Kapitel 3
CBI, Sacramento, CA
»Was haben Sie?«, fragte Lisbon, als wir das Büro betraten.
»Nichts Auffälliges«, gestand Van Pelt, die sich in ihrem Stuhl zu uns drehte.
»Die Tote hat eine Schwester«, sagte Rigsby. »Lillian Mason. Sie wohnt mit ihrem Ehemann auch in Woodland.«
»Haben Sie Lisas Ehemann überprüft?«, fragte ich nach.
»Keine Vorstrafen«, erklärte Cho knapp.
»Er arbeitet als Bibliothekar in Woodland«, sagte Rigsby. »Das Geschäft, in dem seine Frau gearbeitet hat, befindet sich zwei Straßen weiter.«
»Und ihre Schwester und ihr Mann?«, wollte Lisbon wissen, die ihre Hände in die Hosentaschen steckte. Jane ließ sich unterdessen auf seine Couch fallen.
»Lillian Mason arbeitet in denselbem Geschäft wie ihre Schwester«, erklärte Rigsby, der einen Stift zwischen seinen Fingern drehte. »Weder über sie oder ihren Ehemann findet man etwas Auffälliges. Sie scheinen ein gewöhnliches Ehepaar zu sein. Keine Vorstrafen, keine Beschwerden – nichts.«
»Ah«, machte Jane und sofort sahen wir zu ihm herüber.
Abwartend sah Lisbon ihn an. »Was 'ah'?«, verlangte sie zu wissen. »Was stört Sie jetzt wieder?«
»Kein Ehepaar ist gewöhnlich. Jeder hat irgendetwas zu verbergen.« Sein Blick flog zu mir und verständnislos legte ich den Kopf schief.
»Gut«, sagte Lisbon und wandte sich an den Rest des Teams. »Moore, Van Pelt, Sie reden mit der Schwester und dem Ehemann. Jane und ich fahren zu dem Geschäft und sprechen mit dem Geschäftsführer.«
Gerade als wir uns in Bewegung setzen wollten, stecke Bosco seinen Kopf in den Raum. »Agent Moore, sofern Sie Zeit haben, würde ich gerne heute nach Beendigung Ihrer Schicht mit Ihnen in meinem Büro reden.«
»Ich versuche mein Bestes«, sagte ich. »Wir arbeiten gerade an einem Fall.«
»Sagen Sie einfach Bescheid.« Bosco kam auf mich zu und reichte mir seine Karte. »Falls Sie keine Zeit haben, rufen Sie mich an.« Kurz nickte er zum Abschied, ehe er wieder verschwand.
»Was war das denn?«, verlangte Lisbon zu wissen.
»Agent Bosco will, dass ich ihm bei dem 'Red John'-Fall etwas unter die Arme greife«, erklärte ich und wedelte mit der Karte in meiner Hand.
»Das hat Agent Bosco nicht zu entscheiden«, gab Lisbon etwas gereizt zurück. »Sie arbeiten für mich, Moore. Das nächste Mal möchte ich, dass Sie mich zuvor informieren, bevor Sie für einen anderen Agent arbeiten.«
Mit wehenden Haaren drehte sie sich auf dem Absatz um und ging davon. Jane folgte ihr, doch ließ er es sich nicht nehmen, mir im Vorbeigehen ein spöttisches Grinsen zuzuwerfen. Am liebsten hätte ich ihm dafür ins Gesicht geschlagen.
Van Pelt und ich fuhren zurück nach Woodland. Schweigend saßen wir im Auto, und ich hatte auch kein Problem damit, manchmal mochte ich die Ruhe, doch schien die Situation etwas unangenehm und angespannt zu sein.
»Und?«, fragte die rothaarige Frau, die neben mir am Lenkrad saß, etwas unsicher, als hätte sie das Gefühl, mit mir reden zu müssen. »Gefällt es Ihnen bei uns?«
Ich wandte meinen Blick vom Fenster ab und sah sie an. »Äh, ja«, geräuschvoll sog ich die Luft ein, »es ist ... sehr schön hier in Sacramento. Jane ist jedoch -«
Van Pelt lachte. »Ja, er kann manchmal etwas anstrengend sein. Aber er ist liebenswürdig.«
Ich sah wieder nach draußen. »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.«
Darauf erwiderte Van Pelt nichts.
»Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen?«, fragte sie nach einer Weile.
»Genau genommen haben Sie das gerade, aber, ja, Sie dürfen.«
»Wie alt sind Sie? Sie sehen sehr jung aus, dafür, dass Sie zuvor bei der BAU und beim FBI gearbeitet haben.«
Ich wandte mich ihr mit einem leichten Schmunzeln, aber auch verengten Augen zu. »Haben Sie mich ausspioniert?«
Nun erschien auch ein Lächeln auf Van Pelts Gesicht, jedoch war es eher ein unsicheres und peinlich berührtes Lächeln. »Nein, wir haben nur unseren Boss gefragt ...«
Ich hob eine Augenbraue. »Sie, Cho und Rigsby?«
»Ja ... Mehr oder weniger.« Sie winkte ab. »Ich wollte nicht zu persönlich werden. Ich hatte mich nur gewundert.«
»Da wären Sie nicht die erste«, meinte ich und wandte meinen Blick wie sie auf die Straße. »Ich bin sechsundzwanzig und ja, es ist ziemlich ungewöhnlich für das FBI, jemanden unter dreiundzwanzig zu rekrutieren. Ich hatte Glück und gute Kontakte.«
»Wann haben Sie denn Ihre Hochschulausbildung gemacht?«, wollte Van Pelt verwundert wissen.
»Meine Eltern haben mich seit meinem 16. Lebensjahr von zu Hause unterrichtet. Meine Eltern waren da sehr bestimmt. Ich habe mit siebzehn meinen Abschluss gemacht und bin dann sofort ans College gegangen. Nebenbei habe ich beim FBI als Praktikantin gearbeitet. Das war nichts Großes, dennoch habe ich dort einige Leute kennengelernt, die sich für mich eingesetzt haben, weswegen ich letztendlich zur Ausbildung zum Agent zugelassen wurde. Da war ich einundzwanzig.«
»Dann sind Sie ja so was wie ein Super-Held«, stellte die rothaarige Frau erstaunt fest.
Lachend schüttelte ich den Kopf. »Nein. Ich bin einfach nur jemand, der gut mit Druck klarkommt. Dafür musste ich auf Jungs, Partys und Drogen verzichten – wobei das wohl nicht sonderlich schlimm ist.«
»Na ja, viel verpasst haben Sie auf jeden Fall nicht«, meinte Van Pelt schmunzelnd und hielt den Wagen am Straßenrand. »Wir sind da.«
Wir schnallten uns ab, stiegen aus und liefen auf Lillian Masons Haus zu. Die Oktobersonne war warm und angenehm auf der Haut. Wären wir nicht wegen eines Mordes hier, wäre es schönes Wetter für einen Spaziergang.
Van Pelt klingelte an der Haustür und kurz darauf öffnete ein Mann.
»Mr. Mason? Ich bin Agent Van Pelt und das ist Agent Moore. Wir hatten telefoniert.«
»Das CBI«, sagte der Mann nickend und trat zur Seite. »Kommen Sie herein.«
Wir gingen der Aufforderung nach und nachdem Mr. Mason die Tür hinter uns geschlossen hatte, führte er uns ins Wohnzimmer, wo bereits seine Frau auf uns wartete. Ich musste mich nicht einmal anstrengen, denn sofort stieß mir der Geruch von Blumen in die Nase, und als wir das Wohnzimmer betraten, erkannte ich die unzähligen Blumenvasen, die auf der Kommode, auf dem Tisch und auf dem Fensterregal standen.
»Sie scheinen Blumen zu mögen«, meinte ich und deutete auf diese, ehe ich der Frau die Hand reichte. »Agent Moore, Agent Van Pelt«, ich deutete auf meine Kollegin, »wir kommen wegen Ihrer Schwester. Unser herzlichstes Beileid.«
Lillian Masons Augen waren ebenso gerötet wie die des Ehemanns ihrer Schwester. Auch sie hatte geweint und tat es sogar immer noch, denn sie saß schniefend und mit einem Taschentuch in der Hand auf einen der Sessel, die um dem Tisch herumstanden.
