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Ein Schritt zu weit

„Echt jetzt", murmelt Kyle auf meine Nein-Antwort hin, aber ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es ist keines der diabolischen Art.

„Ich danke euch, dass ihr mit uns in Kontakt getreten seid", haucht das Medium jetzt. „Ich spüre die Anwesenheit mehrerer eurer Art."

Huch? Das ist neu. Kyle zuckt nur mit den Schultern. „Manche von ihnen haben wirklich ein Gespür für uns. Deswegen nennen wir sie ja Medien."

„Ich habe eine Frage von essenzieller Wichtigkeit für euch", fährt die verschleierte Frau nun fort. „Kennt jemand von euch einen Lebenden namens Damian Lansky?"

Ich blinzele und lehne mich zurück. Auch Kyle sieht reichlich irritiert aus.

„Er ist mein Freund", quiekt eines der Mädchen. Es ist dasjenige, das mir so bekannt vorkommt und gerade die Hand seiner Freundin umklammert. „Ich glaube, er betrügt mich?"

„Wir haben diese Generation verloren", kommentiert Kyle trocken. „Es ergibt alles keinen Sinn mehr. Nicht einmal mehr in Instagram-Profile hacken sie sich, um auf solche Fragen eine Antwort zu finden."

Trotzdem tritt er an den plüschigen Tisch, verschiebt das Dreieck auf Ja und stößt noch ein paar Mal mit dem Fuß gegen den Tisch, sodass er unter der Attacke erbebt. Er wird von zwei Schreien belohnt.

Ich werfe Kyle einen entrüsteten Blick zu. „Für so etwas muss ich ganz schön viele Bilder zerspringen lassen", teile ich ihm mit und er schenkt mir eines dieser Lächeln, das irgendwo vielleicht attraktiv sein könnte.

„Was wisst ihr?", fragt das Medium nach. „Sprecht mit uns und teilt eure Weisheit."

Mir ist aber überhaupt nicht danach, meine Weisheit zu teilen. Stattdessen mache ich es Kyle nach und trete ebenfalls gegen den Tisch.

Allerdings habe ich mich mit meinem Schwung etwas verschätzt und anstatt des Bebens, das ich eigentlich haben wollte, kippt der Tisch um. Samt des Ouija-Boards und der Kerzen, die darauf stehen. Beides verteilt sich auf dem weinroten Teppich.

Hoppla, denke ich noch, als der erste Teil des Teppichs Feuer fängt, aber dann entscheide ich, einfach mit dem Flow zu gehen. Ich bin schließlich ein Poltergeist und im Dienst.

Also lasse ich eine Stichflamme emporlodern. Sie entsendet eine Hitzewelle in den Raum, sowohl die zwei kreischenden Mädchen als auch das Medium gehen auf Abstand. Blöd nur für sie, dass die Samtüberzüge der Möbel sich selbstständig machen. Sie rollen sich von den Sesseln hinunter und schlängeln sich auf diejenigen zu, die sich zu verbergen suchen.

Dieses Mal ist das Grinsen auf meinem Gesicht diabolisch, als ich es schaffe, eine Windböe heraufzubeschwören und das Feuer weiter anzufachen. Es ist noch keine Gefahr für alle Anwesenden, aber oh, es wird nicht leicht zu löschen sein.

„Es tut mir leid!", kreischt das blonde Mädchen ohne Vorwarnung und sowohl Kyle als auch ich zucken zusammen. „Ich hätte nicht lügen sollen! Es gibt keinen Damian, es tut mir leid!"

Unerklärliche Wut erfasst mich, überspült mich mit glühend heißen Flammen und brennt ein Loch in meine Magengrube. Wenn ich eins nicht leiden kann, dann ist es, an der Nase herumgeführt zu werden.

„Bitte tut uns nichts", wimmert die Freundin, aber ich kümmere mich nicht darum.

Ich hebe die Arme, auch wenn Kyle warnend meinen Namen sagt.

Tosend schießen die Flammen nach oben und breiten sich über die Decke aus, lecken an den noch samtüberzogenen Möbeln und drohen sie in Brand zu setzen. Eine Haarsträhne des zweiten Mädchens fängt Feuer, weil es sich nicht schnell genug geduckt hat. Möbel fliegen zur Seite und verwandeln sich in Geschosse.

Und ich stelle fest, dass ich keine Kontrolle mehr habe, ich weiß nicht, wie ich aufhören soll, wie ich das unterbinden soll – ich stehe einfach nur da. Bis jemand meine Hand ergreift und mich zu Boden reißt.

Hart komme ich auf dem Teppich auf und blicke direkt in eine kleine Flamme, die beinahe spielerisch zu meiner Nase hinauftanzt.

Die Zerstörungskraft dessen, was ich provoziert habe, lässt nach und ich kann mich wieder ein bisschen sammeln. Was ist gerade –

„Ich weiß, was in dir vorgeht, ich spüre deinen Zorn." Das Medium liegt noch auf dem Boden und blickt an die Decke, als könnte es nicht fassen, dass es noch am Leben ist, aber das hält es nicht davon ab, zu sprechen. „Ich weiß, dass du verletzt bist. Ich spüre deinen Zorn."

Ich reagiere nicht, aber das, was sich verflucht nach einem rasenden Herzschlag in meiner Brust anfühlt, wird langsamer und verschwindet schließlich.

Das Feuer erstirbt nach und nach und Kyle lässt meine Hand los. Jetzt hat er die Baseball-Cap verloren und die hellbraune Haarmähne, die er darunter verbirgt, fällt ihm ums Gesicht.

