, meinte Jane auf einmal, der mit seiner Tasse das Büro betrat. Abwartend sahen wir zu ihm, bis er weitersprach: »Lendon hat sich in sie verliebt, weil er zum ersten Mal jemanden kennengelernt hat, der so wie er ist und ihn versteht, und dann hat er herausgefunden, dass sie ein doppeltes Leben hat und sich betrogen gefühlt. Deswegen tötete er Alissa McGuire.«
»Und wieso ist das keinem aufgefallen?«, hakte Rigsby nach. »Das FBI hätte doch merken müssen, dass das Opfer unter einer falschen Identität lebt.«
»In den meisten Fällen kontrolliert das FBI nicht noch einmal die Daten, wenn bereits feststeht, wer das Opfer ist«, erklärte Cho, der mit verschränkten Armen an seinem Tisch lehnte.
Zustimmend nickte ich. »Ihr Pass mit dem Namen Alissa McGuire lag neben ihr, als sie gefunden wurde. Das war ihr richtiger Pass. Wahrscheinlich stand die falsche Identität nicht im System und deswegen hat es niemand herausgefunden. Sich eine neue Identität aufzubauen, hat mit Sicherheit sehr viel Geld gekostet, vor allem, wenn sie es geschafft hat, darüber Konten zu errichten.«
»Und wieso sollte Lendon Jenkins sie umgebracht haben?«, stellte Van Pelt fragend in den Raum. »Es kann doch sein, dass sie sich Feinde gemacht hat, als sie ihre Identität gefälscht hat? Irgendwelche Dealer oder Leute auf dem Schwarzmarkt? Vielleicht wollte sie alles aufgeben und Jenkins alles gestehen, und hätte sie das getan, hätte sie die Leute vielleicht verraten.«
Jane schüttelte den Kopf. »Dealer würden einen Tatort nicht so hinterlassen wie in diesem Fall.«
Überrascht hob ich eine Augenbraue. »Sie haben die Tatortfotos gesehen?«
Jane zog leicht die Schultern hoch. »Ich habe ab und an einen Blick darauf geworfen und auf Ihre Tafel mit den Hinweisen.« Er deutete auf die besagte Tafel.
Ich kniff die Augen zusammen. »Unterstehen Sie sich. Das ist mein Fall!«
»Genau genommen ist das der Fall des FBI«, erklang auf einmal Lisbons Stimme, die hinter Rigsby und Cho erschienen war. »Sie haben die Erlaubnis erhalten, daran zu arbeiten. Da der Fall eigentlich an uns übergeben wurde, werden wir nun mit dem FBI zusammenarbeiten. Mich hat ein sehr aufgebrachter Agent Ron Sacks angerufen, der mir berichtete, dass Sie ihm Informationen enthalten haben.« Lisbon beäugte mich mahnend.
»Der Fall gehörte rechtlich gesehen uns«, verteidigte ich mich, »und außerdem hatten sie nichts vorweisen können, weder einen Beschluss noch sonst ein Schreiben.«
»Wie auch immer«, meinte Lisbon und löste langsam ihren Blick von mir, bevor sie in die Runde sah, »das FBI wird gleich hier sein. Wir werden höflich und entgegenkommend sein. Haben Sie mich verstanden?« Wieder blieben ihre Augen an mir hängen, doch auch die anderen erhielten einen eindringlichen Blick.
»Verstanden«, kam es leise von Van Pelt und Rigsby, während Jane, Cho und ich nur schweigend dastanden. Zufrieden nickte Lisbon, ehe sie wieder in ihrem Büro verschwand.
Ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit. Wenn das FBI auf den Weg hierher war, bedeutete das, dass Fornell und sein Team auf den Weg hierher waren. Ich hatte sie, bis auf Oliver vor einigen Stunden, seit einer sehr langen Weile nicht mehr gesehen. Ich war mir nicht sicher, ob ich bereit auf ein Wiedersehen war – immerhin hatte ich das FBI aus einem guten Grund verlassen.
Ich bemerkte Janes Blick aus den Augenwinkeln. Er musterte mich prüfend, als spürte er, dass mir etwas durch den Kopf ging. Ich versuchte ihm, keine Gelegenheit zu geben, mir in die Augen zu sehen. Dieser Typ konnte einem dadurch förmlich in die Seele blicken.
Es dauerte nicht lange, da trat das FBI aus dem Fahrstuhl. An der Spitze lief ein missgelaunter Tobias Fornell und hinter ihm unter anderem ein noch finster blickender Ron Sacks.
