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Kapitel 17

April 30, 2010
Kates Apartment
Sacramento, CA

»Hier, bitte, Ihre Schlüssel!« Mit einem milden Lächeln überreichte mir die Frau den klirrenden Schlüsselbund. »Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl.« Das waren die letzten Worte, ehe sie verschwand.
Ich schloss die Tür hinter mir und wandte ihr den Rücken zu. Mein Blick wanderte durch den leeren Raum. Nackte kalte Wände in einem eierschalenfarbenen Ton starrten mir entgegen. Ein beklommenes Gefühl durchfuhr mich, ebenso wie ein unangenehmer Schauer, der meinen Rücken herunterlief. Ich fühlte mich nicht wohl hier. Ich war allein. Einsam. Verlassen in einer kalten, trostlosen Welt.
Eigentlich hatte ich mir die Wohnung in Sacramento gekauft, um endlich das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit zu haben, um endlich wieder einen festen Wohnsitz zu haben und das Leben eines normalen Menschen zu fühlen. Integration in die soziale Umwelt und in sein soziales Umfeld war der wichtigste Schritt nach der Entlassung gewesen, den ich offensichtlich missachtet hatte.
Glücklicherweise hatte man bei mir auf die ständigen Kontrollbesuche verzichtet – mit Sicherheit hätte man mich sonst zurückgeschickt; und ich wusste, dass ich das nicht noch einmal überlebt hätte. Über ein Jahr war es bereits her und noch ein weiteres, als alles begonnen hatte. Vor über zwei Jahren also hatte ich mein Team zum letzten Mal gesehen, bis auf Hotch, der Mann, mit dem ich einzig und allein von der BAU Kontakt gehabt hatte. Er hatte mir geholfen, mich von den Psychologen zu befreien und wieder zurück ins Leben zu finden.
Ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier – auch nicht beim CBI.
Schwer ließ ich meine Taschen zu Boden gleiten. Meine Arme waren durch die unfassbare Last mittlerweile taub. Um meinen Handgelenke hatten sich die Riemen eingedrückt, so dass rote Spuren zurückblieben. Einen brennenden Schmerz hinterließen, der nach und nach erstarb. Doch vielleicht gewöhnte sich mein Körper auch nur daran.
Ich war mir nicht sicher.
Seitdem Madeleine Hightower mir diese Rede gehalten hatte, waren beinahe zwei Wochen vergangen. Es war ein Schreiben gefolgt – ein Vertrag zu einer Festanstellung mit den nötigen Hinweisen und Versicherungen sowie eine freundliche Warnung:
Sollte ich nicht gewillt sein innerhalb der nächsten vier Wochen eine Unterschrift unter die Dokumente zu setzen, so brauchte ich nicht weiter mit dem Gedanken zu spielen, ein weiteres Mal im Büro aufzukreuzen. Bis dahin hatte ich Urlaub. Bezahlt.
Wenigstens etwas.
Ich hatte Cho, Grace, Rigsby und auch Jane beim Abendessen im Diner getroffen und ihnen davon erzählt. Sie waren empört gewesen und hätten im nächsten Moment am liebsten eine Beschwerdenachricht bei ihrem neuen Boss hinterlassen, hätte ich sie nicht aufgehalten. Es war schön gewesen, zu sehen, wie sehr sie sich für einsetzen wollten, doch konnte ich nicht zulassen, dass sie meinetwegen in Schwierigkeiten gerieten.
Jane jedoch schien das ganze eher weniger beeindruckt oder besorgt zu haben. Er hatte ruhig und schweigsam wie immer am Tisch gesessen, den Blick auf seine Tasse Tee gerichtet.
»Vielleicht sollten Sie Ihre freie Zeit nutzen und über einen Tapetenwechsel nachdenken«, hatte er gesagt. »Oder Hauswechsel. Sie wissen, was ich meine.«
Ich wusste, dass er es wegen Red John vorgeschlagen hatte. Auch wenn er nichts von dem Brief wusste, so ahnte er, dass ich in Schwierigkeiten steckte – dass Red John früher oder später zu mir kommen und meinem düsteren und trostlosen Leben, aber immer noch meinem Leben, ein Ende machen würde.
