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Eins


EINS

Sex, Drogen, Gewalt, Mord.

Das waren die Schlagworte, die jeder sofort im Kopf hatte, wenn man auf Taemin zu sprechen kam. Jeder kannte ihn, jeder wusste was er tat, womit er sein Geld verdiente und wozu er fähig war. Aber niemand hielt ihn auf. Am wenigsten die Polizei, denn egal was sie auch versuchten, sie konnten ihm nicht ans Leder, dafür war er zu gerissen.

Ich war vierzehn, als ich auf Taemin traf. Okay, zugegeben, zu diesem Zeitpunkt war er noch ein kleines Licht in der kriminellen Unterwelt, mehr so ein aufgehender Stern – und selbst das checkte ich erst nach einer ganzen Weile – doch heute, über acht Jahre später, sah die Sache ganz anders aus.

Mit vierzehn Jahren war er mein erklärter Held, aber das war vielleicht sogar verständlich. Immerhin stand ich auf der Straße, ein klassischer Ausreißer, ohne Plan, ohne Geld, ohne eine Idee, wie ich weitermachen sollte. So weit hatte ich nicht gedacht. Abhauen, das war mein vordringlichstes Ziel gewesen. Wegrennen und nie wieder zurückgehen in diese Hölle, die sich mein Elternhaus schimpfte. Dass ich dort nicht wirklich erwünscht war, schon gar nicht, nachdem mich mein Vater erwischt hatte, wie ich meinen besten Freund geküsst hatte, konnte man immer noch sehr gut in allen Schattierungen von rot und blau bis grün und gelb in meinem Gesicht und auch auf meinem Körper sehen. Dabei war das doch gar nichts Ernsthaftes gewesen, nur... ein Versuch. Noch dazu einer, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war. Trotzdem wusste ich, dass ich dort nicht bleiben konnte. Meine Strategie zum Überleben war also schlicht: Hau ab, ganz gleich wohin.

Dass zum Überleben auf der Straße noch ein paar Dinge essenziell waren, begriff ich schnell, doch obwohl ich weder Geld, noch Essen oder einen Unterschlupf hatte, wusste ich zumindest eines sehr genau, ich würde auf keinen Fall heimkehren. Niemals. Lieber wollte ich wie ein ausgemergelter Katzenkadaver in irgendeinem dreckigen Hinterhof verrotten.

Davon war ich gar nicht mehr so weit entfernt als Taemin mich fand. Wie ein Häufchen Elend hockte ich in einem Hinterhof, zwischen Gerümpel, Müll und struppigen Büscheln von Unkraut, das hartnäckig seinen Platz zum Leben beanspruchte. Es regnete, ich hatte seit fast zwei Tagen nichts gegessen, weil - wenn es galt, noch Essbares aus den Mülleimern zu fischen – andere Streuner schneller waren und mir zuvorkamen. Manchmal sogar die auf vier Beinen.

Ich hatte schon wieder Prügel eingesteckt, dieses Mal nicht von meinem Vater, sondern von einem Kerl mit verfilztem Bart, dessen Schlafplatz ich wohl unwissentlich belegt hatte. Nun, mit vierzehn wusste ich noch nichts davon, dass auf der Straße eine noch strengere Hierarchie galt als in den schicken, lichtdurchfluteten Bürogebäuden, die bis in den Himmel ragten. Ich versuchte lediglich zu überleben, begann aber zu verstehen, dass ich wohl nicht sonderlich gut darin war. Und während ich dort kauerte, mich in die Ecke drückte, um dem Regen zu entkommen, versuchte, nicht daran zu denken, dass mein Magen schon schmerzhaft krampfte, vor lauter Hunger und... vielleicht... auch ein ganz kleines bisschen weinte, stand er plötzlich vor mir. Taemin.