»Agent Fornell«, hörte ich Lisbon sagen, die in diesem Moment aus ihrem Büro trat, um das FBI als erste zu begrüßen, »es freut mich, dass Sie hier sind.«
»Wir sind nur aus Förmlichkeit hier«, brummte Fornell.
Lisbon nickte mit einem gezwungenen Lächeln und bedeutete mit einer Handbewegung, ihr ins Großraumbüro zu folgen, wo wir bereits am Konferenztisch warteten.
»Agent Fornell, darf ich vorstellen? Agent Rigsby, Agent Cho, Agent Van Pelt und Agent Moore.« Lisbon deutete die Reihe nach auf uns, doch Fornell interessierte das nicht im Geringsten. Sein Blick war an mir haften gewesen, kaum hatten seine Augen mich erfasst.
»Kate«, begrüßte er mich nur. Seine Stimme war nicht so ernst wie zuvor, jedoch auch nicht besonders erfreut. Er schien nicht erstaunt zu sein – Oliver Barnes hatte ihm mit Sicherheit erzählt, dass er auf mich treffen würde. Ich konnte nicht ganz beschreiben, was es war. Es war, als würden ihm die Worte fehlen, immerhin sahen wir uns nach über zwei Jahren wieder.
»Hallo, Leute«, sagte ich und hob knapp die Hand zum Gruß. Die Situation war mehr als unangenehm. »Schön, euch wiederzusehen.«
»Ebenso«, meinte Oliver. »Immerhin sehe ich jetzt nicht nur deinen Rücken.« Sein Ton klang trocken. Kein Grinsen zierte wie sonst seine Lippen. Er war nicht erfreut über das, was ich mir vor einigen Stunden geleistet hatte.
»Ey, Überflieger, wie geht's so?« Im Gegensatz zu Oliver erschien in Stephanies Gesicht ein breites, schadenfrohes Grinsen. »Hab gehört, du hast viel Mist in den letzten Jahren gebaut.«
»Agent Clarence!«, rief Fornell sie mit Schärfe in der Stimme zurecht. Augenblicklich verschwand das Lächeln der blonden Frau – wahrscheinlich mein einziger Triumph in diesem Moment.
»Sie hat aber recht«, murmelte Agent Ron Sacks. Seltsamerweise war Courtney Krieger die Einzige, die den Mund hielt, was mal etwas Neues war, da sie sonst immer wie ein Wasserfall reden konnte.
»Agent Sacks, auch Sie halten jetzt Ihren Mund, oder Sie werden die nächsten Wochen den Schreibtischdienst übernehmen und alte, staubige Akten lesen, von denen sie Lungenkrebs bekommen!«, fuhr Fornell den Mann erzürnt an.
Nun herrschte Stille in der Runde, was nur für eine noch unangenehmere Anspannung sorgte.
»Sie kennen sich«, stellte Lisbon mit aufgerissenen Augen und einem fassungslosen Blick fest.
»Natürlich«, sagte Fornell tonlos und deutete auf mich. »Kaitlyn war Jahrelang ein Mitglied meines Teams.«
»Also war es einer Ihrer Kollegen, die ihre Eltern umgebracht hat«, erklang auf einmal Janes Stimme. Ich schloss die Augen und versuchte meine aufkommenden Emotionen zu unterdrücken, um ihm nicht im nächsten Moment ins Gesicht zu schlagen. Es ging nicht darum, dass er so taktlos über meine Eltern sprach, daran hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, sondern dass er sich taktlos gegenüber Fornell verhielt.
»Verzeihung, wer sind Sie?«, fragte dieser, der keineswegs erfreut von Janes rüdem Satz war.
»Patrick Jane«, sagte der Mann und streckte sofort seine Hand aus.
»Er ist nur Berater«, fügte Lisbon hastig hinzu.
Fornell beäugte kurz die Hand, machte allerdings keine Anstalten, sie anzunehmen. Geräuschvoll atmete er aus, während er einen Stuhl nach hinten zog und sich darauf niederließ. »Gut, fangen wir an und bringen das so schnell wie möglich hinter uns.« Nach und nach ließen sich auch die anderen nieder, bis schließlich alle am Tisch saßen. Das CBI saß auf der einen Seite und das FBI auf der anderen. Ich hatte das unfassbare Glück, zwischen Jane und Van Pelt zu sitzen, während Fornell mir direkt gegenübersaß. Falls unsere Blicke aufeinandertrafen, hatte er wenig Freundlichkeit für mich übrig. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Immerhin hatte ich mich in den letzten Jahren nicht einmal gemeldet.