Und so stand ich also nun in der kahlen, kalten Wohnung, die nun mein Heim werden würde – zumindest übergangsweise. Ich war mir immer noch nicht sicher, was ich mir für meine Zukunft vorstellte. Ein Leben in Sacramento mit dem CBI-Team, einem nervtötenden Berater und einer Chefin, die mich nicht leiden konnte und mich am liebsten zurück nach Quantico schicken würde? Das klang nicht gerade einladend. Doch was blieb mir anderes übrig? Zurück zur BAU gehen? Dorthin, wo die Menschen waren, die von dem einen auf den anderen Tag ohne ein Wort der Entschuldigung oder Erklärung zurückgelassen hatte?
Ich versuchte meine Gedanken zu verdrängen, und langsam ließ ich die Gurte meiner Taschen von meinen Schultern zu Boden gleiten. Mehr als das, was sich in diesen befand, besaß ich nicht – zumindest nicht in Sacramento. Der Rest war in dem Haus meiner Eltern in Washington verstaut, doch dieses hatte ich schon genauso lange nicht mehr betreten wie das Büro der BAU in Quantico.
Grace war die Erste, die kam. Sie sprach mit mir über die Tapetenfarbe und fragte mich, ob ich vorhatte, die Wand einzureißen und neu zu tapezieren.Um ehrlich zu sein hatte ich mich noch nie wirklich mit Inneneinrichtungen beschäftigt. Meine Eltern hatten damals eine persönliche Beraterin gehabt, die sich um alles gekümmert hatte, doch ich empfand so etwas als völlige Zeit- und Geldverschwendung. Solange die Wohnung bewohnbar war, war es mir egal.
Cho und Rigsby kamen kurz darauf. Auch Rigsby wollte mir irgendeine Tapetenfarbe aufzwingen, doch konnten Cho und ich gut dagegen Stand halten, bis wir Rigsby und Grace letztendlich davon überzeugen konnten, dass Möbel zu kaufen, erst einmal das Wichtigste war. Also fuhren wir in das nächstliegende Möbelgeschäft und besorgten nach und nach die Inneneinrichtung für meine Wohnung. So vergingen die Stunden, Jane erschien immer noch nicht, bis wir irgendwann in einem Meer aus Schrauben, Holz und Bedienungsanleitungen saßen.
»Ich finde, ein Zimmer einzurichten, ist wie ein Lego-Haus aufzubauen«, sagte Rigsby nach einer Weile. »Mit jedem Stein nimmt das Haus an Form an und letztendlich kann man damit spielen.«
Verständnislos sah ich ihn an.
»Ich hasse es, Möbel aufzubauen«, brummte Cho, der energisch eine Schraube ins Holz drehte. »Ich finde, es sollte sich selbst aufbauende Möbel geben. Das spart Zeit und Kraft.«
»Oder man kauft sich bereits eingerichtete Wohnungen oder lässt Leute zu sich kommen, die für einen die Möbel aufbauen«, meinte ich.
»Das klingt so, als hättest du das schon einmal gemacht«, erwiderte Rigsby.
»Schon öfter. Ich hatte nie die Zeit, mich um so etwas selbst zu kümmern. Und ich musste in den letzten Jahren öfter meinen Wohnort wechseln.«
»Du warst Undercover-Agentin, oder?«, fragte Cho, der kurz aufblickte.