Er stand da, die silberblond gefärbten Haare strähnig und nass, in einer schwarzen, weiten Freizeithose und einem schlabbrigen Shirt, womit er im Gesamtbild wirkte, als käme er direkt aus der Bronx. Schäbig, abgerissen und dabei viel zu cool, um gewöhnlich zu sein. Die Hände auf die Knie gestützt, ein wenig herabgebeugt, damit er mich auch sehen konnte, musterte er mich und neigte dabei den Kopf von einer zur anderen Seite. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert.

„Na, du kleines Schlammtäubchen, was machst du hier?", war der Auftakt, der alles verändern sollte und mich aus meinem momentanen Elend holte.

Weder der Regen noch der Müll ringsum schienen ihn wirklich zu stören und vielleicht war es genau das, diese ungeteilte Aufmerksamkeit, die er mir in diesem Moment schenkte, was meine Hoffnung schürte. Zumindest sah ich auf, blickte in dunkle, amüsiert glitzernde Augen und wischte mir hastig durch das Gesicht. Regen, es war doch nur Regen.

„Hast du auch einen Namen, Täubchen?"

Da war wirklich viel Regen in meinem Gesicht.

Ich schniefte, wischte über meine Augen, fuhr mit meinem Handrücken unter meiner Nase vorbei, rieb dann verlegen die Hände an meinem feuchten, dreckigen Pulli und wusste nicht so recht, wo ich hinsehen sollte.

„Minho", murmelte ich schließlich doch noch, weil er sich weder aufrichtete noch wegging.

„Minho also, alles klar. Ich bin Taemin. Komm, ich besorge dir was zu essen, hm? Du siehst nämlich aus, als würdest du mir das Bein annagen, wenn ich mich jetzt einfach umdrehe und gehe." Damit streckte er mir die Hand hin, wohl um mir aufzuhelfen und ich ergriff sie.

Weg war alles, was ich jemals gehört hatte zu „rede nicht mit Fremden" bis „geh nicht mit jemanden mit, den du nicht kennst." Ich war allein, mir war kalt, ich war ausgehungert, im wörtlichen und im übertragenen Sinn, nach Wärme, nach Zuneigung, nach wenigstens einem kleinen bisschen Aufmerksamkeit und Taemin gab mir das alles. Praktischerweise begann er dabei mit einem Becher Instantnudeln, die man hier in jedem zweiten Laden kaufen und auch gleich essen konnte – sofern man Geld hatte. Ich vertilgte meine Portion so schnell, dass er mich stirnrunzelnd betrachtete und womöglich überlegte, ob er mir noch einen Becher kaufen sollte. Stattdessen wurde es eine Tüte mit salzigen Knabbersnacks und eine Dose Milkis mit Erdbeergeschmack. Gut möglich ich hatte einfach so sehnsüchtig danach geschielt, dass er es nicht übers Herz brachte, sie mir nicht zu kaufen, ich habe ihn nie danach gefragt.

Dem folgte ein Schlafplatz für die Nacht, nicht mehr als eine Matte und eine Decke auf dem Boden einer Lagerhalle. Die Matte müffelte, aber ich musste nicht unter freiem Himmel schlafen, mir war zum ersten Mal seit Tagen nicht kalt und... ich war nicht allein, denn Taemin saß die ganze Nacht an meinem Kopfende, die Hand auf meiner Schulter oder in meinen Haaren. Womöglich schlief er auch dort, auf dem Boden sitzend, an die Wand gelehnt und dabei über mich wachend.

Fragte mich also heute jemand, was genau Taemin für mich damals – bei unserem ersten Treffen – war, wäre die Antwort: Ein Engel. Und ich gäbe diese Antwort wohlwissend, dass nichts an ihm engelhaft ist, mal abgesehen von seinem Gesicht vielleicht. Im Grunde ist es mir heute noch ein Rätsel, warum er ausgerechnet mir geholfen, mich gerettet hat. In den letzten achteinhalb Jahren habe ich ihn nie wieder etwas Vergleichbares tun sehen.