»Ja, sie haben etwas Wunderschönes und doch etwas Vergängliches an sich«, erklärte sie, ehe sie sich mit dem Taschentuch die Nase abtupfte.
»Wir müssen das fragen«, warnte Van Pelt vor, bevor sie sich an den Ehemann wandte: »Hatten Sie eine Affäre mit Ihrer Schwägerin?«
Entrüstet schüttelte der Mann den Kopf. »Nein, um Himmelswillen! Ich liebe meine Frau!« Wie zur Bestätigung drückte er ihr mit seiner Hand ihre Schulter. Er stand neben ihr, während wir auf der Couch Platz genommen hatte.
»Wo waren Sie heute Morgen?«, fragte ich und rückte eines der grünen Kissen mit den weißen Blumenmustern zur Seite.
»Bei der Arbeit«, erklärte Lillian Mason. »Mein Chef wird es Ihnen bestätigen.«
»Und Sie?« Auffordernd sah ich den Mann an.
»Ich habe geschlafen. Ich bin Sicherheitschef beim Wachdienst und hatte eine Nachtschicht. Jede Kamera und meine Chipkarte werden das beweisen.«
»Reine Routinefrage«, meinte Van Pelt beschwichtigend, da sie, ebenso wie ich, merkte, wie der Mann allmählich sauer wurde. »Hatte Ihre Schwester eine Affäre oder hatte sie einen Verehrer?«
Hastig schüttelte Mrs. Mason den Kopf. »Nein. Sie hat Daniel geliebt. Sie hätte ihn niemals betrogen.«
Verstehend nickte Van Pelt und erhob sich. »Hier haben Sie meine Karte. Rufen Sie uns an, falls Ihnen noch etwas einfällt.«
Der Mann wollte uns zur Tür begleiten, doch sagte ich sofort: »Wir finden allein heraus. Danke.«
Van Pelt und ich verließen das Haus und gerade als wir auf das Auto zuliefen, klingelte Van Pelts Handy. Sie nahm ab und stellte es auf laut, so dass ich Lisbons Stimme hören konnte:
»Der Gerichtsmediziner hat gerade angerufen. Er hat festgestellt, dass Lisa McAllens Todeszeitpunkt bereits gestern Abend zwischen neun und zehn Uhr gewesen sein musste.«
»Das bedeutet, dass die Alibis des Ehemanns, der Schwester und des Schwagers nicht mehr wirksam sind«, stellte Van Pelt fest.
»Ich werde Cho und Rigsby anrufen, damit sie es überprüfen können. Haben Sie etwas herausgefunden?«
»Im Haus befand sich ein halber Blumenladen«, erklärte ich. »Ich würde sagen, dass wir uns auf die Schwester konzentrieren sollten.«
»Wir haben den Geschäftsführer gefragt«, sagte Lisbon. »Sie und Lisa haben gestern wie immer bis sieben gearbeitet und sind dann zusammen nach Hause gefahren. Lillian könnte ihre Schwester ermordet und heute Morgen im Park abgelegt haben.«
»Sollen wir einen Durchsuchungsbefehl für Lillian Masons Haus beantragen?«, fragte ich.
»Nein, ich kläre das. Wir treffen uns beim CBI.« Und damit legte Lisbon auf.
Jane saß wie eh und je auf seinem Sofa, vertieft in einem Buch. Er sah nicht einmal auf, als Van Pelt und ich eintraten.
»Haben Sie schon aufgegeben?«, stichelte ich, während ich mich an meinem – und seinem – Schreibtisch niederließ.
»Haben Sie?«, gab Jane zurück und warf mir über den Rand des Buches ein Lächeln zu.
Ich erwiderte es kopfschüttelnd, antwortete jedoch nicht.