»Ja, woher weißt du das?«
»Lisbon hatte es uns damals erzählt, bevor du zum CBI kamst.«
Ich schwieg. Meine Gedanken schweiften ab zu meiner Zeit beim FBI. Das war vor ungefähr sechs Jahren gewesen. Fornell hatte mir bereits vor acht Jahren bei einem Praktikum versprochen, sich um eine Stelle für mich zu kümmern, und diese hatte ich schließlich bekommen. Ich weiß nicht, ob es gut gewesen war, dass ich mich für diesen Job entschieden hatte. Anfänglich war mein Ziel gewesen, die Leute zu fassen, die für das Böse auf dieser Welt verantwortlich waren. Dass meine Eltern mich immer auf Galen und Partys der Richter und Anwälte mitgenommen hatten, hatte mir ein Bild vom Rechtssystem verschafft. Ich hatte hinterrücks miterlebt, wie viele Straftäter und Verurteilte davongekommen waren und wie viele Unschuldige dafür ins Gefängnis kommen mussten. Ich hatte mir als Kind und später auch als Jugendlicher immer vorgestellt, dass, wenn ich die Beweise sammeln würde, ich für mehr Gerechtigkeit sorgen könnte. Doch je länger ich in diesem Job arbeitete, desto mehr verstand ich, dass es so etwas wie Gerechtigkeit nicht gab.
»Wieso bist du zur BAU gewechselt?«, wollte Rigsby wissen.
»Aus persönlichen Gründen«, meinte ich.
»Deswegen verstehst du dich nicht mehr sonderlich gut mit deinem alten Boss?«
»Mehr oder weniger.«
Ich wollte nicht darüber reden und das bemerkte schließlich auch Rigsby. Verstehend nickte er und wandte sich von mir ab, um sich erneut seiner Arbeit zu widmen. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, meine Möbel aufzubauen und meine Wohnung, zu gut es ging, bewohnbar einzurichten. Zwischenzeitlich kam Lisbon, die Pizza vorbeibrachte.
»Wir kriegen das hin«, sagte Lisbon zuversichtlich an mich gewandt, »das mit Ihnen und Hightower. Ich lasse nicht zu, dass sie Sie rausschmeißt, ohne dass es vorher mit mir abgesprochen wurde.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich wollte, dass Lisbon es 'hinkriegte'. Ich war mir überhaupt gar nicht mehr sicher, ob ich all das hier generell noch wollte oder was genau ich wollte. Aber ich behielt es für mich – wie immer.
Der Abend zog sich so dahin. Wir tranken Bier, aßen Pizza und redeten miteinander, und irgendwann verabschiedete ich die vier Agents. Ich hatte mich schon wieder auf mein neues Sofa gesetzt, als es auf einmal an meiner Tür klopfte. Verwundert hob ich den Kopf. Hat irgendjemand etwas vergessen?
Ich erhob mich und warf einen Blick durch den Spion, ehe ich mit in Falten gezogener Stirn die Tür öffnete.
»Sie sind zu spät. Die Party ist schon vorbei«, meinte ich.
»Ich bin nicht so der Typ für Partys«, erwiderte Jane, der daraufhin unaufgefordert eintrat.
»Was wollen Sie?«
»Ich dachte, Sie könnten etwas Gesellschaft gebrauchen. Die erste Nacht in einer neuen Wohnung ist die schwierigste.« Erst jetzt sah ich, dass er eine Weinflasche mitgebracht hatte, die mir schließlich entgegenhielt. »Wollen Sie?«
»Ich habe schon etwas getrunken, also eher nein, danke«, winkte ich ab.
»Gut.« Er stellte die Flasche auf den Tisch ab. »Haben Sie Tee?«
Wortlos ging ich zu meinen Wandschränken über meiner Küchenzeile und suchte einen Teebeutel, den ich auch fand. Die Küche war mit dem Wohnzimmer verbunden, so dass Jane mich schweigend beobachtete, während ich Wasser aufkochte und den Teebeutel in eine Tasse warf.
»Ich mache mir Sorgen um Sie«, sagte der Mann auf einmal.