Damals, an diesem elenden Regentag, stellte Taemin die Weichen für meine Zukunft, nicht mein Vater, nicht die Schule, nein, ein junger Kerl, selbst noch nicht erwachsen, zumindest nicht auf dem Papier, der überhaupt nichts über mich wusste. Er nahm mich unter seine Fittiche und versprach mir, dass er immer da sein würde. Er versprach mir auch, dafür sorgen, dass ich immer was zu essen und einen Platz zum Schlafen haben würde. Auf meine Frage, warum er das alles für mich tat, hatte er mir nie geantwortet, aber er zeigte es mir.

Mit Vierzehn sah ich zu ihm auf. Ich war ein Kind, das eine Vaterfigur brauchte. Mit Fünfzehn hatte ich endlich einen Namen für das aufregende Gefühl, das mich jedes Mal in seiner Nähe erfasste und wusste, ich hatte mich in den Mann verliebt, der mir so viel Aufmerksamkeit schenkte und mich mit seiner Zuneigung regelrecht überschüttete. Ich war so geblendet und überfordert von meinen neuen Emotionen, dass ich vieles andere, was um mich geschah, gar nicht wahrnahm oder schlicht verdrängte.

War ich plump und leicht zu durchschauen?

Mit Sicherheit.

Mit 16 küsste er mich zum ersten Mal und hob dabei meine Welt aus den Angeln, drei Monate später verlor ich meine Unschuld. Ich wusste definitiv, dass Taemin kein guter Kerl war, aber ich schob auch diesen Gedanken weit von mir. Er war 22, bereit den steilen Pfad des kriminellen Untergrunds zu meistern und ich war sein Babyboy.

Die volle Bedeutung dieses Kosenamens konnte ich noch nicht verstehen, ich wusste doch nichts darüber. Aber ich liebte ihn, mit all der kompromisslosen Inbrunst eines flatternden Teenagerherzens und es dauerte noch zwei Jahre, bis ich wirklich verstand, wer dieser Mann war und was ich in dieser seltsamen Konstellation unserer verbotenen Beziehung darstellte.

Ich war dabei als Taemin die unsichtbare Karriereleiter dieser wortlos akzeptierten Hierarchie hinaufkletterte und sah zu, wie er den Thron bestieg. Gleichzeitig baute er eine Scheinwelt um uns auf, die ich bis zum heutigen Tag nicht verlassen habe. Mag sein, ich trug Scheuklappen und wollte gar nicht sehen wohin mich diese Beziehung gebracht hatte, Fakt war aber auch, dass sich allein der Gedanke, Taemin zu verlassen, anfühlte als würde man mich zwingen Säure zu trinken.

Aus dem Babyboy wurde ein teuer erkauftes Spielzeug, mit Luxus überschüttet, an goldenen Fesseln angekettet, hoch oben in seinem Elfenbeinturm. Niemals frei.

Heute, mit 23 Jahren, lebte ich immer noch in der feudalen Verschwendung einer Penthouse Wohnung, die ich meist nur an seiner Seite verließ. Es war ein kostspieliges und exklusives Leben, dessen Finanzierung ich größtenteils ebenso verdrängte, wie alles andere, das ihn ausmachte. Ich bekam alles, was ich wollte, solange ich mich an die Spielregeln hielt und diese beinhalteten auch, dass ich 24 Stunden, rund um die Uhr, ihm – und nur ihm – zur Verfügung stand. So hatte er es mich gelehrt, so hatte ich es verinnerlicht und niemals aufbegehrt. Ich gehörte zu seinem Besitz, wie alles andere, das mich umgab, aber das war nicht wichtig. Ich wollte ohnehin nicht ohne ihn sein, also nahm ich dafür in Kauf, dass er mich einsperrte und ausführte, wie andere ein exotisches Haustier. Nur dann und wann, wenn ich alleine auf dem Balkon stand, der kühle Nachtwind mir die Haare zerzauste und die Stadt unter mir zu einem bizarren Lichtermeer verschwamm, hatte ich mir den Gedanken gestattet, wie es gewesen wäre, wenn wir ein anderes Leben gewählt hätten.

Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte mich niemals diesen Träumen hingegeben, denn sie schürten eine Unzufriedenheit, die mich grüblerisch machte.