Da betrat Lisbon den Raum. »Okay, was haben wir?«
»Lillians Ehemann hat ein Alibi«, erklärte Rigsby, der wieder seinen Stift in der Hand hielt. »Er war letzte Nacht als Wachmann eingeteilt worden und kam erst heute Morgen um acht Uhr zurück.«
»Und seine Frau?«, wollte Lisbon wissen.
Rigsby schüttelte den Kopf. »Keine genauen Infos.«
»Wenn der Mord gestern Abend stattfand«, begann Van Pelt, »hat auch Lisas Ehemann kein Alibi. Er meinte doch, dass er heute Morgen noch geschlafen hat, als Lisa das Haus verlassen hat, oder? Wie soll das gehen, wenn sie schon tot war?«
»Und wenn er sie gestern Abend gesehen hat, war er wahrscheinlich der letzte, der sie lebendig gesehen hat«, fügte Rigsby hinzu. Zustimmend nickte Van Pelt.
»Aber was sollte sein Motiv sein?«, fragte ich und sah in die Runde. »Für mich sieht es eher danach aus, dass Lillian ihre Schwester aus Eifersucht umgebracht hat.«
»Eifersüchtig? Weswegen?«, wollte Cho wissen, und das war wahrscheinlich das erste Mal, dass er mit mir sprach. Er hatte den rechten Arm nach hinten auf die Lehne seines Stuhls gelegt und sah mich abwartend an.
Ich zog die Schultern hoch. »Wegen Ihres Ehemanns? Vielleicht hatten die beiden doch eine Affäre. Oder sie war eifersüchtig, weil ihre Schwester ein besseres Leben geführt hatte als sie. Es sieht mir sehr danach aus, dass Lisa alles in ihrem Leben bekommen hatte, was sie wollte – einen fürsorglichen Ehemann, ein großes Haus, wahrscheinlich war sie auch beliebter in ihrem Job. Sie war die ältere der beiden, verwunderlich wäre es nicht. Es gibt oft Wettbewerbe zwischen Geschwistern, vor allem zwischen Schwestern. Häufig wird die ältere von den Eltern bevorzugt und die andere muss sich immer wieder anhören, was sie alles falsch gemacht hat und wie unfähig sie ist.«
»War das bei Ihnen genauso?«, wollte Jane auf einmal wissen und ich zog meine Stirn in Falten.
»Ich habe keine Schwester«, meinte ich.
»Einen Bruder?«
»Nein.«
Jane musterte mich nachdenklich, dann zog er die Augenbrauen für einen Augenblick hoch und ließ seinen Blick wieder auf seine Seiten sinken.
»Ihre Erklärung klingt plausibel«, meinte Lisbon an mich gewandt. »Wir sollten dennoch noch einmal mit dem Ehemann sprechen. Ich will wissen, wann er das Opfer zuletzt gesehen hat. Cho, Moore und Rigsby, Sie helfen bei der Durchsuchung von Lillian Masons Haus. Jane und ich reden noch einmal mit dem Ehemann und suchen dort nach Hinweisen. Van Pelt, Sie halten hier Telefondienst.«
»Verstanden, Boss«, sagte die rothaarige Frau, während wir zum dritten Mal an diesem Tag losfuhren. Als wir das Haus erreichten, war dort bereits das Spurensuchteam. Wir zogen uns Handschuhe an und halfen den Männern und Frauen bei der Spurensicherung. Es dauerte nicht lange, da kam Rigsby mit einem Kissen in der Hand zurück, welches augenscheinlich zu dem Sofa gehörte.
»Das habe ich im Müll gefunden. Mit Sicherheit finden wir darauf die DNA von Lisa McAllen.«
»Ma'am«, sagte Cho und zog die Handschellen von seinem Gürtel, bevor er auf Lillian Mason zuging, die mit ihrem Ehemann in der Ecke gestanden und dabei zugesehen hatte, wie wir ihr Haus durchsucht hatten. »Wir nehmen Sie als Verdächtige an den Mord an Ihrer Schwester fest.«
Hilfesuchend und mit einem hektischen Blick sah Lillian Mason zu ihrem Ehemann, doch dieser stand wie angewurzelt da und starrte seiner Frau hinterher, als sie von Cho abgeführt wurde.