»Dafür kann ich nichts. Ich gebe Ihnen keinen Anlass dazu.«
»Genau genommen muss ich Ihnen da widersprechen«, meinte Jane. Er ließ sich auf meinem Sofa nieder, sein Jackett hatte er neben sich abgelegt. »Red John, Kate. Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen sich von dem Fall fernhalten. Doch das haben Sie nicht.«
»Dasselbe habe ich Ihnen gesagt, und auch Sie haben nicht darauf gehört.«
Er deutete mit dem Zeigefinger auf mich. »Touché.« Ich wollte schon etwas erwidern, als ich mir zuvorkam: »Und dennoch sind Sie diejenige, die sich in Gefahr befindet. Red John würde mich nicht töten. Zumindest jetzt noch nicht. Er spielt mit mir. Doch Sie – Sie sind in sein Visier geraten. Er will etwas von Ihnen, und wenn er es hat, wird er Sie beseitigen.«
»Das denke ich nicht.« Der Wasserkocher klackte und ich goss das heiße Wasser in die Tasse, ehe ich diese Jane auf den Tisch stellte.
»Und warum nicht?«
»Weil er auch mit mir spielt. Er hätte mich schon längst töten können, hätte er das gewollt. Doch das hat er nicht.«
Prüfend musterte Jane mich. »Was haben Sie getan?«
Ich antwortete nicht gleich, sondern musterte Jane zunächst schweigend, bevor ich mich neben ihm auf das Sofa setzte. »Na ja, die Sache damals mit den Akten. Sie wissen schon …«
Ich wollte ihm nicht von dem Brief erzählen – ich wusste, wie er reagieren würde. Doch Jane wäre nicht Jane, wenn er nicht ahnen würde, dass ich etwas vor ihm verheimlichte. Er kniff die Augen zusammen. Sein Blick durchbohrte mich fast, und ich ignorierte ihn. Seltsamerweise fürchtete ich mich davor, dass er in meinen Augen die Wahrheit erkennen konnte, auch wenn ich seinen ganzen Hokuspokus mit dem Mentalistenzeugs nicht glaubte.
»Sie werden es mir schon irgendwann sagen«, meinte Jane da jedoch auf einmal, und ohne mich weiter zu durchlöchern, ergriff er die Tasse und pustete die Schwaden des dampfenden Wassers davon. Schweigend beobachtete ich ihn dabei.
Passen Sie auf sich auf, Kaitlyn. Die Welt ist voller grausamer Menschen, die einem jeden Tag den Tod bringen können.
Red Johns Worte hallten so plötzlich durch meinen Kopf, dass ich vor Schreck eine Gänsehaut bekam. Das nächste, was ich sagte, kam beinahe automatisch über meine Lippen. Ich hatte über deren Bedeutung nicht einmal richtig nachgedacht, so dass ich sie im Nachhinein merkwürdig und befremdlich fand.
»Können Sie diese Nacht hierbleiben?«
Verwundert blickte Jane auf und langsam ließ er die Tasse sinken. »Wenn es Ihnen dadurch besser geht.« Es war weder ein klares Ja noch ein Nein. Dennoch schien es eine Zustimmung zu sein.
»Ich kann auf dem Boden schlafen und Sie nehmen das Sofa. Rigsby und Cho wollten morgen noch einmal kommen, um mein Bett aufzubauen. Zunächst dient nur das Sofa als Schlafmöglichkeit.«
»Ich werde Sie sicherlich nicht auf dem Boden schlafen lassen. Ich werde -«
»Jane«, unterbrach ich ihn und mahnend sah ich ihn an. »Entweder nehmen wir beide das Sofa oder ich schlafe auf dem Boden. Sie sind aus Freundlichkeit hier und Sie sind mein Gast. Sie werden auf jeden Fall auf dem Sofa schlafen.«
Einen Moment lang sah er mich wortlos an. Er schien mit sich zu ringen; wahrscheinlich deswegen, weil er nicht mit einer Frau einen Schlafplatz teilen wollte oder konnte. Doch dann nickte er zustimmend.
»Wir beide nehmen das Sofa«, sagte er und trank einen Schluck von seinem Tee, als würde es ihn schon nicht mehr kümmern. Während er die Tasse leer trank, suchte ich nach Decken und einem Kissen. Mit einem flüchtigen Blick zu dem Mann bemerkte ich, wer seine Augen über meine Inneneinrichtung huschten. Ich war mir nicht sicher, ob er nach einem Hinweis zu Red John suchte oder ob er etwas über meinen Lebensstil herausfinden wollte.