So wie heute.

Vor 30 Minuten war Taemin nach Hause gekommen, aber er hatte mich nicht begrüßt. Lediglich das Klicken der Tür war zu hören gewesen und während ich mich noch hoffnungsvoll umgedreht hatte – immer noch bekam ich Herzklopfen in seiner Nähe, war das nicht verrückt? – war Taemin längst hinter der nächsten Tür verschwunden. Seitdem hatte er das Badezimmer nicht mehr verlassen und ich wusste auch, was das bedeutete. Er verwischte Spuren.

Mit einem leisen Seufzen lehnte ich mich wieder an die Balkonbrüstung und beugte mich nach vorn, um einen Blick in die schwindelnde Tiefe zu werfen. Meine Gedanken trieben davon und ließen meine Stimmung einbrechen.

Es gab zu viele Dinge, die er vor mir verbarg, immer schon, nur war ich eben schon lange nicht mehr der 16-jährige naive Junge, der die Zusammenhänge nicht verstand. Ich musste es nicht mit eigenen Augen sehen, um zu wissen, was er tat und er musste mich nicht in all seine Geheimnisse einweihen. Es war wie ein unausgesprochenes Arrangement zwischen uns. Er erzählte nichts und ich fragte nicht. Das war nicht blauäugig, es war eine Form von Selbstschutz.

Ich wusste von den Frauen und den Drogen, von den wilden Partynächten an denen ich nicht teilnahm und es war mir egal, weil es bedeutungslos war, solang er jede Nacht zu mir zurückkam. Ich wusste auch von den Wagenladungen voll Geld, die im Schleier einer nicht existenten Firma für elektronische Kleingeräte verschwanden und über diverse ausländische Banken wieder ihren Weg zurückfanden.

Und ich wusste von dem Waffenarsenal im Untergeschoss des Sabotage, dem Nachtclub, der sein Aushängeschild war, auch wenn er mich niemals eingeweiht hatte. Das musste er nicht. Taemin liebte Waffen. Messer, Dolche, Katanas – eine Vielzahl davon fand sich als exzentrische Wanddekoration in dieser Wohnung wieder und sie waren alle echt. So echt wie sein erklärter Liebling, eine Beretta M9 Inox mit verlängertem Lauf und graviertem Griffstück in Weiß. Sie lag, wenn er zuhause war, im Wandtresor in unserem Schlafzimmer. Ansonsten trug er sie immer bei sich und ich war mir sicher, sie war nicht nur schmückendes Accessoire.

Wieder war hinter mir ein Geräusch zu hören und ich warf einen raschen Blick über die Schulter. Soeben trat Taemin aus dem Bad, kreuzte den Flur und ging ins Schlafzimmer, ohne auch nur einen Blick auf mich zu richten. Für einen Moment überlegte ich, ob ich ihm folgen sollte, doch kannte ich mittlerweile alle seine Signale, ganz gleich wie beiläufig sie sein mochten, weswegen ich mich nicht der Illusion hingab, er würde dort auf mich warten.

Er zog sich nur um und wollte wieder weg, ich rümpfte missmutig die Nase. Ich hatte gewartet – Stunden! – und jetzt wollte er mich noch länger warten lassen. In meiner derzeitigen Verfassung war das nichts, was ich einfach so schlucken konnte.

Es dauerte ein paar Minuten, dann tauchte er erneut im Flur auf, dieses Mal nicht elegant in Anzug und weißem Hemd, nein, jetzt war es das ultimative Partyoutfit. Schweigend glitt mein Blick über das schwarze Leder, dass sich an seine Beine schmiegte, kroch noch weiter, über deutlich zu viel nackte Haut, die unter dem schwarzen Netzhemd hervorblitzte, welches erst in Höhe seiner Brust mit unzähligen schimmernden und im Gegenlicht aufblinkenden Metallplättchen besetzt war. Er wollte also gesehen werden. Oh ja, so würde es ihm auch mit Leichtigkeit gelingen. Nicht, dass irgendjemand ihn jemals hätte übersehen können, wenn er die VIP-Lounge seines Clubs betrat. Ein Kaiser, der im Triumphwagen bis vor die Tore gefahren wird, hätte kaum auffallender sein können. Ich seufzte innerlich. Wenn er so drauf war, wollte er feiern und auch das ging mir gerade gehörig gegen den Strich.

