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An den Verfasser

( Dies ist eine Antwort auf das Kapitel Demain, ma tombe. von Mila_Hunt_7 )

Ich weiß nicht, wer du bist. Ich weiß nicht, ob du noch am Leben bist oder ob der Krieg, wie so viele andere, auch dich verschlungen hat. Aber dein Brief, den ich hier in Händen halte, hat mich tief getroffen.

Es ist der Winter 1943, und ich bin ein deutscher Soldat. Vielleicht hast du diesen Brief an einen Kameraden oder deine Familie senden wollen, doch irgendwie ist er hierher, in meine Hände, gelangt. Es spielt keine Rolle, wie er zu mir gekommen ist – vielleicht ist es Schicksal, vielleicht Zufall. Was zählt, ist, dass er mich zwingt, über Dinge nachzudenken, denen ich lange auszuweichen versucht habe.

Du schreibst vom 1. September 1939, vom Beginn dieses Krieges, der für dich ein Abschied war – vielleicht für immer. Für uns war es ein Tag, an dem alles mit Siegesliedern begann, mit Parolen von Ehre und Pflicht. Damals glaubten wir noch, das Richtige zu tun, unserem Land zu dienen. Jetzt, vier Jahre später, weiß ich nicht mehr, ob ich an etwas glauben kann.

Du schreibst von deiner Angst, von dem Wissen, dass dein Abschied von deiner Familie endgültig sein könnte. Wie oft habe ich selbst Briefe geschrieben, die ich nie abschickte, aus Angst, sie könnten die letzten sein. Wie oft habe ich daran gedacht, ob mein Sohn – er ist fünf Jahre alt – jemals verstehen wird, warum sein Vater gegangen ist, um in einem Krieg zu kämpfen, der längst seinen Sinn verloren hat.

Und jetzt lese ich deine Worte, deine Verzweiflung. Ich sehe vor mir, wie du in einem Erdloch eingeschlossen warst, mit nichts als deinen Gedanken und dieser grausamen Gewissheit: Heute deine Zuflucht gegraben, morgen dein Grab. War das dein Ende? Oder hast du es geschafft, dem Tod noch einmal zu entkommen, nur um später von ihm eingeholt zu werden?

Ich kann nicht anders, als zu fühlen, dass wir uns so ähnlich sind – und doch auf gegnerischen Seiten standen. Aber was bedeutet das schon, „Gegner"? Deine Worte hätten genauso gut von mir stammen können, von einem meiner Kameraden, von irgendeinem Mann, der gezwungen wurde, sein Leben für etwas zu opfern, das größer sein soll als er selbst. Und doch: Was ist das, wofür wir kämpfen? Ehre? Pflicht? Oder nur ein gnadenloser Kreislauf aus Angst, Blut und Tod?

Ich will dir ehrlich sein, Fremder: Zu Beginn dieses Krieges war ich stolz. Ich habe geglaubt, dass wir für eine gerechte Sache kämpfen. Aber jetzt, 1943, ist von diesem Stolz nichts mehr übrig. Ich habe Männer sterben sehen, so viele, dass ich aufgehört habe zu zählen. Ich habe Dinge getan, die ich mir niemals hätte vorstellen können, und jeden Tag frage ich mich, ob es noch einen Weg gibt, diese Schuld abzutragen.

Dein Brief erinnert mich daran, dass wir alle nur Menschen sind. Dass wir alle Hoffnungen, Ängste und Familien haben. Dass dieser Krieg nicht mehr ist als ein Theater der Zerstörung, das unsere Leben zermalmt. Du hattest den Mut, deine Verzweiflung aufzuschreiben. Ich weiß nicht, ob ich denselben Mut habe.

Vielleicht bist du längst tot, vielleicht nicht. Vielleicht liest niemand jemals diese Antwort. Aber ich schreibe sie dennoch, weil du mir gezeigt hast, dass irgendwo jenseits des Lärms der Bomben, des Chaos und der Befehle etwas liegt, das wirklich zählt. Menschlichkeit.

Dein Brief hat mich verändert. Und sollte ich diesen Krieg überleben, werde ich ihn niemals vergessen – noch den Mann, der ihn geschrieben hat.

In tiefer Ehrfurcht vor deinem Mut,
Ein deutscher Soldat
Winter, 1943

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