Er sieht genauso irritiert aus, wie ich mich fühle. Das war überhaupt nicht typisch für mich.

Bevor allerdings einer von uns beiden noch ein Wort sagen kann, verändert sich etwas. Eine Präsenz schlägt über uns zusammen, die mächtiger ist als alles, was ich in dieser Nacht bisher gefühlt habe. Es ist, als hätte sich eine Decke über uns abgesenkt und würde uns nun das Atmen erschweren.

Ich frage mich, ob die Lebendigen es auch spüren können, da ringt das Medium schon nach Luft. Die Augen der Frau geistern durch den Raum, aber finden uns nicht.

Die zwei Mädchen indes rappeln sich auf, werfen dem Medium einen entsetzten Blick zu und taumeln dann aus dem Raum heraus und eine kleine Flamme der Wut züngelt wieder in mir auf. Kleine Feiglinge. Sie werden alle noch Besuch von mir bekommen.

Für den Moment habe ich aber dringendere Sorgen. Etwas nähert sich.

Das Medium atmet rasselnd ein. „Es ist hier", wispert es und erschaudert.

Dieses Mal spüre ich das Brummen des Motors, bevor ich es höre. Vielleicht hat ein Teil von mir nur darauf gewartet, dass es wiederkommt. Trotz dem, was Theresa getan hat.

Denn ein kleiner Teil von mir weiß die ganze Zeit schon, was eigentlich Sache ist: Das Taxi ist für mich hier und nur, wenn ich ihm nachgebe, wird es wieder verschwinden.

Das ist der Grund, warum ich hoch aufgerichtet durch die Tür des Mediums trete, als das weiße Gefährt um die Ecke biegt. Kyles Warnung ignoriere ich.

Das Taxi nähert sich genauso lautlos wie das letzte Mal, keine Geräusche der Reifen auf dem Boden, keine Bremsen und keine Musik, die aus dem Inneren dringt. Nur dieses Dröhnen, das meinen ganzen Körper zum Vibrieren bringt.

Dann bleibt es vor mir stehen und absolute Stille tritt ein.

Das bekannte Ziehen macht sich in mir breit, als ich die Hand nach dem Griff ausstrecke. Halb rechne ich damit, einen elektrischen Schlag zu bekommen, aber es ist ein ganz normaler Autogriff. Und die Tür schwingt ganz normal auf und ganz normaler Ledergeruch wabert mir entgegen.

„Hallo", sage ich zu dem Wesen, das sich auf dem Fahrersitz breitgemacht hat. Einen Moment darauf schelte ich mich, weil irrationale Enttäuschung in mir aufwallt. Ich hatte irgendwie ... mehr erwartet? Bei all den Gerüchten, bei der unheimlichen Atmosphäre hätte ich zumindest mit Fangzähnen oder ein paar Tentakeln gerechnet.

Aber auf dem Fahrersitz sitzt einfach nur ein ganz normaler Typ. Er ist vielleicht ... Anfang fünfzig und trägt eine beige Cordhose und ein völlig ausgewaschenes Polohemd mit bunten Streifen. Wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass es ausgewaschen ist, sonst hätte mir die Farbkombination wahrscheinlich in den Augen gestochen.

Nachdem ich eine Weile gestarrt habe, wendet er mir sein Gesicht zu. Und wenn ich noch die Hoffnung hatte, dass dort etwas Überraschendes zu erwarten wäre, wird diese bitter enttäuscht. Denn sein Gesicht ist ebenso alltäglich wie seine Kleidung. Weiche Züge und ein leicht zurückgehender Haaransatz, ein Gesicht, das man eigentlich direkt wieder vergisst.

„Steigst du ein oder nicht?", fragt der Taxifahrer, als hätte ich ihn bestellt und er noch drei andere Kunden in der Warteschleife. „Es kommt kalt rein."

Wortlos steige ich ein. Der Ledersitz ist angenehm weich und auch hier drin riecht der Wagen neu. Ich versuche mir einzureden, dass ich keine Angst haben muss. Ich bin doch schon tot. Es gibt nichts, was der Typ mir noch antun könnte.

Das Verschwinden der anderen Geister hat bestimmt grundlegend andere Gründe. Heute in der Reihe: Lügen, die ich mir erzähle, um mich besser zu fühlen.

„Hallo" krächze ich erneut und schließe die Tür hinter mir.

„Hallo", erwidert der Fahrer freundlich. Sogar seine Stimme ist unauffällig. „Schön, dass du dich getraut hast."

Ich werfe ihm einen Blick von der Seite zu. Schön? Schön? Er hat mich praktisch dazu gezwungen. Und er ist immer aufgetaucht, wenn ... nunja. Wenn etwas passiert ist, das eigentlich nicht passieren sollte.

„Wollen wir dann?", fragt der Fahrer. „Ich bin Leif."

„Ich bin Miriam", erwidere ich.

„Freut mich, dich kennenzulernen, Miriam."

„Danke."

„Ich mag deine Haare."

Ich fahre mir mit der Hand durch die blonden Locken. „Dankeschön?"

Wir stehen immer noch an Ort und Stelle, aber als offensichtlich wird, dass ich nichts mehr sagen werde, seufzt Leif und lässt den Motor an.

„Los geht's."

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und bringe noch eine Frage heraus.

„Wohin fahren wir?"

Leif mustert mich von der Seite, nimmt den Blick aber vorbildlich nicht für eine Sekunde von der Straße. „Dorthin, wohin du musst, Miriam. Und ein kleines Stückchen weiter."


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