Während ich also meine Musterung abschloss, fing er meinen Blick auf und kam ohne ein Wort zu mir herüber. Ich wandte mich ab und drehte ihm den Rücken zu, immer noch auf dem Balkon verweilend. Meine einzige Möglichkeit, ihm unmissverständlich klarzumachen, was ich davon hielt.

„Hey", raunte er, kaum dass er nahe genug war, umarmte mich von hinten und drängte mich dabei gegen das kühle Metallgestänge des Balkons. Ich spürte die harten Stückchen Metall seines Oberteils durch den weichen Stoff meines Pullis und schloss die Augen. Für Sekunden presste ich die Lippen aufeinander. Er wusste genau, in welcher Verfassung ich gerade war, denn ohne Zweifel konnte auch er an jeder Mimik oder Geste meine Stimmung lesen, weswegen er jetzt auch zu einer äußerst sanften und liebevollen Begrüßung wechselte. Seine Hände legten sich an meine Seiten, ruhten auf meiner Taille, sodass sich die Hitze, die er ausstrahlte, allmählich durch den Stoff auf mich übertrug, unterdessen spürte ich, wie seine Lippen meinen Nacken berührten. Warmer Atem strich über meine Haut und bescherte mir eine Gänsehaut. Ich erschauerte spürbar und nun folgten behutsame Küsse, die eine Spur von meinem Nacken zu meinen Hals zogen, bis sein Mund meine Wange streifte. Leise seufzend gab ich nach, wandte mich zu ihm um und jetzt küsste er mich auf den Mund. Da hob ich die Hand, fasste in seine Haare und hielt ihn einen Moment lang fest, bis sein Mund sich wieder von meinem löste, dann sank mein Arm herab.

„Du musst noch einmal weg?" Es klang etwas kühl, aber ich war mir nicht sicher, ob es reichte damit Taemin das auch wahrnahm, denn gerade antwortete mir nur ein dumpfes Brummen, während seine Hände besitzergreifend über meine Seiten strichen.

Ich schnaubte genervt.

„Du hast mich den ganzen Tag allein gelassen! Du wolltest zum Essen hier sein, aber du bist nicht gekommen und jetzt musst du wieder los?"

Er mochte es nicht, wenn ich ihm Vorwürfe machte, dass er zu wenig Zeit für mich hätte, aber an guten Tagen war er trotzdem bereit, mir zu erklären, warum das gerade so war, auch wenn eine solche Erklärung wohl nur die Hälfte der Wahrheit beinhaltete. An schlechten Tagen jedoch wurde ich bestenfalls zurechtgewiesen, dass das alles ja auch für mich war, nicht nur für ihn.

Heute seufzte Taemin gut hörbar.

„Das Sabotage hat heute eine Special VIP Night, das weißt du doch. Sie erwarten, dass ich da bin, aber ich konnte nicht früher weg, deswegen die Verspätung."

„Ja schon gut." Auch diese Erklärung hatte ich hundertfach gehört, wenn auch nicht in diesem sanften Tonfall. Trotzdem ärgerte es mich. Verspätung! Es war beinahe zwei Uhr morgens.

„Was ist, hm?" Sein Finger legte sich unter mein Kinn und zwang mich aufzusehen. „Willst du mich begleiten, Täubchen?"

