Langsam wanderte er durch die großen Hallen. Seine Schritte hallten dabei gespenstisch von den Wänden wieder. Er ging ohne Hast, seine Schritte waren ruhig und geleichmäßig. Als er das große Portal erreichte, blieb er stehen. Gedanken verloren betrachtete er das reich verzierte Tor. Langsam ging er zu der steinernen, kolorierten Abbildung einer jungen Frau, die lächelnd Blumen pflückt und sie in einem Strauß zusammenfasst. Sie steht auf einer Wiese voller Kornblumen, Hyazinthen, Löwenzahn und wilden Orchideen. Einzelne Träne war auf ihrem fröhlichen Gesicht zu erkennen. Das bunte Relief war schon über dreihundert Jahre alt, seine Schönheit jedoch war zeitlos und die Farben leuchteten noch genauso wie an jenem Tag, als er das Werk hatte in das Portal einarbeiten lassen. Als Erinnerung an seine Geliebte, seine Frau, seine Begleiterin für drei glückliche und erfüllte Jahre. Als Erinnerung daran, dass man an nichts sein Herz hängen sollte, das endlich ist. Denn wenn es vergeht, bleibt nichts als Leere zurück. Leere und Stille, die durch nichts vertrieben werden kann. Als Erinnerung daran, dass das Leben einen betrügt, sobald man unaufmerksam wird, unvorsichtig, sich sicher fühlt.

Seufzend wandte er sich ab und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Es war schon zu lange her und er wurde gebraucht.

Er musste seine Leute schützen, die Bedrohung eliminieren und jeden der diesem im Weg stand beiseite räumen. Etwas so schreckliches wie damals durfte nicht wieder geschehen. Es war schon zu oft passiert, vor zweihundert Jahren zuletzt, als er seinen Verlust betrauerte und unachtsam war. Doch nie wieder würde er sich so gehen lassen, nie wieder würde er sich eine Pause gönnen. Nicht einmal wenn alle ihre Feinde besiegt waren. Denn das Schicksal kann grausam sein.

Vor zweihundert Jahren dachte er, er hätte die Bedrohung vernichtet. Doch jetzt schien es als wären sie zurück. Zurück um zu jagen, zu töten, zu zerstören.