»Ich geh kurz ins Bad … Ich werde Ihnen alles raus legen, was Sie brauchen, in Ordnung?«
Jane nickte nur.
Nachdem ich fertig war, ging er ins Bad und ich bereitete das Sofa vor – auch wenn es nicht viel vorzubereiten gab. Ich schmiss das Kissen ans eine Ende und die Decke ans andere und wartete – eine unerträglich lange Zeit wartete ich, bis ich die Geduld verlor und mich einfach in meinen Joggingsachen, die ich zuvor bereits getragen hatte, hinlegte, mich zudeckte und die leere Wand mir gegenüber anstarrte. Irgendwann hörte ich, wie sich leise knarrend die Tür des Badezimmers öffnete und kurz darauf erschien Jane vor mir.
Er sagte nichts, öffnete nur schweigend die Knöpfe an seinen Ärmeln und stieg auf einmal über mich, so dass er hinter mir auf der Couch lag. Wortlos rutschte ich einige Zentimeter nach vorn, bis ich gefährlich nah auf der Kante lag. Doch das Sofa war nicht besonders breit, ich konnte nicht verhindern, dass seine Brust meinen Rücken berührte. Scharf, aber leise sog ich die Luft ein. Schon lange war ich einem Mann nicht mehr so nah gewesen wie in diesem Moment. Zwar hatten Derek Morgan und ich eine Zeitlang eine Beziehung geführt, doch waren wir uns niemals auf diese Art nah gewesen.
Der letzte Mann war Spencer Reid gewesen, und das bei einem Einsatz, bei dem wir auf den Mörder meiner Eltern getroffen waren – Matt Connor, mein damaliger engster Freund und Kollege beim FBI.
Ich wollte mich nicht an ihn erinnern, nicht jetzt, doch konnte ich nicht verhindern, dass sie die Erinnerungen an Reid mit Connor vermischten und mich zurück an den Ort trieben, den ich bereits seit über einem Jahr nicht mehr betreten hatte.
Jane schaltete das Licht aus und ich bemerkte, wie er einen Teil der Decke über sich legte. Er sagte nichts. Er schwieg, doch spürte ich seinen durchbohrenden Blick, den er auf mich gerichtet hatte. Er wusste, dass mich irgendetwas beschäftigte. Mich würde nicht einmal wundern, wenn er ahnte, was es war.
Doch er schwieg und ließ mich allein mit meinen Gedanken und Erinnerungen. Ich wusste nicht, ob ich ihm dafür dankbar sein sollte oder ob es mir mehr Angst bereitete.
Ich schloss meine Augen und versuchte alles aus meinen Kopf zu verbannen. Nur mühsam schaffte ich es.
Und das Letzte, woran ich dachte, bevor ich einschlief, war Reid.

Es war, als würde ein Luftzug mich streifen. Leicht öffnete ich meine Augen, nur etwas, so dass ich bemerkte, dass die Sonne bereits aufgegangen war. Ich brauchte einen Moment, um endlich die Kraft aufbringen zu können, vollständig meine Lider zu öffnen. Einige Male blinzelte ich verschlafen, bis auf einmal mein Blick direkt an den Strauß Blumen haften blieb. Es waren wunderschöne weiße Lilien, die in einer Vase auf dem Tisch vor mir standen. Es dauerte einen Moment, bis mir dämmerte, dass irgendetwas nicht stimmte. Zunächst dachte ich, Jane wäre es gewesen, doch spürte ich ihn noch immer hinter mir auf dem Sofa liegen.
Dann sprang ich abrupt auf und rannte, ohne zu zögern, zu einen der Schränke, die wir am Vortag aufgebaut hatten. In einen hatte ich bereits meinen Koffer mit meiner Waffe untergebracht. Ich stellte den Code ein und holte sie heraus, um sie kurz darauf zu entsichern und unruhig in meiner Wohnküche umherzulaufen. Jane war durch mein plötzliches Aufspringen aufgewacht und verschlafen sah er mich nun an.