»Gut, was haben Sie?«, fragte Rigsby höflich, während er einen Stift herausnahm und bereit war, etwas auf seinen Block zu schreiben.
»Was haben Sie denn?«, gab Sacks provokant zurück.
»Hat Ihnen jemand heute Morgen ins Müsli gespuckt oder wieso sind Sie so unhöflich?«, verlangte ich zu wissen. Mittlerweile ging mir das Verhalten des Mannes auf die Nerven. Er musste nach mir in Fornells Team gekommen sein, denn ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen.
»Wie wär's, wenn wir anfangen und Sie danach uns Ihre Sichtweise und Ihre bisherigen Informationen dazu geben?«, schlug Lisbon vor, bevor Sacks antworten konnte.
Zustimmend nicke Fornell, jedoch nicht, ohne nicht einmal finster zu funkeln. Auffordernd sah Lisbon uns an, da sie von uns allen am wenigsten Bescheid wusste.
»Lendon Jenkins leidet an einer Zwangsneurose«, begann Van Pelt. »Das vierte Opfer, Alissa McGuire, war seine Freundin, die ebenfalls an dieser Krankheit litt. Die beiden haben zwei Wochen vor ihrem Tod Schluss gemacht. Wir nehmen an, dass Jenkins etwas damit zu tun hat.«
»Wieso?«, wollte Courtney Krieger wissen.
»Alissa McGuire war unter dem Namen Evelyn Price in einer Klinik eingewiesen. Sie hat eine komplett neue Identität erschaffen«, erklärte Rigsby. »Wir nehmen an, dass sie ihre Krankheit geheim halten wollte und Jenkins erfuhr davon und hat sie deswegen umgebracht.«
»Wo sind Ihre Beweise?«, hakte Oliver sofort mit ernster Miene nach.
»Wir haben noch keine«, meinte Cho. »Nur zu der Identitätsfälschung.«
»Dann sind das nur leere Vermutungen«, meinte Fornell und tippte mit seinen Händen, die er ineinander verschlungen hatte, kurz auf den Tisch. »Sie haben nichts Festes in der Hand.«
»Sie etwa?«, rutschte es Van Pelt prompt heraus, woraufhin Lisbon ihr einen mahnenden Blick zuwarf.
»Wir glauben, dass Alissa McGuire Opfer eines eiskalten Killers wurde«, erklärte Stephanie mit etwas zu hoch getragener Nase.
»Dass Lendon Jenkins eine Zwangsneurose hat, passt definitiv nicht ins Profil«, fügte Sacks hinzu.
»Ich wusste nicht, dass Sie ein Profiler sind, Agent Sacks«, stichelte ich. »Menschen mit einer Zwangsneurose neigen zu massiven Angststörungen, ihren Partnern etwas anzutun. Vielleicht hatte Jenkins sich nicht mehr unter Kontrolle, nachdem er erfahren hatte, wer seine Exfreundin wirklich ist. Er tötete sie, bereute seine Tat und reinigte den Tatort, weil er Reue empfand und weil er Schmutz und Dreck vermeidet.«
»Klingt plausibel«, meinte Oliver. Seine Augen waren zu Schlitzen geformt. »Aber wie erklärt das die anderen Morde? Wie viele Leute fälschen ihre Identität? Der Theorie ergibt in diesem Fall wenig Sinn.«
»Wenn Lendon Jenkins in seiner Kindheit eine traumatische Erfahrung gemacht hat, könnte das ein Anlass dafür sein, warum er Frauen auf solch eine groteske und brutale Weise ermordet«, ging Jane auf einmal dazwischen.
Die FBI-Agents warfen ihm teils abwertende, teils fragende Blicke zu.
»Was für traumatische Erfahrungen?«, wollte Courtney wissen.
»Zum Beispiel mit seiner Mutter, die ihn im Stich ließ, oder einem Mädchen, was er verehrte und das ihm das Herz gebrochen hat.«
Die Agents schienen nicht überzeugter als zuvor.
»Was, wenn ihr einfach eurer Spur nachgeht und wir unserer«, meinte ich gereizt. »Wir werden ja sehen, wer von uns am ehesten richtig liegt.«
»Ich wusste nicht, dass Sie hier die Anweisungen geben, Agent Moore«, meldete Lisbon sich zu Wort.
»Sie müssen sie im Zaum halten«, meinte Fornell, dessen Blick auf mich gerichtet war. »Sie neigt dazu, ihr eigenes Ding durchzuziehen. Gesetze und Vorgesetzte sind ihr egal.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Ich wüsste nicht, dass ich mich jemals gegen ein Gesetz gestellt hätte.«
»Glauben Sie mir, Moore, ich bin mir sicher, dieser Tag wird noch kommen«, erwiderte Fornell ernst.