»Sie müssen sich irren!«, stieß er erschrocken aus.
»Wir werden das Kissen auf DNA überprüfen«, erklärte ich. »Wahrscheinlich werden wir auch die Fingerabdrücke Ihrer Frau finden.« Ich warf ihm einen letzten mitleidigen Blick zu und folgte Rigsby und Cho nach draußen, ehe wir zurück zum CBI fuhren.
»Ich hatte also recht«, sagte ich, als ich den Beobachtungsraum betrat und mich neben Jane stellte. »Sie schulden mir zwanzig Dollar!«
»Warten Sie«, erklärte Jane, der mit einem selbstsicheren Lächeln den Finger erhoben hatte und auf den Verhörraum hinter dem Spiegel deutete. Dort verhörte Lisbon Mrs. Mason, die den Mord an ihrer Schwester mit einem heftigen Kopfschütteln abstritt.
»Wir werden Ihre Fingerabdrücke auf dem Kissen finden«, sagte Lisbon. »Wenn Sie jetzt gestehen, können wir noch über eine Strafmilderung sprechen.«
»Ich habe sie nicht ermordet«, entgegnete Lisa Mason ab. »Sie ist meine Schwester. Ich hätte sie niemals ermordet.« Ihre Augen waren gerötet. Sie schien erneut den Tränen nahe.
»Sie spielt das alles nur«, meinte ich ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust.
Janes Lächeln wurde breiter. »Ja, da haben Sie recht. Aber warten Sie.«
Ich zog verwundert die Stirn in Falten.
»Sie waren die Einzige, die gestern zwischen neun und zehn Uhr abends in Ihrem Haus gewesen waren. Außerdem wurden auf ihrer Kleidung Pollen gefunden, und das von den Blumen, die Sie in Ihrem Haus haben«, sprach Lisbon weiter. »Sie haben Ihre Schwester umgebracht, weil Sie eifersüchtig auf sie waren. Sie hatte das bessere Leben, wurde von allen geliebt, wurde von Ihren Eltern bevorzugt. Sie waren eifersüchtig und hielten es nicht mehr aus – und deswegen haben Sie sie umgebracht.«
Wieder schüttelte Lillian heftig mit dem Kopf.
Lisbon seufzte lautstark auf. »Es sieht nicht gut für Sie aus. Wenn Sie jetzt gestehen -«
»Ich habe sie nicht umgebracht!«, schrie die Frau auf einmal und beugte sich mit blitzenden Augen nach vorne. »Ich hätte sie niemals auch nur mit dem Finger angerührt – wir wollten doch nicht das schöne Gesicht und den schönen Körper mit meinen schmutzigen Fingern zerstören.« Der Spott und der Sarkasmus in ihrer Stimme warf nun ein völlig anderes Bild auf diese Frau. Nun sah man ihr wahres Gesicht – von Hass getrieben und von Neid verleitet.
»Sie ist die Mörderin«, hielt ich daran fest. »Sie war dazu verdammt, im Schatten ihrer Schwester zu stehen und jetzt hat sie sich dafür gerächt. Es muss nur eine Ursache gegeben haben. Einen Auslöser. Fragt sich, was das war.«
»Warten Sie«, wiederholte Jane im selben Ton wie zuvor.
»Also, gestehen Sie den Mord an Ihr?«, hakte Lisbon nach.
»Ich habe sie nicht umgebracht«, zischte Lillian Mason abfällig. »Ich wünschte, ich hätte es, aber ich habe es nicht.«
Auf einmal öffnete sich die Tür des Beobachtungsraumes und Cho kam herein. »Hey, die Forensik hat uns die Ergebnisse der Fingerabdrücke zugeschickt«, demonstrativ hielt er einen Ordner hoch, »Sie gehören zu Daniel McAllen, Lisas Ehemann.«
Überrascht und verwundert zugleich zog ich die Augenbrauen zusammen. »Ihr Ehemann hat sie ermordet?« Ich wandte mich zu Jane um, der selbstsicher grinste. »Sie wussten es?«
»Es war offensichtlich«, sagte er und lief, ohne dass ich reagieren konnte, herüber in den Verhörraum. »Lillian, ich glaube Ihnen.«
Verblüfft sahen Lisbon und auch die Verdächtige ihn an.