»Was haben Sie?«, wollte er wissen, während er sich mit der Hand träge über die Augen fuhr.
»Jemand war hier«, brachte ich nur mit pochendem Herzen und einem Japsen hervor. Dann deutete ich auf die Lilien. »Waren Sie das?«
»Auch wenn ich wusste, dass Lilien Ihre Lieblingsblumen, trotz Ihrer Verneinung, sind – nein, ich habe tief und fest geschlafen.«
»Niemand weiß davon, Jane, nur Sie«, erwiderte ich unruhig. »Jemand war hier. Jemand, der wusste, dass Lilien meine Lieblingsblumen sind. Jemand, der wusste, wo ich wohne -« Sofort geriet ich ins Stocken und auch Jane schien dasselbe zu denken wie ich. Im nächsten Moment rannte ich aus meiner Wohnung und warf einen Blick den Flur hinunter, ehe ich zu der gegenüberliegenden Wohnung ging und herrisch an die Tür klopfte.
»Hier ist Agent Moore von der BAU«, sagte ich, als niemand öffnete, »ich muss Ihnen einige Fragen stellen.«
Jane war mittlerweile hinter mir in den Flur getreten. Ich hielt weiterhin meine Waffe in der Hand, und als immer noch keiner öffnete, klopfte ich noch einmal. »Bitte öffnen Sie die Tür!« Ich kannte meine Nachbarn noch nicht beim Namen, doch musste ich mit jemandem sprechen, ob er oder sie vielleicht etwas gesehen hatte.
Unruhig umfasste ich den Knauf und rüttelte daran, doch entgegen meiner Erwartung war die Tür nicht abgeschlossen. Langsam ließ sich diese öffnen und verwundert trat ich rein.
»Hallo?«, fragte ich und ließ meinen Blick durch den Wohnraum schweifen. Da erfassten meine Augen eine Tür, die einen Spalt offen stand. Langsam ging ich herüber, gefolgt von einem stillen Jane.
Vorsichtig stieß ich die Tür auf. Ich hatte noch nicht einmal einen Fuß auf die Schwelle gesetzt, da fiel mir der rote Smiley ins Auge und dann die Frauenleiche, die mit einem Laken bedeckt in ihrem Bett lag. Überall war Blut, doch das war nicht der Grund, warum mein ganzer Körper augenblicklich zu Eis gefror – es war die Tatsache, dass Red John wusste, wo ich lebte, und dass er die Möglichkeit gehabt hatte, mich und Jane zu töten, ohne dass ich es bemerkt hätte.

Überall liefen Agents und Ermittler der Beweissicherungseinheit umher. Lisbon betrat meine Wohnung, während Rigsby, Cho und Grace in den gegenüberliegenden den Tatort begutachteten. Jane stand schweigend an meinem Fenster und blickte hinaus. Er hatte nicht viel gesagt, seitdem wir die Frauenleiche gefunden hatten. Er hatte nur Lisbon angerufen und sie über unseren Fund informiert, und nun waren die Agents nicht nur in der anderen Wohnung beschäftigt, sondern auch in meiner.
»Sie können sich denken, dass all das hier einige Fragen aufwirft«, sagte Lisbon an mich gewandt, ehe sie sich auf meinen einzigen Sessel niederließ.
Ich nickte nur, während ich meine Hände musterte, die ich auf meinen Beinen abgelegt hatte.
»Warum hat Red John Sie und Jane verschont, aber Ihre Nachbarin getötet?«
»Als Warnung«, meinte ich. »Er will uns damit sagen, dass er uns all die Zeit etwas antun könnte, wenn er es wollte. Er will uns Angst machen.«
»Und die Lilien?« Mit in Falten gezogener Stirn warf die Frau den Blumen, vor denen nun ein Beweiskärtchen stand, einen Blick zu. »Was hat es damit auf sich?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte ich. »Irgendjemand muss ihm gesagt haben, dass das meine Lieblingsblumen sind. Aber es ist nicht so, dass ich es irgendwie groß an die Glocke hänge …«
»Und trotzdem weiß Red John davon«, erfasste Lisbon.