„Nein." Unwillig wand ich mich aus seinem Griff und drehte mich wieder um. Ich wollte nicht in diesen verdammten Club, wo ebenfalls alles nur Illusion war, wie der Rest meines Daseins. Armer, reicher Junge, mochte man da denken, aber ich sehnte mich dennoch nach irgendwas, was echt war. Aber unter den zuckenden Lichtern und wummernden Bässen war gar nichts echt, dort gab es nur den Geschmack von Champagner auf nackter Haut und es widerte mich an, es immer wieder aufs Neue zu sehen. All diese wunderschönen Mädchen, die an seinen Lippen hingen. Ich war nicht eifersüchtig, oder nur ein kleines bisschen, hauptsächlich war ich übersättigt von dieser Traumwelt, die jede Nacht ihre Pforten öffnete und jeden, der hindurchtrat, für die nächsten Stunden auf eine völlig surreale Ebene beförderte, von der man irgendwann im dunstigen Morgengrauen auf den harten Asphalt der Realität gespuckt wurde.

Ich wollte das echte Leben, die echte Welt, den echten Menschen hinter dieser Fassade. Ich wollte so vieles für das ich gar keinen Namen hatte.

„Kannst du nicht eine Nacht hierbleiben?" Meine Hand legte sich behutsam auf seine, die eben um meine Taille strich und warm und bestimmend auf meinem Bauch liegenblieb.

„Nicht heute Nacht", flüsterte er und hauchte dabei erneut ein paar federleichte Küsse in meinen Nacken.

Ich seufzte, schloss die Augen und neigte den Kopf etwas, um ihm mehr Spielraum zu geben. Es war eine Sache, sauer zu sein, aber eine völlig andere, mich ihm zu verweigern, das hatte ich noch nie getan. Außerdem wollte ich, dass er blieb! Meine Hand umschlang die seine fester.

„Bitte!" Warum klang ich jetzt wie ein weinerliches Kind?

Und warum lachte er daraufhin leise in meinem Rücken? Ich konnte es nur gedämpft hören, spürte dafür wie vorhin den warmen Atem auf meiner Haut und schon wieder rieselte ein wohliger Schauer über meinen Körper.

„Was ist los Baby? Fühlst du dich vernachlässigt?"

Ja!

Noch während ich das dachte, zog er den Halsausschnitt meines Kaschmirpullis ein wenig zur Seite und sein Mund küsste sich die Linie von meinem Hals zu meiner Schulter entlang. Eine weitaus deutlichere Form von Beachtung, bereits mehr sinnliche Verführung, die meine Sehnsucht schürte.

„Braucht mein Baby Zuwendung...?"

„Hmm..."

„Und Aufmerksamkeit...?" Er machte unverdrossen weiter.

„Mhmm!"

„Und Liebe...?"

„Ja, verdammt!", zischte ich, während seine Hand von seinen Worten begleitet immer tiefer gerutscht war. Jetzt hatte sie ihr Ziel fast erreicht und ich biss mir mit einem leisen begehrlichen Laut auf die Unterlippe.

„Hör auf zu fluchen, Baby, ich mag das nicht."

„Dann...!" Aber alles was ich einwerfen wollte, verlor sich in einem ebenso leises wie auch verzweifelten Stöhnen, als seine Hand mit festem Druck über meinen Schritt fuhr. Wieder hörte ich ihn Lachen, spürte ich seinen Atem über meine Haut streichen und erschauerte, während er weitermachte.

„Du bist ja schon hart", flüsterte er an meinem Ohr, küsste meinen Hals und umfasste mich nun auch mit der zweiten Hand, um mit raschen Handgriffen meine Hose zu öffnen. Schon glitt seine Hand unter den Stoff und obwohl sie warm war, fühlte sie sich kühl an auf meiner erhitzten Haut. „Woran hast du gedacht, während du auf mich gewartet hast?"

Darauf erwartete er sicher keiner Antwort, also genoss ich nur schweigend die Zärtlichkeiten, die er mir gerade zuteilwerden ließ.

„Mmmh", schnurrte Taemin wenig später an meinem Hals, während seine Finger die ersten Spuren von Feuchtigkeit ertasteten. „Armes Baby, warum sagst du mir nicht, was du brauchst? Du weißt, dass du alles von mir bekommst, hm?"