»Nicht Sie haben Ihre Schwester ermordet, sondern Ihr Lover, Daniel McAllen. Und Sie«, er deutete auf sie, »haben ihn dazu gezwungen. Sie haben ihm gesagt, dass Sie ihn verlassen würden, wenn er Lisa nicht umbringen würden. Doch er wollte Sie nicht verlieren und so musste er zum Beweis seiner Liebe zu Ihnen seine eigene Ehefrau ermorden. Sie sind nach der Arbeit mit Ihrer Schwester zu sich nach Hause gefahren, wo Daniel bereits auf Sie wartete. Sie haben ihn dazu gezwungen, sie mit dem Kissen zu töten und er hat es aus Liebe zu Ihnen getan.«
»Dieser Dreckskerl hat Ihnen alles gestanden, oder?«, fragte Lillian voller Abscheu.
»Nein, aber Sie haben mir gerade bestätigt, dass es wahr ist«, sagte Jane grinsend, bis sein Gesicht auf einmal ernst wurde. »Sie haben ihn nie geliebt, Sie haben ihn nur ausgenutzt, weil Sie etwas haben wollten, was Lisa hatte und Sie nicht. Eifersucht ist des Menschen größte Sünde.« Mit diesen Worten verließ er den Verhörraum wieder und ließ eine verdutzte Teresa Lisbon und eine erschütterte Ehefrau zurück. Auch ich war nicht minder sprachlos und hastig schob ich mich an Cho vorbei, um Jane im Flur abzufangen.
»Sie haben gemogelt«, sagte ich und drängte mich ihm in den Weg. »Das war reine Spekulation. Nichts beruhte auf Fakten.«
»Nein, ich habe den Fall gelöst. Sie schulden mir zwanzig Mäuse.« Damit schien das Gespräch für ihn beendet und er lief an mir vorbei. Mit offenem Mund sah ich ihm hinterher.
Patrick Jane war wahrlich ein hinterhältiger Dreckskerl.
Als ich Boscos Büro betrat, saß der Agent an seinem Schreibtisch. Doch sobald er mich bemerkte, erhob er sich und lief mit einer Akte in der Hand auf mich zu.
»Schön, dass Sie doch noch Zeit gefunden haben«, sagte er. »Hier steht alles drin, was Sie müssen wissen. Ich will, dass Sie ein Profil über ihn erstellen. Die Meinung einer erfahrenen Profilerin wird neue Sichtweisen bringen.«
»So erfahren bin ich auch wieder nicht«, erwiderte ich, »aber ich werde mein Bestes geben. Sollte ich etwas wissen?«
»Zeigen Sie nichts davon Jane«, sagte Bosco mit einem todernsten Unterton. »Nichts, nicht einmal ein Wort. Und halten Sie die Akte vor ihm versteckt. Er wird alles daran setzen, einen Blick hineinzuwerfen, doch nichts davon darf zu ihm durchdringen. Er ist in diesem Fall ein Opfer, kein Ermittler. Er ist nicht bei klarem Verstand, wenn es um Red John geht.« Sein Blick war eindringlich und auch seine Haltung war angespannt. Ich tat nur gut daran, mich an seine Anweisung zu halten.
»Ich verstehe«, sagte ich und wandte mich mit der Akte in der Hand zum Gehen. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, worauf ich mich da einließ, hätte ich die Akte niemals angenommen, dann hätte ich mich niemals mit Red John beschäftigt. Doch nun war es längst zu spät – und es war der Beginn des Grauens, welches noch folgen würde.
3065 Wörter
Und der Fall wurde gelöst - von Jane. Wer hätte das gedacht? Kate zumindest nicht, aber hinterher ist man immer schlauer. Geht niemals eine Wette mit Jane ein!
Was, glaubt ihr, wird auf Kate noch zukommen? Glaubt ihr, es wird Probleme bezüglich Red John geben?
Danke für eure lieben Kommentare! Ich liebe es, eure Spekulationen zu lesen!
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