Ich nickte leicht und widmete mich wieder meinen Fingern.
»Sie sind ein Zeichen von Vertrauen«, sagte Jane auf einmal, der sich nun uns zuwandte. »Man schenkt jemandem nur Blumen, um seine Zuneigung oder sein Beileid, sein Verständnis oder sein Bedauern auszudrücken.« Er sah zu mir. »Sie haben schon einmal etwas von Red John erhalten. Was war das?«
Ich antwortete nicht gleich, sondern ließ erneut den Blick sinken. Doch das brachte Jane nur dazu, mich noch intensiver mit seinen Augen zu durchbohren.
»Ein Brief«, gestand ich letztendlich.
»Ein Brief?«, wiederholte Lisbon ungläubig und mit erhobenen Augenbrauen. »Wann haben Sie ihn erhalten?«
»Vor zwei Monaten …« Meine Stimme war leise und dünn. Ich wusste, dass ich in der Scheiße steckte – und das ziemlich tief.
»Vor zwei Monaten?«, rief Lisbon fassungslos. »Und Sie sind nie auf die Idee gekommen, mir das mitzuteilen?«
Ich antwortete nicht.
»Moore, Sie und ich wissen, dass Red John Sie ins Visier genommen hat. Wir haben erst vor einer Weile darüber gesprochen. Sie müssen mich über so etwas informieren!«
Während Lisbon mich tadelte, blieb Jane ruhig: »Was stand in diesem Brief?«
Ich sah ihn an. »Dass ich noch nicht bereit für ein Treffen mit ihm wäre und dass er mich interessant findet. Er sagte, er könne mich verstehen … mich und meine … Probleme … meine Vergangenheit … Er sagte, ich solle auf mich aufpassen.«
»Sie wissen, dass er nur mit Ihnen spielt? Er versucht Sie auf seine Seite zu ziehen. Es ist ihm egal, was aus Ihnen wird. Wenn der richtige Zeitpunkt da ist, wird er sie töten.« Nun schien Jane enttäuscht von mir, und ohne ein weiteres Wort wandte er sich wieder dem Fenster zu.
Ich wusste, dass er recht hatte, doch ein Teil von mir glaubte daran, dass Red John nicht vollständig gelogen hatte.
»Sie müssen uns den Brief aushändigen«, sagte Lisbon an mich gewandt, »und Sie kommen in Schutzgewahrsam. Ich kann nicht verantworten, dass Red John Ihnen noch einmal so nahe kommt.« Sie wartete nicht einmal eine Antwort von mir ab, da erhob sie sich bereits und verließ meine Wohnung.
Mein Kopf brummte. Meine Gedanken kreisten umher. Ich wusste nicht, wie ich all das hier einschätzen sollte. Es wirkte so surreal.
Red John hatte eine Frau getötet und mich und Jane am Leben gelassen. Natürlich verfolgte er etwas damit.
Doch was war es?

3633 Wörter

Dam dam daaaam. Und was Red John damit verfolgt, erfahrt ihr im nächsten Kapitel - im Finale. Es wird danach nur noch der Epilog folgen, dann ist das Buch zu Ende.

Was, denkt ihr, wird geschehen? Was verfolgt Red John?

Und was haltet ihr davon, dass Kate nichts über RJ's Brief erzählt hat? Hätte sie es vorher tun sollen?

Übrigens bin ich jetzt endlich bei der Serie so weit, dass ich das "Finale" zwischen RJ und Jane gesehen habe. Ich muss sagen, ich bin etwas enttäuscht. Für den "ach so"-berüchtigten Red John war das Ende nicht so interessant. Was Halter ihr davon? Spoiler bitte markieren!

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