„Aber...", auch dieser Satz endete in einem hilflosen Stöhnen, weil er mich im selben Moment umfasste und seine Hand langsam auf und ab gleiten ließ. Gleich darauf entschied er wohl, dass er mehr Platz brauchte, denn die Hand zog sich zurück, zerrte stattdessen den Stoff zur Seite und befreite meine mittlerweile deutliche Erregung. Dann lagen seine Finger wieder darum und die andere Hand drückte meinen Kopf nach vorn.

„Spuck."

Verdammt nochmal! Wollte ich, dass er es mir jetzt und auf diese Weise besorgte?

Ja! ... irgendwie schon. Und auch wieder nicht.

Sicher wollte ich ihn, aber doch nicht einfach so! Ich wollte, dass wir uns liebten, irgendwo draußen, auf einer schäbigen Picknickdecke von mir aus, mitten im Nirgendwo, umgeben von Insektensummen und der drückenden Hitze eines Sommernachmittags. Stattdessen standen wir auf dem Balkon meines Luxusgefängnisses, unter mir die Stadt.

Dennoch senkte ich gehorsam den Kopf und ließ warmen Speichel von meinem Mund auf meinen harten Schaft und seine Finger tropfen. Die Flüssigkeit fühlte sich ebenso kühl an, während er sie verteilte, dann tippte seine Hand erneut auf meinen Hinterkopf.

„Mehr."

Noch mehr Spucke verließ meinen Mund und mit ihr ein neuerliches nicht zu unterdrückendes Stöhnen, als seine Hand nun mit kräftigen Bewegungen über meinen Schaft glitt, feucht und glitschig von meinem eigenen Speichel.

„Ah... ja, das ist gut, hm?", säuselte er in mein Ohr, küsste wieder meinen Hals und intensivierte die Bewegung.

War es! War es wirklich! Aber... Ich keuchte und mein Kopf sank ein Stück zurück. „Warum... ah... warum tust du... das...?"

„Weil ich will, dass mein Baby hübsch entspannt ist, wenn ich gehe." Wieder berührten seine Lippen meine Haut, seine Zähne knabberten leicht an mir. „Ich würde mir gerade wirklich liebend gerne Zeit nehmen für dich, Täubchen, aber das geht nicht. Also lass mich das für dich tun, hm?" Sein Griff wurde härter, die Bewegungen schneller und ich stöhnte rau auf.

„Gut...", hauchte er mir zu. „Zeig es mir, lass es mich sehen... komm schon." Ich hatte gelernt, mich auf seine Anweisung hin zurückzuhalten oder auch gehenzulassen und als nun gleichzeitig zu seinen Worten sein Daumen mehrfach über meine Spitze rieb, war es auch schon vorbei. Ich packte mit einer Hand in seinen Nacken, meine Finger gruben sich in seine Haut und ich stöhnte erneut haltlos. Sekunden später kam ich in seiner Hand, mein Arm fiel wieder hinab und mein Kopf sank endgültig auf seine Schulter. Sanfte, lobende Worte wurden mir zugehaucht, während mich seine Hand die letzten Momente meines Höhepunkts auskosten ließ, bevor er sie hob und seine Finger, feucht von meinem Sperma, über meine Lippen strichen. Wie von selbst zuckte meine Zunge darüber und ich konnte mich selbst schmecken.

„Gut, Baby", flüsterte er wieder, „sehr gut", dabei drehte er mich herum und nun verschloss sein Mund den meinen. Seine Zunge tauchte in meinen Mund, wir teilten meinen Geschmack und für einen Moment war ich viel zu benommen, um ihm übelzunehmen, dass er das getan hatte. Dann aber löste er sich von mir, sein Blick glitt an meinem Körper hinab und mit einem vagen Lächeln richtete er meine Kleidung. Schließlich strich er durch meine Haare und sein Blick fand den meinen. Noch fiel es mir schwer, ihn wirklich zu fokussieren und das merkte er auch, denn er lächelte.

„Ich liebe es, wenn du so bist."

„Und ich hasse es, wenn du das tust."