»Okay, das reicht!«, rief Lisbon auf einmal, die die Arme hochwarf. »Wissen Sie, ich finde Agent Moores Vorschlag gar nicht so abwegig. Am besten, Sie gehen Ihren Hinweisen nach und wir unseren. Sollte einer von uns den Fall zuerst lösen, wird es trotzdem heißen, wir hätten ihn zusammen gelöst. Dann ist keiner benachteiligt. In Ordnung?«
Ich hatte das Gefühl, einen Haufen geballter negativer Ladung und finsterer Blicke auf mich gerichtet zu haben, der erst verschwand, als Fornell mit einem Kopfnicken zustimmte und sich erhob.
»In Ordnung«, sagte dieser und bedeutete seinen Leuten, ihm zu folgen. Erst als sie aus unserem Blickfeld verschwunden waren, hörte ich mich genervt aufatmen.
»Ich dachte, dieser Sacks wird mich im nächsten Moment umbringen«, sagte Rigsby, der zwei Plätze neben mir saß.
»Nicht nur Sie«, meinte ich und fuhr mir mit den Händen über das Gesicht. Ich hatte geahnt, dass Fornell nicht erfreut sein würde, mich wiederzusehen, aber auf diese Art und Weise mein altes Team zu treffen – das hatte ich mir so auch nicht vorgestellt.
»Jane und ich werden mit dem Arzt von Alissa McGuire sprechen«, wies Lisbon auf einmal an. »Sie alle«, sie sah zum Rest von uns, »bleiben hier und werden nach weiteren Informationen über Lendon Jenkins suchen. Ich will alles über ihn wissen – wo er die letzten Jahre seit dem ersten Mord gewesen war, wie seine Kindheit aussah. Alles.«
»Ich würde lieber mitkommen«, meinte ich.
»Sie bleiben hier«, entgegnete Lisbon sofort mit erhobenem Finger. »Sie arbeiten hier zwar nur auf Probe und sind noch bei der BAU angestellt, allerdings arbeiten Sie für mich, falls Sie das vergessen haben. Ich gebe hier die Anweisungen. Es reicht mir schon, dass einer hier ständig alles auf den Kopf stellt. Ich kann nicht auf zwei aufpassen.«
Anscheinend können Sie nicht mal auf einen aufpassen, wäre mir beinahe herausgerutscht, doch unterdrückte ich es.
Lisbon warf einen Blick in die Runde, um sicherzugehen, dass wir alle ihre Anweisung verstanden hatte, dann verließ sie zusammen mit Jane den Raum. Ich wartete, bis einige Zeit verstrichen war. Die anderen hatten sich bereits an ihren Schreibtischen niedergelassen und waren in ihre Arbeit vertieft. Als ich mir sicher war, dass Lisbon und Jane unlängst das CBI-Gebäude verlassen und einige Kilometer Abstand dazu geschaffen hatten, ergriff ich meine Jacke und meinen Kaffee, der mittlerweile kalt war, und lief auf den Ausgang zu.
»Wo wollen Sie hin?«, wollte Rigsby sofort wissen.
Im Rahmen drehte ich mich noch einmal um. Meine Hände lagen auf dem rauen Holz. »Ich werde bestimmt nicht die nächsten Stunden hier herumsitzen und abwarten, bis Jane und Lisbon mit Informationen zurückkommen, die uns in keinster Weise weiterhelfen.«
»Der Boss hat gesagt, wir sollen hierbleiben«, meinte der Agent.
»Dann sagen Sie es Lisbon doch«, erwiderte ich provokant und ging davon, bevor er etwas antworten konnte.

3665 Wörter

Eigentlich wäre das Kapitel schon letzte Woche gekommen. Da es jedoch einen Bug nach meiner Korrektur gab, musste ich es jetzt noch einmal korrigieren. Wie ich bereits auf meinem Profil angekündigt habe, wollte ich eine kleine Auszeit von WP nehmen. Jetzt bin ich auch nur wieder für das Update hier, weswegen ich immer noch nicht sagen kann, ob die Kapitel irgendwann regelmäßiger kommen werden. Dennoch hoffe ich, dass euch dieses Kapitel gefällt.

Fornell und Kate haben sich wiedergetroffen. Was haltet ihr von dem Treffen?

Die beiden Teams streiten sich und Kate widersetzt sich erneut Lisbon. Denkt ihr, das wird Folgen mit sich tragen?

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