Taemin grinste, strich erneut durch meine Haare und küsste mich behutsam. „Ich mache es wieder gut, wenn ich heimkomme", raunte er an meinem Mund. „Also schlaf nicht so tief, Täubchen."

„Dann lass mich nicht so lange allein. Nicht schon wieder."

Zum ersten Mal schien er die Ernsthaftigkeit in meinen Worten auch als solche wahrzunehmen, denn jetzt hob er meinen Kopf an und musterte mich mit zusammengezogenen Brauen. Doch erst als ich leise murmelte „ich liebe dich", reagierte er. Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, schließlich flüsterte er „ich weiß" und dem folgte etwas lauter: „Und ich mache das nicht gerne."

Da ich nur seufzte, wurde sein Griff um mein Kinn fester, fast ein wenig grob.

„Ich tue das, weil ich es muss, Täubchen, das weißt du."

Ja, wusste ich, trotzdem sah ich ihn jetzt nur stumm an, vielleicht auch ein wenig trotzig.

Da atmete Taemin hörbar aus und seine Anspannung wurde beinahe greifbar.

„Täubchen?"

Ich schwieg verbissen.

„Minho!"

Nun ja, wenn er meinen Namen benutzte, hatten wir eine andere Ebene erreicht, denn für gewöhnlich war ich nur Täubchen, Kleiner oder Baby. Ich gab nach, schlug die Augen nieder und lehnte mich trotz seines groben Griffs an ihn, das Gesicht halb an seiner Brust verborgen. Kühles Metall drückte sich in meine Haut.

„Bleib nicht wieder die ganze Nacht weg", flüsterte ich und spürte wie seine Finger behutsam in meinen Haaren kraulten. „Komm zurück zu mir."

„Das tue ich doch immer", antwortete er nun. Den ernsten Worten folgte ein harter, fordernder Kuss, bevor er sich von mir losmachte, auf dem Absatz kehrtmachte und ging. Ich sah ihm nach, wie er im Flur erneut das Badezimmer ansteuerte, bevor er endgültig ging. Die Tür klickte ins Schloss und ich wandte mich fluchend wieder ab. Aber auch die Aussicht vom Balkon hatte jetzt jeden Reiz für mich verloren, weswegen ich in das Luxusappartement zurückkehrte und mich genervt auf das breite Bett im Schlafzimmer fallen ließ.

Missmutig starrte ich an die Decke, damit in den Spiegel und somit auf mein eigenes Abbild. Mein Körper war befriedigt, matt und träge, meine Gedanken waren es nicht. Immer noch fühlte ich mich vernachlässigt und das würde sicher auch nicht so schnell abflauen. Eine Weile rollte ich also nur unwillig auf dem Bett herum, schaltete sogar den Fernseher ein, der mich dann aber doch nur nervte, weswegen ich ihn wieder ausmachte und die Fernbedienung mit einem unwilligen Laut über die Kante kickte. Schließlich war ich endlich so weit, dass ich mich doch seufzend erhob und die Kommode ansteuerte, über welcher der versteckte Tresor hinter einem abstrakten Gemälde wartete. Ich zog die oberste Schublade auf, griff mir das Gleitgel und betrachtete die Auswahl an Toys.

Ich mache es wieder gut, hatte er gesagt, also schlaf nicht so fest. Und ich wusste, was das bedeutete. Sobald er zurück war, würde ich eine ganze Weile kein Auge mehr zutun. Besser und sicher auch angenehmer, ich war vorbereitet.

Schlussendlich entschied ich mich für einen Butt Plug mit einem funkelnden Stein an der Basis in einem sehr hellen mintgrün. Zum einen, weil ich ihn schlicht schön fand, zum anderen, weil ich wusste, dass er Taemin ebenfalls gefiel. Und er mochte es, wenn ich mich für ihn hübsch machte, egal auf welche Weise.

Zufrieden mit meiner Auswahl schloss ich die Schublade wieder und schlenderte ins Bad. Ich hatte Zeit, er würde garantiert nicht in der nächsten Stunde zurückkommen.

***

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